23. Dezember 2022, 5:36 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten
Vergiftungen durch Lebensmittel gehören zum Alltag eines Tierarztes: Bei hoher Dosierung führen Schokolade und Co. im schlimmsten Fall sogar zum Herzversagen des geliebten Hundes. Bei mehr als einem Viertel der teils tödlich endenden Schicksale sind Lebensmittel und Pflanzen ursächlich. PETBOOK zeigt die Top 10 der giftigsten Lebensmittel für Hunde.
Während die meisten Tierbesitzer wissen, dass ein gesundheitliches Risiko von Schokolade ausgeht, führt die Unwissenheit über die Toxizität anderer Lebensmittel immer wieder zu lebensbedrohlichen Situationen. Bei folgenden Lebensmitteln ist größte Vorsicht geboten, denn sie sind für Hunde giftig.
Avocado: Kern und Fruchtfleisch sind tabu
Wer öfter Guacamole isst, sollte unbedingt aufpassen, dass sein Hund nicht heimlich probiert oder den Kern aus dem Biomüll fischt. Während Avocadokerne zu einem tödlich ausgehenden Darmverschluss führen können, geht auch vom fettreichen Fruchtfleisch ein potenzielles Risiko für den Hund aus.
Giftige Substanz: Persin, eine toxische Fettsäure der Avocado, ist für Menschen völlig unbedenklich, führt beim geliebten Haustier aber zu gesundheitlichen Beschwerden. Persin kommt sowohl im Kern als auch in den Blättern der Avocado vor. Im Fruchtfleisch ist das Toxin in geringerer Dosis vorhanden, führt aber auch so, gerade bei empfindlichen Hunden, zu Durchfall. Bei hohen Dosen ist auch eine Bauchspeicheldrüsenentzündung und eine sogenannte Myokarddegeneration (Herzmuskelzerstörung) nicht auszuschließen.
Alkohol: Bereits in kleinen Mengen toxisch
Dass sich Alkohol weder zum gesunden Durstlöschen des Tierhalters noch für dessen Hund eignet, sollte klar sein. Schließlich entstehen beim Alkoholabbau zelltoxische Substanzen. Im Vergleich zu uns Menschen ist das Zellgift allerdings bereits in deutlich geringerer Dosis toxisch. Daher ist es ein absolutes „No-Go“, seinem Hund Alkohol anzubieten.
Toxische Dosis: Bereits ein kleiner Schluck kann Unverträglichkeits- bzw. Vergiftungsreaktionen auslösen. Daher sollten Tierbesitzer bei einer Party oder beim Grillen im Park immer darauf achten, dass der Hund keinen Zugang zu alkoholischen Getränken bekommt.
Vergiftungssymptome: Hat ein Hund dennoch Alkohol zu sich genommen, kann sich die toxische Wirkung in Übelkeit, Erbrechen und Koordinationsstörungen zeigen. Je nach Größe, Gesundheitszustand und Empfindlichkeit des Hundes drohen weitaus riskantere Nebenwirkungen wie Atemnot und Koma, die zum Tod führen können.
Birkenzucker: Xylitol bzw. Xylit
Der Zuckeraustauschstoff Xylit (auch als Xylitol oder Birkenzucker bezeichnet) ist zunehmend in Süßigkeiten, zuckerfreiem Kaugummi und in kalorienreduzierten Aufstrichen wie Erdnussbutter oder Marmelade zu finden. Auch zahlreiche diätetische Lebensmittel für Diabetiker wie Gebäck, Bonbons, Schokolade oder Desserts enthalten den Stoff. Zudem werden in der Homöopathie teilweise Globuli mit Xylitol gesüßt.
Toxische Dosis: Bereits kleine Dosen an Birkenzucker können zu erheblichen Nebenwirkungen beim Hund führen. Als giftig gelten 0,1 Gramm Xylitol pro Kilogramm Körpergewicht.
Achtung: Bei einem 5 Kilogramm schweren Hund können bereits 1,5 Kaugummis à 0,3 Gramm Xylitol zum Tod führen. Gleiches gilt für die Aufnahme von nur fünf mit Birkenzucker gesüßten Globuli.
