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Verhalten erklärt

Geruch überdecken? Darum wälzen sich Hunde in toten Tieren

Beagle rollt sich auf einer Wiese im Gras
Hunde wälzen sich gerne in stark riechenden Dingen wie toten Tieren. Angeblich, um ihren eigenen Geruch damit zu überdecken. Wahrscheinlich steckt jedoch etwas anderes hinter dem Verhalten Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

18. August 2023, 11:02 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Ob es sich um tote Fische am Strand oder überfahrene Eichhörnchen handelt – Hunde wälzen sich gerne in toten Tieren. Angeblich tun sie dies, um ihren eigenen Geruch zu überdecken oder ihr Revier zu markieren. Es gibt aber noch eine ganz andere Vermutung. 

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Hunde, die sich in etwas wälzen, zeigen oft einen lustigen Gesichtsausdruck. Tatsächlich gehört das Wälzen zum Wohlfühlverhalten der Vierbeiner und sie tun dies nicht nur auf kühlem Gras, sondern auch mit Vorliebe in stark riechenden Dingen wie Exkrementen oder toten Tieren. Warum sie dies tun, kann die Forschung bis heute nicht eindeutig beantworten, es gibt jedoch mittlerweile einige Vermutungen, darunter auch neue Ansätze. Wir haben die gängigsten Theorien, warum sich Hunde gerne in toten Tieren wälzen, für Sie zusammengefasst.

Hunde wälzen sich gerne in ihrer Beute

Sich in der erlegten Beute zu wälzen gilt als ein sehr ursprüngliches Verhalten von fleischfressenden Tieren. Es wurde bereits in den späten 1970er-Jahren von einem Schweizer Zoologen in einer Studie unter dem Begriff „Scent rubbing“ (zu Deutsch: „Geruchsreiben“) beschrieben. Dabei hat sich dieses Verhalten laut den wissenschaftlichen Erkenntnissen wohl im Laufe der Evolution weiterentwickelt.

So rieben sich Carnivore wie Wölfe oder Bären erst mit dem Rücken in ihrer Beute. Später wurden auch Körperstellen am Kopf wie etwa das Kinn in das Verhalten einbezogen. Da an diesen Regionen vermehrt auch Duftdrüsen sitzen, nehmen die Forscher an, dass die Tiere – also auch unsere heutigen Hunde – damit die Beute als ihr Eigentum markieren. Tatsächlich lässt sich bei Hunden oft beobachten, dass diese sich gerne in ihren Kauartikeln wälzen, die für sie ja eine besondere Leckerei darstellen und als wertvoll erachtet werden.

Auch interessant: Warum Hunde manchmal eklige Dinge tun

Territorium markieren

Eine weitere Vermutung ist, dass die Hunde ihren Duft nicht nur auf dem toten Tier hinterlassen, um es als ihr eigenes zu kennzeichnen, sondern auch, um ihr Revier zu markieren. Allerdings zeigen Hunde dieses Verhalten auch außerhalb ihres Territoriums. Das kann jeder bestätigen, der seinen Hund schon mal auf einen Waldspaziergang glücklich rollend in einem Kadaver vorgefunden hat.

Daher könnte es sich hier auch um eine Art der Kommunikation über Duftstoffe handeln – unabhängig von der Motivation, das eigene Revier zu kennzeichnen. So markieren Hunde auch gern in der Nähe von stark riechenden Dingen, indem sie Urin absetzen. Da hier wahrscheinlich auch andere Hunde – vom Duft des toten Tieres magisch angezogen – vorbeikommen, lohnt es sich also, dort Duftinformationen für die Artgenossen zu hinterlassen.

Den eigenen Geruch überdecken?

Eine der gängigsten Hypothesen, warum Hunde sich in toten Tieren wälzen, ist, um ihren eigenen Geruch zu überdecken. Dadurch würden sie verhindern – so die Theorie dahinter –, dass Raubtiere sie entdecken, aber auch, dass potenzielle Beutetiere ihren Geruch wahrnehmen. Hunde, die für die Jagd gezüchtet wurden, würden dieses Verhalten nutzen, um ihren eigenen Geruch zu maskieren und sich ihrer Beute zu nähern, ohne entdeckt zu werden.

