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PETBOOK-Interview

Petfluencerin: »Ich bekomme wegen meiner Rottweiler sogar Morddrohungen

Dennis Agyemang
Redakteur

14. April 2025, 15:10 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten

Kaum eine Hunderasse hat mit so vielen Vorurteilen zu kämpfen wie der Rottweiler. So schüchtert viele der schlechte Ruf als „Kampfhund“ ein, der den massigen Hunden zu Unrecht anhaftet. Auch Besitzerin und Petfluencerin Jessica N. bekommt die Ressentiments der Menschen gegenüber ihren Hunden täglich zu spüren.

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Hunde gelten bekanntlich als die besten Freunde des Menschen. Dennoch gibt es Rassen, die ein besseres Image haben als andere. Viele Menschen fühlen sich von Rottweilern eher eingeschüchtert. Laut einer PETBOOK-Umfrage aus dem letzten Jahr, bei der 30.297 Leserinnen und Leser teilnahmen, gab fast jeder zehnte an, besonders große Angst vor Rottweilern zu haben. Damit landete diese Rasse auf Platz 5.

Doch woher kommen diese Vorurteile? Zum einen, weil Rottweiler – rein theoretisch – zu den Hunden mit der stärksten Beißkraft gehören, zum anderen, weil sie in einigen Bundesländern als Listenhunde geführt werden. Das macht sie aber de facto nicht gefährlicher als andere Rassen. Darüber will auch Petfluncerin Jessica N. aufklären. Deshalb hat sie in den sozialen Netzwerken den Kanal „Itssonero“ gegründet und berichtet dort über den Alltag mit ihren beiden Rottweilern Nero und Nova. Mit PETBOOK sprach die Petfluncerin über ihr Leben und die Herausforderungen als zweifache Hundemama.

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„Ich bin schon als Kind mit Rottweilern aufgewachsen“

PETBOOK: Wie bist du zu Nero und Nova gekommen?
Jessica N.: „Hinter beiden Hunden steckt eine besondere Geschichte. 2019 war mein Vater gesundheitlich stark angeschlagen. Wir hatten früher schon zwei Rottweiler gehabt, mit denen ich als Kind aufgewachsen bin – es war also eine Rasse, mit der wir vertraut waren und die ihm besonders am Herzen lag. Als es meinem Vater besser ging und er sagte, dass er sich noch einmal einen Hund wünscht, habe ich angefangen zu suchen, bin auf eine Anzeige gestoßen und habe sie ihm gezeigt.

Er war sofort einverstanden. Ich habe den Kontakt aufgenommen und kurz darauf Nero abgeholt. Als Nero dann bei uns einzog – er war gerade mal elf Wochen alt – verschlechterte sich der Zustand meines Vaters plötzlich drastisch. Er musste erneut für längere Zeit ins Krankenhaus. Von da an lag die komplette Verantwortung bei mir. Ich habe mich um den kleinen Welpen gekümmert, ihn versorgt, mit ihm gelernt – alles. Natürlich entstand schnell eine tiefe Bindung.“

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„Zu dem Zeitpunkt wollte ich eigentlich keinen eigenen Hund“

Und wie ging es dann weiter?
„Ich habe Nero geliebt, aber zu dem Zeitpunkt wollte ich eigentlich keinen eigenen Hund. Ich wusste, was das bedeutet: Verantwortung, Zeit, Einschränkungen. Trotzdem war für mich klar, dass Abgeben keine Option ist. Mein Vater ist heute auf den Rollstuhl angewiesen, eine richtige Versorgung durch ihn wäre nie möglich gewesen. So wurde Nero zu meinem Hund, auch wenn es ursprünglich nicht so geplant war.

Im Nachhinein bin ich aber sehr froh, dass es so gekommen ist. Nova kam ein paar Jahre später zu mir. Eine gute Freundin von mir hatte mitbekommen, dass eine Familie in Deutschland eine Hündin aus Rumänien adoptiert hatte. Es lief anfangs gut, doch schon bald wollten sie Nova wieder loswerden. Die Begründungen wechselten ständig.“

Was für Gründe waren das denn?
„Mal hieß es, sie komme mit dem anderen Hund der Familie nicht klar, dann hieß es plötzlich, Nova komme nicht mit dem Kind zurecht. Es wurde sogar angedeutet, Nova sei aggressiv, obwohl sie zuvor als freundlich beschrieben wurde. Meine Freundin war entsetzt, vor allem weil die Familie gleichzeitig erwähnte, sich bald einen neuen Welpen holen zu wollen.