Vergiftungssymptome: Nach versehentlichem Fressen von Xylit-haltigen Lebensmitteln schnellt die Insulinausschüttung in die Höhe. In Folge entsteht ein riskanter Abfall des Blutzuckerspiegels. Parallel besteht die Gefahr von gefährlichen Leberschädigungen. Innerhalb von 20 Minuten bis zu einer Stunde können die ersten Symptome auftreten. Typisch für eine Intoxikation sind Symptome wie Durchfall, Erbrechen und Schwächegefühl. Hinzu kommen ein unsicherer Gang, Herzrasen und Krampfanfälle mit Zittern. Bei hohen Dosen kann der Hund sogar ins Koma fallen und an Leberversagen sterben.
Hefeteig: Vor allem roh eine Gefahr für Hunde
Auch wenn die Dackelaugen noch so hungrig Richtung Arbeitsplatte schmachten, ist vor allem roher Hefeteig riskant für Hunde. Gelangt die Teigmasse samt gärender Hefepilze in den Magen des Hundes, herrschen dort die perfekten Bedingungen, um sich zu vermehren.
Das Problem: Dank eines warmen und feuchten Milieus im Verdauungstrakt wird aus Stärke und Zucker eine Extraportion Kohlendioxid gebildet. Dadurch dehnt sich die Magenwand teils so intensiv aus, dass sie überdehnt. Der Versuch des Hundes, sich zu übergeben, funktioniert aufgrund der zähen, gärenden Teigmasse nur eingeschränkt.
Drückt der weiterwachsende Hefeteig zusätzlich auf das Zwerchfell, kann es zu Atemproblemen kommen. Daher sind besonders kleinere Hunde wie Yorkshire Terrier und Co. gefährdet.
Kakao und Schokolade nur für den Tierbesitzer!
Kakaobohnen und daraus hergestellte Produkte wie Pralinen, Trinkschokolade und Co. besitzen ebenfalls ein toxisches Potenzial. Der im Kakao enthaltene Inhaltsstoff Theobromin – ein Alkaloid, welches auch in Kaffee und Tee vorkommt –, löst bei Hunden eine Überempfindlichkeitsreaktion aus.
Toxische Dosis: Die giftige Menge hängt vom Kakaogehalt der Schokolade ab. Dieser bestimmt wiederum den Anteil des für Hunde problematischen Theobromins. Entsprechend ist „echtes“ Kakaopulver oder Backkakao ohne Zusätze (14 bis 26 mg Theobromin/g Kakao) besonders problematisch.
Dunkle Schokolade ist besonders riskant: Während sehr dunkle Schokoladensorten mit hohem Kakaoanteil bis zu 26 mg Theobromin/g Schokolade enthalten, bringt es Zartbitterschokolade immerhin auf 5 bis 8 mg Theobromin.
Ab einer aufgenommenen Dosis von 250 bis 500 mg Theobromin/kg Körpergewicht droht eine toxische Wirkung. Bereits 7 Gramm Zartbitter-Schokolade pro Kilogramm „Hundegewicht“ können Vergiftungsreaktionen auslösen.
Milchschokolade und weiße Schokolade: Milchschokolade enthält aufgrund des niedrigeren Kakaoanteils bis zu 2 mg Theobromin pro Gramm. Da helle Schokoladensorten in der Regel ohne Theobromin daherkommen, ist das Risiko toxischer Effekte zu vernachlässigen. Dennoch gibt es keinen Freifahrtschein für Milchschokolade und weiße Schokolade: Da einige Hunde unter einer Laktoseintoleranz leiden, wird der Milchzucker nicht vertragen. Von dem Risiko, dass der enthaltene Zucker zusätzlich Karies auslöst, ganz zu schweigen.
Vergiftungssymptome: Während viele Tierbesitzer vor allem morgens vor der ersten Gassirunde den „Wachmachereffekt” von Theobromin schätzen, reagiert das tierische Nervensystem deutlich empfindlicher auf die stimulierende Wirkung.
Die unerwünschte Folge: Futtert der unbeobachtete Hund heimlich ein paar Pralinen vom Tisch, kann es zu Verdauungsstörungen wie Erbrechen, Durchfall und Krampfanfällen mit Gleichgewichtsstörungen und Zittern kommen.
Bei höheren Dosen werden Herzrasen und epileptische Anfälle beobachtet. Im schlimmsten Fall ist der Tod des Hundes durch Herzversagen nicht auszuschließen.
