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Japanischer Jagdhund

Der Kishu ist selbst für Hundeprofis eine Herausforderung

Der Kishu Ken, benannt nach der historischen Region Kishu in Japan, gehört zu den ältesten Jagdhunderassen des Landes.
Der Kishu Ken, benannt nach der historischen Region Kishu in Japan, gehört zu den ältesten Jagdhunderassen des Landes. Foto: Getty Images/slowmotiongli
Dennis Agyemang
Redakteur

19. April 2025, 8:20 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Unabhängig, stolz und außerordentlich selten: Der Kishu Ken ist ein japanischer Hund mit jahrhundertealter Geschichte und einem Charakter, der Respekt einflößt. Der mittelgroße Jagdhund ist nichts für Anfänger – seine Treue gilt nur einem Menschen, und diese Treue will verdient sein. Wer ihn kennt, weiß: Ein Kishu ist kein Mitläufer, sondern ein willensstarker Partner.

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Der Kishu Ken, benannt nach der historischen Region Kishu in Japan, gehört zu den ältesten Jagdhunderassen des Landes. Er wurde über Generationen gezielt für die Jagd auf Wildschweine und Hirsche gezüchtet und zeigt auch heute noch einen ausgeprägten Jagdtrieb sowie eine bemerkenswerte Selbstständigkeit im Verhalten.

Die Rasse gilt in ihrer Heimat als nationales Kulturgut, ist international aber äußerst selten. Sein Erscheinungsbild – kompakt, kraftvoll und mit charakteristischer Sichelrute – sowie sein ruhiges, aber wachsames Wesen machen ihn zu einer besonderen Rarität unter den asiatischen Spitzen. Aufgrund seines dominanten Auftretens, seiner Intelligenz und seiner Eigenwilligkeit braucht der Kishu erfahrene Halter, die ihm mit Respekt und Klarheit begegnen. In der richtigen Umgebung entwickelt dieser Hund eine tiefe Anhänglichkeit und ist ein treuer und selbstständiger Partner.

Herkunft

Der Kishu stammt aus den Bergregionen der heutigen Präfekturen Wakayama und Mie auf der japanischen Hauptinsel Honshū. Er gehört zur Gruppe der asiatischen Spitze und hat sich über Jahrtausende als robuster Jagdhund bewährt. Besonders geschätzt wurde seine Fähigkeit, Großwild wie Wildschweine oder Hirsche in schwierigem Gelände selbstständig aufzuspüren und zu stellen.

Ursprünglich traten Kishus in verschiedenen Farben mit markanten Abzeichen auf, doch seit der Einführung des offiziellen Standards 1934 sind nur noch einfarbige Hunde zur Zucht zugelassen. Diese Regelung führte dazu, dass die heute vorherrschende weiße Fellfarbe in der Zucht bevorzugt wurde, da diese Farbe eine bessere Sichtbarkeit bei der Jagd gewährleistet.

1934 wurde der Kishu in Japan als „Naturdenkmal“ anerkannt, was seine kulturelle Bedeutung unterstreicht. Die Ausfuhr der Hunde war bis in die 1970er-Jahre streng reglementiert. Auch heute ist der Kishu außerhalb Japans nur selten zu finden; vereinzelt gibt es Züchter in Europa und Nordamerika, wobei der Zugang zu Welpen meist mit langen Wartezeiten und großer Sorgfalt verbunden ist.

Aussehen & Fell

Der Kishu ist ein mittelgroßer Hund mit einer Schulterhöhe von 49 cm bei Hündinnen und 52 cm bei Rüden. Je nach Geschlecht und Körperbau wiegt er zwischen 13,5 und 27,5 kg. Der Körperbau ist kompakt, muskulös und ausgewogen, ohne Übertreibungen. Typisch für die Rasse sind die aufrecht getragenen, kleinen, fast dreieckigen Ohren und die Rute, die sichelförmig oder eingerollt über dem Rücken getragen wird.

Das Fell der Kishus besteht aus einem harten, geraden Deckhaar und einer dichten, weichen Unterwolle. Besonders an den Backen und an der Rute ist das Fell leicht verlängert. Der zulässige Farbbereich beschränkt sich auf einfarbige Tiere in Weiß, Rot oder Sesam (rotfalbfarben mit schwarzen Haarspitzen). Weiß wird bevorzugt gezüchtet, da es sich in der Jagd bewährt hat. Die mandelförmigen, leicht schräg gestellten Augen sind dunkelbraun und verleihen der Kishu einen wachen, würdevollen Ausdruck.

