13. Oktober 2024, 16:06 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Hund wird in einer Tasche umhergetragen oder im Buggy durch die Innenstadt kutschiert. Das ist für die meisten ein skurriler Anblick. Doch steckt dahinter auch ein praktischer Nutzen?
Einen Buggy für den Hund oder entsprechende Tragetaschen sieht man in Innenstädten immer häufiger. Wer einen Hund so transportiert, erntet allerdings nicht selten abschätzige Blicke.
Beworben werden sie besonders für alte, kranke oder behinderte Tiere, die nicht mehr lange oder überhaupt nicht laufen können. So müssen sie nicht zu Hause bleiben, wenn Herrchen oder Frauchen Besorgungen macht – sondern kommen in Tasche oder Buggy mit.
Es gibt gute Gründe dafür – und dagegen
In den meisten Fällen ist es gar nicht notwendig, den Hund überall mit hinzunehmen, sagt Sandra Giltner von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). Im Gegenteil, oft sind Hunde in den Transportgegenständen sogar noch mehr eingeschränkt als angebunden oder alleine zu Hause: „Der Hund kann in so einer Tragetasche oder auch in so einem Buggy praktisch nichts von dem ausführen, was zu seinem Bewegungs- oder Verhaltensrepertoire gehört.“ Er kann nicht schnüffeln, nicht anhalten, nicht pinkeln.
Ist es besser, den Hund zu Hause zu lassen? „Es gibt eine sehr interessante Studie, die belegt, dass ganz viele Hunde, die als Begleithund gehalten werden, übermüdet sind, weil sie nicht mal sechs, sieben Stunden am Stück irgendwo schlafen können“, sagt Giltner. Die Hunde seien auf der Arbeit, im Lokal oder der Bar dabei. Das tut ihnen nicht gut.
Wer den Hund allerdings mitnehmen muss, profitiert von einer Tasche. Einige Fluggesellschaften erlauben zum Beispiel, die Vierbeiner mit sich ins Flugzeug zu nehmen, wenn sie in einer Tasche sind. Auch in Supermärkten oder Restaurants werden die Tiere eher geduldet. Eine Garantie sind die Tasche oder der Buggy trotzdem nicht – das Hausrecht gilt.
Auch wer mehrere Tiere mit unterschiedlicher Ausdauer hat, ist mit Buggy oder Tasche womöglich entlastet. So kann man alle zeitgleich ausführen, ohne eines der Tiere zu überlasten. Wenn nötig, können die Vierbeiner so eine Pause machen, wenn sie erschöpft sind.
So sollte ein Transportbehältnis beschaffen sein
Wer Transportgegenstände für seinen Hund benötigt, muss laut Sandra Giltner auf einiges achten. Zunächst darf das Material nicht gesundheitsschädlich sein. Außerdem sollte eine Tasche oder ein Buggy gut durchlüftet sein, gerade im Sommer – um den Hund vor Hitze zu schützen. „Und ein Hund sollte dann schon Platz zum Aufstehen und Drehen und Hinlegen haben“, sagt die Tierschutzexpertin. Besonders wichtig sei zudem, dass man das Tier langsam an den Gegenstand gewöhnt.
Meine Erfahrung mit Buggys für Hunde
Vor kurzem begegnete ich einer Frau, die mit einem sportlichen Buggy mit viel Chrom und glänzendem Messing joggen war. Ich hielt es für etwas seltsam, dass sie ihr Kind dabeihaben wollte. Allerdings staunte ich noch mehr, als mir aus dem Buggy ein kleiner Yorkshire Terrier entgegenblickte. Besonders glücklich, geschweige denn alt oder krank, sah er aber nicht aus. Viel eher so, als wolle er eigentlich gern selbst etwas laufen.
Allerdings muss ein Buggy oder ein Wagen für Hunde nicht immer zum fragwürdigen Lifestyle-Produkt verkommen, das dem Tier eigentlich gar nichts nützt. Denn ein anderes Mal beobachtete ich einen Halter, der seinen Hund in einem offenen Wagen spazieren führte. An einer Bank hielt er an und wechselte eine saugfähige Unterlage aus. Auf dieser hatte sich der, beim näheren Hinsehen offensichtlich gelähmte, Hund beim Gassi der etwas anderen Art erleichtert.
Deswegen denke ich, dass eine Transportmöglichkeit in manchen Fällen sinnvoll sein kann. So ermöglicht man den Tieren noch etwas frische Luft und Abwechslung, wenn es gar nicht anders geht.
Fahrradfahren mit (müdem) Hund
Wer kurze oder längere Strecken mit dem Fahrrad zurücklegen will, kann auch über einen Fahrradanhänger nachdenken. Sie kosten zwischen knapp 100 und 900 Euro und haben unterschiedliche Größen – sind also für verschiedene Hunderassen geeignet. In den meisten Anhängern ist zudem eine Leine integriert, damit die pelzigen Freunde vom Rausfallen und -springen geschützt sind.
Sandra Giltner empfiehlt jedoch auch hier zu hinterfragen: „Passt mein Leben zu dem Lebensalltag, den ein Hund möchte und braucht und verdient?“ Sie verstehe den Wunsch, sein Haustier überall dabei zu haben, empfiehlt aber unter anderem Ausflugsziele zu wählen, die für den Hund machbar sind oder ihn für längere Strecken zu trainieren.
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Hund sucht passenden Fahrradanhänger
In jedem Fall sollte der Fahrradanfänger zum Hund passen. „Eine gute Faustregel ist, dass der Hund darin bequem liegen kann“, rät Katja Legner vom ADAC. Das ist dann der Fall, wenn die Länge des Anhängers der Länge des Hundes im Stehen plus der halben Vorderbeinlänge entspricht. Der Hund sollte darin aufrecht stehen können. Das ist der Fall, wenn die Höhe mindestens Pfote bis Ohrenspitze umfasst.
Weitere Tipps: „Kaufen Sie einen gefederten Anhänger.“ Praktisch ist außerdem eine herausnehmbare, abwaschbare Sitzwanne. Für die Sicherheit essenziell: Der Hund muss im Inneren des Anhängers angeleint werden können. Das Gespann aus Anhänger und Rad muss zusammenpassen, ist die Anhängerlast zu hoch, kann der Rahmen des Rades brechen. Hier sollte man sich also vorher beim Rad-Hersteller informieren. Für Sicherheit im Straßenverkehr sorgen zudem weiße Frontleuchten, rote Hecklichter und Rückstrahler. Praktisch für die Sichtbarkeit ist auch eine Fahne.
Mit Material der dpa