
9. Februar 2025, 16:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Lurcher gehört zu den seltenen Hybridkreuzungen, die speziell für die Jagd geschaffen wurden. Seine Ursprünge reichen bis ins Mittelalter zurück, als das einfache Volk in Großbritannien und Irland keine reinrassigen Windhunde besitzen durfte. Die Lösung war ein intelligenter, schneller und vielseitiger Mischling, der sich hervorragend zur Wildjagd eignete: der Lurcher.
Der Lurcher ist keine eigenständige Hunderasse, sondern eine gezielte Kreuzung zwischen einem Windhund und einer anderen Gebrauchshunderasse wie Collie oder Terrier. Der hochläufige, muskulöse Hund wurde ursprünglich für die lautlose Jagd auf Kleinwild gezüchtet und besticht durch seine enorme Schnelligkeit und seinen ausgeprägten Jagdtrieb. Hinter dem athletischen Jäger verbirgt sich aber auch ein sensibler und anhänglicher Familienhund.
Herkunft
Die Geschichte des Lurchers ist eng mit der britischen Jagdtradition verbunden. Im Mittelalter war die Jagd mit Windhunden ausschließlich dem Adel vorbehalten, während das einfache Volk auf alternative Jagdmethoden angewiesen war. Um dennoch über schnelle und effektive Jagdhunde zu verfügen, begannen Bauern und fahrendes Volk, Windhunde mit anderen Gebrauchshunden zu kreuzen.
Der Name „Lurcher“ stammt vermutlich vom altenglischen Wort „lurking“, was so viel wie „lauern“ oder „anschleichen“ bedeutet und auf die Jagdtechnik dieser Hunde hinweist. Der Lurcher war vor allem bei den irischen und britischen „Travellers“ – nomadischen Gemeinschaften – weit verbreitet, da er sich ideal zum Wildern eignete.
Bis heute sind Lurcher besonders in Großbritannien und Irland beliebt, wo sie noch immer als Jagd- und Arbeitshunde gehalten werden. Obwohl sie keine anerkannte Rasse sind, gibt es Bestrebungen, einheitlichere Standards für die Zucht zu entwickeln.
Aussehen & Fell
Da der Lurcher keine einheitliche Rasse ist, variiert sein Aussehen je nach Kreuzung. Es gibt jedoch einige charakteristische Merkmale, die auf seine Abstammung vom Windhund hinweisen.
Typischerweise ist der Lurcher groß und schlank mit einer Schulterhöhe von 69 bis 76 Zentimeter und einem Gewicht von 27 bis 32 Kilogramm. Er hat einen athletischen Körperbau mit langgestrecktem Rumpf, schmaler Taille und tiefem Brustkorb. Seine Beine sind lang und kräftig, was ihm eine enorme Schnelligkeit verleiht.
Das Fell ist je nach Elternrasse kurz, mittellang oder stockhaarig. Es gibt glatte, raue und gewellte Varianten in fast allen Farben und Mustern. Die Ohren sind oft seitlich angesetzt und können aufrecht oder hängend sein. Der lange, schmale Kopf mit der spitzen Schnauze und den ausdrucksvollen Augen unterstreicht die Ähnlichkeit zu Windhunden.
Charakter & Gemüt
Der Lurcher ist eine außergewöhnliche Mischung aus Jagd- und Begleithund. Einerseits besitzt er den ausgeprägten Jagdtrieb und die Schnelligkeit eines Windhundes, andererseits die Intelligenz und Arbeitsfreude eines Schäferhundes oder Terriers.
Lurcher sind aufmerksam, sensibel und sehr menschenbezogen. Sie bauen eine enge Bindung zu ihren Besitzern auf und reagieren stark auf Stimmungen und Emotionen. Ihr anhängliches Wesen macht sie zu treuen Familienhunden, allerdings nur, wenn sie ausreichend beschäftigt werden.
Trotz ihrer Sanftmut sind sie keine Anfängerhunde. Ihr Jagdtrieb ist sehr stark, weshalb sie nur schwer ohne Leine laufen können. Außerdem brauchen sie viel Bewegung und geistige Beschäftigung, um ausgeglichen zu bleiben.
Erziehung
Die Erziehung eines Lurchers erfordert Erfahrung, Geduld und eine klare Führung. Strenge oder harte Methoden sind ungeeignet, da diese sensiblen Hunde schnell das Vertrauen verlieren können. Stattdessen sollten positive Verstärkung und eine enge Bindung zum Besitzer im Vordergrund stehen.
Ein gut sozialisierter Lurcher verhält sich freundlich gegenüber Menschen und anderen Hunden, kann aber einen ausgeprägten Jagdinstinkt gegenüber Kleintieren haben. Eine frühe Sozialisierung und ein gezieltes Training sind entscheidend, um diesen Trieb kontrollierbar zu machen.
Richtige Haltung & Pflege
Lurcher sind äußerst bewegungsfreudige Hunde, die viel Platz und Freilauf benötigen. Eine Wohnungshaltung ist nur bedingt geeignet – ideal ist ein Zuhause mit großem, sicher eingezäuntem Garten.
Aufgrund ihrer dünnen Haut und ihres geringen Körperfettanteils sind sie empfindlich gegenüber Kälte und benötigen in der kalten Jahreszeit oft einen Hundemantel. Im Sommer hingegen sollten sie nicht in der prallen Sonne laufen, da sie zu Überhitzung neigen.
Die Fellpflege hängt von der jeweiligen Kreuzung ab. Kurzhaarige Lurcher benötigen nur gelegentliches Bürsten, während rauhaarige oder langhaarige Exemplare regelmäßiger gepflegt werden müssen. Besondere Aufmerksamkeit sollte den Krallen und Pfoten gelten, da Lurcher durch ihre hohe Geschwindigkeit anfällig für Verletzungen sind.
Ernährung
Ein Lurcher benötigt eine hochwertige, proteinreiche Nahrung, die an seine Aktivität angepasst ist. Aufgrund des hohen Energieverbrauchs sind kohlenhydratreiche Futtermittel besser geeignet als fettreiche.
Besonders wichtig ist eine regelmäßige Fütterung mit anschließenden Ruhepausen, um das Risiko einer Magendrehung zu minimieren.
Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten
Lurcher gelten als robuste Hunde, können aber aufgrund ihrer Windhund-Abstammung für bestimmte Erkrankungen anfällig sein: So kann es hier zur sogenannten Greyhound-Sperre (Exertional Rhabdomyolysis), einer muskulären Überlastung nach intensiver Bewegung kommen. Regelmäßige tierärztliche Kontrollen und eine angepasste Haltung tragen dazu bei, die Gesundheit des Hundes zu erhalten.

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Der Lurcher im Überblick
- Herkunft: Großbritannien & Irland
- Größe: 69–76 cm Widerristhöhe
- Gewicht: 27–32 kg
- Fell & Farbe: Kurz, halblang oder stockhaarig, glatt, rau oder wellig, alle Farben möglich
- Charakter: Sensibel, aufmerksam & anhänglich
- Pflegeaufwand: Gering bis mittel, abhängig von der Felllänge
- Besonderheiten: Schnelligkeit, Jagdinstinkt, hohe Sensibilität
- Lebenserwartung: 12–15 Jahre