19. Dezember 2024, 14:54 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der American Pitbull Terrier polarisiert wie kaum eine andere Hunderasse. Vom Arbeitshund der 1800er-Jahre entwickelte er sich zu einem vielseitigen und loyalen Begleiter. Trotz seines sportlichen Charakters und seiner Intelligenz steht er häufig im Zentrum von Missverständnissen – ein Schicksal, das der Haltung und Erziehung dieser besonderen Rasse große Verantwortung auferlegt.
Der American Pitbull Terrier hat eine bewegte Geschichte, die eng mit dem Menschen verknüpft ist. Ursprünglich in Großbritannien gezüchtet, um Stärke und Agilität zu kombinieren, gelangte er im 19. Jahrhundert in die USA. Hier wurde der robuste Hund vielseitig eingesetzt – vom Viehtrieb über die Jagd bis hin zum Arbeitseinsatz als Rettungs- und Suchhund. Heute beweist der „Bully“ in der richtigen Hand, dass er mehr als nur Muskelkraft zu bieten hat: Er ist intelligent, kinderfreundlich und vielseitig im Hundesport einsetzbar. Dennoch bleibt die Rasse in vielen Ländern als Listenhund eingestuft und unterliegt strengen Haltungsauflagen.
Herkunft
Die Ursprünge des American Pitbull Terriers führen ins 19. Jahrhundert nach England, Schottland und Irland. Durch die Kreuzung von Terriern und Bulldoggen wollte man einen Hund züchten, der die Kraft der Bulldogge mit der Agilität und Spielfreude des Terriers vereint. Die Hunde wurden zunächst in „Rattenfänger-Wettkämpfen“ und später bei illegalen Hundekämpfen eingesetzt. Diese Kämpfe fanden in Arenen, den sogenannten „Pits“, statt, was der Rasse den Namen „Pitbull“ einbrachte.
1835 wurden Tierkämpfe in Großbritannien verboten. Mit den Auswanderern gelangten die Hunde in die USA, wo sie sich als vielseitige Arbeitshunde etablierten – sie trieben Vieh, halfen bei der Jagd und dienten als Wachhunde. 1898 erkannte der United Kennel Club (UKC) den American Pitbull Terrier als eigenständige Rasse an. Die Fédération Cynologique Internationale (FCI) verweigert der Rasse bis heute die Anerkennung.
Aussehen & Fell
Der American Pitbull Terrier ist mittelgroß, muskulös und sportlich gebaut. Seine kompakte Statur wirkt kraftvoll, ohne schwerfällig zu erscheinen. Rüden erreichen eine Schulterhöhe von 46 bis 53 cm, Hündinnen sind mit 43 bis 51 cm etwas kleiner. Das Gewicht liegt je nach Geschlecht zwischen 16 und 27 kg.
Der Kopf ist bullig und keilförmig, mit breitem Fang und ausgeprägten Wangenmuskeln. Die Ohren sitzen hoch und sind halbaufgerichtet oder hängend. Kupierte Ohren – oft zur „Verschärfung“ des Erscheinungsbilds – sind in vielen Ländern verboten.
Das Fell ist kurz, glatt und glänzend, wobei alle Farben außer Merle erlaubt sind. Dem Fell fehlt eine wärmende Unterwolle, weshalb bei niedrigen Temperaturen Schutzkleidung empfohlen wird.
Charakter & Gemüt
Der American Pitbull Terrier ist trotz seines schlechten Rufs ein menschenfreundlicher, anhänglicher Hund. Gut sozialisierte Tiere zeigen sich loyal, kinderlieb und verspielt. Sein Temperament wird oft als lebhaft und enthusiastisch beschrieben, wobei er eine hohe Reizschwelle besitzt und selten aggressiv agiert.
Die Rasse ist äußerst intelligent und lernwillig, zeigt jedoch auch eine gewisse Sturheit, die mit konsequenter Erziehung in geordnete Bahnen gelenkt werden muss. Der Pitbull genießt die Nähe zu seiner Familie und eignet sich nur bedingt als Wachhund, da er Fremden gegenüber oft freundlich bleibt.
