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Interview mit Staffelführerin

Rettungshunde im Einsatz bei der Polizei: „Nur 15 bis 20 Prozent der Einsätze enden mit einem Fund“

Rettungshundeführerin Jenny Bütow mit ihrer Rottweilerhündin Daika trainieren bei der Rettungshundestaffel
Hundeführerin Jenny Bütow und ihre Hündin Daika sind ein geprüftes Rettungshundeteam und zeigen hier, wie der Hund in die Suche gestartet wird Foto: BRH Rettungshundestaffel Magdeburg-Elbeland e.V.
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

9. Mai 2023, 17:04 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Jeder kennt die Szenen, wenn Vermisste von der Polizei im Wald gesucht werden. Leute mit Hunden laufen gemeinsam und durchkämmen das Gelände nach Personen. Was aber die wenigsten wissen: die Rettungshunde und ihre Halter arbeiten alle ehrenamtlich. PETBOOK sprach mit Alexandra Koch, Leiterin der BRH Rettungshundestaffel Magdeburg – Elbeland e. V., über die Einsätze.

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Wird eine Person vermisst, ist die Polizei auf Hilfe angewiesen. Im städtischen Bereich kommen dann oft Hinweise aus der Bevölkerung oder man nutzt Überwachungskameras an Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen für die Suche. Was aber, wenn jemand in Gebieten verloren geht, wo nur selten andere Menschen vorbeikommen? Hier kommen bisweilen Rettungshunde zum Einsatz, die mit ihrer guten Nase vermisste Personen aufspüren können. Diese gehören allerdings nicht zur Grundausstattung der Polizei, sondern müssen von verschiedenen Vereinen „bestellt“ werden.

Einer davon ist die BRH Rettungshundestaffel Magdeburg – Elbeland e. V. Aktuell besteht sie aus 13 Hundeführern mit ihren 15 Hunden sowie drei Helfern, die die Staffel tatkräftig während der Ausbildung und in den Einsätzen unterstützen. Hier bilden die Teams neben Mantrailer und Trümmersuchhunden auch Flächensuchhunde aus, die bei der Vermisstensuche zum Einsatz kommen. PETBOOK sprach mit Alexandra Koch, der Leiterin der BRH Rettungshundestaffel Magdeburg – Elbeland e. V., über die Ausbildung der Hunde und wollte wissen, wie eine Suche nach Vermissten abläuft.

Gut ausgebildete Hunde suchen 10 bis 20 Hektar am Stück ab

PETBOOK: Frau Koch, was ist eine Rettungshundestaffel und wofür werden die Hunde darin eingesetzt?
Alexandra Koch: Wir bilden hauptsächlich Flächensuchhunde aus. Das bedeutet, die Tiere suchen großflächig ganze Waldstücke ab. Dafür trainieren wir die Hunde ehrenamtlich. Es handelt sich also um Privathunde, die wir dann der Polizei zur Verfügung stellen. Zum Beispiel, wenn in der Nähe von einem Altenheim große Wälder sind und eine Person vermisst wird, können wir bei der Suche helfen. Zwar finden wir häufig die gesuchte Person nicht, können die Waldstücke aber freigeben beziehungsweise sicher sagen, dass sich in diesem Gebiet mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine Person befindet.

Wie viel Rettungshunde sind nötig, um eine bestimmte Fläche abzusuchen?
Bei der Grundprüfung, die die Hunde durchlaufen, müssen sie drei Hektar absuchen – also 30.000 Quadratmeter. Das ist das niedrigste Niveau für einen Flächensuchhund. Nur Tiere, die das leisten können, kommen bei uns auch zum Einsatz. Gut ausgebildete Hunde, die schon einige Jahre Übung und Erfahrung haben, schaffen durchaus 10 bis 20 Hektar am Stück.

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Ob ein Tier das Zeug zum Rettungshund hat, liegt nicht an der Rasse

Wie lange dauert eine Ausbildung zum Flächensuchhund?
In der Regel brauchen die Hunde mindestens zwei Jahre. Wenn sie die ein oder andere Baustelle mitbringen, kann es auch einmal länger dauern. So lange muss man schon durchhalten, bis man erste Erfolge mit seinem Hund verzeichnen kann.

