Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Armut mit Haustier

Nach PETBOOK-Reportage über Hündin mit großem Tumor – so geht es Sheila heute

Hündin Sheila steht im Ausgaberaum der Berliner Tiertafel
Hündin Sheila brauchte im Mai 2023 jede Hilfe, die sie bekommen konnte Foto: PETBOOK / Louisa Stoeffler
Louisa Stoeffler
Redakteurin

29. August 2023, 15:12 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Das Schicksal der Tumor-Hündin Sheila hat viele PETBOOK-Leser vor einigen Monaten bewegt. Nun meldet sich ihre Besitzerin mit einem Update zum Gesundheitszustand des Tieres.

Artikel teilen

Im Mai 2023 traf PETBOOK-Redakteurin Louisa Stoeffler während einer Reportage bei der Berliner Tiertafel auf Hündin Sheila und ihre Besitzerin Friederike M. Obwohl die Hündin sehr freundlich und aufgeschlossen war, hatte sie offensichtlich ein gravierendes, gesundheitliches Problem: Sie trug einen fünf Kilogramm schweren Tumor hinter ihrem rechten Vorderbein. Vier Monate nachdem PETBOOK Tumor-Hündin Sheila kennenlernte, berichten wir nun im Interview mit Besitzerin Friederike, wie es mit den beiden weiterging.

PETBOOK: Liebe Friederike, erzähl uns doch etwas mehr über euch. Hattest du vor Sheila schon Haustiere?
Friederike M.: „Ich hatte als Kind ein Haustier, danach habe ich aber lange kein eigenes besessen. Es war mir auch immer ein wenig suspekt, wenn das einzige Gesprächsthema von einigen Menschen ihre Haustiere waren.

Ich habe auch oft von Pflegenden in Hospizen, Altenpflegeheimen und Krankenhäusern gehört, dass sterbende Patienten ihre geliebten Haustiere sehen, die sie abholen und den Weg ins Paradies, den Himmel oder die Nachwelt mit ihren Besitzern zusammen gehen. Sterbende machen richtige Streichel-Bewegungen oder strecken die Arme aus, als ob sie nach etwas oder jemanden greifen oder wie zu einer Umarmung. Ich hatte immer ein wenig Angst vor dieser Vorstellung. Es hat mich nicht davon abgehalten, mich ernsthaft für Tierbesitzer zu freuen, und doch waren mir diese Art Gefühle fremd.“

Tumor-Hündin Sheila war lange nur „der Hund mit der Beule“

Und trotzdem hast du dich entschlossen, Sheila zu dir zu holen. Wie kam es dazu?
„Sheila war der Hund meines Nachbarn und lange Zeit nur „der Hund, mit der Beule“ und – ohne Beschönigung – war es das wohl Auffälligste an ihr. Für Sheila selbst war ich nur ein Mensch, der gelegentlich einen Spaziergang mit ihr unternahm, bei dem sie Streicheleinheiten abholen konnte und bei dem ich ihr hin und wieder eine Möhre zu fressen mitbrachte. Dass Sheila irgendwann zu mir kommen würde, fühlte ich von Anfang an, ohne zu wissen, wie unsere Geschichte geschrieben würde. 

Es war eher ein Gedanke, der bei unserem ersten Treffen präsent war. Und lange bevor die Frage überhaupt auf dem Tisch lag, war mir bewusst, dass ich die einzig vernünftige Lösung für Sheilas Verbleib war und ebenso lange habe ich vermieden, mich selbst mit dieser Frage ernsthaft auseinanderzusetzen. Grund dafür sind meine persönlichen Umstände. Ich bin im Moment mittellos. Zu allem Überfluss hatte unsere örtliche Tiertafel ihre Türen geschlossen.“

»Als ob man eine große Wassermelone getragen hat

Keine gute Ausgangssituation also. Weißt du mehr darüber, wie Sheila gelebt hat, bevor sie zu dir kam?
„Seit ihrem dritten Lebensjahr lief Sheila mit über fünf Kilo Tumormasse herum. Wer ein Gefühl dafür haben möchte, wie das ist, kann sich eine kleine Vorstellung davon machen, wenn er eine große Wassermelone nach Hause getragen hat. Warum mein Nachbar den Hund lange Zeit nicht operieren lassen hat, darüber will ich kein Urteil fällen.
Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass die tadellose Erziehung, die sie genossen hat, ein starker Indikator für das liebevolle Zuhause war.“