Kaffee, Tee und Co.: Kein Koffein für Hunde!
Koffeinhaltige Getränke und Lebensmittel zählen zu den giftigsten Substanzen für den Hund. Neben Kaffee sowie grünem und schwarzem Tee, geht auch von Koffein auch in verschiedenen Soft- und Energydrinks, Kakaobohnen, Desserts und Pralinen ein hohes gesundheitliches Risiko aus.
Kaffee-Schokolade: Da Schokolade aufgrund des Theobromins bereits schädlich für Hunde ist, geht eine besonders große Gefahr von schokolierten Kaffeebohnen aus. Die mit dunkler Schokolade überzogenen Drops sind dank der kleinen Größe schnell im Maul verschwunden.
Toxische Dosis: Als tödlich gilt eine Dosis von ca. 150 mg Koffein pro Kilogramm Körpergewicht. Eine Tasse Kaffee enthält bereits bis zu 100 mg Koffein.
Vergiftungssymptome: Die Nebenwirkungen von Koffein zeigen sich in Form von Unruhe, Hecheln sowie Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Bei höheren Mengen sind Krampfanfälle, Koordinationsstörungen, Fieber, Zittern und Herzrhythmusstörungen typisch. Innerhalb eines Tages kann es bei einer akuten Vergiftung zum Tod des Hundes durch Herzversagen kommen. Auch die chronische Aufnahme von Koffein kann tödlich enden.
Nüsse: Walnüsse, Macadamia und Co.
Auch verschiedene Nüsse zählen zu den für Hunde giftigen Lebensmitteln. Während bei Walnüssen die gesundheitliche Gefahr aus der grünen Fruchthülle stammt, ist die Ursache der toxischen Wirkung von Macadamianüssen bisher noch unbekannt.
Bei Walnüssen – und ebenfalls zur botanischen Familie der Walnussgewächse zählenden Schwarznüssen –, ist die Fruchthülle häufig mit Schimmelpilzen befallen. Deren Schimmelpilztoxin Mykotoxin ist vor allem für Hunde giftig.
Toxische Dosis: Bei mit Mykotoxin belasteten Walnüssen reichen bereits kleine Mengen, um Vergiftungssymptome zu erzeugen. Dafür muss das Tier die Nüsse noch nicht mal zerkauen bzw. fressen: Gelangt die Nuss ins Maul und wird beispielsweise apportiert, ist bereits Vorsicht geboten.
Achtung: Von Walnüssen geht das ganze Jahr über eine Gefahr aus, da verdorbene Nüsse im Garten, Park oder am Waldrand vom Hund entdeckt werden können.
Bei Macadamianüssen entwickeln sich Vergiftungssymptome ab einer Menge von 0,7 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht.
Vergiftungssymptome: Auf das Fressen von mit Schimmelpilz belasteten Walnüssen reagieren Hunde mit Durchfall, Erbrechen und Krampfanfällen. Macadamianüsse können wiederum Apathie, eine erhöhte Körpertemperatur, Verdauungsstörungen wie Erbrechen und Muskelzittern auslösen. Zusätzlich wird eine Steifheit und Schwäche der Gliedmaßen beobachtet. Im Blutbild deuten verschiedene Parameter wie erhöhte Werte der Enzyme Lipase und alkalische Phosphatase sowie der Triglyceride auf das Fressen von Macadamianüssen hin.
Vorsicht: Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten andere Nusssorten ebenfalls nicht an Hunde verfüttert werden. Auch Haselnüsse, Mandeln, Paranüsse und Pistazien können von Schimmelpilzen befallen sein. Gleiches gilt für Erdnüsse, die allerdings botanisch gesehen zur Kategorie der Hülsenfrüchte zählen. Überdies können Nüsse vom Hund auch verschluckt oder eingeatmet werden und zu Atemproblemen führen.
Rohes Schweinefleisch gehört nicht in den Napf!
Da Schweinefleisch mit Herpesviren belastet sein kann, darf es nur vollständig erhitzt vom Hund gefressen werden. Während diese toxischen Erreger der sogenannten Pseudowut (Aujeszkysche Krankheit) für Menschen als unproblematischer Herpesvirus gelten, ist eine Infektion beim Hund höchst gefährlich. Milde Verläufe sind nicht bekannt. Besonders häufig infizieren sich Jagdhunde, da auch das Fleisch von Wildschweinen infektiös sein kann.
