25. April 2024, 11:22 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Der Film „Arthur der Große“ erzählt die Geschichte von Streuner Arthur, der ein Sportler-Team beim Adventure Racing durch Ecuador verfolgt und schließlich ein neues Zuhause findet. Er basiert auf den wahren Erlebnissen des Extremsportlers Mikael Lindnord im Jahr 2014. Im Interview mit PETBOOK erzählt Lindnord, wie Arthur nicht nur sein Leben verändert hat, sondern noch vielen anderen Straßenhunden in ein neues Zuhause verhalf.
Am 25. April startet der Film „Arthur der Große“ in den deutschen Kinos. Er erzählt die Geschichte des Profi-Athleten Michael Light, der sich dem Adventure Racing verschrieben hat. Bei dieser Sportart muss ein Team aus Sportlern unbekanntes Gelände zu Fuß, auf Mountainbikes und per Boot durchqueren, um ans Ziel zu gelangen. Die Adventure Racing World Championships in der Dominikanischen Republik sind die letzte Chance für Michael, einen großen Wettkampf zu gewinnen.
Während einer kurzen Rast wirft Micheal einem Straßenhund aus Mitleid ein Fleischbällchen zu – mit ungeahnten Folgen. Denn der Streuner folgt dem Team über hunderte Kilometer und wird schließlich als Mitglied aufgenommen. PETBOOK sprach mit Mikael Lindnord, auf dessen realen Erlebnissen die Geschichte beruht. Der Schwede war maßgeblich bei der Filmproduktion beteiligt, was nicht immer einfach war, wie er uns verriet. Denn kurz vor Drehbeginn starb der „echte“ Arthur.
„Arthur hat alles verändert“
PETBOOK: Mikael, du hast Arthur nach dem Rennen 2014 zu dir nach Hause nach Schweden geholt. Kannst du dich noch an den ersten Tag mit ihm bei dir erinnern?
Mikael Lindnord: „Ich erinnere mich, dass Arthur, als er am ersten Tag in unser Haus kam, erst einmal viel herumschnüffelte. Wir hatten vorher keinen Hund gehabt. Also hatten wir ihm dieses Bett gekauft und es in die Mitte des Wohnzimmers gestellt. Ich habe gehofft und gebetet, dass es ihm gefallen wird. Und dann ging er direkt rein, legte sich hin und schlief die ganze Nacht durch. Und am Morgen war es, als wäre er schon sein ganzes Leben hier gewesen. Das war auf jeden Fall eine verrückte Erinnerung.“
Wie hat sich dein Leben und das deiner Familie seit Arthur verändert?
„Ich würde sagen, Arthur hat alles verändert. Als er kam, waren wir eigentlich zu dritt in unserer kleinen Familie. Und dann waren wir plötzlich in kürzester Zeit zu fünft (Mikaels Frau hatte einen kleinen Sohn bekommen, Anm. d. Red.). Davor war ich ein Adventure-Racer, ein Profisportler. Ich habe viel trainiert, bin um die Welt gereist, bin Rennen gefahren, immer auf der Jagd nach Podestplätzen und habe um die Weltmeisterschaft gekämpft. Das war mein Job. Und dann änderte sich alles mit Arthur.
Nachdem er in die Familie gekommen war, hatten wir sechs fantastische Jahre zusammen – die besten sechs Jahre meines Lebens. Als meine Kinder aufwuchsen und auch noch danach war er bei uns, und er liebte Abenteuer. Es war ihm egal, ob es kalt war, es schneite oder ob es Sommer war oder was auch immer. Er liebte es einfach, mit uns als Familie draußen zu sein. Und wir liebten es, mit ihm zusammen zu sein. Wenn wir zu Hause waren, lag er vor unserem Haus ohne Leine und alles. Er schaute nur auf die Straßen und manchmal stand er auf, um Leuten Hallo zu sagen. Er war eine Art Maskottchen in unserer Stadt.“
„Als mein Sohn laufen lernte, hielt er sich am Fell von Arthur fest – das ist eine Erinnerung, die ich ein Leben lang habe“
Hast du mit Arthur trainiert oder warst mit ihm in der Hundeschule?
„Nein. Ich glaube, wir haben mal versucht, etwas zu tun. Aber es gibt ein Sprichwort, das sagt: ‚Wenn etwas nicht kaputt ist, sollte man es auch nicht reparieren.‘ Und das galt auch für Arthur. Auf seine Art war er etwas ganz Besonderes, aber gleichzeitig war er so gütig und hatte ein Herz aus Gold. Und um ehrlich zu sein, wollte ich nicht wirklich, dass er ein Hund ist, der mir nur gefallen will. Ich wollte, dass er Arthur ist. Ich wollte nicht ändern, wer er war.“
Hast du eine Lieblings-Erinnerung an Arthur? Vielleicht ein besonderes Ritual, das ihr beide hattet?
