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Hybridtier

Warum der Saarlooswolfhund nicht als Haustier gehalten werden sollte

Saarlooswolfshund liegt im Gras
Der Saarlooswolfhund sieht urtümlich aus und hat viele Fans. Doch ist seine Haltung als sehr anspruchsvoll zu werten. Foto: picture alliance / Julian Strate
Dennis Agyemang
Redakteur

26. September 2024, 11:43 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Der Saarlooswolfhund ist eine niederländische Hunderasse, die rein optisch an einen Wolf erinnert. Und tatsächlich: Ursprünglich handelt es sich um eine Kreuzung aus Deutschem Schäferhund und einem Wolf. Daher ist die Haltung eine komplette Lebensaufgabe und eignet sich nur für hundeerfahrene Menschen, die bereit sind, Jahre in die Sozialisation dieses Hundes zu stecken.

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Herkunft

Ist das ein Wolf oder ein Hund? Das ist eine Frage, die Halter des Saarlooswolfhund regelmäßig beantworten müssen. So beeindruckt dieser starke Vierbeiner vor allem mit seinem wolfsähnlichen Aussehen. Dieses kommt allerdings nicht von ungefähr. So züchtete der niederländische Züchter Leendert Saarloos, der zwischen 1884 und 1969 lebte und ein bekennender Deutscher-Schäferhund-Fan war, in einer experimentellen Kreuzung einen wolfsähnlichen Hund. Denn den Überlieferungen nach war Saarloos zwar von Schäferhunden begeistert, aber von ihrer angeblichen Vermenschlichung genervt. Daher wollte er dem Deutschen Schäferhund wieder seine natürlichen Eigenschaften zurück verleihen, um ihn so zu einem noch besseren Gebrauchshund zu machen.

Daher kreuzte er den klassisch preußischen Typen des Schäferhundes mit einer Wölfin aus dem sibirischen Zweig des europäischen Wolftyps. Nach diversen Versuchen entstand die neue Rasse „Europäischer Wolfshund“, die zu einem Viertel Anteil Wolfsblut innehatte. Anders als erhofft entstand hier allerdings kein neuer Gebrauchshund, aber dafür ein Hund mit sehr ursprünglichen Eigenschaften, der 1975 als Rasse anerkannte und nach seinem Begründer benannt wurde.

Aussehen & Fell

Auf den ersten Blick sieht der Saarlooswolfhund für Laien wie ein Wolf aus. Unterstrichen wird dieser optische Eindruck vor allem auch noch von seinen schrägen, mandelförmigen Augen sowie der bernsteingelben Farbe, die ihm einen intensiven und stets wachen Blick verleihen. Mit einer Widerristhöhe von 65 bis 75 Zentimetern gehört dieser Vierbeiner zu großen Hunderassen. Dabei bringt ein ausgewachsener und gesunder Wolfhund etwa 35 und 45 Kilo auf die Waage.

Der Körperbau des Saarlooswolfhund ist kräftig und muskulös, während seine Beine schlank und hochläufig sind. Seine Ohren sind dreieckig und stehen vom Kopf ab, während er seine Rute gerade nach unten hängend trägt. Neben seiner ausgeprägten Wolfsoptik fasziniert viele auch seine Fellbeschaffenheit, die je nach Jahreszeit variiert. So dominiert im Sommer festes Stockhaar das Fellkleid des Wolfhundes, und im Winter wird er von mächtiger Unterwolle gegen die saisonale Kälte geschützt, die ihm optisch beinahe schon etwas Plüschiges verleiht. Farbtechnisch sind viele Farbnuancen zwischen wolfsgrau sowie verschiedenen Abstufungen in Braun- und Cremetönen möglich.

Charakter & Gemüt

Der Saarlooswolfhund sieht nicht nur aus wie ein Wolf, sondern verfügt auch über ein sehr ursprüngliches und eigenes Wesen. Halter, die von einem verkuschelten Vierbeiner träumen, der auf Kommandos hört, werden enttäuscht, denn der Wolfshund ist eher das Gegenteil davon. Er verfügt über einen ausgeprägten eigenen Willen, ist unabhängig und begegnet Menschen oft sehr zurückhaltend, reserviert bis hin zu scheu oder gar schreckhaft.

