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Individuelle Entscheidung

Hundetrainerin: »Diese Hunderassen würde ich mir niemals zulegen

Australian Shepherd
Die beliebte Hunderasse Australian Shepherd gehört zu den Rassen, die Hundetrainerin Katharina Marioth sich nicht zulegen würde Foto: Getty Images/Bigandt_Photography / Katharina Marioth

17. März 2025, 5:53 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Hundetrainerin Katharina Marioth verrät PETBOOK, welche Hunderassen sie sich aus welchen Gründen nicht zulegen würde und gibt Tipps, wie man den richtigen Hund für sich findet.

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Als Hundetrainerin liebe ich es, mit verschiedenen Hunderassen zu arbeiten. Jede Rasse hat ihre Eigenheiten, ihren Charme und ihre Herausforderungen. Dennoch gibt es einige Rassen, die ich mir persönlich niemals anschaffen würde. Das hat weniger mit der Rasse selbst zu tun, sondern vielmehr mit meinen persönlichen Vorstellungen, meiner Lebensweise und den speziellen Anforderungen, die bestimmte Rassen mit sich bringen. In diesem Artikel möchte ich erklären, warum ich einige Hunderassen für mich ausschließe und welche Faktoren in meine Entscheidung einfließen. 

Border Collie & Australian Shepherd – die Arbeitsmaschinen

Border Collies und Australian Shepherds sind wunderbare Hunderassen, hochintelligent, extrem lernfreudig und voller Energie. Genau das ist jedoch der Grund, warum ich mir keinen dieser Hunde zulegen würde. Sie wurden für die Arbeit an Schafen gezüchtet und haben ein fast unermüdliches Arbeitspensum. Ohne eine sinnvolle und intensive Beschäftigung können sie schnell problematische Verhaltensweisen entwickeln. Dazu gehört etwa permanentes Hüten von Menschen, Kindern oder anderen Tieren.

Ich kenne viele Halter, die ihre Border Collies oder Aussies kaum auslasten können, und sehe oft, wie diese Hunde aus Frust oder Unterforderung Verhaltensprobleme entwickeln. Da ich keinen eigenen Schafbetrieb habe und nicht den ganzen Tag Zeit für hochspezialisierte Arbeit mit einem Hund aufbringen kann, wären diese Rassen nichts für mich. Zudem lernen diese Hunde viel zu selten, dass sie dringend einen On/Off-Modus brauchen. Ein Hund, der immer „auf Sendung“ ist und keine Möglichkeit hat, zur Ruhe zu kommen, wird langfristig sowohl für sich selbst als auch für seine Halter zum Problem. 

Herdenschutzhunde – die unabhängigen Beschützer

Herdenschutzhunde wie der Kangal, der Kuvasz oder der Pyrenäenberghund züchtete man gezielt, um eigenständig Herden vor Raubtieren zu schützen. Diese Hunderassen sind extrem territorial, selbstständig und nicht auf menschliche Führung angewiesen, wie es viele andere Rassen sind. Ihr Misstrauen gegenüber Fremden und ihre starke Schutzbereitschaft machen sie für unerfahrene Halter problematisch. Da ich weder eine große Landfläche noch eine Herde habe, die es zu bewachen gilt, wäre ein Herdenschutzhund in meinem Alltag nicht artgerecht ausgelastet. Die Herausforderung, sie in einer städtischen oder suburbanen Umgebung zu halten, ist enorm, und ich möchte keinem Hund ein Leben aufzwingen, das nicht zu seinen natürlichen Instinkten passt. 

Chihuahua & Teacup-Rassen – kleine Hunde mit großem Anspruch und gesundheitlichen Problemen

Viele denken, dass kleine Hunderassen einfach zu halten sind. Doch gerade Chihuahuas und sogenannte Teacup-Rassen sind oft unterschätzte Hunde mit großer Persönlichkeit und hohen Anforderungen. Zudem sind sie häufig das Ergebnis fragwürdiger Qualzucht, bei der auf extreme Kleinwüchsigkeit gezüchtet wird, was gesundheitliche Probleme wie Knochenbrüche, Organfehlbildungen oder Zahnprobleme begünstigt.

Sie neigen dazu, sehr anhänglich und besitzergreifend zu sein, was zu Problemen in der Erziehung führen kann. Zudem sehe ich immer wieder, dass kleine Hunde von ihren Haltern nicht ernst genommen und oft vermenschlicht werden. Fehlende Konsequenz und Unterforderung können zu Verhaltensauffälligkeiten wie exzessivem Bellen, Unsicherheit oder Aggression führen. Diese Rassen benötigen ebenfalls Training und eine Aufgabe, aber sie fallen schlicht nicht in mein „Beuteschema“. 

