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Erfahrungsbericht

Wie trainiert man eigentlich für eine Hundeschau? PETBOOK-Autorin hat’s ausprobiert

Ein Arghanischer Windhund beim Schaulaufen auf einer Hundeshow
Das Laufen bei Hundeschauen sieht für manche belustigend aus, dahinter steckt jedoch hartes Training und exzellente Leinenführigkeit Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Julia Nikhinson
Porträtaufnahme von Autorin Manuela Lieflaender mit Hund Elvis
Freie Autorin

5. Juni 2024, 18:12 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Um sich bei einer Hundeschau gut zu präsentieren, müssen die Kandidaten zusammen mit ihren Vierbeinern im Ring antreten. Dabei laufen Hund und Halter gemeinsam im Kreis. Klingt einfach? Dahinter steckt viel Arbeit, denn nur, wer richtig läuft, hat Chancen auf den Sieg. PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender hat das Training zum Schaulaufen mit Rüde Elvis ausprobiert – und stößt an ihre Grenzen.

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„Im Kreis laufen, das kann doch jeder“, sagt mein Lebensgefährte, als ich ihm von meinem Plan berichte, Ringtraining zu machen. Mit seiner groben Vorstellung von dieser Trainingsart ist er den meisten Menschen in meinem Bekanntenkreis um einiges voraus. Neulich wurde ich gefragt, ob Elvis demnächst durch brennende Reifen springt. Denn Ringtraining, auch Schaulaufen genannt, ist als Sportart für Hunde bislang nur Wenigen bekannt. Das ist schade, denn meiner Meinung nach schafft Ringtraining das richtige „Mindset“ für die Leinenführigkeit.

Ob Hunde darüber nachdenken, was das soll?

Okay, ich muss zugeben, dass ich gemischte Gefühle habe, wenn ich auf Hundeausstellungen Menschen sehe, die mit ernstem Gesicht im Kreis traben und dabei ihren Hund an einem „Bindfaden“ führen.

Die Frauen tragen dabei meistens schicke Kostüme, die Männer oft Anzüge. Ich frage mich, ob Hunde wohl darüber nachdenken, was das soll. Zum Beispiel, wenn die Menschen anschließend beginnen, ihre Beine auf eine bestimmte Weise zu positionieren. Die Tiere müssten uns Menschen dann wohl für ziemlich dumm halten – auf jeden Fall verwirrt es sie sicherlich.

Wenn dann der Ringrichter auf den Hund zukommt, sich die Zähne anschaut und beim Rüden vielleicht auch überprüft, ob beide Hoden vorhanden sind, hört jedes Verständnis bei manchem Vierbeiner vermutlich endgültig auf.

Hund und Halter in perfekter Eleganz

So kritisch wie ich Hundeausstellungen betrachte, so reizvoll finde ich die Präsentation und den Wettkampf im Ring. Es sieht schon toll aus, wenn Hund und Halter in perfekter Eleganz und Harmonie praktisch wie durch den Ring schweben. Das hat so gar nichts damit zu tun, wie sich manch normaler Hundemensch im Alltag durch die Gegend ziehen lässt.

Wie gelingt es mir also, dass mein Hund perfekt neben mir trabt, ohne auch nur ansatzweise an der Leine zu ziehen? „So jedenfalls nicht“, sagt Showtrainer Marc Naffien, als er sieht, wie Elvis „angezogen“ ist. Marc ist beim FCI – Deutschlands größte kynologische Dachverband für Hundezucht – als internationaler Showrichter für Australian Shepherds und Miniatur-Australian-Shepherds tätig und hat viel Erfahrung im Schaulauf für Hunde.

„Zieh ihm mal das Geschirr aus. Das ist was für Schlittenhunde“

„Warum hast du ihn mit einem Geschirr und einem Halsband gesichert? Zieh ihm mal das Geschirr aus. Das ist was für Schlittenhunde. Damit zerstörst du sein Gangwerk und sein Fell.“ Marc kommt aus dem Ruhrpott – genauer gesagt aus Gelsenkirchen. Obwohl er meint, was er sagt, klingt es keinesfalls böse. Im Gegenteil, mit seiner flapsigen Art bringt er mich zum Lachen. „Nimm mal das Lederhalsband ab. Das ist viel zu breit und passt gar nicht zu dem Hund.“

Für unser Schaulaufen legt er meinem Hund ein sogenanntes Martingale um. Das ist ein Zugstopp-Halsband, dass es in verschiedenen Variationen gibt. Wenn der Hund zieht, zieht sich die Schlaufe um den Hals zwar zu, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Wenn der Elvis nicht zieht, sitzt das Halsband locker. Viele kennen diese Halsbänder unter dem Namen Retriever-Halsband, dann sind sie allerdings aus Nylon und deutlich dicker. Hier muss man jedoch sehr aufpassen, dass man ausschließlich Bänder mit festem Stopp kauft, damit es für den Hund nie zu eng am Hals wird.

Deshalb frage ich Marc vorab schon mal, was es mich kostet, wenn Elvis sein Martingale zerstört. Der Rüde ist in der Pubertät und sollte hier an diesem Wendehammer in Gelsenkirchen ein anderer Hund des Weges kommen, war’s das für das schmale Kettchen.