Bei der Tiertafel habe ich die Reaktion der anderen Leute bemerkt. Wie hast du diese Situation empfunden?
„Mir war zweifellos klar, dass mit dem Tumor etwas geschehen musste. So wenig wie ich über ihre Überlebenschancen wusste, war ich auf die Reaktionen vieler Mitmenschen vorbereitet. Es gibt Menschen, die ein gesundes Maß an Mitgefühl hatten. Es gab aber auch Menschen, die eine ungesunde Art von ‚Mitleid‘ mitbrachten. Darunter unfachliche Laiendoktoren und selbst ernannte Tierschützer. Nicht ein Tag verging, an dem ich nicht angesprochen oder Sheila als Kuscheltier und Gesellschaftseigentum betrachtet wurde, um ungefragt zu streicheln und ‚fachmännischen Rat‘ zu erteilen. Wie etwa Lichtheilung oder Chlorbehandlung. 

Dazu kam Sheilas Gemütszustand: Sie vermisste ihren alten Besitzer sehr. Sie war verwirrt, stinkig auf mich, ruhelos und hat die ersten Nächte ganz herzzerreißend geweint. Monatelang lief sie immer noch langsamer, wenn wir an der Wohnung ihres alten Besitzers vorbeikamen und sie immer wieder zurückblickte.“

»Ich hörte aus jeder Ecke flüstern, wie wirklich jeder über uns sprach

Und dann hast du den Entschluss gefasst, zur Berliner Tiertafel zu fahren?
„Genau, für die tierärztliche Grundbehandlung, die Sheila brauchte und bezahlbar schien. Dafür sind wir nach Berlin zur Tiertafel gefahren, was mehrere Stunden in Anspruch nahm. Dort angekommen, waren wir wieder so auffällig, dass ich aus jeder Ecke flüstern hörte, wie jeder über uns sprach.

Ernüchternd stellte ich dann auch fest, dass, selbst wenn ich nur die Hälfte der Behandlungskosten zahlen müsste, es für mich immer noch unbezahlbar gewesen wäre. Und ich hatte erste, ernsthafte Zweifel, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, Sheila bei mir aufzunehmen. Gerade, als ich im Geiste schon aufgegeben habe, bekam ich einen Anruf von der Tiertafel. Es hatten sich zwei Tierfreunde, die anonym bleiben wollen, gefunden, welche gewillt waren, die Kosten für eine Operation zu übernehmen.“

Tumor-Hündin Sheila mit verheilter Narbe nach ihrer Operation
Nach ihrer erfolgreichen Operation blickt Sheila im August 2023 in eine hoffnungsfrohe Zukunft Foto: privat
Mehr zum Thema

»Endlich unbeschwert kuscheln zu können, ist das größte Geschenk für alle

Mittlerweile hat Sheila ihre Operation hinter sich und es geht ihr bestens. Wie geht es dir nach dieser Erfahrung?
„Wer jetzt aus Freude weint, weint mit mir. Nicht nur, dass die schwierige Operation geglückt, das Fell nachgewachsen, die Narbe verheilt und quasi unsichtbar ist. Mit meinem Hund endlich unbeschwert spielen zu können, mit ihr so viele Dinge auszuprobieren, die ihr vorher verwehrt geblieben sind, aber vor allem endlich unbeschwert kuscheln zu können, ist das größte Geschenk für alle. Meinen ersten Kuss vom Wauzi nach ihrer Operation werde ich für immer in Erinnerung behalten. 

Ich bin so dankbar für die Unterstützung, die wir erhalten haben. Ich fühle mich so reich mit der Erfahrung, dass bedingungslose Liebe wirklich existiert und die Erkenntnis, wie sehr wir als Gemeinschaft etwas wirklich verändern können und diese auch mir so viel gegeben hat.“ 

Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.