Auch interessant: Warum man keine Teacup-Hunde kaufen sollte

Englische Bulldogge & Mops – gesundheitliche Probleme als Dauerbegleiter

Ich liebe das freundliche Wesen von Englischen Bulldoggen und Möpsen, aber ihre gesundheitlichen Probleme machen es für mich unmöglich, sie als persönliche Begleiter in Betracht zu ziehen. Die Überzüchtung vieler brachyzephaler, also kurzköpfiger Hunderassen führt zu massiven Atemproblemen, Augenkrankheiten und orthopädischen Beschwerden.

Ich möchte einen Hund, der sich frei bewegen, rennen und toben kann, ohne dass er nach ein paar Metern nach Luft ringt. Zudem leiden viele dieser Hunde ihr Leben lang an chronischen Beschwerden, die eine hohe tiermedizinische Betreuung erfordern. Ich bin der Meinung, dass man Hunde in ihrer natürlichen Form gesund züchten sollte, weshalb ich Rassen mit extremen Merkmalen, die ihre Lebensqualität einschränken, bewusst meide. 

Deutsch Drahthaar – der leistungsorientierte Jagdhund

Der Deutsch Drahthaar ist ein vielseitiger und beeindruckender Jagdhund, der sowohl im Feld als auch im Wasser arbeitet. Diese Hunderasse wurde gezielt für anspruchsvolle jagdliche Aufgaben gezüchtet und hat einen enormen Arbeitswillen. Ohne jagdliche Führung und artgerechte Auslastung kann er schnell unterfordert sein und problematische Verhaltensweisen entwickeln.

Ich sehe oft Halter, die sich einen Deutsch Drahthaar anschaffen, ohne tatsächlich aktiv zu jagen, und dann Schwierigkeiten haben, die Bedürfnisse des Hundes zu erfüllen. Da ich selbst keine aktive Jägerin bin, wäre es für mich nicht fair, einen Hund mit solch hohen Anforderungen an die Arbeit zu halten. 

Auch interessant: Hundetrainer über Heidi Klums Hunde: „Haltung ist unverantwortlich!“

Die Wahl des richtigen Charakters ist entscheidend

Die Entscheidung für eine bestimmte Hunderasse sollte immer gut überlegt sein. Viele Menschen lassen sich von optischen Merkmalen oder Trends leiten, ohne die Bedürfnisse und Herausforderungen der jeweiligen Rasse zu kennen. Als Hundetrainerin sehe ich täglich, wie falsche Entscheidungen zu Frust und Problemen führen – sowohl beim Hund als auch beim Halter. 

Meine Entscheidung, bestimmte Rassen nicht zu halten, basiert nicht darauf, dass diese Hunde schlecht oder ungeeignet wären. Vielmehr möchte ich sicherstellen, dass ich einem Hund das bieten kann, was er wirklich braucht. Jeder Hund verdient ein Zuhause, das seinen natürlichen Bedürfnissen gerecht wird. Wer sich für eine Rasse entscheidet, sollte sich daher intensiv mit den Eigenschaften, Ansprüchen und Herausforderungen auseinandersetzen, um eine langfristig harmonische Beziehung zu gewährleisten. Am Ende entscheidet aber trotz Rasse immer der Charakter des Hundes. So habe ich bisher alle meine Hunde ausgewählt. 

Leider muss ich auch vielen Züchtern bzw. privaten Hobbyzüchtern den Vorwurf machen, dass sie gerade seit dem Jahr 2020 Hunde schlicht „verkauft“ haben und viel zu wenig auf die Menschen und deren Lebensumstände geachtet wurde. Die Nachfrage war groß, und viele Hunde landeten später in Tierheimen oder wurden aufgrund mangelnder Sachkenntnis falsch gehalten. Hier wäre mehr Verantwortung seitens der Züchter wünschenswert gewesen, um sicherzustellen, dass Hunde in passende, gut vorbereitete Haushalte vermittelt werden. 

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So wählen Sie für sich den richtigen Hund aus

  • Überlegen Sie realistisch, was Sie Ihrem Hund bieten können: Zeit, Bewegung, Aufgaben? 
  • Informieren Sie sich ausführlich über die Rasse-Eigenschaften: Passen sie zu Ihrem Lebensstil – auch in fünf oder zehn Jahren? 
  • Seien Sie realistisch über Ihre Erfahrung: Können Sie die Bedürfnisse der Rasse erfüllen? 
  • Besuchen Sie seriöse Züchter oder Tierheime: Achten Sie auf Gesundheit und Wesen der Hunde. Nehmen Sie es als gutes Zeichen, wenn ein Züchter Sie mehrfach treffen will oder Ihnen ehrlich sagt, dass in diesem Wurf kein Hund für Sie dabei ist. Analog im Tierheim: Zeigen Sie, dass Sie wirklich Interesse an einem Tier haben und besuchen Sie den Hund mehr als nur einmal. 
  • Lassen Sie sich nicht von Trends leiten: Ein Hund ist ein langfristiger Begleiter, keine Modeerscheinung oder eine Petfluencer-Einnahmequelle. 
  • Holen Sie sich professionelle Beratung: Ein erfahrener Hundetrainer kann helfen, die richtige Wahl zu treffen. 

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