6. März 2023, 14:03 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
„Fußhupe“, „Teppichratte“, „Wadenschnapper“ – kleine Hunde haben nicht gerade das beste Image. Oft heißt es, sie seien besonders aggressiv, würden häufiger kläffen als größere Hunde und überhaupt das Pendant zum „Napoleon-Komplex“ haben. Nur das hier eben die fehlende Körpergröße statt durch Autos und Prestigesymbole durch lautstarkes Kläffen auf sich aufmerksam gemacht wird. Was ist dran an den Vorurteilen? PETBOOK hat sich Studien zu kleinen Hunden angeschaut und bei einem Hundetrainer nachgefragt.
Sind kleine Hunde wirklich aggressiver als große? Das ist ein weitverbreitetes Vorurteil. Was sich aber sagen lässt: Kleine Hunde sehen die Welt ganz anders als ihre großen Artgenossen. Kommt ihnen ein Radfahrer, ein Jogger oder ein besonders dynamischer Fußgänger entgegen, muss das auf sie ähnlich bedrohlich wirken, wie wenn wir Menschen beim Spazierengehen unverhofft auf einen Elefanten treffen. Da sitzt der Schreck erst einmal tief. Ähnlich ist es, wenn kleine Hunde von stürmischen großen Hunden zum Spielen aufgefordert werden. Auch hier sehen sie sich in ihrer Sicherheit bedroht – was dazu führt, dass sich kleine Hunde oft lautstark bemerkbar machen. Ganz nach dem Motto: besser Vorsicht als Nachsicht, wird dann lautstark gekläfft, bis der Feind verschwunden ist.
Ein solches Verhalten tritt bei kleinen Hunden recht häufig auf, weshalb man geneigt ist, zu glauben, dass Hunde wie Yorkshire Terrier, Dackel, Jack Russel Terrier, Chihuahuas besonders aggressiv sind. Ganz so einfach ist es aber nicht …
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Übersicht
Sind kleine Hunde lauter und aggressiver?
Laut, lauter, kleine Hunde? Oftmals scheint es, als würden kleine Hunde, wie zum Beispiel Terrier oder Chihuahuas, besonders dringend darauf hinweisen wollen, dass es sie gibt. Da wird bei jeder Gelegenheit gekläfft, geknurrt und sich in die Leine gelegt, ohne dass für uns Menschen eine echte Bedrohung zu erkennen wäre. Was wir dabei vergessen: für kleine Hunde ist die Welt tatsächlich gefährlicher. Große, stürmische Hunde können sie beim Spielen verletzen, oder sie für Beute halten, während andere Verkehrsteilnehmer die kleinen Hunde möglicherweise übersehen. Um sich und ihre Ressourcen zu verteidigen, werden kleine Hunde deshalb schon mal lautstark, auch wenn keine objektive Bedrohung vorliegt.
„Kleine Hunde sind mitunter offensiver, weil sie als Welpe aufgrund ihrer Körpergröße tendenziell ängstlicher als größere Hunde sind“, sagt Hundetrainer André Henkelmann von Deine-Hundeschule.com. „In der Welpenschule lernen sie, dass sie mit der Flucht nach vorne – mit „wegbellen“ – weiterkommen. Das lässt aber in der Regel rasch nach, da sie von Woche zu Woche zunehmend Freude am Sozialspiel entwickeln und ihr Verhaltens-Repertoire erweitern.“
Liegt es an der kleinen Rasse, dass kleine Hunde oftmals lauter sind?
Ist ein Hund laut, versucht er in der Regel, so seine Ressourcen zu verteidigen. Hinzu kommt, dass viele kleine Hunde für die Jagd gezüchtet wurden und dafür besonders furchtlos und selbstbewusst sein sollten, wie zum Beispiel Terrier oder Dackel. Wird ein Tier aufgespürt, schlagen Jagdhunde zudem an, um dem Jäger Bescheid zu geben – auch hier wurde es früher stets gern gesehen, wenn der Hund sich lautstark meldete.
