6. April 2024, 15:51 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Endlich ist es so weit: Der langersehnte Hund zieht ein. Gerade beim Ersthund schaffen übertreiben es manche und schaffen sich Sachen an, die der Vierbeiner eigentlich gar nicht braucht. Eine Hundetrainerin erklärt, worauf beim Einzug eines Hundes zu achten ist und welche Grundausstattung er am Anfang wirklich benötigt.
Ein neuer Hund zieht ein! Aber, was braucht man überhaupt – und was braucht man nicht? Oftmals sind sich gerade neue Hundebesitzer nicht sicher, welche Grundausstattung ein Hund wirklich benötigt und verlieren leicht die Orientierung. Grundsätzlich gilt, sich zuerst auf das zu beschränken, was das Tier in den ersten Tagen nach dem Einzug sicher benutzen wird. Hundetrainerin Jella Felleiter nennt die wichtigsten Anschaffungen – und erklärt, worauf es dabei ankommt.
Der richtige Schlafplatz
„Sinnvoll ist auf jeden Fall ein Körbchen oder eine Decke“, sagt Felleiter. „Aber bloß nichts Teures.“ Welpen oder auch Tierschutzhunde zerstören nämlich gerne erst mal etwas. Außerdem weiß man in der Regel noch nicht, worauf der Hund später mal am liebsten liegt. Das zeigt sich erst mit der Zeit.
Viele Hunde mögen ihrer Erfahrung nach ein Körbchen mit Rand, auf dem sie ihren Kopf ablegen können. Wer einen langhaarigen Hund hat, sollte ein nicht zu flauschiges Körbchen kaufen. Diesen Hunden ist oft schnell warm. Wichtig: „Der Liegeplatz sollte vor allem gut zu reinigen sein“, empfiehlt Felleiter.
Auf die Körbchengröße achten
Körbchen gibt es in unzähligen Größen und Varianten, aus Kunststoff, Korbmaterial oder Stoff. Auch Kissen, Matratzen, Schlafhöhlen und Decken sind beliebt. Wichtig ist, dass es sich der Hund in seiner Schlafstätte bequem machen kann.
Bei der Größe kann man sich an folgender Daumenregel orientieren: Das Hundebett sollte mindestens so breit sein wie die Schulterhöhe des Hundes. Bei der Länge schlägt man auf die Schulterhöhe noch mal 50 Prozent drauf.
Ausgestreckt sollte der Vierbeiner noch etwa 30 Zentimeter Platz nach allen Seiten haben. Bei einem Welpen ist es ratsam, zunächst ein kleines, kaustabiles Körbchen zu kaufen statt einem, in das er noch „hineinwachsen“ muss. Andernfalls könnte sich der Kleine darin verloren fühlen.
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Halsband oder Brustgeschirr?
Ob für den Hund Brustgeschirr oder Halsband besser ist, wird rege diskutiert. Vieles hängt davon ab, wie leinenführig der Hund ist, welches Temperament und welche Größe er hat und womit seine Halter besser zurechtkommen. Für Windhunde gibt es spezielle Halsbänder. Leine, Halsband oder Geschirr sollten besonders für Welpen und kleinere Tiere nicht zu schwer sein. Sie dürfen nicht scheuern, müssen gut passen, wasserfest und robust sein. Ob sie aus Leder, Nylon oder anderen Materialien sind, ist Geschmackssache.
Für Welpen empfehlen sich größenverstellbare Modelle, die eine Zeit lang „mitwachsen“. Auch hier ist weniger mehr: „Kaufen Sie bloß keine teure Leder-Garnitur, wenn Sie sich einen Welpen ins Haus holen“, rät Felleiter. „Welpen kauen auf allem herum, die ist schnell kaputt.“ Besser: Eine zwei bis drei Meter lange Nylon-Leine, die man gut greifen kann. Und jeweils ein günstiges Geschirr und ein Halsband, beides sollte man gut verstellen können. „Ich rate dazu, beides im Haus zu haben, falls eines nicht passt“, sagt Felleiter.
Sicherheit geht vor
Bei Tierschutzhunden macht außerdem oft ein Sicherheitsgeschirr Sinn, aus dem der Hund sich nicht befreien kann. Da diese aber teuer sind und gut passen müssen, reicht es aber auch aus, erst einmal ein normales Geschirr und ein Halsband anzulegen und die Leine in beides einzuhaken. Ist der Hund da, kann man dann mit ihm gemeinsam losziehen und das Spezialgeschirr kaufen.
