8. Juli 2024, 16:37 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Letzte Woche stand die Frage im Raum, ob ein Kupierverbot für Jagdhunde erfolgen soll oder nicht. Während sich viele Tierschützer entsetzt darüber zeigten, dass noch immer Hunden ein Teil der Rute abgeschnitten wird, versichern Jäger, dass dies zur Sicherheit der Tiere notwendig sei. Der Bundesrat lehnte das Kupierverbot für Jagdhunde nun ab.
Bei Hunden, die für die Jagd eingesetzt werden, ist es üblich, die Rute um ein Teil zu kürzen. Diese Kupier-Praxis ist unter Tierschützern umstritten und sollte im Rahmen einer Änderung des Tierschutzgesetzes verboten werden. Doch nun hat der Bundesrat am 5. Juli gegen die Empfehlung des Agrarausschusses gestimmt und ein Kupierverbot für Jagdhunde abgelehnt.1
„Das Kupieren der Ruten bei Jagdhunden dient dem Gesundheitsschutz“
Nach der jetzigen Bundesratsabstimmung wird der Gesetzentwurf abschließend im Bundestag beraten. Eine Entscheidung, die bei Jägern vorerst für Erleichterung sorgte. So heißt es dazu vom Deutschen Jagdverband: „Wir begrüßen die Entscheidung des Bundesrats im Sinne des Tierschutzes für Jagdhunde im Einsatz.“
Dennoch stellt sich für viele die Frage, warum Jagdhunde überhaupt kupiert werden und was der Vorteile davon ist. Auf PETBOOK-Anfrage erklärt Torsten Reinwald, Biologe und Pressesprecher des Deutschen Jagdverbandes: „Das Kupieren der Ruten bei Jagdhunden dient dem Gesundheitsschutz. Jagdhunde haben einen Beruf und müssen eine staatliche Prüfung ablegen, um in der Jagd eingesetzt werden zu dürfen.“
Bei einigen Jagdhunderassen wird die Rute um bis zur Hälfte gekürzt
Daher habe Sicherheit der Tiere – ähnlich wie bei Menschen in bestimmten Berufen, die spezielle Schutzkleidung tragen – höchste Priorität. „Bei einigen Jagdhunderassen wird die Rute um bis zur Hälfte gekürzt, um schwere Verletzungen zu verhindern, die durch Brombeeren, Schilf, Äste oder scharfe Steine entstehen können.“
Denn Verletzungen an der Rute könnten zu Rückenmarksentzündungen führen, die im Zweifelsfall tödlich enden, erklärt Torsten Reinwald. Der Eingriff finde in den ersten drei Lebenstagen statt, sei unkompliziert und habe „keine gravierenden Folgen für das Tier“. Doch wie schmerzhaft dieser Kupier-Eingriff für die Welpen tatsächlich sei, könne er nicht einschätzen. „Was ich aber sicher weiß, ist, dass der Gesundheitsschutz, der durch das Kupieren erreicht wird, diesen Eingriff rechtfertigt.“
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„Diese Begründung ist absurd!“
Doch das sehen nicht alle so. So erklärt Femke Hustert, Leiterin der Haupstadtrepräsentanz von Vier Pfoten Deutschland: „Diese Begründung ist absurd. Das ist als würde man Sportlern vorsorglich den Arm amputieren, da sie sich diesen bei Ihren Aktivitäten brechen könnten.“ 2 Auch wenn man mit dem Amputieren des Hundeschwanzes bei kurzhaarigen Jagdhunderassen eventuelle Verletzungen vorbeuge, würden die Tiere stark unter den abgetrennten Gliedmaßen leiden, heißt es dazu auf der Seite von „Vier Pfoten“.
So könnten die kupierten Hunde wichtige Gefühle wie Freude oder Angst nicht hundetypisch ausreichend über die Rute zum, Ausdruck bringen. Dies sei nämlich ein wichtiges Kommunikationsmittel. „Ist dieses nicht mehr vorhanden, sind die Tiere stark eingeschränkt, was zu Verhaltensstörungen und im schlimmsten Fall auch zu Auseinandersetzungen mit anderen Hunden führen kann.“
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Ein Punkt, dem Biologe und Jäger Torsten Reinwald widerspricht. Auf PETBOOK-Anfrage erklärt er: „Mir sind keine wissenschaftlichen Untersuchungen bekannt, die von einem Trauma durch das Kupieren berichten. Die Kommunikation der Hunde ist uneingeschränkt möglich, da die Rute nur bis maximal zur Hälfte eingekürzt wird.“ Zudem belegtem Zahlen einer schottischen Studie, dass unkupierte Jagdhunde viel anfälliger für schlimme Verletzungen seien. Daher spreche er sich gemeinsam mit dem deutschen Jagdverband klar gegen ein Kupierverbot aus.
„Studien aus Schottland zeigen, dass über die Hälfte der Jagdhunde, die für Stöberjagden in schwerem Gelände eingesetzt werden, schwere Verletzungen erleiden, wenn ihre Ruten nicht kupiert sind.“ Ein Verbot wäre kontraproduktiv für den Tierschutz, da die Hunde sich dann bei der Jagd schwer verletzen könnten, so Reinwald abschließend.