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Vom Aussterben bedroht!

Darum eignet sich die Gelbbacke nicht als Familienhund

Da die Gelbbacke keine offiziell anerkannte Rasse ist, gibt es keinen einheitlichen Rassestandard. Aussehen und Charakter können daher variieren.
Da die Gelbbacke keine offiziell anerkannte Rasse ist, gibt es keinen einheitlichen Rassestandard. Aussehen und Charakter können daher variieren. Foto: Getty Images / Bigandt_Photography
Dennis Agyemang
Redakteur

15. März 2025, 7:44 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Gelbbacke ist ein seltener und vom Aussterben bedrohter Schlag der Altdeutschen Hütehunde. Besonders in Ost- und Mitteldeutschland geschätzt, zeichnet sie sich durch ihren ausgeprägten Hütetrieb, ihre Intelligenz und ihre Arbeitsfreude aus. Diese robusten, wetterfesten Hunde waren über Jahrhunderte hinweg unverzichtbare Begleiter von Schäfern und Hirten. Doch mit dem Rückgang der Wanderschäferei droht der Bestand der Gelbbacke zu schrumpfen.

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Die Gelbbacke ist kein eigenständiger Rassehund, sondern ein traditioneller Hütehundschlag, der in Deutschland vor allem in den östlichen und mittleren Regionen verbreitet ist. Ursprünglich für die Arbeit mit großen Viehherden gezüchtet, überzeugt sie durch ihre Widerstandskraft, Eigenständigkeit und ihren Arbeitswillen. Trotz ihrer Vielseitigkeit sind Gelbbacken nicht für Anfänger geeignet – sie brauchen eine konsequente Führung und eine sinnvolle Aufgabe.

Aufgrund ihres seltenen Vorkommens und der anspruchsvollen Zuchtauflagen wird dieser Hundeschlag von der „Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen“ als gefährdet eingestuft. Wer eine Gelbbacke halten möchte, sollte sich bewusst sein, dass diese Hunde mehr als nur treue Begleiter sind – sie sind hochspezialisierte Arbeitstiere mit einem tief verwurzelten Hütetrieb.

Herkunft

Die Ursprünge der Gelbbacke reichen bis ins Mittelalter zurück. Mit der Verbreitung der Wanderschäferei in Deutschland und Europa wurden robuste, leistungsfähige Hütehunde benötigt, die den anspruchsvollen Bedingungen in der Landwirtschaft gewachsen waren. Während sich im Westen Deutschlands der Deutsche Schäferhund durchsetzte, blieb die Gelbbacke besonders in Ost- und Mitteldeutschland erhalten. Die Hunde wurden selektiv nach ihrer Arbeitsleistung gezüchtet und nicht nach einem einheitlichen Erscheinungsbild, weshalb es bis heute verschiedene regionale Typen gibt.

Die Altdeutschen Hütehunde, zu denen die Gelbbacke gehört, wurden jahrhundertelang von Schäfern und Hirten für ihre Gebrauchstüchtigkeit gezüchtet. Wichtige Merkmale wie Ausdauer, Intelligenz, Robustheit und Hütetrieb wurden dabei stets priorisiert. Erst in der modernen Zeit, mit dem Rückgang der Wanderschäferei, begann der Bestand dieser Hunde zu schrumpfen. Heute gilt die Gelbbacke als gefährdet, und es werden gezielte Anstrengungen unternommen, um diesen traditionsreichen Hundeschlag zu erhalten.

Aussehen & Fell

Da die Gelbbacke kein standardisierter Rassehund ist, gibt es Unterschiede in ihrem Erscheinungsbild, abhängig vom jeweiligen Typ. Generell sind diese Hunde mittelgroß und gut proportioniert, mit einer Schulterhöhe von 55 bis 60 cm.

Die Gelbbacke besitzt meist ein langstockhaariges, dichtes Fell mit weicher Unterwolle, das wetterfest und robust ist. Die namensgebenden gelben, roten oder braunen Abzeichen befinden sich über den Augen, an den Läufen und um den Fang. Besonders bei den ostdeutschen und mitteldeutschen Typen sind diese Farbakzente ausgeprägt, weshalb sie auch „Vierauge“ genannt werden. Der süddeutsche Typ zeigt eine größere Variabilität im Erscheinungsbild und kann mitunter dunkler gefärbt sein oder Kippohren aufweisen. Trotz der optischen Unterschiede teilen alle Gelbbacken die grundlegenden Merkmale eines arbeitsfreudigen Hütehundes.