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„Wer einmal das Vertrauen eines Rottweilers gewonnen hat, weiß, was echte Bindung bedeutet“

Sie wollte verhindern, dass Nova einfach weitergereicht wird, und kontaktierte mich. Ich habe eine Nacht darüber nachgedacht und zugestimmt, sie bei mir aufzunehmen – und schon am nächsten Tag wurde mir Nova gebracht. Mein Wohnort lag ungefähr auf der Route, die sie gefahren sind, um den neuen Welpen abzuholen. So hatte ich innerhalb von zwei Tagen einen zweiten Hund bei mir.“

Was macht Rottweiler für dich besonders?
„Rottweiler sind wahnsinnig treu. Sie bauen eine unglaublich enge Bindung zu ihrer Bezugsperson auf, die viel tiefer geht, als ich es bei anderen Hunderassen erlebt habe. Gleichzeitig sind sie stur, haben einen starken eigenen Kopf – aber genau das macht sie auch so besonders. Sie sind loyal und haben ein riesiges Herz. Wer einmal das Vertrauen eines Rottweilers gewonnen hat, weiß, was echte Bindung bedeutet.“

Gibt es eine Geschichte hinter den Namen deiner Hunde?
„Ja, definitiv. Nero heißt so, weil ‚Nero‘ im Italienischen ‚schwarz‘ bedeutet – passend zu seinem Fell. Außerdem bezieht sich der Name auf den römischen Kaiser Nero, von dem man sagt, er habe Rom in Brand gesetzt. Das passt irgendwie ironisch zu meinem Vater, der sich tatsächlich mal selbst aus Versehen angezündet hat. Ein kleiner Insider bei uns. Nova bedeutet ‚neu‘. Für mich war das sinnbildlich: ein Neuanfang, ein besseres Leben, ein Ort der Sicherheit. Genau das, was Nova verdient hat.“

„Nero musste mehrfach operiert werden“

Nero hatte jetzt eine Reihe von Operationen. Was war da los?
„Nero musste mehrfach operiert werden. Unter anderem wurden ihmn die Wolfskrallen entfernt, weil er sie sich regelmäßig abgerissen hat. Da sie bei ihm gelenksverbunden waren, war die Gefahr groß, dass er sich diese irgendwann richtig abreißt. Und da er durch die Kastration ohnehin unter Narkose stand, wurden sie mit entfernt. Leider verlief die Heilung der Kastration nicht ganz reibungslos: Es hatte sich Wundwasser in seinem Hodensack angesammelt, was zu einer Schwellung führte.

Deshalb musste er kurze Zeit später noch einmal in Narkose gelegt werden, um das abzuklären und zu behandeln. Das war natürlich stressig für uns beide. Zwei Narkosen in so kurzer Zeit sind nie ideal. Aber zum Glück ist mittlerweile alles gut verheilt, und Nero ist wieder voller Energie.“

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Jessie bekam von Hatern bereits Mord- und Vergewaltigungsdrohungen

Du bekommst auch viele negative Reaktionen online. Warum eigentlich?
„Ich denke, viele Menschen sehen in Social Media nur kurze Ausschnitte, kleine Momentaufnahmen, und bilden sich daraufhin eine Meinung über jemanden, den sie gar nicht kennen. Leider ist die Hemmschwelle im Internet sehr niedrig. Ich habe schon viele Nachrichten bekommen, die weit über das normale Maß hinausgehen – inklusive Mord- und Vergewaltigungsdrohungen.

Ich glaube, mein Content triggert manche Menschen – vor allem Männer. Vielleicht, weil ich selbstbewusst auftrete oder weil ich als Frau zwei Rottweiler habe. Viele schaffen es nicht mehr, zwischen Social Media und echter Realität zu unterscheiden.“

Wie reagieren Menschen auf deine Hunde im Alltag?
„Ganz unterschiedlich. Manche sind neugierig, fragen, ob sie die Hunde streicheln dürfen. Andere wechseln sofort die Straßenseite oder machen abfällige Bemerkungen. Einmal war ich mit Nero am See. Von Weitem kam mir ein Mann mit zwei Hunden entgegen. Ich hatte meine Kopfhörer auf und sah nur, wie er wild gestikulierte.

Als ich sie abnahm, hörte ich ihn rufen, ob ich ‚so einen Kampfhund‘ überhaupt halten könne. Ich antwortete ruhig: ‚Ja, kann ich‘. Daraufhin meinte er, das könne er nicht glauben – ich sei ja ‚nur eine Frau‘. Nero war währenddessen völlig ruhig, hat den Mann komplett ignoriert und wollte einfach nur zum Wasser. Dieser Moment hat mir wieder deutlich gezeigt, wie tief Vorurteile sitzen.“

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„Am meisten nervt mich das Bild vom ‚gefährlichen Kampfhund‘“

Welches Vorurteil über Rottweiler nervt dich am meisten und welches trifft vielleicht zu?
„Am meisten nervt mich das Bild vom ‚gefährlichen Kampfhund‘. Rottweiler sind keine Kampfhunde. Sie wurden nie dafür gezüchtet und auch allgemein ist keine Hunderasse von Natur aus aggressiver als eine andere. Ein Vorurteil, das allerdings zutrifft, ist die Sturheit. Rottweiler sind extrem willensstark. Man muss konsequent sein und darf sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Sie fordern einen – aber genau das macht sie so besonders.“

Was rätst du Menschen, die sich einen Rottweiler zulegen wollen?
„Sich wirklich intensiv mit der Rasse zu beschäftigen und ehrlich zu sich selbst zu sein. Passt so ein Hund in mein Leben? Habe ich die Zeit, die Geduld und das Wissen? Ich empfehle auch, mal im Tierheim nach einem Rottweiler zu schauen. Dort sitzen viele, besonders junge Rüden, die abgegeben wurden, weil man sich überschätzt hat. Die Entscheidung sollte nie nach dem Aussehen des Hundes gehen.“

