
9. April 2025, 5:54 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Mit ihrem kräftigen Körperbau, den kurzen Beinen und dem dichten, wetterfesten Fell wirkt die Alpenländische Dachsbracke wie geschaffen für den rauen Einsatz in alpinem Gelände. Doch hinter dem rustikalen Äußeren steckt ein sensibler, anhänglicher und höchst leistungsfähiger Jagdhund mit ausgeprägtem Spürsinn. Wer glaubt, sie sei einfach ein großer Dackel, unterschätzt ihren wahren Charakter. Diese Hunderasse lebt für die Fährte – und für ihre Bezugsperson.
Die Alpenländische Dachsbracke ist weit mehr als ein robuster Gebirgshund: Sie vereint jahrhundertealte Jagdtradition mit bemerkenswerter Ausdauer, feiner Spürnase und sozialem Wesen. Entwickelt im schwierigen Gelände des Alpenraums, ist sie eine hochspezialisierte Schweißhundrasse – also auf das Aufspüren verletzten Wildes spezialisiert. Ihre Haltung erfordert jagdliches Fachwissen, Konsequenz und vor allem Zeit. Zwar ist sie bei ausreichender Auslastung anhänglich und kinderlieb, doch ohne jagdliche Aufgabe unterfordert. Die Rasse wird nahezu ausschließlich an Jäger abgegeben. Ihr hoher Bewegungsdrang und starker Wille machen sie für das Stadtleben oder unerfahrene Halter ungeeignet. Trotz alledem: Wer ihre Bedürfnisse versteht, wird mit einem treuen, arbeitsfreudigen Begleiter belohnt, der sowohl geistig als auch körperlich überzeugt.
Herkunft
Die Alpenländische Dachsbracke stammt ursprünglich aus dem österreichischen Alpenraum und dem Erzgebirge. Ihre Wurzeln reichen weit zurück zu den uralten Brackentypen, die bereits vor Jahrtausenden von Jägern für die Nachsuche eingesetzt wurden. Der Begriff „Schweißhund“ bezieht sich auf die Fähigkeit dieser Hunde, verletztes Wild über große Distanzen anhand der Blutspur – dem sogenannten „Schweiß“ – aufzuspüren.
Historisch wurde die Bedeutung solcher Hunde bereits in der „Lex Baiuwariorum“, einem alpenbayerischen Gesetzestext aus dem frühen Mittelalter, betont. Im 19. Jahrhundert begannen Bemühungen zur Reinzucht des Dachsbracken-Typs. 1896 gründete man in München den ersten „Internationale Dachsbracken-Club“. Die formale Anerkennung als Rasse erfolgte 1932 durch den österreichischen Kynologenverband, 1975 durch die FCI, wobei Österreich die Patenschaft übernahm. Heute zählt sie zu den drei anerkannten Schweißhundrassen Europas – neben dem Hannoverschen und dem Bayerischen Gebirgsschweißhund – und wird in Deutschland vom „Verein Dachsbracke e.V.“ betreut.
Aussehen & Fell
Die Alpenländische Dachsbracke ist ein niederläufiger, sehr kräftig gebauter Hund mit einer Widerristhöhe zwischen 34 und 42 Zentimetern. Ihr Gewicht ist nicht exakt festgelegt, liegt aber meist zwischen 16 und 18 Kilogramm. Der Körperbau ist länger als hoch, muskulös und starkknochig – optimal für lange Strecken in schwierigem Gelände. Die Beine sind im Vergleich zu anderen Bracken kürzer, aber länger als beim Dackel, wodurch sie robuster und geländetauglicher wirkt.
Das dichte Haarkleid besteht aus Stockhaar mit dichter Unterwolle und liegt eng an. Es schützt zuverlässig gegen Kälte, Nässe und Wind. Idealfarben sind dunkles Hirschrot mit oder ohne schwarze Stichelung oder Schwarz mit klar abgegrenztem rotbraunen Brand („Vieräugl“). Ein weißer Brustfleck ist erlaubt. Die Ohren sind lang, breit, hoch angesetzt, glatt und an den Enden abgerundet. Die Augen sind braun, der Gesichtsausdruck wirkt klug und freundlich.
Charakter & Gemüt
Diese Rasse gilt als ausgesprochen jagdpassioniert, robust und zugleich freundlich. Die Alpenländische Dachsbracke arbeitet selbstständig, zeigt sich unerschrocken und äußerst belastbar – auch unter extremen Wetterbedingungen. Ihr Wesen ist ruhig, ausgeglichen und wachsam, ohne nervös zu wirken. Im Familienverband zeigt sie sich sanftmütig und anhänglich. Besonders in der Nähe ihres Halters blüht sie auf und sucht aktiv den Kontakt. Kindern gegenüber verhält sie sich meist liebevoll.
