20. Januar 2025, 17:22 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mehr als eineinhalb Jahre ist es nun her, dass Heidi Klum ihren Mann mit zwei süßen Welpen überraschte. Jäger und Uschi heißen die beiden Deutsch-Kurzhaar. Doch nicht die ungewöhnlichen Namen der Tiere sorgen für Aufregung …
Mit den Worten: „Wenn er dir sagt, dass er nicht bereit für einen neuen Welpen ist und du ihn an seinem Geburtstag mit zwei überraschst“, hatte Heidi Klum damals den tierischen Familienzuwachs bei Instagram vorgestellt. Der Schnappschuss, der ihren Mann Tom Kaulitz mit den beiden Welpen zeigt, ist nicht nur herzerwärmend, sondern konnte innerhalb kurzer Zeit jede Menge Likes sammeln. Doch auch jetzt – mehr als ein Jahr später – zeigen sich nicht alle so entzückt über Heidi Klums Hunde – vor allem, was die Wahl der Rasse betrifft. Darunter auch Hundetrainer und Jäger Dennis Panthen.
„Mehr als bedenklich“
„Mein erster Gedanke war, dass es eine Vollkatastrophe ist“ erinnert sich der Jagdhundetrainer im Gespräch mit PETBOOK zurück. „Diese Hunde sind hochspezialisierte Hunde, die normalerweise eine Aufgabe brauchen. Heidi Klum und ihr Mann haben aber offensichtlich keine tatsächliche Arbeit für solche Hunde. Das macht das Ganze mehr als bedenklich.“
Eine Einschätzung, die auch Hundetrainerin Andrea Stelzig von der Hundeschule „Hunde-ASS“ teilt. Im PETBOOK-Interview fragte sie sich ebenfalls, warum „eine Heidi Klum einen Deutsch Kurzhaar braucht.“ Immerhin gehöre diese Rasse zu den leistungsfähigsten Jagdhunden „mit der fast größten Jagdpassion, die man sich kaufen kann“, so die Hundeexpertin mit Jagdhintergrund weiter. „Da frage ich mich, warum solche Leute so einen Hund haben und vom Züchter bekommen.“
„Ich glaube nicht, dass weder Heidi Klum noch Tom Kaulitz einen Jagdschein haben oder selbst auf die Jagd gehen“
Sie wisse von keinem Deutsch Kurzhaar-Züchter, der einem Nicht-Jäger einen solchen Hund überlassen würde. „Ich glaube auch nicht – man mag mich eines Besseren belehren – dass weder Heidi Klum noch Tom Kaulitz einen Jagdschein haben oder selbst auf die Jagd gehen, am Hochstand sitzen oder bei einer Treibjagd dabei sind.“ Was sich also sagen lässt ist, dass dieser Hundetyp über Jahrhunderte explizit für die professionelle Jagd gezüchtet wurde und daher einen enormen Jagdinstinkt in seiner DNA verankert hat.
Doch was kann das eigentlich für Folgen haben, wenn ein Hund mit solchen Voraussetzungen bei Menschen ohne Jagdhintergrund landet, die ihn wie einen „gewöhnlichen“ Hund trainieren und auslasten? „Manche Hunde, haben vielleicht weniger ausgeprägte Anlagen, während andere, wie die von Heidi Klum der Deutsch Kurzhaar, noch sehr nah an ihrer ursprünglichen Aufgabe sind“, erklärt Dennis Panthen.
»Wenn die Genetik stark durchschlägt, kann das für Laien schnell problematisch werden
„Wenn die Genetik stark durchschlägt und die Hunde nicht artgerecht beschäftigt werden, führt das zu Problemen. Jagdhunde jagen dann unkontrolliert, Herdenschutzhunde beschützen übermäßig – das kann für Laien schnell problematisch werden. Ich denke nicht, dass Heidi Klum beispielsweise mit ihren Hunden zur Fasanenjagd geht, was eigentlich ihr ursprünglicher Zweck wäre.“
Natürlich lässt sich von außen nicht sagen, ob Heidi Klum möglicherweise mit Experten zusammenarbeitet, die für sie die Hunde entsprechend auslasten. Das räumt auch Panthen im Gespräch mit PETBOOK ein. „Heidi Klum könnte das Geld haben, um für ihre Hunde professionelle Betreuung zu organisieren. Aber ob sie das wirklich tut, bleibt die Frage. Wenn sie das nicht macht, stellt sich die Frage: Wozu hat sie die Hunde? Sind sie dann nur ein Statussymbol? Das erinnert an Promis, die sich exotische Tiere wie Löwen oder Affen halten.“
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Auch einige Jäger suchen sich die falschen Hunderassen aus
Natürlich sei es möglich, dass auch „Normalos“ Jagdhunde halten könnten, „aber die Frage ist, ob es sinnvoll ist – und das würde ich klar verneinen“, so Dennis Panthen. „Es gibt viele andere Rassen, die als Gesellschaftshunde besser geeignet sind. Wenn man ständig gegen die genetische Veranlagung eines Jagdhundes arbeiten muss, ist das weder artgerecht noch praktikabel.“
Allerdings beobachte Panthen die Wahl von falschen Hunderassen gelegentlich auch bei Jägern. Diese würden sich ein einigen Fällen – ähnlich wie „Normalos“ – bei der Wahl ihrer Hunde mehr von der Optik, als von den Bedürfnissen und Eigenschaften der Tiere leiten lassen. „Manche Jäger entscheiden sich aus optischen Gründen für Hunde, die gar nicht zu ihrer Jagdart passen. Ein Beispiel: Ein Jäger in Brandenburg, der in Wäldern Wildschweine jagt, kauft sich einen Deutsch Kurzhaar (Vorstehhund zur Vogeljagd), weil er gut aussieht, obwohl er einen Hund für Stöber- oder Nachsuchenarbeit bräuchte. Das kann der Deutsch Kurzhaar natürlich auch, hat aber einen anderen Schwerpunkt. Das ist schlichtweg falsch beraten.“