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PETBOOK-Interview

Vom Coronahund zum größten Petfluencer Deutschlands – die irre Geschichte von Listenhund Canelo

Vor Canelo hatte Shpetim keine Hundeerfahrung. Inzwischen ist er ein echter Hundeliebhaber und gehört zu den erfolgreichsten Petfluencern Deutschlands.
Vor Canelo hatte Shpetim keine Hundeerfahrung. Inzwischen ist er ein echter Hundeliebhaber und gehört zu den erfolgreichsten Petfluencern Deutschlands. Foto: Shpetim
Dennis Agyemang
Redakteur

19. Februar 2024, 11:48 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Rottweiler Canelo ist ein echter Social-Media-Star und aus TikTok, Instagram und Co. nicht mehr wegzudenken. Die Videos, die das Leben des Vierbeiners mit seinem Herrchen Shpetim zeigen, katapultierten das Duo an die Spitze der deutschen Petfluencer. Doch es gibt viele Kritiker, die den beiden mittlerweile auch offline das Leben schwer machen, wie Shpetim im PETBOOK-Interview verrät.

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Wer an Petfluencer denkt, dem kommen wahrscheinlich als erstes Rassen wie Französische Bulldoggen, Möpse oder Chihuahuas in den Sinn. Dass ausgerechnet ein Listenhund zur Spitze der Petfluencer-Szene gehört ist eher ungewöhnlich. Doch Rottweiler Canelo ist ein echter Social-Media-Star. Alleine bei der Videoplattform TikTok folgen mehr als zwei Millionen Menschen Petfluencer Shpetim (Nutzername: @shpe1im) und seinem Rottweiler Canelo bei ihren alltäglichen Abenteuern. Ganz unkritisch wird der 22-jährige Hundehalter aber nicht gesehen. Im Gespräch mit PETBOOK verrät Shpetim wie er zu Canelo kam, wie man sich ihr Leben als Petfluencer vorstellen muss und was für Hass ihm online wie im echten Leben deshalb entgegenschlägt.

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„Ich wollte einen Listenhund haben, der cool und gefährlich aussieht“

PETBOOK: Wie bist du denn an Canelo gekommen? Ist er dein erster Hund?
Shpetim: „Canelo ist mein erster Hund. Ich habe ihn mir vor vier Jahren während Corona und den ganzen Ausgangssperren geholt. Damals wollte ich einen Grund haben, auch nach 22 Uhr das Haus zu verlassen. Da war er gerade 14 Wochen alt.“

Warum ist deine Wahl gerade auf ihn gefallen?
„Ehrlich gesagt, wollte ich einen Listenhund haben, der cool und gefährlich aussieht. Deshalb ist es ein Rottweiler geworden.“

Ich habe gelesen, dass du Canelo eigentlich nur für ein paar Tage haben und dann wieder zurückbringen wolltest, es dann aber nicht übers Herz bekommen hast. Stimmt das?
„Ja, das war damals eine echte Katastrophe. Ich habe zu dieser Zeit echt viel gearbeitet und hatte eine 80-Stunden-Woche. Ich habe neben meiner Ausbildung gearbeitet und auch in der Bar meines Bruders ausgeholfen. Ich habe also sehr viel gearbeitet. Am zweiten Tag hat Canelo dann das erste Mal seinen Kopf auf meinen Bauch gelegt und dabei gewinselt. In dem Moment habe ich mir gedacht: ‚Was mache ich hier eigentlich für einen Scheiß? Ich behalte ihn natürlich und bemühe mich, ihm ein schönes Leben zu geben.‘“

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Erstes Canelo-Video hatte innerhalb von 10 Minuten 500.000 Aufrufe

