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200 Millionen Riechzellen

Auch Hunde können ihren Geruchssinn verlieren! Das sind die Anzeichen 

Hunde haben einen besonders ausgeprägten Geruchssinn und sind in vielen Situationen auf diesen angewiesen.
Hunde haben einen besonders ausgeprägten Geruchssinn und sind in vielen Situationen auf diesen angewiesen. Foto: Getty Images

23. Januar 2024, 6:37 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Hundenase ist ein hochsensibles und komplexes Sinnesorgan. Riechen und die damit verbundene Nasenarbeit sind für unsere Hunde selbstverständlich, unverzichtbar im täglichen Leben und machen glücklich. Ist es möglich, dass ein Hund seinen Geruchssinn verliert? Warum das passieren und wie das Tier ihn wiederfinden kann, erklärt PETBOOK-Autorin und Hundegesundheitsexpertin Philine Ebert.

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Immer der Nase nach – das ist das Motto vieler Hunde. Denn anders als wir Menschen nehmen sie ihre Umgebung überwiegend mit der Nase und nicht mit den Augen wahr. Ihr feiner Geruchssinn ermöglicht ihnen dabei, viele wichtige Informationen ihrer Umwelt wahrzunehmen. Doch was passiert, wenn sie diesen wichtigen Sinn verlieren?

Warum ist der Geruchssinn bei Hunden etwas Besonderes?

Der erste Sinn, den ein Welpe nach seiner Geburt entwickelt, ist der Geruchssinn. Ein Hund kann mit seinen über zweihundert Millionen Riechzellen bis zu einer Million verschiedene Gerüche unterscheiden. Der Mensch hingegen nur etwa zehntausend.

Beim konzentrierten Schnüffeln atmet ein Hund bis zu dreihundertmal in der Minute ein, um möglichst viele verschiedene Gerüche aufzunehmen und zu analysieren. Die Tiere sind sogar in der Lage, die Nasenlöcher unabhängig voneinander zu nutzen, um die Richtung zu differenzieren (links oder rechts), aus der der Geruch kommt.

Durch das Jacobsonsche Organ, das als zusätzliches Riechorgan am Gaumen sitzt, riecht der Hund Pheromone und kann damit Stimmungen, Gemütslagen oder auch Angst „erschnuppern“. Bestimmte Duftnoten werden so nach psychologischen Aspekten gefiltert.

Wozu nutzen Hunde ihren Geruchssinn?

Zur Suche nach Futter, zum Erkennen von Gefahren und Feinden, bei der Partnersuche oder Kommunikation mit Artgenossen sind Hunde auf Ihre Nase angewiesen. Der Vorfahre Wolf kann seine Beute sogar aus kilometerweiter Entfernung wahrnehmen.

Wegen ihres spezifischen und ausgezeichneten Geruchssinns werden Hunde seit vielen Jahren als Sprengstoff-, Drogen- oder Rettungssuchhunde ausgebildet. Bei Krankheiten, wie Diabetes oder Epilepsie sind sie sogar in der Lage gesundheitliche Veränderungen oder Anfälle zu erriechen und anzuzeigen.

Studien haben gezeigt, dass die Tiere sogar in der Lage sind, verschiedene Krebsarten zu erschnüffeln und auch das Coronavirus identifizieren konnten. Selbst menschliche Gefühle wie Angst, Wut oder Trauer können Hunde anhand der damit verbundenen Gerüche erkennen und unterscheiden.

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Was passiert, wenn der Geruchssinn eines Hundes verloren geht?

Den Geruchssinn zu verlieren, ist für einen Hund eine schwere Beeinträchtigung, denn diese Art der Wahrnehmung ist für ihn essenziell. Riechen und Sehen sind in seinem Gehirn unmittelbar miteinander verbunden. Der Geruchssinn ist Teil ihrer visuellen Verarbeitung. Wenn ein Hund nichts mehr riechen kann, ist er so stark eingeschränkt, dass Charakter- und Wesensveränderungen, Apathie, Lethargie oder Depressionen die Folge sein können.

