
13. April 2025, 8:05 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Viele wünschen sich schon seit ihrer Kindheit Hund oder Katze. Doch was, wenn der Traum endlich in Erfüllung geht und plötzlich tränende Augen und Atemnot die Freude trügen? Allergien auf tierische Mitbewohner sind weiter verbreitet, als man denkt – und rund um das Thema kursieren viele Irrtümer.
Tierallergien betreffen viele Menschen und können unterschiedlich stark ausfallen – von leichtem Juckreiz bis zum lebensbedrohlichen Schock. Häufig sind jedoch nicht die Tierhaare selbst das Problem. Mit diesen 8 Tipps erfahren Betroffene, was bei einer Tierallergie wirklich hilft und ob es wirklich das Ende für das Haustier bedeutet.
Tipp 1: Die Haare sind nicht das Problem
Wer von einer „Tierhaarallergie“ spricht, liegt bereits einem häufigen Irrtum auf. Denn die allergischen Reaktionen werden nicht durch die Haare selbst ausgelöst, sondern durch bestimmte Eiweiße – sogenannte Allergene. Diese Allergene befinden sich vor allem in Hautschuppen, Speichel und Urin der Tiere. Über das Fell, etwa beim Putzen, gelangen sie in die Raumluft und werden so eingeatmet. Die Haare dienen dabei lediglich als Transportmittel.1
Dass sich der Begriff „Tierhaarallergie“ trotzdem durchgesetzt hat, liegt vermutlich daran, dass vor allem Tiere mit Fell betroffen machen. Doch auch Vögel können allergische Symptome hervorrufen.
Tipp 2: Tierallergie immer ernst nehmen
Ein bisschen Niesen oder Jucken? Viele unterschätzen die möglichen Folgen einer Tierallergie. „Vom banalen Jucken in Auge und Nase bis zum Tod“, warnt Prof. Thomas Fuchs, Sprecher des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen. Zu den häufigsten Beschwerden gehören juckende Augen, Hautreaktionen und eine laufende Nase. Doch im Extremfall kann es auch zu einem gefährlichen allergischen Schock mit Atemnot kommen. „Im Extremfall bekommen Sie keine Luft mehr“, so der Mediziner.
Zudem kann die Reaktion sehr unterschiedlich ausfallen. Bei manchen genügt ein kurzer Aufenthalt im Haus eines Tierhalters. „Es kann passieren, dass man bei jemandem nur auf der Türschwelle steht, und man fängt sofort an zu husten – ohne zu wissen, dass sich in dem Haus eine Katze befindet“, berichtet Fuchs. Andere reagieren erst nach längerer Nähe – etwa wenn das Tier direkten Hautkontakt hat.
Besonders gefährdet sind Menschen, die ohnehin zu Allergien neigen, etwa mit Heuschnupfen, Asthma oder Neurodermitis.
Tipp 3: Nicht Felllänge, sondern Geschlecht ist entscheidend
Bei den Allergen-Konzentrationen spielt die Felllänge der Tiere keine Rolle. Diese hängt eher vom einzelnen Individuum ab. So zeigen sich selbst innerhalb einer Rasse große Schwankungen bei der Allergenbelastung. Auffällig ist allerdings ein anderes Detail: Männliche Hunde produzieren mehr Allergene als weibliche, wie Studien zeigen.
„Bis zu 30 Prozent aller Menschen, die allergisch auf Hunde reagieren, reagieren allergisch auf ein Protein, dass in der Prostata des Hundes hergestellt wird“, zitiert das Onlinemagazin „Allergieberatung“ Dr. Lakiea Wright, Allergologin des Brigham and Women’s Hospital in Boston. „Allergiker, die auf dieses spezifische Allergen von männlichen Hunden reagieren, haben unter Umständen mit Hündinnen oder kastrierten männlichen Hunden kein Problem.“, vermutet Wright.
