9. November 2024, 15:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
„Schlafende Hunde soll man nicht wecken“ – dieses Sprichwort hat wohl jeder schon einmal gehört. PETBOOK erklärt, woher das Sprichwort stammt und ob es tatsächlich keine gute Idee ist, seinen Hund aus dem Land der Träume zu reißen.
Unter den tierischen Sprichwörtern gehört das über schlafende Hunde, die man besser nicht wecken sollte, wohl zu den bekanntesten. Es existiert sogar in abgewandelter Weise in anderen Sprachen. So heißt es im Englischen etwa: „Let sleeping dogs lie“ (Zu Deutsch: Lass schlafende Hunde liegen). Aber ist das auch wortwörtlich so gemeint? Oder steckt hinter dem Spruch noch eine andere Bedeutung?
Übersicht
Woher stammt das Sprichwort?
Das Sprichwort „Schlafende Hunde soll man nicht wecken“ ist relativ alt. Es findet sich bereits im 16. Jahrhundert bei Hans Sachs, einem deutschen Schuhmacher und Spruchdichter. Er schreibt: 1
drumb magstu wol dein maul zu-drücken
H. Sachs 14, 55, 25 Keller-Götze
und liest den hund wol billig schlaffen.
Es geht also nicht wortwörtlich darum, keine schlafenden Tiere zu wecken, sondern etwas nicht anzusprechen oder Themen nicht anzugehen, weil diese sonst zu unguten Gefühlen oder Konflikten führen könnten. Denn so lange Hunde schlafen, geht keine Gefahr von ihnen aus. Weckt man schlafende Hunde, lenkt man also die Aufmerksamkeit des Gesprächspartners auf ein Thema, was man vielleicht lieber hätte ruhen lassen sollen.
Auch heute findet das Sprichwort noch häufige Verwendung im Sprachgebrauch. Aber es ist auch unter Hundehaltern populär geworden und wird dort eher wortwörtlich verstanden. Doch was ist dran? Darf man Hunde wirklich nicht wecken?
Auch interessant: Wie viel Schlaf braucht ein Hund?
Wie schlafen Hunde?
Oft gelten ja Katzen als die Langschläfer im Tierreich und Hunde als arbeitswillige, stets einsatzbereite Partner. Tatsächlich liegen Hunde, was das Schlafbedürfnis angeht, aber noch vor den Katzen: Bis zu 20 Stunden verbringen die Tiere täglich mit Ruhen. Welpen und alte oder kranke Tiere sogar noch mehr. Hierunter fällt alles vom Dösen bis zum Tiefschlaf. Viele Hundehalter sind sich jedoch nicht bewusst, wie viel Schlaf ein Hund tatsächlich braucht.
Der Schlaf der Hunde ist dabei durchaus vergleichbar mit dem von Menschen. So gibt es Phasen mit Tiefschlaf und sogenannte REM-Phasen, in denen die Tiere in Träumen die Geschehnisse der Tage verarbeitet. Hatte der Vierbeiner einen besonders anstrengenden Tag, ist sein Schlafbedürfnis sogar höher und kann dazu führen, dass der Hund einen besonders tiefen oder unruhigen Schlaf hat.
Mehr zum Schlafverhalten von Hunden erfahren Sie in unserem PETBOOK-Artikel „Wovon träumen eigentlich Hunde?“
Ist es gefährlich, schlafende Hunde zu wecken?
In der Entstehungszeit des Sprichworts haben Hunde Haus, Hof und Herden bewacht. Mit Eindringlingen wurde da nicht lange diskutiert. Daher konnte es damals tatsächlich gefährlich sein, schlafende (Wach-)Hunde zu wecken. Wie sieht das heute beim eigenen Haustier aus?
In der Regel passiert nichts, wenn man seinen Hund mal aufweckt. Meist blinzelt uns der Hund verschlafen entgegen oder verlässt genervt den Schlafplatz. Es kann mitunter aber auch mal gefährlich werden, den Vierbeiner plötzlich aus dem Schlaf zu reißen, denn auch Hunde träumen manchmal turbulent und können beim Aufwachen noch etwas verwirrt oder im Halbschlaf sein.
So hatte ich einen Fall in meinem Bekanntenkreis, bei dem der Hund beim Aufwachen um sich biss, weil er wohl schlecht geträumt hatte. Da man also nie weiß, ob der Vierbeiner gerade von einem saftigen Knochen oder einem Kampf mit einem Rivalen träumt, sollte man seinen Hund wirklich nur wecken, wenn es notwendig ist.
Schlaf Experiment zeigt, wovon Katzen träumen
Verarbeitung im Schlaf Wovon träumen eigentlich Hunde?
Verhalten erklärt So lange schlafen Katzen wirklich und was ihre Schlafpositionen bedeuten
Warum man Hunde lieber schlafen lassen sollte
Viele sind in Versuchung, den Hund zu wecken, wenn dieser im Schlaf jault, weil sie denken, das Tier hat einen Alptraum. Hier ist es aber besser, den Hund schlafen zu lassen, da in Träumen auch wichtige Ereignisse verarbeitet sowie neue Verknüpfungen gemacht werden und man diese Gehirnleistung nicht unterbrechen sollte.
Ein weiterer Grund, warum manche ihren Hund beim Schlaf stören, ist, dass er so niedlich dabei aussieht und sie ihn unbedingt streicheln wollen. Hier sollte man sich als Hundehalter zusammenreißen und auch anderen klarmachen: Wenn der Hund schläft, wird er nicht gestört.
Vielen Hunden fällt es heute schwer, zur Ruhe zu kommen. So sind manche Tiere sehr reizempfänglich und wachen ständig aus dem Schlaf auf. Daher sollte man darauf achten, dass der Vierbeiner einen festen Rückzugsort hat, wo er herunterkommen und ungestört schlafen kann. 2
Diesen Schlaf sollte man möglichst nicht noch extra unterbrechen, denn wenn die Tiere nicht genug Ruhephasen bekommen, werden sie immer aufgedrehter. Im schlimmsten Fall können Hunde von zu wenigem Schlaf sogar krank werden. In dem Sprichwort „Schlafende Hunde sollte man nicht wecken“ steckt also auch für uns Hundehalter sehr viel Wahres und Erfahrung drin!