Verzichten Sie jedoch auf sogenannte Flexi-Leinen! Solange der Hund nicht gelernt hat, ordentlich an der Leine zu gehen, können sie wegen ihrer schlechten Kontrollierbarkeit zu Verletzungen bei Hund und Haltern führen.
Kotbeutel
Da niemand in Hundehaufen treten möchte, gehören Kotbeutel ebenfalls zur Grundausstattung. Viele Städte und Gemeinden stellen sie kostenlos zur Verfügung. Inzwischen gibt es auch spezielle Hundekotbeutel, die zu 100 Prozent recycelbar sind. Wichtig: Die gefüllte Tüte gehört in den Müll, nicht in die Landschaft.
Welches Futter für den neuen Hund?
Viele fragen sich, welche Mengen an Futter sie auf Vorrat kaufen sollten. „Nicht viel“, rät die Expertin. „Wir wissen ja noch gar nicht, was der Hund mag und gut verträgt.“ Daher sei es ratsam, nur eine kleine Menge eines Futters und eine Packung Leckerli zu kaufen und erst mal auszuprobieren.
Das Futter sollte auf Rasse, Alter und Größe des Hundes abgestimmt sein. Anfangs empfiehlt es sich, Futter zu verwenden, das der Hund vom Züchter oder aus dem Tierheim gewöhnt ist. Denn zu dem Stress, sich an ein neues Heim gewöhnen zu müssen, sollte das Tier nicht noch mit einer abrupten Nahrungsumstellung zurechtkommen müssen.
Welche Näpfe braucht der Hund?
Julia Felleiter rät zu ganz einfachen Klassikern: Futternapf und Schüssel aus Porzellan. Die sind stabil und leicht zu reinigen. Auch denkbar seien Plastikschüsseln. Kritisch sind unter Umständen Alu-Sets. „Bei Tierschutzhunden sollte man erst mal nicht mit einem Alunapf arbeiten“, rät Felleiter. „Viele der Hunde haben Angst vor dem Geräusch, den ein solcher Napf macht, wenn er bewegt wird. Und auch die Reflexionen stören manche.“
Produkte wie einen Anti-Schling-Napf für langsameres Fressen oder einen höhenverstellbaren Napf zur Schonung der Wirbelsäule braucht es erst mal nicht. „Das macht wirklich nur Sinn, wenn der Hund so stark schlingt, dass er ständig erbricht oder körperliche Beeinträchtigungen an der Halswirbelsäule hat.“
Sinnvoll sei dagegen eine saugfähige Badematte als Unterlage für Napf und Schüssel. So hält sich die Sauerei nach dem Fressen und Trinken in Grenzen.
Welche Leckerlis eignen sich?
Leckerlis sind Belohnung und können den Hund motivieren, Erlerntes zu wiederholen. Am besten ziehen Sie die verfütterten Snacks von der täglichen Futterration ab – egal, wie „hungrig“ Ihr Hund Sie auch ansehen mag. Sonst wird der Kleine schnell zu dick.
Tipp: Wer Trockennahrung verfüttert, kann diese Futterbröckchen auch für zwischendurch verwenden. Verwenden Sie nur für Hunde geeignete Snacks. Essensreste, gewürzte Wurst oder gar Süßigkeiten sind tabu, sie können zu gesundheitlichen Problemen führen.
Welches Spielzeug eignet sich für die Grundausstattung des Hundes?
Welpen lieben Spielzeug. Vor allem, um darauf herumzukauen. „Hier ist es klug zwei oder drei verschieden strukturierte Dinge parat zu haben“, rät Felleiter. „Das könnte etwa sein: ein Hartgummi-Spielzeug, ein Knoten-Tau und eine Kauholz-Wurzel.“ Nicht zu empfehlen sind Plüschtiere, weil die in der Regel sofort zerstört werden. Auch von Geweihstücken rät sie ab. Die könnten gesundheitsschädlich sein.
Hunde spielen meist gerne. Bei Tierschutzhund kann das aber anders sein. „Diese Hunde interessieren sich sehr häufig überhaupt nicht für Spielzeug“, sagt Felleiter. „Ihnen macht man die größte Freude mit Dingen, die sie vielleicht schon kennen.“ Das könne ein Stück Pappe oder ein Ast sein.
