13. März 2023, 18:05 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Nachdem er 150 Jahre als ausgerottet galt, ist der Wolf heute wieder in vielen deutschen Wäldern zurück. Seitdem kommt es immer wieder zu Wolfssichtungen. Doch oft handelt es sich gar nicht um die extrem scheuen Wildtiere, sondern um ähnlich aussehende Hunde. Doch woran kann man die beiden unterscheiden?
Seit im Jahr 2000 einige Wolfswelpen in Freiheit geboren wurden, nimmt der Bestand deutschlandweit zu, und sie erobern sich langsam ihre früheren Lebensräume zurück. Momentan leben laut NABU (Naturschutzbund Deutschland) insgesamt 161 Wolfsrudel, 43 Paare und 21 sesshafte Einzeltiere in Deutschland. Seitdem ist mancher Spaziergänger beunruhigt und hat Angst, dem Canis lupus live zu begegnen. Mittlerweile gibt es immer mehr vermeintliche Wolf-Sichtungen, aber oft stellt sich im Nachhinein heraus, dass es sich nicht um Meister Isegrim, sondern um einen ganz gewöhnlichen Hund gehandelt hat, dem man da begegnet ist. PETBOOK erklärt, woran man einen Wolf erkennen kann.
Wie sind Hund und Wolf miteinander verwandt?
Unser Haushund stammt vom Grauwolf (Canis lupus) ab. Er stellt sozusagen die domestizierte Form des Wolfes dar. Dies belegen eindeutig genetische Untersuchungen. Wann genau diese Domestikation stattfand, ist nicht endgültig geklärt. Je nach Studien lässt sich ein Zeitraum von vor 10.000-15.000 Jahren bzw. vor 18.000 bis 23.000 Jahren annehmen. Damit war der Wolf das erste Wildtier, welches vom Menschen domestiziert wurde. Wahrscheinlich, weil beide ähnliche Beute bevorzugten und von der gemeinsamen Jagd bzw. Kooperation profitierten. Noch heute können sich Wölfe und Hunde untereinander paaren – auch wenn dies in freier Natur äußerst selten geschieht. Biologisch gesehen handelt es sich also immer noch um dieselbe Art.
Werden Nutztiere wie Schafe oder Ziegen gerissen, steht meist der Wolf unter Verdacht. Doch in einigen Fällen konnte nachgewiesen werden, dass man es in Wahrheit nicht mit Wölfen, sondern mit streunenden Hunden oder sogar Wolfshybriden (also einer Kreuzung aus Wolf und Hund) zu tun hatte. Wie kann man als Laie einen Hund von einem Wolf anhand von körperlichen Merkmalen unterscheiden?
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Optische Veränderungen vom Wolf zum Hund im Laufe der Zeit
Während die Haushunde durch Selektion immer zahmer wurden, haben sie sich auch optisch verändert. Ihr Körperbau wurde kompakter als der von Wölfen, und ihre Gesichter wiesen zum Teil immer deutlicher Merkmale des Kindchenschemas, wie z. B. Kulleraugen und kürzere Schnauzen, auf.
Wölfe hingegen haben auch heute noch lange Schnauzen und einen schlanken, athletischen Körperbau. Durch die künstliche Selektion, die mit der Zucht verschiedener Rassen durch den Menschen begann, wurden die optischen Kriterien unserer Vierbeiner noch vielfältiger. Mittlerweile gibt es weltweit ca. 360 verschiedene Rassen, die vom Hundezucht Verband FCI (Fédération Cynologique Internationale) anerkannt sind.
Manche Rassen, die als „Wolfshunde“ bekannt sind, wie der Tschechoslowakische Wolfshund und der Saarlooswolfhund, sehen dem Wolf sehr ähnlich. Sie haben ein ähnlich gefärbtes Fell, eine vergleichbare Größe und bewegen sich auch ähnlich wie Wölfe. Aber auch Tamaskane, Sibirische Huskies, Alaskan Malamutes und den Deutschen Schäferhund könnte man eventuell mit einem Wolf verwechseln.
Wie unterscheiden sich Wolf und Hund rein äußerlich?
Wölfe haben sich optisch im Laufe der Jahrtausende nicht groß verändert. Neben dem athletischen, langbeinigen Körperbau haben sie noch weitere signifikante äußerliche Merkmale.
