13. Juni 2024, 19:05 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Im letzten Jahr überraschte Heidi Klum ihren Mann Tom Kaulitz mit zwei süßen Hundewelpen zum Geburtstag. Jäger und Uschi heißen die beiden Deutsch-Kurzhaar-Welpen. Für Aufregung sorgen jetzt aber nicht die eher ungewöhnlichen Namen der Hunde, sondern ihre Rasse.
Vor wenigen Monaten verzauberte Heidi Klum in den sozialen Netzwerken ihre Fans mit einem besonders süßen Posting. Zum 34. Geburtstag hatte das Topmodel ihrem Mann Tom Kaulitz zwei niedliche Deutsch-Kurzhaar-Welpen geschenkt (PETBOOK berichtete). Zum Schnappschuss, der den Tokio-Hotel-Star mit den zwei Welpen zeigt, schrieb sie: „Wenn er dir sagt, dass er nicht bereit für einen neuen Welpen ist und du ihn an seinem Geburtstag mit zwei überraschst.“
»Heidi Klum und Tom Kaulitz sind ein Paradebeispiel für Menschen, die sich die falsche Rasse holen
Über die sozialen Medien lässt das Paar seine Fans gelegentlich auch am Leben mit Jäger und Uschi teilhaben. Beispielsweise beim gemeinsamen Spaziergehen oder kuscheln. Doch nicht alle sind davon angetan. So landete Hundetrainerin Andrea Stelzig von der Hundeschule „Hunde-ASS“ erst kürzlich in den sozialen Medien einen kleinen viralen Hit. Im dazugehörigen Video drückte die Wahl-Österreicherin ihren Unmut über die Wahl der Rasse aus.
„Vor kurzen habe ich auf TikTok ein Video gesehen, wo Heidi Klum und ihr Mann Tom mit ihren zwei Hunden – Deutsch Kurzhaar – durch die Stadt spaziert sind und essen gegangen sind und da muss ich echt den Kopf schütteln“, beginnt Andrea Stelzig ihr Video. Ihrer Meinung nach suchten sich viele Menschen den falschen Hund oder die falsche Rasse aus, aber „das ist für mich ein Paradebeispiel“.
„Ich frage mich da, warum eine Heidi Klum einen Deutsch Kurzhaar braucht?“
So frage sie sich, warum „eine Heidi Klum einen Deutsch Kurzhaar braucht?“ Immerhin gehöre diese Rasse zu den leistungsfähigsten Jagdhunden „mit der fast größten Jagdpassion, die man sich kaufen kann“, so die Hundeexpertin weiter. „Da frage ich mich, warum solche Leute so einen Hund haben und vom Züchter bekommen.“
Sie wisse von keinem Deutsch Kurzhaar-Züchter, der einem Nicht-Jäger einen solchen Hund überlassen würde. „Ich glaube auch nicht – man mag mich eines Besseren belehren – dass weder Heidi Klum noch Tom Kaulitz einen Jagdschein haben oder selbst auf die Jagd gehen, am Hochstand sitzen oder bei einer Treibjagd dabei sind.“
Hundetrainerin über Heidi Klum: „Mir tun die Hunde echt leid!“
Daher halte sie die Hunde dort für fehl am Platz. „Mir tun die Hunde echt leid. Die haben so eine Jagdpassion …“ Im Gespräch mit PETBOOK erklärt Andrea Stelzig die Hintergründe ihres kontroversen Videos genauer. „Als hauptberufliche Hundetrainerin beobachte ich das fast täglich, dass sich Hundeliebhaber den falschen Hund für sich und ihr Leben ausgesucht haben – hinsichtlich der Rasse oder des Charakters.“
Das sei dann meist auch der Grund, warum diese Menschen dann zu ihr ins Training kämen, weil „ihnen der Hund vielleicht zu stark wird oder er dann – genetisch vorgegebene – Verhaltensweisen zeigt, die nicht zu ihrem Leben passen. Ich soll es dann richten, obwohl dies teils Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte durch Selektion reingezüchtet wurde.“ Das Problem sei hier, dass viele Halter ihre Hunde vor allem aufgrund der Optik aussuchten, aber rassetypische Bedürfnisse oft außer Acht ließen.