Erziehung
Die Erziehung eines American Pitbull Terriers erfordert Erfahrung, Konsequenz und Geduld. Frühzeitige Sozialisierung ist entscheidend, um Aggressionspotenzial zu vermeiden und die Verträglichkeit mit Artgenossen und Menschen sicherzustellen. Der Pitbull reagiert gut auf positive Verstärkung und klare Anweisungen, sodass Grundkommandos wie „Sitz“, „Platz“ und „Bleib“ früh etabliert werden sollten.
Um die Herausforderungen der Listenhund-Haltung zu bewältigen, empfiehlt sich der Besuch von speziellen Hundeschulen und Trainingskursen, die auf die Bedürfnisse und Eigenschaften des Pitbulls eingehen. In einigen Bundesländern müssen die Tiere auch einen Test über ihr Wesen und ihren Charakter ablegen, auf den sich Halter mit entsprechendem Training vorbereiten sollten.
Richtige Haltung & Pflege
Der American Pitbull Terrier ist ein aktiver Hund, der viel Bewegung und Beschäftigung braucht. Regelmäßige Spaziergänge, Hundesport wie Agility oder Obedience sowie geistige Herausforderungen halten ihn körperlich und mental fit. Trotz seiner Energie kann er bei ausreichender Auslastung auch in einer Wohnung gehalten werden. Ein sicher eingezäunter Garten bietet jedoch zusätzliche Bewegungsfreiheit.
Die Haltung eines American Pitbull Terriers erfordert nicht nur Erfahrung, sondern auch ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein. Halter sollten sich der gesetzlichen Auflagen bewusst sein und bereit sein, Zeit und Mühe in die Sozialisierung und Erziehung des Hundes zu investieren.
In Deutschland wird der American Pitbull Terrier in vielen Bundesländern als gefährlicher Hund eingestuft und steht damit auf der sogenannten Rasseliste. Die Einstufung variiert je nach Bundesland, bringt jedoch für Halter eine Reihe von Auflagen und Einschränkungen mit sich. Dazu gehören unter anderem: Wesenstest, Sachkundenachweis, Leinen- und Maulkorbpflicht, erhöhte Hundesteuer und Haltungsantrag.
Die Einstufung des American Pitbull Terriers als Listenhund variiert je nach Bundesland. Während in einigen Ländern eine strikte Haltungserlaubnis notwendig ist, verbieten andere die Haltung der Rasse nahezu komplett. Zu den Bundesländern, in denen man die Auflagen sorgfältig prüfen sollte, gehören:
- Baden-Württemberg
- Bayern
- Berlin
- Brandenburg
- Bremen
- Hamburg
- Hessen
- Nordrhein-Westfalen
- Rheinland-Pfalz
- Saarland
- Sachsen
- Sachsen-Anhalt
In Österreich gelten ähnliche Bestimmungen, wobei Wien, Niederösterreich und Vorarlberg die Haltung an besondere Auflagen wie den Hundeführerschein oder die bürgermeisterliche Genehmigung knüpfen. In der Schweiz ist die Haltung des Pitbulls in einigen Kantonen vollständig verboten.
Die Fellpflege des American Pitbull Terrier ist einfach: Wöchentliches Bürsten reicht aus, um das kurze Fell sauber und gesund zu halten. Ein Mantel ist bei niedrigen Temperaturen empfehlenswert.
Ernährung
Ein ausgewogenes, proteinreiches Futter ist für den muskulösen American Pitbull Terrier essenziell. Hochwertige Mahlzeiten mit hohem Fleischanteil sind ideal. Während Welpen noch drei bis vier kleinere Mahlzeiten benötigen, genügen erwachsenen Hunden zwei Portionen pro Tag. Ruhephasen nach dem Füttern beugen Verdauungsproblemen vor.
Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten
Obwohl der American Pitbull Terrier als robust gilt, neigt er auch zu bestimmten rassespezifischen Erkrankungen, wie Hüftdysplasie, Herzerkrankungen und Hautproblemen. Regelmäßige tierärztliche Kontrollen helfen, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
American Bully
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Der American Pitbull Terrier im Überblick
- Größe: 43–53 cm Schulterhöhe
- Gewicht: 16–27 kg
- Fell: Kurz, glatt, dicht; alle Farben außer Merle
- Durchschnittliche Lebenserwartung: 12–13 Jahre
- Charakter: Loyal, menschenfreundlich, verspielt, intelligent
- Besonderheiten: Hoher Bewegungsdrang; familienfreundlich bei guter Erziehung