Wie in vielen Hybridkreuzungen, in denen Wolfsblut fließt, kann sich je nach Tier die eine oder die andere Seite mehr zeigen. Daher kann auch hier ein Saarlooswolfhund mehr „hundeähnlich“ oder auch mehr „wolfsähnlich“ sein. So spalten sich auch bei diesem Vierbeiner die Geister. Die einen räumen zwar ein, dass Hunde dieser Rasse Menschen reserviert und vorsichtig begegnen, während sie kaum bis gar nicht auf Kommandos hören. Manche sagen daher, dass sie am besten gar nicht erst als Haustiere gehalten werden sollten.

Auf der anderen Seite gibt es auch gegensätzliche Schilderungen. Ihnen zufolge verhielten sich Saarlooswolfhunde ihren Menschen gegenüber unterwürfig und schätzten ihre Nähe. Gemeinsam haben allerdings alle Betrachtungen, dass sich Wolfshunde absolut nicht als Anfängerhunde eigenen und auch nicht in einer Stadtwohnung gehalten werden sollten. Lärm, Menschenansammlungen oder unbekannte Situationen stressen diese Vierbeiner enorm, weshalb sie – recht wolfstypisch – diese meiden.

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Erziehung

Der Saarlooswolfhund gilt als eigenwillig, selbständig und verfügt über einen starken Fluchtreflex, was die Erziehung zu einer anspruchsvollen Herausforderung macht. Halter, die sich dieser Herausforderung stellen wollen, sollten ganz genau wissen, was sie tun und über viel Hundeerfahrung verfügen. Zudem sollten sie sehr geduldig sein und viel Zeit mitbringen. Denn im Netz finden sich Berichte von Haltern, die nach eigener Aussage Jahre gebraucht hätten, ihre Wolfshunde an sich zu gewöhnen.

Was sich aber trotz allem sagen lässt ist, dass schon früh mit einem guten Training sowie einer guten Sozialisierung begonnen werden sollte. Strenge oder harte Methoden führen bei dieser sensiblen Rasse nicht zum gewünschten Erfolg, sondern können ihn im Zweifelfall nachhaltig verstören und somit die Beziehung schädigen.

Haltung & Pflege

Der Aufwand um einen Saarlooswolfhund artgerecht zu halten ist sehr aufwendig. Halter, die sich tatsächlich einen Hund dieser Rasse zulegen wollen, sollten auf dem Land – am besten in ruhiger Waldnähe – leben und über einen großen und gesicherten Auslauf verfügen. Zudem müssen Halter in der Lage sein, sehr viel Zeit mit ihrem Hund zu verbringen. Ansonsten ist der Saarlooswolfhund recht pflegeleicht.

Ernährung

In Sachen Ernährung ist der Saarlooswolfhund nicht besonders wählerisch. Wichtig ist aber, dass das Futter hochwertig und frei von Zusätzen und Zucker ist. Wie die meisten Hunde mag er fleischige Rinderknochen und frisches Fleisch. Die Rasse eignet sich zu barfen. Bei Rückfragen können sich Halter an den Tierarzt oder Barf-Experten richten.

Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten

Grundsätzlich gilt diese Rasse als recht gesund. Dennoch sollten Interessenten die Stammbäume der Tiere überprüfen, um möglichen Inzest auszuschließen. Beim Saarlooswolfhund kann es vermehrt zu Hüft- und Ellenbogendysplasien sowie Augenkrankheiten kommen.

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Der Karelische Bärenhund im Überblick

  • Charakter: selbständig, willensstark, und eher scheu
  • Größe: 60–75 cm
  • Gewicht: 36–41 kg
  • Fell: Im Winter stärker ausgeprägte Unterwolle mit stockhaarigem Deckhaar
  • Bewegungsbedarf: sehr hoch
  • Durchschnittliche Lebenserwartung: 11–13 Jahre
  • Besonderheiten: sollte ausschließlich in erfahrene Hände kommen
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