Hundetrainerin Andrea Stelzig geht es nicht explizit um Heidi Klum und ihren Mann
„In meinem Videobeispiel mit Heidi Klum trifft es das ganz gut, wobei ich klarstellen möchte, dass es mir hier nicht um die Person Frau Klum oder Tom Kaulitz geht“, erklärt die Expertin gegenüber PETBOOK. „Es hätte auch Frau Müller ohne Jagdhintergrund aus dem 1. Bezirk Wien sein können und ich hätte die gleiche Kritik geäußert.“
Wichtig sei ihr einfach zu vermitteln, dass es sich bei Hunden dieser Rasse um anspruchsvolle Arbeitshunde handele, die über Generationen für die Jagd gezüchtet wurden und diese Aufgaben bräuchten, um ein erfülltes Hundeleben führen zu können. „Die Rasse Deutsch Kurzhaar hat ihren Ursprung Ende 18., Anfang 19. Jahrhundert, das heißt seit gut 200 Jahren wird diese Rasse durch gezielte Zucht genetisch selektiert, um die jagdlichen Fähigkeiten zu verbessern. Daher seien Hunde dieser Rassen auf das Leben an der Seite von Jägern optimiert – inklusive der damit verbundenen Aufgaben.
„Man kann sich vorstellen, wie viel Bewegung diese Hunde haben …“
Daher bräuchte ihrer Meinung nach „eine Business-Frau wie Frau Klum, die viel unterwegs ist, um die Welt jettet, von TV-Produktion zu TV-Produktion, bzw. ihr Mann, ein erfolgreicher Musiker – ebenfalls viel unterwegs – wenn wir ehrlich sind, keinen Vollgebrauchs-Jagdhund.“
Denn, wenn man sich das Leben eines Jägers bzw. Berufsjägers ansieht, „die mehrmals wöchentlich bis täglich im Revier unterwegs sind, stets mit ihren Hunden, kann man sich vorstellen, wie viel Bewegung diese Hunde haben und nicht nur diese, sondern eben auch ihrer genetischen Veranlagung im Jagdgebrauch nachgehen“ könnten.
„Wenn man mal einen wirklichen Arbeitshund in seiner Arbeit gesehen hat …“
Sie sei sich zwar sicher, dass es den Hunden im Hause Klum bestimmt gut gehe und es ihnen auch an nichts fehle. „Sei es durch das Paar selbst, oder vielleicht auch durch Angestellte, die sich in ihrer Abwesenheit um die Hunde kümmern“, so Andrea Stelzig weiter. Dennoch täten ihr die Hunde trotzdem leid. „Weil sie höchstwahrscheinlich nicht ihrer genetischen Passion nachgehen können, zumindest nicht so wie bei einem ‚Vollblutjäger'“, so die langjährige Hundetrainerin und Ex-Züchterin.
„Denn wenn man mal einen wirklichen Arbeitshund in seiner Arbeit gesehen hat, wie diese Hunde darin aufgehen und am Abend müde und zufrieden in ihrem Bett liegen, kann man meinen Ansatz verstehen, dass wirkliche Arbeitshunderassen auch nur so gehalten werden sollten, wie es ihre genetische Veranlagung mitbringt.“
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»Artgerechte Hundehaltung bedeutet für mich nicht nur regelmäßiges Spazierengehen …
Artgerechte Hundehaltung bedeute für sie nämlich nicht nur regelmäßiges Spazierengehen, gutes Futter, Liebe und ein bisschen Spiel und Kopfarbeit, sondern „den Hund im Sinne seiner genetischen Passion/Veranlagung auszulasten.“
Für ihre Kritik zu Heidi Klums Hundewahl habe sie übrigens selbst viel Kritik einstecken müssen, sagt Andrea Stelzig. So habe sie viele Kommentare zu hören bekommen, wie: „Ich habe einen Australian Shepherd, aber keine Schafsherde zu Hause / Labrador, Münsterländer, Dackel etc., bin aber auch kein Jäger, dann darf ich diese Rasse eigentlich auch nicht halten“.
Für sie hinke der Vergleich aber, da es bei diesen Rassen seit mehreren Generationen eine sogenannte Showlinie gebe. Allerdings lasse sich das alleine schon durch die Zuchtselektion nicht mit einem Deutsch Kurz-/Draht-/Langhaar vergleichen.
„Ich selbst würde mir auch keinen Jagdgebrauchshund zulegen, obwohl ich einen Jagdschein habe. Ich gehe aber nicht regelmäßig jagen und könnte diesem Hund somit nicht das bieten, wofür er genetisch gesehen lebt“, so Stelzig. „Ich kaufe mir auch keinen Ferrari oder SUV, wenn ich in einer Großstadt wohne und nur dort unterwegs bin.“