Toxische Dosis: Es sind bereits kleine Dosen der Herpesviren ausreichend, um das toxische Potenzial zu entwickeln.
Vergiftungssymptome: Während Schweine die Infektion überleben, führt die viral bedingte Pseudowut beim Hund über eine Entzündung von Gehirn und Rückenmark zum Tod. In der Regel stirbt der Vierbeiner innerhalb von zwei Tagen nach Auftreten der ersten Symptome.
Weintrauben & Rosinen sind giftig für Hunde
Obwohl die Ursache bisher noch nicht geklärt werden konnte, zählen auch Weintrauben zu den für Hunde und anderen Haustieren giftigsten Lebensmitteln. Auch in getrockneter Form als Rosinen sollten Tierbesitzer ihrem Liebling daher keine Trauben anbieten. Da allerdings nicht jeder Hund mit Vergiftungssymptomen reagiert, wird eine genetische Disposition als Ursache diskutiert.
Vergiftungssymptome: Beim versehentlichen Verfüttern oder Naschen kann es zu Durchfall, Erbrechen, reduziertem Urinieren und Schmerzen kommen. In schwerwiegenden Verläufen sind dramatische Nierenschädigungen, die teils tödlich enden, nicht auszuschließen.
Zwiebeln und Knoblauch
Zwiebelgewächse ergänzen die riskanten Nahrungsmittel, die nach dem Fressen tödlich für den Hund enden können. Der Grund: Sowohl rohe, getrocknete als auch gekochte Zwiebeln führen zu einer sogenannten Hämolyse – einer Auflösung der roten Blutkörperchen.
Achtung: Auch Lauch bzw. Porree, Lauchzwiebeln, Knoblauch und Schnittlauch gehören zur botanischen Familie der Zwiebelgewächse und daher nicht in den Napf.
Toxische Dosis: Als giftig gilt bereits eine rohe, mittelgroße Zwiebel (ca. 200 g) für mittlere Hunderassen. Anders ausgedrückt: Ab einer Menge von 5 Gramm Zwiebeln pro Kilogramm Körpergewicht ist eine toxische Wirkung nicht auszuschließen.
Vergiftungssymptome: Zu Beginn zeigen sich die Vergiftungserscheinungen typischerweise in Form von Verdauungsstörungen wie Erbrechen und Durchfall. Im weiteren Verlauf kommen Fressunlust, blutiger Urin und Schwächegefühl hinzu. Gleiches gilt für eine beschleunigte Atem- und Herzfrequenz.
Während die weitere Gabe zum Tod des Hundes führen kann, gehen die Symptome beim Fütterungsstopp in der Regel innerhalb weniger Tage zurück.
Weitere für Hunde giftige Lebensmittel
Es gibt noch andere Lebensmittel, bei denen ebenfalls Vorsicht geboten ist. Nicht alle der genannten Nahrungsmittel sind giftig für Hunde, gehören aber trotzdem nicht ins Maul!
- Spinat & Rhabarber
- Rüben
- rohe Gartenbohnen
- größere Mengen an Thunfisch
- grüne & keimende Kartoffeln
- größere Salzmengen
- Obstkerne (z. B. Aprikose, Pfirsich, Kirsche & Pflaume)
- Holunderbeeren
- größere Mengen an Bananen
Achtung: Diese Übersicht umfasst die wichtigsten ungeeigneten Lebensmittel für Hunde, hat allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Informieren Sie sich, wenn Sie sich unsicher, daher im Zweifel beim Tierarzt.
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Quellen
- Uni Gießen.de, „Schokoladenvergiftung (Theobrominvergiftung) bei Hund und Katze“ (aufgerufen am 28.04.2022)
- Tierklinik-Ismaning.de „Giftige Lebensmittel für Haustiere“ (aufgerufen am 28.04.2022)
- DrSam.de, „Giftige Lebensmittel für Hunde“ (2019, aufgerufen am 28.04.2022)
- Gesundheitszentrum für Kleintiere Lüdinghausen, „Kaffeevergiftung bei Hunden“ (2018, aufgerufen am 28.04.2022)
- Kleintierpraxis-Luebeck.de, „Vergiftungsgefahren für Haustiere“ (2016, aufgerufen am 28.04.2022)