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Kanine Kommunikation

Doch kein Anzeichen von Freude? Warum Hunde laut Studie so viel mit dem Schwanz wedeln

Ein Hund schwanzwedelt freudig auf der Wiese
Schwanzwedeln galt lange als Ausdruck von Freude bei Hunden. Eine Studie kommt nun jedoch zu anderen Ergebnissen Foto: Getty Images / Upyanose
Louisa Stoeffler
Redakteurin

18. Januar 2024, 16:33 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Schwanzwedeln ist bei Hunden ein häufiges Verhalten und recht ausgeprägt. Kein anderes Tier wackelt so intensiv. Eine Studie widmete sich nun der Frage, was die Bewegung alles ausdrücken kann und kommt zu dem Schluss, dass es nicht unbedingt ein Anzeichen von Freude ist.

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Unsere Hunde kommunizieren viel und gern über Schwanzwedeln. Während man lange glaubte, dass die Tiere so immer große Freude ausdrücken, geht die Annahme mittlerweile in andere Richtungen. Denn es zeigte sich, dass keine andere Spezies so viel mit dem Schwanz wackelt wie der domestizierte Hund. Nur warum das so ist, ließ sich bisher nicht ergründen. Eine Gruppe Wissenschaftler hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Präferenz einmal ganz genau unter die Lupe zu nehmen und stellt in einer Studie zwei völlig neue Hypothesen über das Verhalten auf.

Schwanzwedeln bei Hunden ist noch nicht gut erforscht

Zum einen könnte im Verlauf der Domestizierung bewusst oder unbewusst Tiere ausgewählt worden sein, die häufig wedeln, schreiben Erstautorin Silvia Leonetti von der Universität Turin und Kollegen in ihrer Studie. Die Untersuchung erschien im Fachmagazin „Biology Letters“.

Das Schwanzwedeln von Hunden könnte somit früh in der Domestizierung als Zeichen von Gelehrigkeit und Zahmheit verstanden worden sein. Eine weitere Hypothese, die die Forscher beleuchten wollten, ist die Vermutung, dass die Tiere spezifisch aufgrund der menschlichen Neigung zu rhythmischen Reizen ausgewählt wurden.

„Mehrere Studien haben gezeigt, dass sich der Mensch besonders zu isochronen Mustern hingezogen fühlt, d. h. zu einem Rhythmus, bei dem alle Intervalle zwischen den Ereignissen gleich sind wie bei einem Metronom“, sagte Silvia Leonetti dem Wissenschaftsmagazin „Science.org“.

„Auch wenn Menschen den Rhythmus des Schwanzwedelns nicht quantifizieren konnten, können wir erkennen, dass es ein Muster gibt, das wir vielleicht ausgewählt haben, weil es uns gefällt.“

Vier Fragen über Schwanzwedeln beim Hund

Um diese Hypothesen untersuchen zu können, haben sich die Forscher jedoch zunächst dem Schwanzwedeln bei Hunden allgemein gewidmet. Dabei wollten sie vier konkrete Fragen beantworten:

  • Wie funktioniert das Schwanzwedeln bei Hunden mechanisch gesehen?
  • Wie ist es entstanden?
  • Wofür nutzen die Tiere es?
  • Wie hat es sich entwickelt?

Denn man weiß, dass der Schwanz eines Hundes die Verlängerung der Wirbelsäule ist. Allerdings gibt es nur Theorien darüber, wie die Bewegung durch das Zusammenspiel von Muskeln und Nerven ausgelöst wird.

Hunde wedeln anders als geglaubt

In der Forschungsarbeit zeigte sich aber auch, dass das Schwanzwedeln asymmetrisch funktioniert. Denn wenn Hunde ihren Besitzer oder eine bekannte Person sehen, sind sie positiv gestimmt und ihre rechte Gehirnhälfte ist aktiver. Sie wedeln mit dem Schwanz jedoch nach links.