Wie merke ich, ob mein Hund für so eine Arbeit geeignet ist?
Rassen sind in der Regel zweitrangig. Allerdings sollte der Hund schon mittelgroß sein, da kleine Hunde bezogen auf die Fläche weniger leisten können. Zu große Hunde sind aber auch manchmal ungeeignet, wie zum Beispiel Doggen, da sie die Lauffreude nicht mitbringen, die es für so eine Sucharbeit braucht. Zudem müssen die Hunde motiviert sein und mit ihren Führern gut zusammenarbeiten. Und die Hunde müssen sehr sozial gegenüber anderen Hunden – und natürlich auch Menschen sein.

Sie arbeiten alle ehrenamtlich?
Ja, alle. Vom Zugführer über den Ausbildungsleiter bis hin zum Hundeführer und den Helfern. Neben den ganzen Trainings kommen noch die Öffentlichkeitsarbeit, Vorträge und Kooperationsarbeit mit der Polizei dazu. Das alles kostet immens Zeit.

Nur 15 bis 20 Prozent der Einsätze enden mit einem Fund

Wie sieht ein Einsatz konkret aus?
Wenn die Polizei Flächensuchhunde benötigt, ruft sie zunächst die Leitstelle an. Da ist die Telefonnummer einer zentralen Person von uns hinterlegt, die dann erst einmal die Verfügbarkeit unserer Hundeteams und weitere Einsatzkräfte prüft. Denn gerade, weil wir alle ehrenamtlich tätig sind, gibt es keine Dienstzeiten und oft passieren solche Einsätze gerne an Feiertagen oder am Wochenende. Für einen Einsatz benötigen wir als Erstes eine Führungskraft, die die Suchstaffel anleitet und natürlich geprüfte Suchhunde. Die machen im Verein aber nur einen Teil aus, da sich viele Hunde noch in der Ausbildung befinden. Mindestens ein Team sollte davon zur Verfügung stehen – am besten natürlich alle. Danach entscheiden wir in Rücksprache der Polizei, ob der Einsatz etwas für uns ist und wir den Fall übernehmen.

Gibt es einen Fall, der Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Generell muss man sagen, dass nur zwischen 15 und 20 Prozent der Einsätze mit einem Fund enden – und das muss nicht immer eine lebende Person sein. Der eindrucksvollste Einsatz war eine Suche, die eigentlich schon beendet war. Hund und Führer waren schon auf dem Weg zum Auto. Kurz davor hob der Hund aber kurz noch einmal die Nase und schlug an. Daraufhin ist der Hundeführer noch einmal zurückgegangen. Leider handelte es sich bei dem Fund um eine tote Person. Aber das zeigt, dass die Hunde nicht abschalten, auch wenn die Menschen schon Feierabend machen.

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»Einmal hat meine Hündin einen Radfahrer beim Verrichten seiner Notdurft entdeckt

Woher weiß der Rettungshund, wonach er suchen muss? Gibt es ein Kleidungsstück?
Nein, die Hunde suchen unspezifisch. Das heißt, alle Personen, die sich im Wald befinden und „nach Mensch riechen“ werden gesucht und angezeigt. Wenn ein Hund also jemanden findet, stellt er sich hin und verbellt ihn. So hat meine Hündin etwa einmal einen Fahrradfahrer beim Verrichten seiner Notdurft entdeckt und gestellt. Der war mehr als überrascht.

Wenn ich mich für Rettungshunde interessiere, wo melde ich mich dann?
Am besten, man wendet sich zunächst an den BRH Bundesverband e. V. Es ist der größte Dachverband in Deutschland, unter dem Rettungshundestaffeln organisiert sind. Auf der Homepage kann man schauen, welche Vereine in der Nähe aktiv sind. Dort findet man auch die entsprechenden Kontaktdaten der Vorstands-Mitglieder. In unserem Verein ist es so, dass die Interessentenbeauftragte zunächst ein Vorgespräch macht, um abzuklären, ob das wirklich eine geeignete Beschäftigung für den interessierten Halter und seinen Hund ist. Die Tiere sollten zum Beispiel nicht stark ängstlich sein oder einen hohen Jagdtrieb haben. Schließlich muss die Person auch ins Team passen und sich bei uns wohlfühlen.

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