Tipp 4: Nicht auf hypoallergene Rassen setzen
Hunderassen wie Labradoodle oder Spanischer Wasserhund gelten oft als hypoallergen. Diese sollen weniger Allergene produzieren als andere. Allerdings fehlen hierfür bisher wissenschaftliche Belege.
Auch Tiere ohne Fell – wie Sphynx-Katzen oder Chinesische Schopfhunde – bieten keine Garantie auf Beschwerdefreiheit. „Wenn jemand meint, er müsste wegen einer Allergie auf nackte Tiere umschwenken, ist das Unsinn“, sagt Thomas Fuchs. Denn wie bereits erwähnt: Es sind nicht die Haare selbst, die die Beschwerden verursachen.
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Tipp 5: Auch ohne Haustier besteht Gefahr
Wer glaubt, ohne Haustier sei er auf der sicheren Seite, irrt. „Wenn Sie glauben, Sie machen Urlaub am Meer oder in den Bergen und sind dann vor allergischen Reaktionen gefeit, könnten Sie einem Irrtum unterliegen“, warnt Thomas Fuchs.
Tierallergene haften an Kleidung und können über Umwege weitergegeben werden – etwa im Theater, im Aufzug oder in der Gondel auf der Skipiste. „Oder aber Sie sitzen neben einem Katzenbesitzer im Theater – und plötzlich fangen Sie an, sich zu räuspern oder zu husten, ohne die Ursache zu kennen“, beschreibt der Dermatologe typische Situationen.
Tipp 6: Nicht mit Tierallergie abfinden
Auch wenn eine Allergie auf Tiere festgestellt wird, muss man sich nicht mit den Beschwerden abfinden. Hilfe bieten antiallergische Medikamente wie Augentropfen, Nasensprays oder bei schwereren Fällen auch Inhalatoren für Asthmatiker.
„Die Voraussetzung für eine Behandlung ist erst einmal, dass eine gute Diagnostik stattgefunden hat“, betont Thomas Fuchs. Dazu gehören Hauttests oder Blutuntersuchungen in einer allergologischen Praxis oder Klinik. Allerdings haben viele Medikamente bei langfristiger Anwendung Nebenwirkungen. So kann etwa eine dauerhafte Behandlung mit Cortison zur Entwicklung von Osteoporose führen.
Tipp 7: Hyposensibilisierung versuchen
In manchen Fällen hilft auch eine sogenannte Hyposensibilisierung. Dabei bekommen Betroffene über mindestens drei Jahre Extrakte mit den allergieauslösenden Stoffen gespritzt oder nehmen diese als Tablette oder Tropfen ein. Bei Pollenallergie aber auch bei Allergien gegen Hausstaubmilben und Insektengift führt eine Hyposensibilisierung wissenschaftlich belegt oft zum Erfolg. Das bedeutet, Betroffene reagieren nicht mehr auf die entsprechenden Allergene. Auch bei Tierallergien kann eine Hyposensibilisierung helfen und sogar dazu beitragen, mit Hund Katze oder anderen Haustieren beschwerdefrei zusammenzuleben. Allerdings ist die Datenlage noch unzureichend. Einen Versuch kann es aber Wert sein, wenn als Alternative die Abgabe des Tieres im Raum steht, denn bei Erfolg kann diese Methode schon nach kurzer Symptome deutlich lindern. 2

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Tipp 8: Auch nach der Trennung vom Tier besteht Gefahr
Für viele Tierhalter eine bittere Wahrheit: Wenn die Allergie zu stark ist, hilft meist nur die Trennung vom Tier. „So ungern man das auch ausspricht, und so ungern die Patienten das auch hören“, sagt Thomas Fuchs.
Doch auch nach der Abgabe bleibt das Problem häufig bestehen. Vor allem Katzenallergene sind extrem langlebig. Hier lohnt sich, eine professionelle Reinigung vorzunehmen – vor allem im Räumen wie Wohn- und Schlafzimmer, in denen man sich viel aufhält.
Mit Material der dpa