29. Dezember 2023, 10:58 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender berichtet über das wahre Leben mit ihrem Australian-Shepherd-Rüden Elvis und ihrem Lebensgefährten Volker. Diesmal lebt bei Elvis eine schon ad acta gelegte Marotte wieder auf, die seine Halterin verzweifelt sagen lässt: „Ich glaube, mein Hund mag mich nicht!“
Bei Elvis und mir ist der Wurm drin. Vor ein paar Wochen fing’s an: Ich ging mit dem Jungrüden Gassi, als plötzlich gar nichts mehr ging. Einige Spaziergänge später hatte ich gar keine Lust mehr, überhaupt noch mit ihm zu gehen. Ich habe das Gefühl, Elvis mag mich gar nicht.
Ich will so ein Verhalten nicht. Elvis beißt in die Leine und steigert sich da förmlich rein. Das geht so weit, dass er Schwung nimmt und sich mit Schmackes so heftig nach hinten wirft, dass ich Kraft aufwenden muss, um gegenzuhalten. Halte ich die Leine kurz, springt er mir ins Gesicht. Wenn er kein Bock auf die Leine hat, sucht er den Boden nach Kaugummis, Zigarettenstummel und anderem Unrat ab.
Das ist kein Spaziergang, das ist ein Streitgespräch
Eigentlich hatten wir diese Phase längst hinter uns gelassen. Jetzt ist sie wieder da und ich weiß genau, dieses Mal hat sie andere Gründe. Mit der Pubertät haben die nur am Rande zu tun.
Bei meinem Lebensgefährten ist Elvis nämlich ein komplett anderer Hund. Wenn Volker am Tisch oder auf dem Sofa sitzt, klebt der Rüde sofort an ihm und will gestreichelt werden.
Wenn die Beiden spazieren gehen, läuft der Aussie stolz und mit hocherhobener Rute bei Fuß. Zwar nimmt er bei ihm ebenfalls Dinge ins Maul, aber in die Leine beißen, nein, das macht er bei Volker schon lange nicht mehr.
Elvis, der Männerhund?
„Es gibt sie – diese Männerhunde“, sagte mir dazu Hunde-Verhaltenstherapeutin Karolin Bracic (Bunte Hunde Hamm). „Ein Hund sucht sich aus, wem er sich anschließen will, und wir können nichts dagegen tun. Außer uns in die Situation hinein zu entspannen und uns zurückzulehnen – wohl wissentlich, dass wir trotzdem genug sind. Und dass wir nicht um irgendetwas kämpfen müssen.“ Karo spricht aus ihrer eigenen Erfahrung mit ihrem Rüden und ihrem ehemaligen Lebensgefährten.
Volker sieht hinter meinen Problemen eine andere Ursache: „Du verbringst zu wenig Zeit mit ihm. Während ich 25 Mal in der Woche mit ihm spazieren gehe, gehst du nur drei Mal.“ Weil er überwiegend im Home-Office arbeitet, ist Volker ständig mit Elvis zusammen. Ich bin privat und beruflich seit ein paar Monaten sehr eingespannt und oft nicht da. Ob das der Grund ist?
Nach müde kommt blöd
Vor drei Tagen passierte etwas Außergewöhnliches. Wegen eines familiären Notfalls verbringen Elvis und ich zwei Tage bei meiner Mutter. Das Pubertier war anfangs nicht begeistert davon. Er war gestresst aufgrund der neuen Situation und kam überhaupt nicht zur Ruhe. Und weil nach müde blöd kommt, war das Leinebeißen ebenfalls ein Thema. Und zwar extrem.
Doch schon am nächsten Tag war er wie ausgewechselt. Zum ersten Mal seit Wochen konnte ich mit ihm spazieren gehen, ohne, dass er sich rüpelhaft benahm. Er folgte bereitwillig und ließ sich nicht mal in der Fußgängerzone von irgendwas ablenken.
Kolumne „Unser Welpe Elvis“ Hundehalterin über das erste Jahr mit Welpen: „Elvis hat mich gut erzogen“
Welpen-Kolumne Besitzerin: „Die Nächte mit Elvis sind eine Katastrophe“
Kolumne „Unser Welpe Elvis“ „Der Hund beißt sich in den Schwanz! Was ist bloß mit Elvis los?“
Achtsamkeit vs. Hundetraining
Mein Learning: Ich bin zu Hause zu verkopft und selten bei mir. Leider geht das immer mehr Menschen so. Unsere Hunde spüren das und es überträgt sich auf sie. Sie zeigen dadurch Verhaltensweisen, die uns nicht gefallen, aber die wir selten mit uns in Verbindung bringen. Stattdessen fangen wir an, an ihnen herum trainieren und zu erziehen. Am Ende hilft das weder uns noch unserem Hund. Und besser wird’s dadurch sowieso nicht.
Stattdessen dürfen wir lernen, wieder mehr bei uns zu sein, gelassener zu werden und Routinen zu entwickeln, die uns guttun. Dann sind wir souverän und unser Hund wird sich uns gerne anschließen.
Haben Sie noch nicht genug von Junghund Elvis, dessen Marotten seine Besitzer stressen? Hier können Sie alle weiteren Folgen der Kolumne von Manuela Lieflaender lesen:
- Folge 1: „Momentan haben wir tatsächlich kein eigenes Leben mehr“
- Folge 2: „Am Ende des Tages ist die erste Seite des Pipi-Tagebuchs voll“
- Folge 3: „Jetzt hab ich richtig Puls und halte an“
- Folge 4: „Der Hund und ich, wir stressen uns gegenseitig“
- Folge 5: „Der Hund beißt sich in den Schwanz! Was ist bloß mit Elvis los?“
- Folge 6: „Der Hund beißt sich nur, wenn du in der Nähe bist!“
- Folge 7: „Der dreiste Dieb! Hund Elvis stiehlt Kartoffeln aus dem Topf“
- Folge 8: „Die Nächte mit Elvis sind eine Katastrophe“
- Folge 9: „Junghund Elvis ist verhaltensauffällig! Spezialisierte Medizinerin über mögliche Ursachen“
Besucht Elvis und sein Frauchen, die Hundejournalistin Manuela Lieflaender bei Insta elvis_hundejournalistin