
13. Februar 2025, 17:55 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Corona-Pandemie brachte eine Welle spontaner Hundekäufe mit sich. Viele Menschen entschieden sich 2020 aus Einsamkeit oder veränderten Lebensbedingungen heraus für einen Welpen. Doch wie wirkt sich diese spontane Entscheidung langfristig auf die Beziehung zwischen Mensch und Hund aus? Eine britische Studie hat diese Fragen nun genauer untersucht.
Erst vor wenigen Tagen jährte sich der Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland bereits zum fünften Mal. Ganz klar, in dieser Zeit ist viel passiert. So gab es unter anderem Lockdowns, Arbeit im Homeoffice und weitere Beschränkungen. Gleichzeitig stieg weltweit in dieser Zeit die Anzahl der Haustiere an. So erfüllten sich viele in dieser Zeit den lange gehegten Traum eines eigenen Vierbeiners. Andere holten sich einen Hund, um mit ihm die Einsamkeit besser zu überstehen.
Viele holten sich spontan Hunde ins Haus und das total unvorbereitet
In vielen Fällen gab es aber ein böses Erwachen, da die Hunde die neuen Besitzer an ihre Grenzen brachten und die Hundeschulen meist geschlossen blieben. So wurden viele Vierbeiner wieder abgegeben und überschwemmten regelrecht die Tierheime. Diese Rückgabewelle macht sich bis heute weltweit im Tierschutz bemerkbar. Eine britische Studie untersuchte nun die Situation und die alltäglichen Herausforderungen von Haltern, die ihre „Pandemie-Welpen“ damals behielten.
So erlebte auch Großbritannien während der Pandemie einen beispiellosen Boom beim Hundekauf. Menschen, die vorher nie einen Hund besaßen, holten sich spontan einen Vierbeiner ins Haus und das oft ohne ausreichende Vorbereitung. Daher befürchteten Fachleute, dass diese sogenannten „Pandemie-Welpen“ langfristig ein höheres Risiko für Verhaltensprobleme, eine schwache Besitzer-Hund-Bindung und sogar spätere Abgabe hätten.
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Was genau wurde bei dieser Studie untersucht?
So wollten die Autoren der Forschungsprojekt „Pandemic Puppies“ in ihrer Studie herausfinden, welche Bedingungen eine stabile, enge Bindung begünstigen und welche die Mensch-Hund-Beziehung erschweren. Daher wurden zwei zentrale Aspekte der Mensch-Hund-Beziehung untersucht:
- Emotionale Nähe (Closeness): Wie eng fühlt sich der Besitzer mit seinem Hund verbunden?
- Empfundene Belastung (Perceived Costs): Wie stark fühlt sich der Besitzer durch den Hund in seinem Alltag eingeschränkt?
Dafür analysierten die Forscher Daten von 1007 Hundebesitzern, die 2020 einen Welpen unter 16 Wochen adoptiert hatten, und untersuchten, wie sich diese Beziehungen entwickelten. Dabei stand besonders das Problemverhalten der Hunde – beispielsweise Aggression, Angst oder Trennungsangst –, sowie die Gründe für den Hundekauf im Fokus.
Mehr als 200 Halter gaben innerhalb von 21 Monaten ihre Hunde wieder ab
Beispielsweise, ob die Halter sich den Vierbeiner pandemiebedingt zugelegt hatten. Außerdem wurden die Arbeits- und Lebenssituation der Halter abgefragt und analysiert. Um dies bestmöglich abbilden zu können, wurden gleich zwei Umfragerunden gemacht. Die erste Umfrage wurde 2020 durchgeführt und erfasste Kaufgründe, Erfahrungen und das Verhalten der Welpen.
21 Monate später wurde dann in der Folgeumfrage nach Veränderungen in der Hundebetreuung sowie nach Problemverhalten und die Mensch-Hund-Beziehung gefragt. Allerdings wurden in der Studie letztendlich dann nur die Daten von Besitzern berücksichtigt, die ihre Hunde zum Zeitpunkt der zweiten Umfrage noch hatten. Das waren dann (nur) noch 794 Halter.
Probleme mit dem Hund trüben nicht die Bindung, außer ….
Dabei zeigte die Studie, dass problematisches Verhalten der stärkste Faktor für eine erhöhte empfundene Belastung („Perceived Costs“) bei den Befragten war. Konkret ging es hierbei unter anderem um mangelnde Kontrolle der Hunde, Trennungsangst sowie Aggressionen.
Überraschend war aber, dass die emotionale Nähe (Closeness) in den meisten Fällen nicht durch problematisches Verhalten beeinträchtigt wurde. Das bedeutet, dass sich die Halter trotz Problemen mit ihrem Vierbeiner möglicherweise im Moment gestresst fühlten, aber trotzdem eine enge Bindung zu ihrem Haustier hatten. Eine Ausnahme gab es allerdings: Besitzer von aggressiven Hunden fühlten sich weniger emotional mit ihrem Vierbeiner verbunden.
Allerdings gab es aber auch Faktoren, die das Belastungsgefühl der befragten Halter verringerten. Beispielsweise, wenn der Hund zur Arbeit mitgenommen werden konnte oder es auch mal einen Wechsel der Hauptverantwortlichen für die Hundebetreuung gab. Also, wenn man sich die Betreuung des Vierbeiners auch mal teilen konnte.

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Welche Bedeutung haben die Ergebnisse?
Aber was sagt diese Studie nun aus? Die Autoren räumen ein, dass es einige Limitationen gibt: So waren die Teilnehmer überwiegend weiblich, was die Ergebnisse leicht verzerren könnte. Außerdem beruhen die Daten auf Selbstauskünften, was zu subjektiven Verzerrungen führen kann. Dennoch liefert die Studie wertvolle Einblicke in die Mensch-Hund-Beziehung nach der Pandemie.
So kamen die Autoren der Studie zu dem Schluss, dass Hunde, die aus pandemiebedingten Gründen angeschafft wurden, zwar häufiger zu einer höheren empfundenen Belastung führten, ihren Haltern im Alltag aber dennoch viel Freude bereiteten. Die Beziehung zwischen Pandemiewelpen und ihren Besitzern blieb im Allgemeinen stabil, problematisches Verhalten stellte jedoch eine Belastung dar.
Die Ergebnisse zeigen auch, dass ein gut überlegter Hundekauf und eine frühzeitige Erziehung entscheidend sind, um langfristige Probleme zu vermeiden. Die Unterstützung betroffener Hundehalter durch Training, Aufklärung und arbeitsfreundliche Lösungen können dazu beitragen, die Belastung zu reduzieren und das Zusammenleben von Mensch und Hund zu verbessern. Allerdings bleiben die langfristigen Auswirkungen unklar und müssen weiter untersucht werden, um eine Aussage darüber treffen zu können, ob problematische Hunde langfristig häufiger abgegeben werden oder nicht. 1