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Intelligenz

Sind Hunde wirklich auf dem geistigen Stand eines zweijährigen Kindes?

Ein Hund und ein 2-jähriges Kind schauen sich in die Augen
Laut einer Studie sollen Hunde auf dem geistigen Stand eines zweijährigen Kindes sein. Aber stimmt das? Foto: Getty Images

6. November 2023, 6:04 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Hunde sind nicht nur die ziemlich besten Freunde des Menschen; angeblich sind die Vierbeiner auch besonders schlau. Ein kanadischer Forscher stellte 2009 die These auf, die Intelligenz von Hunden sei vergleichbar mit der eines zweijährigen Kindes. Aber stimmt das wirklich? PETBOOK-Autorin Nina Ponath hat bei Experten nachgefragt. 

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Die Intelligenz von Hunden überrascht immer wieder. Mein Hund Rudi, mein Freund und ich haben alle zusammen eine schlechte Gewohnheit: Normalerweise, an fünf Tagen die Woche, ist das Bett tabu für Rudi und eine Zone, die nur meinem Freund und mir als Paar gehört.

Aber am Wochenende, wenn mein Partner und ich länger als gewohnt schlafen, hört man es, wenn es draußen langsam hell wird, immer vor unserer Tür tappen. „Ist okay Rudi, komm rein“, murmelt dann einer von uns beiden und Rudi kommt mit einem Riesensatz hereingehüpft und macht es sich auf unserem Bett – vorzugsweise als Schnecke zusammengerollt auf meinen Füßen – bequem. Dass das eine ziemlich inkonsequente, antiautoritäre Erziehung ist, weiß ich. Darum soll es aber nicht gehen.  

Was viel bemerkenswerter an Rudi und anderen Hunden ist, dass sie offenbar zumindest Teile von dem, was wir reden, verstehen. „Ist okay …“, „Komm rein …“, und ja: am Montagmorgen, wenn Rudi denkt, er habe es geschafft und könne jetzt täglich zum morgendlichen Kuscheln vorbeikommen, zieht er beleidigt wieder ab, wenn wir ihn mit einem „Heute nicht, geh wieder in deinen Korb“, abwatschen. Wie viel verstehen Hunde wirklich von dem, was wir sagen? Und was ist dran an der Behauptung, Hunde seien in etwa so schlau wie ein zweijähriges Kind? 

Wieso sind Hunde so schlau wie Zweijährige?

„Hunde sind so schlau wie zweijährige Kinder“ – das haben Sie sicher auch schon mal gehört. Ob da wirklich etwas dran ist? Anscheinend schon, bestätigt Karsten Schmiel von der Hundehalterschule Hamburg. „Das Lernverhalten und die Auffassungsgabe von Hunden ist vergleichbar mit der von zweieinhalb-jährigen Kindern. Es gibt einige Studien dazu, die dies bestätigen.“

Die These, Hunde seien so schlau wie Kleinkinder, geht auf den Psychologen Stanley Coren von der University of British Columbia in Vancouver zurück, der zahlreiche Studien zu dem Thema Intelligenz der Hunde auswertete. Hunde, so Stanley Coren, können Teile unserer Sprache verstehen, sie können Menschen und Artgenossen täuschen und haben ein einfaches Ich-Bewusstsein.  

Auch interessant: Daran erkennen Sie, ob Ihr Hund besonders intelligent ist 

Hunde können planen und haben ein rudimentäres Zahlenverständnis

Hunde sind nicht nur wegen ihres relativ großen Wortschatzes vergleichbar intelligent wie Kleinkinder. Sie können zudem planen. Dafür sprechen Experimente, in denen sich Hunde eine Belohnung erarbeiten sollten und einschätzen konnten, was ein anderer Mensch oder Hund als Nächstes tun würde. Coren meint zudem, dass Hunde rechnen können.  

Tatsächlich wurde 1940 ein Hund namens Stuppke dafür berühmt, dass er angeblich durch die Anzahl seiner Belllaute die Zahl angeben konnte, die sein Herrchen auf eine kleine Tafel schrieb. Andere Hunde sollen in der Lage sein, Quadratwurzeln und Multiplikationen zu lösen, deren Antwort sie bellen oder mit Beinbewegungen aufzeigen. Neuere Untersuchungen zeigen hier allerdings, dass die richtige Antwort nicht auf das mathematische Verständnis der Hunde zurückgeht, sondern eine Reaktion auf unser menschliches Verhalten ist.

Was sie allerdings (vermutlich) können, ist, zwischen größeren und kleineren Mengen zu unterscheiden. Hunde finden außerdem den kürzesten Weg zu einem bestimmten Ziel, sie können Riegel und einfache Maschinen bedienen.

Nicht alle Hunde sind gleich schlau

Genau wie wir Menschen nicht alle gleich intelligent sind, sind auch nicht alle Hunde gleich schlau. Je nach Rasse und individueller Veranlagung können Hunde mehr oder weniger Wörter verstehen und bilden unterschiedliche Fähigkeiten aus.

Ein durchschnittlicher Hund kann laut Coren immerhin rund 150 Wörter verstehen und unterscheiden, was schon eine ganze Menge ist. Sehr schlaue Hunde verstehen bis zu 250 Wörter. Als besonders schlau gelten die Rassen Border Collie, Pudel, Deutscher Schäferhund und Golden Retriever. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass wir diese Schlauheit immer mit unserer menschlichen Brille beurteilen. Inwiefern Hunde unsere Fähigkeiten benötigen und ob sie die Fähigkeit, Wörter zu erkennen, wirklich „schlauer“ macht, ist dabei eine andere Frage.  

Fazit

Die Intelligenz von Hunden setzt sich also aus drei Teilen zusammen:

  • Instinkt (angeborenes Verhalten),
  • adaptive Intelligenz (wie gut der Hund von seiner Umwelt lernt, um Probleme zu lösen) und
  • Gehorsam (eine Art schulischen Lernens). 

Hunde können zudem bis zu 250 Wörter lernen und sogar rechnen. Kleinkinder im Alter von zwei Jahren sollten mindestens 50 Wörter sprechen können. Natürlich erlernen Hunde nicht das Sprechen, ihr Sprachverständnis ist doch ziemlich bemerkenswert.

Aber sind Hunde jetzt genauso schlau wie ein zweijähriges Kind? Pauschal lässt sich das nicht sagen. Denn sie sind zweifelsohne intelligente Tiere, die stets darum bemüht sind, ihren Haltern zu gefallen. Über die Jahrtausendes des Zusammenlebens mit uns Menschen sind sie zudem an unsere Sprache gewöhnt und haben einen vergleichsweise großen Wortschatz. Auch in anderen Fähigkeiten zeigen sie sich als besonders geschickt und können zum Beispiel Türen öffnen, Riegel und Maschinen bedienen.

Zu Menschen macht sie dies trotzdem nicht. Auch das Sprachvermögen und die Motorik eines Kleinkindes sind ganz anders als die eines Hundes. Intelligenz also hin oder her – letzten Endes lieben wir sie doch genau dafür, dass sie so anders sind, wie sie eben sind.  

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Quellen

Themen Hundeverhalten
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