Seit diesem Moment hat sich viel getan. Heute gehörst du zu den berühmtesten Petfluencern im deutschsprachigen Raum. Wie ist es dazu gekommen, dass du dich dazu entschlossen hast, dein Leben mit Canelo auf Social Media zu zeigen?
„Ich habe Canelo innerhalb von vier Tagen beigebracht, nur auf Kommando zu fressen. Das habe ich gefilmt und dann in unsere Familiengruppe geschickt, wo alle meine Geschwister das gesehen und gestaunt haben. Sie haben sich gefragt, wie ich das geschafft habe, ihm das beizubringen, wo ich doch vorher nichts mit Hunden zu tun hatte und nie mit Hunden aufgewachsen bin. Früher mochte ich Hunde nicht einmal. Ich fand sie sogar eklig. Mein Bruder hat mir dann ein TikTok-Account eingerichtet und das Video hochgeladen und innerhalb von zehn Minuten hatte es schon über 500.000 Aufrufe. Ich bin dann drangeblieben und habe weitergemacht.“

Wie bist du auf den Namen Canelo gekommen?
„Ich komme aus einer Boxerfamilie, wir sind alle sehr sportlich. Mein Bruder ist sogar Profiboxer und ich habe selbst 14 Jahre lang geboxt. Deshalb wollte ich meinem Hund einen Namen geben, der zu uns passt. Eigentlich wollte ich ihn Tyson nennen, aber so heißt jeder zweite Hund. Dann bin ich auf Canelo gekommen. Benannt nach Canelo Alvarez. Das ist ein Box-Weltmeister aus Mexiko. Außerdem heißt Canelo auf Deutsch Zimt und das passt zu seiner braunen Farbe.“

„Am wichtigsten ist für mich, dass es meinem Hund gut geht“

Was glaubst du macht deinen Channel einzigartig? Warum interessieren sich die Leute für dein Leben mit Canelo?
„Ich glaube, weil ich authentisch bin. Ich bin jung, nehme nicht alles so ernst und habe viel Spaß mit Canelo. Zudem habe ich – auf gut Deutsch – keinen Stock im Arsch.“

Auf TikTok gibt es viele Menschen, die du mit deinem Content und dem, was du aus deinem Leben mit Canelo zeigst, inspirierst. Auf der anderen Seite erntest du aber auch viel Kritik und Hate …
„Ja, sehr viel Hate. Ich stelle in meinen Videos und Lives, oder auch wenn ich unterwegs bin, klar, dass ich kein Vorbild im Hinblick auf Hundeerziehung bin. Allerdings lernt auch ein
Profi-Hundetrainer jeden Tag viel Neues dazu. Es ist eine Reise und ich mache – wie jeder andere auch – jeden Tag immer noch Fehler. Am wichtigsten ist für mich aber, dass es meinem Hund gut geht und dass er für meine Mitmenschen und die Welt keine Gefahr darstellt. Er ist vielleicht nicht perfekt erzogen, aber ist ein guter Hund.“

Du warst mit ihm nie in einer Hundeschule, richtig?
„Genau. Das ist richtig.“

Shpetim und Canelo gehören zu den bekanntesten Petfluencern Deutschlands.
Shpetim und Canelo gehören zu den bekanntesten Petfluencern Deutschlands. Foto: Shpetim

„Das wäre scheiße, weil es Tierquälerei ist!“

Gibt es Momente, in denen du an deine Grenzen mit Canelo stößt?
„Nein, solche Momente gab es für mich nicht. Er ist ein sehr entspannter und ruhiger Hund in allen Alltagsituationen sowie auf Reisen.“

Gibt oder gab es Situationen, wo du das Gefühl hast, keine Kontrolle über den Hund zu haben?
„Nein, tatsächlich nicht.“

Es ist dann natürlich schon ungewöhnlich, wenn du nicht mit Hunden groß geworden bist, dich vorher nicht mit Hunden ausgekannt hast und dir dann in so einem jungen Alter einen Vierbeiner holst, der in einigen Bundesländern als Listenhund gilt. Da dürftest du sicher viel Gegenwind bekommen haben.
„Ja, absolut. Da hatte ich auch am Anfang Probleme, ihn in meiner Gemeinde anzumelden, weil ich war da frisch 18 und in meiner Gemeinde gab es davor schon Beißvorfälle mit Listenhunden. Die haben sich bei mir etwas quer gestellt, weil da kommt dann ein 18-Jähriger, der alleine wohnt und so einen Hund da anmelden will.