Charakter & Gemüt

Die Gelbbacke ist ein hochintelligenter, arbeitswilliger Hund mit einem ausgeprägten Hütetrieb. Sie ist wachsam, selbstständig und durchsetzungsstark – Eigenschaften, die sie für ihre ursprüngliche Aufgabe als Hütehund prädestinieren. Ihre Reaktionsschnelligkeit und Lernfähigkeit machen sie zu hervorragenden Arbeitshunden, aber auch zu anspruchsvollen Begleitern.

Diese Hunde sind sehr eigenständig und neigen dazu, Entscheidungen selbst zu treffen. Das kann in der Erziehung eine Herausforderung sein, da sie keinen ausgeprägten „Will to Please“ haben. Gleichzeitig sind Gelbbacken treu, loyal und menschenbezogen, wenn sie gut geführt werden. Unterschätzter Bewegungs- und Arbeitsdrang kann allerdings zu Verhaltensauffälligkeiten führen – Langeweile oder Unterforderung können sich in übermäßigem Bellen oder unerwünschtem Hüteverhalten äußern.

Erziehung

Die Erziehung einer Gelbbacke erfordert Konsequenz, Erfahrung und eine klare Führung. Diese Hunde sind intelligent und lernfähig, aber auch eigenständig und durchsetzungsfähig. Daher ist es wichtig, früh mit der Sozialisierung und Erziehung zu beginnen.

Da die Gelbbacke kein klassischer Familienhund ist, sondern ein Arbeitshund mit ausgeprägtem Hütetrieb, sollte ihr natürliche Verhaltensweise in kontrollierte Bahnen gelenkt werden. Konsequente Erziehung, kombiniert mit geistiger und körperlicher Auslastung, ist essenziell, um die Gelbbacke zu einem zuverlässigen Begleiter zu machen.

Richtige Haltung & Pflege

Gelbbacken benötigen viel Bewegung und geistige Herausforderung. Am besten aufgehoben sind sie bei Menschen, die ihnen eine sinnvolle Aufgabe bieten können, sei es in der Landwirtschaft, im Hundesport oder als Rettungshund. Eine Haltung in einer Wohnung oder ein Leben als reiner Familienhund ohne angemessene Beschäftigung ist nicht empfehlenswert.

Das dichte, wetterfeste Fell ist pflegeleicht und muss nur ein- bis zweimal wöchentlich gebürstet werden, um Verfilzungen zu vermeiden. Besonders während des Fellwechsels kann häufigeres Bürsten notwendig sein.

Ernährung

Die Ernährung der Gelbbacke sollte ausgewogen und an ihren hohen Energiebedarf angepasst sein. Hochwertiges Futter mit hohem Fleischanteil ist ideal, um die Muskulatur und die Leistungsfähigkeit zu unterstützen. Bei aktiven Arbeitshunden kann eine Fütterung mit einem hohen Anteil an tierischen Proteinen und Fetten sinnvoll sein.

Trockenfutter sollte möglichst getreidefrei sein, da viele herkömmliche Sorten ungeeignete Füllstoffe enthalten. BARF (Biologisch Artgerechtes Rohes Futter) kann eine gute Alternative sein, sofern alle wichtigen Nährstoffe in der richtigen Balance zugeführt werden.

Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten

Gelbbacken gelten als robuste Hunde mit wenigen bekannten Erbkrankheiten. Aufgrund ihrer ursprünglichen Zucht mit Fokus auf Arbeitsleistung sind genetische Erkrankungen selten. Allerdings können Hüftgelenksdysplasie (HD) sowie Gelenkprobleme auftreten, insbesondere bei falscher Ernährung oder übermäßiger Belastung im Wachstum. Eine regelmäßige tierärztliche Kontrolle ist dennoch ratsam, um die Gesundheit des Hundes langfristig zu gewährleisten.

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Die Gelbbacke im Überblick

  • Größe: 55–60 cm Schulterhöhe
  • Gewicht: Variabel, angepasst an die Größe
  • Fell & Farbe: Langstockhaar, schwarz mit gelben, roten oder braunen Abzeichen
  • Charakter: Wachsam, arbeitswillig, eigenständig, ausdauernd
  • Besonderheiten: Ausgeprägter Hütetrieb, sehr lernfähig, benötigt konsequente Erziehung
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