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„Ein Rottweiler braucht manchmal erst mal drei Sekunden Bedenkzeit, bevor er auf ein Kommando reagiert“

Was war die größte Herausforderung im Training?
„Ganz klar: Geduld. Ein Rottweiler braucht manchmal erst mal drei Sekunden Bedenkzeit, bevor er zum Beispiel auf ein Kommando reagiert. Was heute klappt, klappt morgen vielleicht nicht mehr – da wird dann erst mal neu entschieden, ob man überhaupt Lust hat. Man darf das nicht persönlich nehmen, sondern muss dranbleiben.“

Wie viel Zeit investierst du täglich in Training und Auslastung?
„Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt Tage, an denen wir drei Spaziergänge machen, andere Tage verbringen wir nur im Garten. Ich finde es wichtig, dass Hunde auch Ruhetage haben. Viele übertreiben mit dem, was ein Hund täglich leisten soll. Hunde schlafen im Schnitt 16 bis 20 Stunden am Tag, und das ist völlig normal.

Trainiert wird bei uns nach Lust und Laune. Nur wenn Mensch und Hund Spaß daran haben, bringt das Training auch wirklich etwas. Man muss dabei auch klar zwischen Training und Erziehung unterscheiden – Training ist gezielte Beschäftigung, Erziehung hingegen passiert täglich im Alltag.“

Wann hast du angefangen, deine Hunde auf Social Media zu zeigen – und warum?
„Das fing 2021 auf TikTok mit Nero an. Ich habe viele Videos von ihm gemacht. Mein Freund hatte zu der Zeit immer wieder Videos von sich und seiner Arbeit bearbeitet, und dadurch wurde ich darauf aufmerksam, wie viel Spaß das machen kann. Also habe ich angefangen, mich selbst mit Videoschnitt zu beschäftigen und Neros Clips zu bearbeiten und schließlich auf TikTok hoch zu laden. Es hat mir einfach richtig Spaß gemacht.“

„Viele fanden es gut, aber manche fühlten sich auch getriggert, vor allem Männer“

Welches Video war bisher am erfolgreichsten?
„Ein Clip, in dem ich laufe und Nova von der Seite ins Bild kommt. Kurz danach kommt Nero und läuft durch meine Beine. Ich hatte etwas Text darübergelegt – das Video ging viral. Viele fanden es gut, aber manche fühlten sich auch getriggert, vor allem Männer. Ich bekam wieder viele Kommentare, dass sie es mit bloßen Händen mit einem Rottweiler aufnehmen könnten und die Hunde gar keine Chance hätten und noch schlimmeres.“

Gab es ein besonders emotionales Erlebnis mit deinen Hunden?
„Die Geschichte von Nova berührt mich jedes Mal aufs Neue. Sie hatte keinen guten Start ins Leben. Es tut weh zu sehen, wie schnell ein Hund aufgegeben wird. Nero kennt nur mich, er musste nie solche Erfahrungen machen. Nova hingegen trägt ihre Vergangenheit noch mit sich. Es ist aber wunderschön zu beobachten, wie sie mir Stück für Stück immer mehr vertraut. Es ist ein Heilungsprozess – für sie, weil sie nach all dem Erlebten langsam wieder Vertrauen fasst. Und für mich, weil ich daran wachse, ihr diesen sicheren Ort geben zu dürfen und durch sie viele neue Dinge lerne, sie ist viel sensibler als Nero.“

Wie haben dich deine Hunde verändert?
„Ich habe durch sie viel über Verantwortung gelernt. Die Hunde sind bei mir absolute Priorität. Ich bin selbstbewusster geworden, weil ich gelernt habe, für meine Hunde und mich einzustehen. Ich bin auch geduldiger geworden und habe gelernt, wie echte Liebe aussieht, auch ohne Worte. Man lernt, die Zeit bewusster zu schätzen.“

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„Nero ist einmal volle Kanne in meine Balkonscheibe gerannt“

Was war der lustigste oder verrückteste Moment mit deinen Hunden?
„Da gibt es viele! Nero ist einmal volle Kanne in meine Balkonscheibe gerannt. Zum Glück ist ihm nichts passiert, aber die Scheibe hatte danach einen ordentlichen Riss. Oder als er sich selbst mit einem Teddybär die Sicht versperrt hat und dann blind gegen eine Wand lief. Mit den beiden wird es einfach nie langweilig.“

Welches Thema beschäftigt dich aktuell besonders?
„Die Gesundheit. Ich achte jeden Tag darauf, wie es den beiden geht. Hat einer von beiden Schmerzen? Warum humpelt Nova wieder? Ihre Spondylose ist immer präsent. Bei Nero ist nach den OPs alles gut verheilt, aber als Hundehalter macht man sich immer Sorgen. Unsere Tiere können nicht sprechen, deshalb muss man genau hinschauen – immer.“

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