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Meinung

„Hunde mit Merle-Färbung sind Qualzucht? Das ist doch Schwachsinn!“

Die Züchtung des Australian Shepherds in der Merle-Färbung ist umstritten.
Die Züchtung des Australian Shepherds in der Merle-Färbung ist umstritten. Foto: Getty Images
Porträtaufnahme von Autorin Manuela Lieflaender mit Hund Elvis
Freie Autorin

25. Oktober 2023, 10:44 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Viele Tierschützer bezeichnen Australian Shepherds mit der Farbzeichnung Merle als Qualzucht, da es bei diesen Tieren vermehrt zu Schäden wie Taubheit oder Blindheit kommen soll. PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender besitzt selbst einen „Merle-Aussie“ und sieht die Sache anders.

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„Australian Shepherds in der Merle-Farbe sind eine Qualzucht. Viele von ihnen sind taub und blind. Ihre Lebenserwartung ist geringer als die von Australian Shepherds ohne diese Gen-Mutation.“ Solche unqualifizierten Aussagen ärgern mich. Denn damit wird gerade eine großartige Hunderasse zerstört. Und das nur, weil die Tierschutzorganisationen wie Peta Tatsachen verdrehen und Halbwahrheiten verbreiten, um anderen Menschen ihre Gesinnung aufzuzwingen. Aber fangen wir einmal von vorn an.

Was ist Merle überhaupt?

Oberflächlich betrachtet, ist „Merle“ keine bestimmte Fellfarbe, sondern ein Muster. Der sogenannte Merle-Faktor ist eine komplexe Gen-Mutation beim Hund. Sie sorgt dafür, dass Bereiche im Fell, die durch Eumelanin – das Pigment, dass für die Entstehung der braunen und schwarzen Fellfarbe verantwortlich ist – aufgehellt werden. So entstehen willkürliche, fleckige Farbaufhellungen, die das Fell gesprenkelt oder marmoriert aussehen lassen. Diese Gen-Mutation tritt nicht nur beim Australian Shepherd, sondern auch beim Collie, Border Collie oder Dackel auf. 

Bei den Aussies gibt es zwei Grundfarben: Schwarz und Braun bzw. Rot. Der „blue-merle Aussie“ ist vom Ursprung her ein schwarzer Hund, dessen Fell durch das Merle-Gen an einigen Stellen aufgehellt wird. Das Ergebnis ist ein graues schwarzes Muster, das bei jedem Aussie anders aussieht. Umgekehrt ist es beim „red-merle Aussie“ ein rotes bzw. braun/ cremefarbenes Muster, weil das Braun bzw. Rot aufgehellt wird.  

Das Merle-Gen gibt es schon lange

Das Merle-Gen ist keine neue Erfindung der modernen Hundezucht. Die Mutation gibt es schon seit mehreren hundert Jahren und trat erstmals bei europäischen Hütehunden auf. Jenen Hunden also, die bei der Entstehung des Aussies eine Rolle gespielt haben. Das bedeutet, das Merle-Gen gehört zu dieser Rasse wie die Henne zum Ei.  

Zur Geschichte muss man zudem wissen, dass der Australian Shepherd ein Farmhund ist. Er hat sich für die Arbeit an Schafen und Rindern qualifiziert, weil er robuster, mutiger und intelligenter ist, als die meisten anderen Hütehundrassen.  

Warum Merle-Hunde als Qualzucht bezeichnet werden

Problematisch wird es, wenn zwei Hunde mit Merle-Muster miteinander verpaart werden. Dies kann bei den Welpen tatsächlich zu Taubheit und Blindheit sowie anderen, schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen. Daher ist es in Deutschland auch immer schon verboten. Wer seinen Hund also von einem seriösen Züchter bezieht, kann sich sicher sein, hier keine Qualzucht zu unterstützen.

Leider ist die Merle-Zeichnung inzwischen in Mode. Sie wird deshalb in andere Rassen und Mixe eingekreuzt. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit größer, dass es zu gesundheitlichen Problemen kommt. Das Fatale ist nämlich, dass ein Hund das Merle-Gen trägt, ohne dass man es optisch sieht. So gibt es Fälle, in denen gar nicht erkennbar ist, dass diese Hunde den Merle-Faktor haben, weil vielleicht nur winzige Stellen im Fell aufgehellt sind.

Würde ein solcher Hund mit einem Merle verpaart, kann es zwar zu gesundheitlichen Problemen bei den Welpen kommen. Die Wahrscheinlichkeit ist aber gering! „Ungefähr so gering, als wenn Du aus dem Haus gehst und von einer Kokosnuss erschlagen wirst“, sagt Silke Löffler. Sie ist eine erfahrene Australian Shepherd Züchterin und Autorin des Buches „Aussiegrafie“.  

Auch interessant: Peta will Zucht von Rassehunden verbieten: „Das hat mit Tierschutz nichts zu tun!”

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Neue Gentests helfen, kranke Hunde zu vermeiden

Die Wissenschaft ist daher inzwischen einen Schritt weiter: Mithilfe von neuen Gentests können Australian Shepherds in den Grundfarben Schwarz bzw. Braun/Rot getestet werden, ob sie möglicherweise ein Merle-Gen in sich tragen.  

Worauf sollten Welpeninteressenten also achten? „Die Hunde dürfen keine weißen Köpfe, haben. Abgesehen davon, kann jedes Tier und jeder Mensch blind oder taub sein. Dafür braucht es kein Merle-Gen.“ Um einen gesunden Australian Shepherd Welpen zu bekommen, hilft es, vorher ein Buch wie die „Aussiegrafie“ zu lesen, sich bei Kennern über die Rasse zu informieren und sich den Gen-Test zeigen zu lassen. Hunde mit Merle-Färbung generell als Qualzucht zu bezeichnen, ist also meines Erachtens Schwachsinn!

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