Andere kleine Hunde, wie zum Beispiel Spitze, wurden als Wachhunde gezüchtet und sind deshalb auch eher bellfreudig: Ihre Aufgabe ist es, als kleiner Aufpasser, ungebetene Menschen und Schädlinge zu vertreiben. Die Neigung lautstark auf sich aufmerksam zu machen, ist bei kleinen Hunden also rassenbedingt oftmals gewollt. Wie sehr sich der Hund ein solches Verhalten zur Gewohnheit macht, liegt aber letztlich an uns Menschen.
Aggressiv oder nicht aggressiv? Eine Frage der Erziehung
Hunde tun in der Regel das, womit sie erfolgreich sind. Wenn wir als Besitzer also wollen, dass unser Hund nicht kläfft oder aggressiv ist, sollten wir einem solchen Verhalten so wenig Aufmerksamkeit wie möglich schenken. Aggression gehört zur Kommunikation eines Hundes und ist eine Strategie, zu bekommen, was er will, oder zu unterbinden, was er eben nicht will. Hier wirkt eine konsequente Erziehung. Vermitteln wir unserem Hund Sicherheit und unterbinden lautes, unnötiges Bellen von Beginn an, wird unser Hund, egal wie klein er ist, sich nicht anders als ein großer Hund benehmen.
„Kleine Hunde sind nicht aggressiver als große Hunde“, sagt auch Hundetrainer André Henkelmann, „alle Aggression entwickelt sich unabhängig von der Körpergröße und ist sowohl genetisch bedingt als auch abhängig von der Erfahrung des Hundes.“
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Verniedlichung von kleinen Hunden wirkt kontraproduktiv
Leider werden kleine Hunde oft völlig falsch behandelt. Eben weil sie so klein sind, vermenschlichen ihre Besitzer sie oftmals, sie nehmen sie auf den Arm, wenn ihnen ein anderer Hund entgegenkommt, reden zu viel mit ihnen und verhätscheln sie. All das wirkt kontraproduktiv auf den Charakter des Hundes. Zu viel Verwöhnung senkt die Frustrationstoleranz: anders gesagt, haben kleine Hunde deshalb oft ihre Impulse nicht unter Kontrolle.
Bei großen Hunden begeht man derartige Erziehungsfehler seltener, da sie fataler sind. Ein großer Hund, der stark zieht, wird nicht auf den Arm genommen, sondern zurechtgewiesen, da wir als Hundebesitzer andernfalls stolpern und uns verletzen können. Solche Erziehungsfehler lassen sich vermeiden, indem wir auch kleine Hunde als Hunde ernst nehmen. Hunde, auch kleine Hunde, brauchen Grenzen.
Kleine Hunde sind auch nicht anders als große Hunde
Kleine Hunde haben dieselben Ansprüche wie große Hunde. Sie brauche eine konsequente Erziehung, Auslastung durch ausreichend Auslauf und Beschäftigung für den Kopf. Sind diese Bedürfnisse erfüllt, benehmen sich kleine Hunde nicht anders als ihre großen Artgenossen.
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Fazit
Kleine Hunde haben ein schlechtes Image, das sie nicht verdient haben. Es mag stimmen, dass kleine Hunde oftmals lauter als ihre großen Artgenossen sind und sie häufiger bellen. Das liegt aber nur bedingt an Rasse und Größe. Meistens liegt der Fehler eher bei uns Menschen, die es allzu gut mit den Hunden meinen: weil kleine Hunde „so süß“ sind, verfallen wir leichter ins Kindchenschema und machen den Fehler, kleine Hunde zu oft auf den Schoß zu nehmen, sie zu verteidigen und sie kurzum nicht artgerecht zu behandeln. Die Folge ist ein verwöhnter Hund, dem keine Grenzen aufgezeigt wurden und der deshalb lautstark auf sich aufmerksam macht. Ein solches Benehmen lässt sich durch eine artgerechte Haltung, ausreichend Auslauf, Beschäftigung und Kontakt zu Artgenossen, vermeiden.