Anosmie ist der medizinische Fachbegriff, der den Verlust oder die Verminderung des Riechvermögens bezeichnet. Gründe dafür können Medikamente oder Erkrankungen sein. Da auch nur eine Seite der Nase betroffen sein kann, ist es für den Besitzer oft schwierig, eine Veränderung des Geruchssinns zu erkennen. Hunde sind Meister der Tarnun. Sie können einen eventuellen Geruchsverlust gut kompensieren. Daher braucht es eine genaue Beobachtungsgabe und Gefühl für das Tier.

Bei einem Hund der seine Arbeit mit der Nase macht, wie ein Spür- oder Suchhund fällt es daher wesentlich schneller auf, wenn die Nase nicht richtig funktioniert.

Ursachen für den Verlust des Geruchssinns beim Hund

Ähnlich wie beim Menschen kann eine Nasennebenhöhlenentzündung auch bei Hunden den Geruchssinn negativ beeinflussen. Dies gibt sich jedoch nach dem Ausheilen und erfolgreicher Behandlung wieder vollständig.

Virusinfektionen hingegen können die Nasenschleimhaut dauerhaft schädigen. Hirntumore, Schlaganfälle und Kopfverletzungen können ebenso Auslöser für die Beeinträchtigung oder einen Verlust des Geruchssinns sein.

Einige Inhaltsstoffe von Medikamenten wie Dexamethason, Metronidazol oder Prednison können ein vorübergehendes oder langfristiges Handicap auslösen. Desinfektionsmittel, Chlor oder scharfe Reinigungsmittel mit diesen Inhaltsstoffen können so intensiv sein, dass der Hund „nasenblind“ wird. Im Gegensatz zum Menschen kann er nicht durch den Mund atmen, wenn etwas unangenehm, scharf oder reizend ist, sondern muss weiterhin durch die Nase atmen und nimmt unweigerlich diese Stoffe auf. Darum sollte auf das Verwenden von chlorhaltigen Reinigungsmitteln in einem Hundehaushalt, einer Praxis oder Trainingsräumen möglichst verzichtet werden.

Kann der Geruchssinn wieder hergestellt werden?

Liegt eine Reizung, vorübergehende Erkrankung oder Nebenwirkung vor, erholt sich die Schleimhaut und der Geruchssinn kehrt meist von allein vollständig wieder zurück.

Bei einer langfristigen Problematik gibt es die Möglichkeit, mittels Neuroathletik die Sinnesleistungen der Nervensysteme so zu trainieren, dass einzelne Hirnareale aktiviert werden können. Mit einem gezielten Training kann das Gehirn dann die Neuronen neu verknüpfen und geschädigte Riechzellen aktivieren und erneuern. Diese Behandlungsmethode wird bei Menschen schon länger erfolgreich eingesetzt. Auch in der Therapie mit Hunden soll sie in Zukunft genutzt werden.

Fazit

Der Geruchssinn ist für Hunde ein wichtiger Bestandteil der Interaktion mit seiner Umwelt. Darum ist es wichtig, dass ein Hund von klein auf beim Gassigehen ausreichend Zeit hat, Fährten aufzunehmen, an Bäumen zu schnüffeln und im Kontakt mit anderen Hunden dieses Sinnesorgan zu nutzen und zu trainieren. Das lastet ihn geistig aus, macht seine Welt spannend, bunt, komplett und glücklich.

Gerade jetzt im Winter sind Gerüche noch intensiver. Bei niedrigen Temperaturen oder im Schnee konserviert, sind sie noch um ein Vielfaches besser und länger wahrnehmbar. Nutzen Sie die kalte Jahreszeit aufgrund dieser Tatsachen deshalb ruhig intensiver. Gerade wenn längere Spaziergänge aufgrund der Kälte nicht möglich sind.

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Quellen

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