
10. Februar 2025, 17:32 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Umweltorganisation Greenpeace hat den Meeresschaum an deutschen Nord- und Ostseestränden untersucht und besorgniserregendes festgestellt. So konnten in der angespülten Gischt hohe Konzentrationen von schädlichen Ewigkeitschemikalien (PFAS) nachgewiesen werden. Doch wie gefährlich sind sie für Mensch und Tier?
Der Meeresschaum an deutschen Stränden ist stark mit PFAS belastet. Das zeigen Messungen von Greenpeace. „Deutschland muss den Umgang mit diesen gesundheitsgefährdenden Chemikalien besser regeln“, so das beunruhigende Fazit der Umweltorganisation.1 PFAS steht für (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) und meint Industriechemikalien, die in vielen Alltagsprodukten stecken.
Was sind PFAS und warum sind sie so gefährlich?
PFAS kommen beispielsweise auf Pfannen mit Antihaft-Beschichtung (Teflon), Regenjacken, Pizzakartons, Feuerlöschschaum und Kosmetika zum Einsatz. Ihr Vorteil: sie sind meist wasser-, fett- und schmutzabweisend. Das Problem: PFAS bauen sich in der Natur und im Körper kaum ab – sie bleiben jahrzehntelang bestehen. Deshalb nennt man sie auch „Ewigkeitschemikalien“.
Diese Chemikalien sind zudem alles andere als gesundheitlich unbedenklich. So zeigen Studien, dass PFAS mit Krebs, Leber- und Nierenschäden, Hormonstörungen und Fruchtbarkeitsproblemen in Verbindung gebracht werden können. Der Kontakt mit diesen Chemikalien lässt sich aber kaum vermeiden, da sie in so vielen Produkten enthalten sind. Daher nehmen wir sie oft unbewusst auf – zum Beispiel über das Trinkwasser oder die Nahrung. Rückstände dieser Chemikalien wurden bereits weltweit im Blut von Menschen und Tieren gefunden. Einige PFAS sind zwar bereits verboten, aber viele sind noch zugelassen und werden weiterhin produziert. Das macht sie zu einem ernsthaften Umwelt- und Gesundheitsproblem.2
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Es wird teilweise schon an Badestränden vor dem Kontakt mit dem Schaum gewarnt
PFAS gelangen über industrielles Abwasser in Flüsse und die Meere. In der Gischt sammeln sie sich und werden zurück an Land gespült. Daher sind die Funde von Greenpeace an Ost- und Nordsee umso alarmierender. So zeigen Studien aus den Niederlanden, Dänemark und Belgien besonders im Meeresschaum hohe Konzentrationen an Ewigkeitschemikalien. Mancherorts wird daher an den Badestränden vor dem Kontakt mit dem Schaum gewarnt. Allerdings gibt es für Deutschland bisher noch keine Gesundheitshinweise.
Zwar wurde an einigen beliebten deutschen Ost- und Nordseestränden von Greenpeace stichprobenartig Schaum untersucht. Konkret wurde Meeresschaum an den Stränden von Norderney, Sankt Peter-Ording, Sylt Westerland, Sylt Nord, Boltenhagen und Kühlungsborn abgeschöpft. Dabei wurde jede Schaumprobe im Labor auf 31 verschiedene PFAS untersucht.
In allen Schaumproben konnten tatsächlich Chemikalien nachgewiesen werden. Insbesondere die mittlerweile verbotenen bzw. stark reglementierten PFOS und PFOA. Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) und Perfluoroctansäure (PFOA) wurden früher unter anderem in Feuerlöschschäumen, Fotolacken, Textilien und Antihaftgeschirr verwendet.
»Die Chemikalien haben ein gesundheitsgefährdendes Potenzial für den Menschen
Und das ist gar nicht mal so ungefährlich. Denn diese Chemikalien können sich im menschlichen Organismus ansammeln, erklärt Prof. Dr. Dennis Nowak, Direktor des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin am LMU Klinikum in München gegenüber dem ADAC. „Sie haben ein gesundheitsgefährdendes Potenzial für den Menschen“, so sein Fazit. Daher würde schon länger ein EU-weites Verbot bestimmter PFAS diskutiert.
Die höchsten PFAS-Werte fand das Greenpeace-Team übrigens in bereits länger liegendem Altschaum aus der Ostsee bei Kühlungsborn. Daher vermuten die Experten, dass die schaumbildenden Eigenschaften der PFAS die Stabilität von Meeresschaum fördern könnten. Die niedrigste PFAS-Belastung fand sich am Strand von Westerland. Doch was bedeutet das jetzt konkret für Menschen und Hunde?

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Die niederländische Provinz Zeeland empfiehlt, Kinder und Hunde nicht im Meer spielen zu lassen
Laut Greenpeace sind die Zahlen vergleichbar mit früheren Tests in unseren Nachbarländern, Dänemark und den Niederlanden. Dort werden Strandbesucher vor PFAS im Meeresschaum gewarnt. So empfiehlt die niederländische Provinz Zeeland, Kinder und Hunde nicht im Meer spielen zu lassen. Für die Urlaubsstrände an der deutschen Ost- und Nordsee gibt es solche Hinweise und konkrete Verhaltensempfehlungen bisher nicht.
„Wer auf Nummer sicher gehen will, duscht sich nach dem Strandspaziergang einfach mit klarem Süßwasser ab“, rät Umweltmediziner Dennis Nowak. „Kinder sollten nicht mit dem Schaum spielen und ihn auch nicht essen. Wer beim Schwimmen etwas Wasser verschluckt, muss sich keine Sorgen machen. Kleine Mengen haben keine Wirkung.“3