»Hater wollen durch mich Klicks und Reichweite generieren!

Die wollten mir das ausreden und haben versucht mir Steine in den Weg zu legen und irgendwelche Unterlagen von mir zu verlangen, die bei einer Anmeldung normalerweise nicht vorgelegt werden müssen. Das war eigentlich gar nicht rechtens. Ich hatte alle nötigen Unterlagen zusammen und habe dann mit dem Anwalt gedroht, wenn ich Canelo nicht anmelden kann. Kurz und knapp: Die waren definitiv nicht begeistert.“

Wie genau sieht dieser Hass aus, dem du in den sozialen Medien ausgesetzt bist?
„Meine Videos werden monatlich auf allen Plattformen zusammengezählt über 100 Millionen Mal angesehen. Natürlich kann ich es nicht allen recht machen und wie schon gesagt, mache auch ich gelegentlich Fehler – keine Frage. Aber die Leute suchen gezielt nach Dingen. Wenn ich jetzt öffentlich meinen Hund schlagen würde, ihn quälen und hungern lassen würde, dann würde ich ja verstehen, dass sich die Leute aufregen. Das wäre scheiße, weil es Tierquälerei ist. Aber wenn ich jetzt Videos mache, in denen meinen Hund warten lasse, dass er erst auf mein Kommando frisst, dann schreiben da ernsthaft Leute: ‚Gib ihm doch einfach sein Essen!‘

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„Mir wurden Briefe geschrieben, in denen man mir gedroht hat, meinen Hund und mich abzustechen“

Da frage ich mich einfach, warum die Leute nicht lieber mal schauen wie schlecht es den Hunden beispielsweise auf dem Balkan, im Tierheim oder auf Tötungsstation geht. Die sollten sich stattdessen doch lieber um diese Hunde sorgen und ihre Aufmerksamkeit und Energie lieber dorthin lenken, anstatt mich einen Tierquäler zu nennen, weil mein Hund zwei Minuten auf sein Essen warten muss. Hier geht es um Impulskontrolle und Erziehung.

Viele machen das auch nur, weil sie sich durch mich mehr Aufrufe erhoffen und durch mich zum Gesprächsthema werden wollen. Beispielsweise, wenn sie wieder Videos von mir kritisieren, bei denen es überhaupt nichts zu kritisieren gibt. Sie hoffen halt dadurch Likes zu generieren und viral zu gehen.“

Gab es auch Situationen, in denen du den Hass auch im echten Leben zu spüren bekommen hast?
„Es gab sogar viele Vorfälle. Canelo wurde mal mit Eiern beworfen. Es kam auch schon vor, dass Leute Giftköder über den Zaun in meinen Garten geworfen haben. Das waren Hackfleischbällchen mit Nägeln und Schrauben. Es hat auch mal jemand Rattengift vor meine Tür gelegt hat. Mir wurden Briefe geschrieben, in denen man mir gedroht hat, meinen Hund und mich abzustechen. Also, es wurde schon persönlich.“

Petfluencer Shpetim sorgt sich um die Sicherheit seiner Hunde, weil Leute schon versucht haben, sie zu vergiften.
Petfluencer Shpetim sorgt sich um die Sicherheit seiner Hunde, weil Leute schon versucht haben, sie zu vergiften. Foto: Shpetim

