14. März 2025, 6:36 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Hundetrainerin Katharina Marioth beleuchtet die Vor- und Nachteile von innovativen Hundetraining-Methoden wie Doggy Fitness und Minddog® und für welche Hunde diese geeignet sind.
Immer häufiger sieht man sie in sozialen Netzwerken oder in spezialisierten Kursangeboten: Hunde in Fitnesstraining. Doch was verbirgt sich hinter diesem neuen Trend? Doggy Fitness, Fitness Loops für den Hund und Konzepte wie z.B. Minddog® werden als innovative Lösungen für ein besseres Hundetraining angepriesen. Aber wie sinnvoll ist dieser Ansatz tatsächlich? In diesem Artikel werfen wir einen kritischen Blick auf das Thema.
Was versteht man unter Doggy Fitness?
Doggy Fitness bezeichnet spezielle Trainingsmethoden für Hunde, die gezielt auf die körperliche und mentale Fitness der Vierbeiner abzielen.
Die Übungen beinhalten in der Regel:
- Körperliche Stärkung: Muskelaufbau, Koordinationstraining und Beweglichkeit. Typische Hilfsmittel sind Balancekissen, Hürden und Slalomstangen und verschiedene Untergründe.
- Mentale Auslastung: Hör- und Sichtzeichentraining, Geschicklichkeitsübungen und Problemlösungsaufgaben.
- Bindungsförderung: Zusammenarbeit zwischen Hund und Halter, die gegenseitiges Vertrauen stärkt.
Ein großes Versprechen ist, dass die physische und mentale Fitness des Hundes gleichzeitig verbessert wird, was auch zu einem ausgeglicheneren Verhalten führen soll.
Was steckt hinter den Fitness Loops für Hunde?
Fitness Loops sind strukturierte Programme, die oft in Form von Trainingsplänen angeboten werden. Sie setzen sich aus kleinen „Einheiten“ zusammen, die der Hund und sein Halter gemeinsam absolvieren. Die Idee stammt aus dem Humanfitnessbereich: Ein zyklisch aufgebautes Programm soll Abwechslung, Effektivität und eine gezielte Beanspruchung verschiedener Muskelgruppen garantieren.
Beispielübungen könnten sein:
- Balancieren auf einer Wackelplattform
- Hochsprünge auf niedrige Podeste
- Hindernisläufe
Ein großer Vorteil ist die flexible Gestaltung dieser Trainings: Sie können sowohl drinnen als auch draußen stattfinden und auf individuelle Bedürfnisse abgestimmt werden.
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Geschützte Lizenzsysteme wie wie Minddog®: Was bieten sie wirklich?
Minddog® ist ein geschütztes Lizenzsystem, das Trainingsmethoden für Hund und Halter vermarktet. Der Fokus liegt darauf, körperliche Fitness mit mentaler Auslastung zu kombinieren.
Typische Elemente solcher Programme
- Standardübungen: Gleichgewichts- und Koordinationsübungen
- Mentale Herausforderungen: Beispielsweise das Finden von Gegenständen oder das Erlernen neuer Kommandos.
- Soziales Training: Um den Hund auch in stressigen oder ungewohnten Umgebungen souverän reagieren zu lassen.
Die Methoden von Minddog® und ähnlichen Programmen sind patentiert und unterliegen einem einheitlichen Ausbildungskonzept für Trainer und entsprechenden Gebühren.
Kritik: Obwohl diese Konzepte professionelle Standards vorweisen, sind viele der Inhalte keine Neuheiten. Vielmehr handelt es sich um altbewährte Techniken aus der Physiotherapie, kombiniert mit Basiselementen des klassischen Hundetrainings. Der Nutzen hängt weniger vom Markennamen ab als von der Fähigkeit des Trainers, das Training individuell zu gestalten.
Brauchen Hunde wirklich ein „Gym“?
An der Frage, ob diese Art von Fitness-Ertüchtigung für Hunde sinnvoll ist, scheiden sich die Geister. Es gibt jedoch einige Aspekte die dafür oder dagegen sprechen.
Pro
- Gesundheitsförderung: Hunde – besonders Senioren oder solche mit orthopädischen Problemen – profitieren von gezieltem Bewegungstraining.
- Auslastung: Viele Hunderassen brauchen weit mehr als nur einen täglichen Spaziergang, um mental und körperlich zufrieden zu sein.
- Bindung: Die gemeinsame Arbeit stärkt die Beziehung zwischen Menschen und Tier.
Kontra
- Überforderung: Nicht jeder Hund ist für ein intensives Fitnessprogramm geeignet. Besonders ängstliche oder übermotivierte Tiere können schnell frustriert sein oder man schafft sich ein Erregungsproblem, ohne es zu wollen.
- Kosten: Viele Fitness-Angebote sind teuer und bieten keinen Mehrwert gegenüber traditionellen Trainingsmethoden.
- Alternativen: Ein guter Spaziergang mit Aufgaben wie Suchspielen oder Hindernisparcours erfüllt oft denselben Zweck.
Für wen ist Doggy Fitness geeignet – und wer sollte darauf verzichten?
Es gibt also einige Aspekte, die Doggy Fitness zu einer guten Ergänzung zur täglichen Bindungsarbeit machen können. Für einige Hunde ist der Trend jedoch auch weniger sinnvoll.
Geeignete Teilnehmer
- Hunde mit Spezialbedarf: Senioren, Hunde nach Verletzungen oder solche mit Übergewicht.
- Hochaktive Rassen: Hunde wie Border Collies oder Australian Shepherds, die sowohl geistig als auch körperlich stark ausgelastet werden müssen.
- Engagierte Halter: Wer bereit ist, regelmäßig Zeit und Energie in das Training zu investieren.
Nicht geeignet für
- Welpen: Ihre Gelenke und Knochen sind noch in der Entwicklung, weshalb übermäßiges Training schädlich sein kann.
- Hunde mit Verhaltensproblemen: Aggressives oder sehr ängstliches Verhalten sollte zuerst durch gezieltes Verhaltenstraining bearbeitet werden, bevor auf Fitnesskonzepte gesetzt wird.
- Unmotivierte Halter: Das Training erfordert Konsequenz und Engagement, was nicht jeder leisten kann oder will.

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Trend oder Bereicherung?
Doggy Fitness und Programme wie Minddog® sind sicherlich kein Must-have für jeden Hundebesitzer. Sie können jedoch eine sinnvolle Ergänzung sein, insbesondere für Hunde mit besonderen Bedürfnissen oder sportliche Halter, die ihrem Vierbeiner mehr Abwechslung bieten möchten. Gleichzeitig ist es wichtig, den Hund individuell zu betrachten: Nicht jedes Tier braucht ein „Gym“ oder intensive Trainingsroutinen, um glücklich und gesund zu sein.
Die Frage „Braucht es das wirklich?“ sollte also nicht pauschal mit Ja oder Nein beantwortet werden. Entscheidend ist, ob das gewählte Training zum Hund und seinem Halter passt – und ob beide Spaß daran haben.