„Als mein Sohn laufen lernte, hielt er sich am Fell von Arthur fest, um seinen ersten Schritt zu tun. Das ist eine Erinnerung, die ich ein Leben lang habe. Aber ich erinnere mich auch an die kleinen Dinge. Wenn ich oben an meinem Bürotisch arbeitete, legte er sich immer darunter und ich grub meine Zehen in sein Fell.
Aber ich denke, das sind die typischen Erinnerungen, wenn man einen Hund oder andere Tiere wie Katzen hat. Man hat diese besondere Beziehung, diese Art von Bindung. Ich glaube nicht, dass ich damit so einzigartig bin. Vielleicht waren die Umstände einzigartig. Hunde sind so loyal und tun alles für dich. Dabei spielt es keine Rolle, ob du müde oder glücklich bist. Sie sind immer für dich da, um dich zu unterstützen. Ich habe das Glück, dass ich das einmal in meinem Leben erleben durfte.“
„Zuerst dachte ich: ‚Ich kann diesen Film nicht machen‘“
Arthur ist vor ein paar Jahren gestorben. Wie war es für dich am Set von „Arthur der Große“ mit einem Hund zu arbeiten, der wie Arthur aussah und sich wie er verhielt?
„Ja, Arthur ist am 8. Dezember 2020 verstorben. Das war etwa drei Wochen, bevor wir ans Set gingen, um einen Film über sein Leben zu machen. Um ehrlich zu sein, war das sehr schwer für mich. Zuerst dachte ich: ‚Ich kann diesen Film nicht machen – ich kann nicht.‘ Aber dann habe ich mir gesagt: ‚Das muss ich machen.‘ Ich muss es für Arthur und all die anderen Arthurs da draußen tun.“
Hattest du nach Arthur wieder andere Hunde oder darüber nachgedacht, wieder einen Hund in dein Leben zu holen?
„Der Gedanke, mir wieder einen Hund zu holen, ist jeden Tag in meinem Kopf. Aber es ist aktuell so viel zu tun mit dem Film von Arthur – er ist dadurch immer noch ein großer Teil im Leben meiner Familie. Deshalb habe ich das Gefühl, dass wir im Moment keinen Platz für einen weiteren Hund haben. Ich bin mir aber sicher, dass es passieren wird. Doch ich möchte keinen Hund haben, der eine Kopie von Arthur ist. Ich denke, dass man es loslassen muss, um das zu werden, was man sein möchte. Und so ist es auch mit Arthur.“
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»Arthur hat mir beigebracht, mit dem Leben zu gehen
Was war die wichtigste Lektion, die Arthur dir mit auf den Weg gegeben hat?
„Ich würde sagen: ‚Mit dem Leben zu gehen.‘ Manchmal wünscht man sich, dass das Leben in eine bestimmte Richtung geht, doch dann wendet es sich plötzlich in eine ganz andere – und manchmal ist das gar nicht so schlecht. Das ist das Beste, was Arthur mir beigebracht hat. Außerdem habe ich von ihm gelernt, dass man nicht wirklich weiß, was sich hinter den vielen verschlossenen Türen im Leben verbirgt, wenn man sie nicht manchmal aufstößt.“
Du hast die Arthur-Foundation gegründet, um Streunern überall auf der Welt zu helfen. Was hat sich deiner Meinung nach in den letzten Jahren maßgeblich verändert?
„Als ich vor zehn Jahren das erste Mal Arthurs Geschichte erzählte, wollten eine Menge Leute helfen. Deshalb starteten wir die Foundation. Unser großes Ziel war, dass die Hunde im Land dieselben Rechte erhalten wie Hunde in Deutschland oder Schweden. 2018 wurde diese Forderung schließlich von der Regierung anerkannt.
Jetzt, mit dem Film, gehen wir noch ein Stück weiter. Beim Dreh haben wir mit vielen Tierheimen zusammengearbeitet. Ich denke durch den Film können wir eine Menge Aufmerksamkeit auf Tierschutz-Organisationen lenken, von denen Menschen vorher gar nicht wussten, dass es sie gibt.
Vielleicht denken sich die Leute dann beim nächsten Mal, wenn sie einen Hund adoptieren möchten, diesen aus dem Tierschutz zu holen. Ich glaube, dadurch kann sich viel ändern. Besonders für die Länder, die viele Arthurs auf den Straßen haben. Davon werden viele ein gutes Zuhause für immer finden – und darauf bin ich sehr stolz. Ich glaube, das ist das größte, was der Film bewirken kann und dass sich dadurch etwas ändern wird.“