Fährt der Hund im Auto, muss er gesichert werden
Auf Social Media sieht man viele Videos, in denen die frisch geholten Welpen selig auf dem Schoß der neuen Besitzer im Auto schlummern. Viele fragen sich, ob es da überhaupt Sinn macht, den Hund zu Beginn zu sichern, wenn er noch so klein ist. „Ja, unbedingt“, sagt Felleiter.
Das könne etwa eine Autobox mit Isofix-System für den Rücksitz sein oder eine Kofferraum-Box. Die Boxen sollten auf keinen Fall aus Stoff sein. „Geeignete Materialien sind Draht oder Alu.“ Bei großen Hunden, die einen Großteil des Kofferraums einnehmen, ist auch ein Trenngitter zur Rückbank denkbar.
Utensilien für die Fellpflege
Eine Bürste, um lose Haare und Pflanzenreste auszubürsten, die sich im Fell verfangen haben, ist ebenfalls ratsam. Zudem ist sanftes Bürsten angenehm für Hund und Halter und stärkt die Bindung zwischen Tier und Mensch. Dabei lässt sich auch gleich kontrollieren, ob sich der Hund Zecken eingefangen hat.
Mithilfe einer Zeckenzange oder -karte lassen sich die Blutsauger entfernen. Auf „Hausmittel“ wie Öl oder Nagellackentferner sollte verzichtet werden – sie sorgen lediglich dafür, dass die Zecke Krankheitserreger in die Wunde speit, helfen aber nicht beim Entfernen.
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Das gehört in die Hausapotheke für den Hund
Falls sich der Hund einmal verletzt, indem er sich etwa eine Scherbe eintritt, ist es ratsam, ein „Erste-Hilfe-Set“ mit Verbänden, Wunddesinfektionsmittel und Salbe in der Hausapotheke parat zu haben.
Achtung: Nicht alle Medikamente sind für Hunde geeignet! Besonders bei Desinfektionsmitteln ist Vorsicht geboten. Fragen Sie unbedingt in einer Tierarztpraxis, welche Mittel verwendet werden dürfen. Zuletzt: Schließen Sie eine Haftpflichtversicherung für Ihren Hund ab. Ansonsten kann es schnell sehr teuer werden, sollte Ihr Liebling einen Unfall verursachen oder jemanden umrennen.
Woran sollte man noch denken?
Neben der Grundausstattung für den Hund sollte man auch die Anmeldung beim Steueramt nicht vergessen. „Klug ist es außerdem, sich schon mal Gedanken über Haftpflicht und Krankenversicherung des Hundes zu machen.“ Haftpflicht braucht es für den Schadensfall unbedingt. Eine Krankenversicherung ist ebenfalls sinnvoll: Schon eine kleine Operation kann 1000 Euro kosten. „Das ist vielen Hundebesitzern nicht bewusst“, weiß Felleiter aus Erfahrung.
Die Grundausstattung für den Hund im Überblick
Der Hund sollte, wenn er einzieht, über eine vernünftige Grundausstattung verfügen. Dazu gehören:
- Leine und Halsband oder Brustgeschirr
- Futter- und Trinknapf
- geeignetes (Welpen-)Futter und Leckerlies
- (Welpen)-Spielzeug
- Kotbeutel
- zur Fellbeschaffenheit passende Bürste
- Zeckenzange
- Erste-Hilfe-Set
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Zubehör Halsband oder Brustgeschirr – was ist besser für den Hund?
Vor dem Gassi gehen Welche Hundeleine ist für welchen Zweck die richtige?
Nicht vergessen: Wohnung sichern!
Neu-Hundehalter sollten ihre Wohnung vor dem Einzug des Vierbeiners zudem „hundesicher“ machen. Besonders Welpen – mitunter aber auch erwachsene Tiere – erkunden ihre Umgebung gerne mithilfe ihrer Zähne. Dabei machen sie auch nicht vor Teppichen, Schuhen und herumliegenden Kabeln halt.
Solche Dinge sollten außer Reichweite gebracht werden, ebenso wie giftige Zimmerpflanzen, Reiniger, Lebensmittel und verschluckbare Kleinteile. Bei einem Welpen ist zudem zu bedenken, dass er meist noch nicht stubenrein ist. Wer Urinflecken etwa auf Teppichbrücken vermeiden möchte, sollte sie wegräumen und überlegen, ob es Zimmer gibt, die der Hund anfangs nicht betreten darf.
Mit Material der dpa