Das Fell
Das Bauchfell beim Wolf ist hellbraun, auf dem Rücken ist das Fell dunkler und zum Teil mit schwarz durchsetzt. Vom Fell eines Hundes kann man es an dem dunkel umrandeten Sattelfleck auf dem Rücken unterscheiden. Der Schwanz vom Wolf hat zudem oft eine schwarze Spitze. Im Winter tragen Wölfe eine längere Mähne.
Die Rute
Wölfe tragen ihren buschigen Schwanz, der rund 1/3 ihrer Gesamtlänge hat, immer hängend oder gerade, nicht gebogen. Man wird sie nie wie einen Hund mit wedelndem Schwanz laufen sehen. Wenn ein Wolf imponieren möchte, stolziert er mit hoch aufgestelltem Schwanz umher. Je unsicherer und unterwürfiger er ist, desto niedriger hält er seine Rute. Bei Angst klemmt er den Schwanz, wie der Hund, zwischen seine Beine.
Hunde hingegen benutzen die Rute intensiv zur nonverbalen Kommunikation mit den Artgenossen, und verfügen deshalb über eine Vielzahl an Rutenstellungen, mit denen sie ihrem emotionalen Zustand Ausdruck verleihen.
Der Kopf und die Ohren
Wölfe haben eine breite, flache Stirn, wodurch ihr gesamter Kopf größer erscheint. Ihre Ohren sind nach vorne gerichtet und meist kürzer als die von Hunden mit Stehohren. Zudem sind sie innen behaart.
Körperbau und Gewicht
Der europäische Grauwolf (Canis Lupus Lupus) hat eine Schulterhöhe von 70 bis 90 cm. Die Fähe (Weiblicher Wolf) ist etwas kleiner, mit einer Schulterhöhe von 60 bis 80 cm. Bei schlechten Sichtverhältnissen könnte man z. B. einen Weißen Schäferhund mit einer Fähe verwechseln, da auch er eine Schulterhöhe bis 66 cm haben kann, dabei aber wesentlich kompakter ist.
Die Rumpflänge mit Kopf beträgt beim männlichen Grauwolf 100–140 cm und beim weiblichen Grauwolf 97–124 cm. Der Rumpf des Wolfes ist lang, und der Brustkorb im Vergleich zum Hund hoch und schmal, dies ermöglicht dem Wolf eine schnellere Fortbewegung in tiefem Schnee.
Tamaskan
Tschechoslowakischer Wolfshund
Hallstromhund Der Neuguinea-Dingo ist eine der seltensten Hunderassen der Welt
Sind Wölfe für den Menschen überhaupt gefährlich?
Seit ihrer Auswilderung im Jahr 2000 hat es laut NABU noch keine Situation gegeben, in der Wölfe für den Menschen eine Gefahr darstellten, oder bei einer Begegnung aggressives Verhalten zeigten. Falls man beim Spaziergang einem Wolf begegnet, sollte man ruhig bleiben und ihn beobachten. Wenn er sich nähert, wird empfohlen, sich groß zu machen und laut zu rufen oder zu klatschen. Wenn möglich, sollte man ein Foto machen (ohne ihm dabei hinterherzulaufen), und dieses dem zuständigen Wolfsberater oder dem Landratsamt zukommen lassen.
Fazit: Bei guter Sicht lässt sich ein Wolf gut von einem Hund unterscheiden. Eine hundertprozentige Sicherheit erhält man nur durch einen DNS-Test, der mit Kot, Urin, Speichel oder Fell gemacht wird. Diese genetischen Proben werden in Deutschland von allen Bundesländern an das Forschungsinstitut Senckenberg in Gelnhausen geschickt, wo sie analysiert werden.
Quellen
- schwaebische.de, „Wolf war ein Hund“, (aufgerufen am 13.03.2023)
- nabu.de, „Wölfe in Deutschland“, (aufgerufen am 13.03.2023)
- eurasischesmagazin.de, „Herkunft des Hundes: Abstammung vom Wolf und Entwicklung bis heute“, (aufgerufen am 13.03.2023)
- mythos-wolf.de, „Aussehen – Körperbau“, (aufgerufen am 13.03.2023)
- hundefunde.de, „Wolf und Hund im Vergleich: Welche Unterschiede gibt es?“, (aufgerufen am 13.03.2023)
- dbb-wolf.de, „Stammt der Haushund wirklich vom Wolf ab?“, (aufgerufen am 13.03.2023)