„Um mich selbst habe ich keine Angst, aber um meine Hunde“

Was macht das mit dir?
„Um mich selbst habe ich da keine Angst, aber um meine Hunde. Daher lasse ich sie im Garten nicht mehr unbeaufsichtigt, sondern bin immer dabei. Zum Glück habe ich meinem Hund beigebracht, dass er außerhalb von seinem Revier – also außerhalb von unserem Zuhause – nichts vom Boden isst. Das macht er Gott sei Dank auch wirklich nicht. Aber wenn irgendwas im Garten liegen sollte, was gut riecht, kann man nie sicher sein, ob er das vielleicht fressen würde und stirbt. Deshalb lasse ich das nicht zu und bin immer dabei.“

Du hast zwei Hunde aus einer Tötungsstation gerettet. Leben die noch bei dir?
„Den ersten, Teddy, habe ich zur Pflege genommen und wollte ihn eigentlich nur aufpäppeln und für ihn dann eine Familie finden. Aber er ist mir so ans Herz gewachsen, dass ich ihn selbst behalten habe. Aber für ihn hatte ich auch super viele Anfragen. Ich habe noch eine Hündin aus der Tötungsstation gerettet und die habe ich dann an meinen Hundefriseur vermittelt.“

So sieht Shpetims Alltag als Petfluencer aus

Wie muss man sich deinen Alltag als Petfluencer vorstellen? Wie läuft das alles so ab?
„Also mein Content ist einfach zu 99,9 Prozent spontan. Ich plane meine Videos nie einen Tag voraus oder so. Ich stehe irgendwann mal mittags zwischen zehn und elf Uhr auf und das Erste, was ich mache: Ich versorge meine Hunde und gehe mit ihnen Gassi. Wir spielen dann zusammen, gehen in den Garten oder chillen. Zwischendurch fällt mir dann meistens was ein und wir filmen kurz unser Video. Manchmal gehe ich dann noch mit meinen Hunden live und das war es dann eigentlich auch wieder. Dann kommen halt noch Meetings und Calls mit dem Management, Kunden oder auch Tierheimen.“

Dass Shpetim mit Rottweiler Canelo noch nie in einer Hundeschule war und auch sonst keinerlei Vorkenntnisse im Umgang mit Hunden hat, brachte dem Internetstar viel Kritik ein.
Dass Shpetim mit Rottweiler Canelo noch nie in einer Hundeschule war und auch sonst keinerlei Vorkenntnisse im Umgang mit Hunden hat, brachte dem Internetstar viel Kritik ein. Foto: Shpetim
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„Ich wollte die Leute triggern, weil ich immer extrem viele Kommentare bekomme, die gegen Canelo sind“

Du hast bei TikTok auch für viel Aufsehen gesorgt, als du in einigen Videos gesagt hast, dass du Canelo weggeben würdest. Was hatte es damit auf sich?
„Ich wollte die Leute triggern, weil ich immer extrem viele Kommentare bekomme, die gegen Canelo sind, in denen mir Leute Dinge schreiben wie: ‚Dein Hund geht mir auf den Sack! Gib den und die anderen Hunde alle ab!‘ Ich habe dann einfach ein Video aufgenommen, in dem ich gesagt habe, dass ich Canelo abgebe und habe auf die Reaktionen der Leute geschaut. Die Mehrheit war natürlich sehr traurig und die anderen haben sich gefreut. Ich habe das aber natürlich aufgelöst. Ich wollte den Leuten, die sich darüber gefreut hätten, einen auswischen.“

Würdest du anderen empfehlen, sich auch einen Rottweiler zu holen? Würdest du es noch mal machen?
„Ein Rottweiler ist meiner Meinung nach in erster Linie ein lieber Familienhund, aber auch ein großer Hund mit etwas auf den Rippen und einem starken Charakter. Für Hundeanfänger würde ich einen Rottweiler nicht empfehlen, aber wenn derjenige schon Erfahrung mit Hunden hat, auf jeden Fall!

Allerdings würde ich mir heute keinen Rottweiler mehr vom Züchter holen, sondern aus dem Tierschutz oder Tierheim. Damals war ich jung und habe mich mit dem Thema nicht auseinandergesetzt, heute ist das anders.“

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