Umgekehrt wedeln sie jedoch mehr in Richtung der rechten Seite, wenn sie potenziell aggressiven oder unbekanntem Artgenossen und Menschen gegenüberstehen. Dies zeigte sich auch in einem Experiment mit Beagle-Hunden. Diese wedelten am Anfang häufiger zur rechten Seite. Sobald sie die Wissenschaftler besser kennenlernten, wedelten sie häufiger auf der linken Seite.

Schwanzwedeln steht nicht direkt in Verbindung mit freudiger Erregung

Tatsächlich ließ sich laut den Forschern jedoch keine direkte Relation zu freudiger Erregung nachweisen. „Viele Menschen, auch ich, haben die Vorstellung, dass Schwanzwedeln glücklich macht“, sagte Senior-Co-Autorin Taylor Hersh von der Oregon State University dem Wissenschaftsmagazin „Science.org“ dazu.

Entsprechend würde sie davon ausgehen, dass ein Hund, der mit dem Schwanz wedelt, im Vergleich zu anderen Hunden keine sehr hohen Cortisolwerte – das wichtigste Stresshormon bei Säugetieren – aufweise. Doch es zeigte sich kein direkter Zusammenhang zwischen dem Abbau des Stresshormons und Schwanzwedeln bei Hunden. Stattdessen zeigten sich Konzentrationen der Hormone Oxytocin, Cortisol und Serotonin. Wie die Hormonkonzentration beim Schwanzwedeln tatsächlich zusammensetzt, müssen nun weitere Untersuchungen zeigen.

Auch interessant: Warum Hunde manchmal den eigenen Schwanz jagen

Schwanzwedeln beim Hund stammt nicht vom Wolf

Zur Frage, wie das Schwanzwedeln bei Hunden entstanden ist, zitieren die Wissenschaftler ein Experiment, bei dem Hunde und Wölfe im selben Alter vergleichen wurden. Während sich bei Wölfen seltener ein Schwanzwedeln zeigte, begannen die Hundewelpen damit spätestens exzessiv in einem Alter von drei bis fünf Wochen.

Was die Entwicklung des Schwanzwackelns betrifft, stellen die Forscher daher die Hypothese auf, dass sie stark durch die gesteuerte Evolution des Hundes – sprich die Domestizierung durch den Menschen – gelenkt wurde. Denn Hunde wackeln erwiesenermaßen mehr als jedes andere Tier mit dem Schwanz. Die Funktion, damit etwa Fliegen oder Mücken zu vertreiben, sei dabei aber nicht mehr vorhanden. Daher schlussfolgern die Forscher, dass die Tiere es einzig zur Kommunikation einsetzten.

Noch viele offene Fragen zum Schwanzwedeln bei Hunden

Dieser Überblick unterstreiche, dass das Schwanzwedeln ein mehrdimensionales Merkmal sei. Dies könne sich in Abhängigkeit von verschiedenen Parametern unterscheiden, führen die Forscher in ihrer Untersuchung weiter aus. Darunter seien zum Beispiel unterschiedliche kommunikative Funktionen von:

  • Schwanzhaltung,
  • Schwanzrichtung,
  • Schwanzgeschwindigkeit,
  • Schwanzsymmetrie und -asymmetrie
  • sowie Schwanzamplitude.

Theoretisch könnte also jede Schwanzstellung unterschiedliche Funktionen haben und verschiedene Informationen vermitteln. Jedoch ist dies nur Hypothesen, die die Wissenschaftler aus den Forschungsarbeiten der Vergangenheit ableiten konnten.

Senior-Co-Autor Andrea Ravignani von der Sapienza-Universität in Rom gab „Science.org“ einen Ausblick, was die weitere Forschung enthüllen und beleuchten könnte. „Ich würde gern verstehen, was im Gehirn passiert, der Mechanismus hinter dem, was wir sehen. Wir wissen immer noch nicht genau, welche Teile des Hundegehirns welche Merkmale des Schwanzwedelns steuern.“ Dies sei eine ganze Welt von Möglichkeiten, die es zu erforschen und zu verstehen gelte.

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Quelle

  • Leonetti Silvia, Cimarelli Giulia, Hersh Taylor A. and Ravignani Andrea. 2024. Why do dogs wag their tails? Biology Letters. 20. 20230407
Themen Hundeverhalten
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