Charakter & Gemüt

Der Kishu ist ein typischer Vertreter der asiatischen Spitzhunde: unabhängig, loyal und selbstbewusst. Als klassischer „Ein-Mann-Hund“ baut er eine intensive Bindung zu einer Bezugsperson auf, während er gegenüber Fremden eher distanziert bleibt. Unterwürfigkeit liegt ihm fern – er agiert mit Stolz und eigenem Kopf.

Sein Temperament ist in der Regel ruhig und gelassen, doch wenn die Situation es erfordert, zeigt der Kishu Mut, Wachsamkeit und Entschlossenheit. Innerhalb des Haushalts übernimmt er oft eine beobachtende, überwachende Rolle. Mit anderen Hunden kann es vor allem zwischen gleichgeschlechtlichen Tieren zu Auseinandersetzungen kommen. Eine hohe Intelligenz gepaart mit Dominanz und Jagdtrieb macht ihn zu einer Herausforderung für unerfahrene Halter. Richtig geführt, entfaltet sich der Kishu als treuer, edler und hochaufmerksamer Begleiter.

Erziehung

Die Erziehung eines Kishus verlangt Geduld, Erfahrung und Konsequenz – ohne Härte. Seine Intelligenz erlaubt ihm, Kommandos schnell zu erfassen, doch er folgt nur, wenn er den Sinn dahinter erkennt. Konsequente Führung, frühe Sozialisierung und eine klare Rollenverteilung im Mensch-Hund-Verhältnis sind entscheidend. Welpenschule und regelmäßiger Kontakt zu anderen Hunden fördern die Sozialverträglichkeit. Besonders wichtig ist der kontrollierte Umgang mit seinem starken Jagdtrieb, da der Kishu selbst bei guter Erziehung schwer abrufbar sein kann. Ziel sollte sein, ihn souverän an der Leine zu führen, statt auf Freilauf zu bestehen.

Richtige Haltung & Pflege

Ein Kishu gehört in ein ländliches Umfeld mit ausreichend Platz. Ideal ist ein großes, sicher eingezäuntes Grundstück, auf dem sich der Hund frei bewegen kann. Er liebt das Leben im Freien, kommt aber auch mit dem Aufenthalt im Haus gut zurecht – sofern seine geistige und körperliche Auslastung gesichert ist. Die Haltung in einer engen Stadtwohnung ist ungeeignet.

Sein Fell ist pflegeleicht: Wöchentliches Bürsten reicht außerhalb des Fellwechsels aus. Während des saisonalen Haarwechsels sollte häufiger gebürstet werden, um abgestorbenes Haar zu entfernen. Ohren, Krallen und Zähne bedürfen regelmäßiger Kontrolle. Der Kishu gilt allgemein als sauberer Hund, der wenig Eigengeruch entwickelt.

Ernährung

Die Ernährung sollte hochwertig, fleischbasiert und frei von künstlichen Zusatzstoffen sein – ob gebarft oder mit hochwertigem Trockenfutter. Der ursprüngliche Organismus des Kishus reagiert empfindlich auf Futterumstellungen und minderwertige Inhaltsstoffe. Besonders bei Anzeichen von Futtermittelallergien kann eine Ausschlussdiät (Monoprotein) helfen. Getreidefreie Nassfutter mit hohem Fleischanteil können Abwechslung bieten, sollten aber nicht als Alleinfutter dienen. Frisches Wasser muss jederzeit bereitstehen. Leckerli sind maßvoll zu füttern und bei der Gesamtration zu berücksichtigen.

Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten

Der Kishu gilt als robuste Rasse, doch einige gesundheitliche Anfälligkeiten sind bekannt. Dazu zählt insbesondere die Hypothyreose – eine Schilddrüsenunterfunktion, die mit Müdigkeit und Leistungsschwäche einhergeht und medikamentös gut behandelbar ist. Darüber hinaus besteht eine genetische Veranlagung zu Lidfehlstellungen (z. B. Entropium), die man chirurgisch korrigieren lassen kann. Manche Kishus entwickeln Futtermittel- oder Umweltallergien, weshalb eine angepasste Ernährung und Umgebung sinnvoll sind. Generell erreichen Kishus eine Lebenserwartung von etwa 11 bis 13 Jahren.

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Die Kishu im Überblick

  • Größe: Rüden ca. 52 cm, Hündinnen ca. 49 cm
  • Gewicht: 13,5–27,5 kg
  • Fell: Harsches Deckhaar, weiche Unterwolle
  • Charakter: Loyal, unabhängig & dominant
  • Besonderheiten: Kein Anfängerhund, bindet sich meist nur an eine Person
Themen Glossar

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