„Jetzt bist du dran“

Aber Marc bleibt entspannt. Er befestigt eine Showleine aus Känguruleder an dem Teil. Der Begriff Leine erscheint mir übertrieben. Man könnte genauso gut von einem Seil sprechen. Ungefähr in der Mitte befinden sich Perlen, am oberen Ende des Seils ist ein Ring, der prächtig funkelt. Sieht aus wie ein wenig Chichi für die Gassirunde mit einem Zwergkaninchen. Einen 23 Kilogramm-Rüden damit zu bewegen, hört sich optimistisch an.

Showtrainer Marc Naffien beim Ringtraining mit Australien-Shepherd-Rüden Elvis
Beim Training für das Schaulaufen läuft Rüde Elvis wie selbstverständlich mit Showtrainer Marc mit. Foto: Celine Broxtermann

Doch Marc ist schon mit Elvis losgetrabt. Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, läuft der Rüde begeistert an Marcs Seite. Zur Belohnung gibt’s ’ne Leckerli-Stange.

„Jetzt bist du dran“, sagt der Showtrainer zu mir und hält mir das dünne Band hin, das er Leine nennt. Ich muss schlucken. Die Vorstellung, dass ich es vermasseln könnte und Elvis das Equipment zerstört, blockiert mich.

„Du darfst ihm keine Zeit geben zu überlegen“

Ich trabe mit dem Hund los und es kommt dann, wie es kommen musste: Elvis springt hoch und beißt in die Leine. „Du musst ihn korrigieren“, sagt Marc, „sonst zerstört er die Leine. Weitertraben!“ Ich schnappe nach Luft und frage mich, wie ich den Hund während des Laufens korrigieren soll – noch dazu ohne Puste. Marc will sich das Elend nicht weiter ansehen und läuft neben uns, um Elvis mit der Stimme zu korrigieren. Das funktioniert.

Showtrainer Marc Naffien beim Ringtraining mit Australien-Shepherd-Rüden Elvis
Beim Schaulaufen müssen Hund und Halter sich stark konzentrieren. Trainer Marc unterstützt PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender bei ihren ersten Versuchen mit Rüden Elvis. Foto: Celine Broxtermann

Ich bin dankbar, als wir erstmal eine Pause machen. „Da kommen ein paar Dinge bei euch zusammen“, sagte Marc. „Du darfst ihm keine Zeit geben, zu überlegen. Dann macht er, was er will. Gib ihm das Tempo beim Laufen vor. Am besten gehst du mit ihm joggen. Ihr müsst gemeinsam laufen. Wenn er zu schnell läuft, setzt du einen kurzen Impuls. Nur einen ganz kurzen. Das reicht, wenn du ein Zugstopp-Halsband verwendest. Wichtig ist, dass du nie lange böse bist, sondern sofort wieder freundlich.“ Ich nehme mir das für zu Hause vor, denn ein Retriever-Halsband habe ich zum Glück in meinem heimischen Fundus aus Halsbändern und Leinen.

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„So schnell wie Elvis sich die Stange einverleibt hat, kann ich gar nicht reagieren“

Als Nächstes trainiere ich mit dem Hund für das Schaulaufen das „Steh“ und das „Stellen“. Hier kommt ebenfalls die Leckerli-Stange zum Einsatz. Gar nicht so einfach, Elvis davon abzuhalten, sich hinzusetzen. Schließlich ist „Sitz“ die wohl am häufigsten praktizierte Übung. Mit einer Leckerli-Stange vor der Nase bringt Marc Elvis immer wieder ins „Steh“.

Um die Beine des Rüden so zu stellen, dass sie perfekt gewinkelt sind, legt Marc eine Leckerli-Stange auf den Boden. Der Rüde soll lernen, die Leckerei währenddessen zu fixieren. Dazu hält Marc ihn am Martingale fest.

Showtrainer Marc Naffien beim Ringtraining mit Australien-Shepherd-Rüden Elvis
Beim „Steh“ muss der Hund stehen bleiben und darf sich nicht hinsetzen – gar nicht so leicht für Elvis. Showtrainer Marc belohnt ihn dafür mit Leckerli. Foto: Celine Broxtermann

Mir gelingt das nicht auf Anhieb. So schnell wie Elvis sich die Stange einverleibt hat, kann ich gar nicht reagieren. Als Nächstes soll ich bei dem Rüden die Hinterbeine „richtig“ stellen. Ich sehe von oben aber nur Fell und keine Beine. Die buschige Rute ist im Weg.

Marc kommt mir zu Hilfe. Gekonnt streift er die Rute zwischen die Beine von Elvis. Auf die Idee bin ich im ersten Moment gar nicht gekommen. Am Ende ist klar: Elvis beherrscht die Übungen innerhalb weniger Minuten. Frauchen wird wohl Monate brauchen. „Ich denke, im August/ September bist du fit für die Ausstellung“, prognostiziert Marc. Fragt sich nur, in welchem Jahr, entgegne ich scherzhaft.

Was der Hund braucht, um beim Schaulaufen bzw. Ringtraining am Ende erfolgreich zu sein und weshalb er der Meinung ist, dass es perfekte Hunde gar nicht gibt, verrät Marc Naffien im PETOOK-Interview.

Noch nicht genug von Elvis und seinem Frauchen? Besuchen Sie die Hundejournalistin Manuela Lieflaender bei Instagram. 

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