Doch warum zeigen dann nicht vor allem Jagdhunde dieses Verhalten und warum tarnen sie sich nicht immer vor der Jagd? Diese berechtigten Fragen stellte sich Hundetrainer Martin Rütter. Der Hundeprofi hat daher noch eine ganz andere Theorie.

Hunde wollen sich mit Aas-Geruch parfümieren

Mit dem für uns meist unerträglichen Gestank wollen Hunde sich nicht tarnen, sondern das Gegenteil erreichen: Die Vierbeiner wollen sich beim Wälzen in den toten Tieren mit dem Geruch parfümieren, stellt Martin Rütter in einem Beitrag die These auf. Für die Hunde rieche das Aas nach Beute und damit gut. Ähnlich, wie wir Parfüm bevorzugen, was nach Früchten riecht.

Dafür spreche laut Rütter auch die Tatsache, dass Hunde vor allem den Hals- und Nackenbereich sowie den Rutenansatz beim Wälzen mit dem Geruch benetzen. Den Rücken sparen die Tiere durch das Biegen der Wirbelsäule aus. Genau diese Stellen seien beim Hund sogenannte „erogene Zonen“. Unsere Vierbeiner wollen also mit dem starken Geruch sexuell imponieren.

Deshalb sei das Wälzen in Kot und Aas auch erstmals kurz nach Beginn der Geschlechtsreife zu beobachten, erklärt der Hundeprofi weiter. Auch die Körpersprache nach dem Wälzen spreche für (sexuelles) Imponiergehabe. Denn oftmals würde der Hund danach sehr dynamisch und im Imponiertrab oder -galopp zu seinen Menschen oder anderen Hunden laufen.

Hunde wollen mit dem Geruch nicht nur sexuell imponieren

Neben dem sexuell motivierten Imponiergehabe gibt es zudem die Theorie, Hunde wollten anderen Hunden mit dem Geruch vermitteln: „Schau, was ich gefunden habe“ oder „Schau, was ich erlegt habe“. So würden sie ihr Gegenüber von den eigenen Fähigkeiten überzeugen und zeigen, dass sie in der Lage sind Beute zu machen und signalisieren: „Leg dich bloß nicht mit mir an!“.

Hat das Wälzen sogar Vorteile für die Gesundheit?

Manche Forscher vermuten sogar, dass das Wälzen in toten Tieren einen positiven Effekt auf die Gesundheit der Hunde habe. Die Idee dahinter ist, dass die Bakterien, die in der Zersetzung von organischem Material gefunden werden, das Immunsystem der Hunde stärken und damit deren allgemeine Gesundheit verbessern. Beweise für diese Theorie gibt es allerdings noch nicht.

Unabhängig warum Hunde, sich gern in toten Tieren wälzen, ist es ein Verhalten, was die wenigsten Hundehalter begrüßen. Wenn Sie wissen möchten, wie sie den ekligen Geruch wieder loswerden, schauen Sie bei unseren Tipps, wie man hartnäckige Hundegerüche wieder loswird vorbei.

Saskia Schneider, Leitende Redakteurin PETBOOK

Meine Erfahrungen mit meiner Hündin

„Nach den Beobachtungen meiner eigenen Hündin, erscheint mir die Theorie von Hundetrainer Martin Rütter am plausibelsten. Tatsächlich setzte dieses Verhalten während der Pubertät ein und seitdem lasse ich es relativ häufig zu, da sich Yumi bevorzugt in toten Schnecken oder Regenwürmern wälzt, die kaum riechen. Danach läuft sie, wie von Rütter beschrieben, imponierend herum und flitzt auch mal durch die Gegend, um ihren neuen Geruch den anderen Hunden zu präsentieren.“Saskia Schneider, Leitende Redakteurin PETBOOK
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Quellen

Themen Hundeverhalten
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