Trotz ihrer Menschenbezogenheit bleibt sie ein Gebrauchshund mit starkem Jagdtrieb. Sie neigt dazu, eigene Entscheidungen zu treffen und zeigt eine gewisse Sturheit, was konsequente Führung notwendig macht. Ihre ausgeprägte Selbstständigkeit, gepaart mit hoher Intelligenz, macht diesen Hund zu einem idealen Partner für erfahrene Jäger – für Anfänger ist sie nur bedingt geeignet.
Erziehung
Die Erziehung der Alpenländischen Dachsbracke erfordert Konsequenz, Geduld und vor allem Vertrauen. Als selbstständig arbeitender Jagdhund kooperiert sie nur dann zuverlässig, wenn die Beziehung zu ihrer Bezugsperson gefestigt ist. Einen autoritären Kommandoton ignoriert sie meist; dafür reagiert sie gut auf einfühlsame, klare Führung.
Frühe Sozialisation und jagdliche Ausbildung sind unerlässlich. Hat sie einmal etwas gelernt, bleibt es dauerhaft verankert – sowohl positiv als auch negativ. Schlechte Erfahrungen vergisst sie nicht. Sie testet gerne Grenzen und braucht klare Strukturen. Für die Ausbildung empfiehlt sich der Besuch jagdlicher Prüfungen sowie der Kontakt zu erfahrenen Hundeführern.
Richtige Haltung & Pflege
Die Alpenländische Dachsbracke gehört in jagdliche Hand. Als reiner Begleit- oder Wohnungshund ist sie ungeeignet. Optimal ist ein Leben in ländlicher Umgebung mit direktem Zugang zur Natur – idealerweise in einem Haus mit Garten am Waldrand. Sie benötigt dabei aber engen Familienanschluss und täglich mehrere Stunden körperliche und geistige Auslastung.
Die Fellpflege ist unkompliziert: gelegentliches Bürsten reicht, um lose Haare und Schmutz zu entfernen. Ihr wetterfestes Fell muss nicht gebadet werden. Die Ohren sollten regelmäßig kontrolliert und gereinigt werden, um Entzündungen vorzubeugen. Auch die Krallen und Zähne sollten im Auge behalten werden.
Ernährung
Die Dachsbracke stellt keine besonderen Ansprüche, sollte aber entsprechend ihrer Aktivität hochwertig ernährt werden. Ein hoher Fleisch- und Proteinanteil ist essenziell, ob in Form von Trockenfutter, Nassfutter oder Barf. Bei Trockenfutter sind Produkte ohne künstliche Zusatzstoffe zu bevorzugen. Nassfutter kann ergänzend eingesetzt werden, sollte aber nicht allein verfüttert werden, da es die Zahnpflege nicht unterstützt. Barfen erfordert Erfahrung und Kenntnisse über Nährstoffbedarfe, ist aber eine gesunde Option. Zwei Mahlzeiten am Tag sind empfehlenswert. Regelmäßige Kauknochen helfen bei der Zahnpflege.
Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten
Die Alpenländische Dachsbracke gilt als robuste, wenig anfällige Rasse. Rassetypische Erbkrankheiten sind nicht bekannt. Dennoch können wie bei anderen Hunderassen gesundheitliche Probleme auftreten – insbesondere Rückenprobleme aufgrund des langen Körpers, vor allem bei Übergewicht oder häufiger Nutzung von Treppen. Die hängenden Ohren begünstigen das Risiko für Ohrenentzündungen, weshalb regelmäßige Kontrolle und Pflege notwendig sind. Bei artgerechter Haltung und guter Pflege kann die Lebenserwartung 12 bis 15 Jahre betragen, in Einzelfällen sogar bis zu 20 Jahre.

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Die Alpenländische Dachsbracke im Überblick
- Größe: 34–42 cm Widerristhöhe
- Gewicht: ca. 16–18 kg (nicht standardisiert)
- Fell: Dichtes Stockhaar mit Unterwolle, pflegeleicht, wetterfest
- Farben: Hirschrot, schwarz mit rotbraunem Brand („Vieräugl“)
- Charakter: Jagdleidenschaftlich, unerschrocken, ruhig, freundlich, familienbezogen
- Geeignet für: Jäger mit ländlichem Wohnumfeld, nicht für Anfänger oder Stadtleben
- Besonderheiten: Ausgeprägter Spürsinn, robustes Wesen, verlangt konsequente Führung und jagdliche Auslastung