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Hundepsychologie

Gibt es wirklich charakterliche Unterschiede zwischen Hündinnen und Rüden?

Ein Bild von einem Paar schwarz-weißer Labradore, die im Hinterhof spielen
Gibt es wirklich charakterliche Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Hunden? Foto: Getty Images
Dennis Agyemang
Redakteur

6. März 2025, 16:42 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Rüde oder Hündin? Diese Frage stellen sich die meisten Halter, bevor der Hund bei ihnen einzieht. Viele haben eine klare Präferenz, welches Geschlecht ihr neues Haustier haben soll. Doch gibt es wirklich nachweisbare charakterliche Unterschiede zwischen Rüden und Hündinnen?

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Ticken Rüden anders als Hündinnen? Eine Frage, die sich viele Hundebesitzer stellen und die in den sozialen Netzwerken heiß diskutiert wird. In einem viralen Video auf TikTok erklärt beispielsweise Hundetrainerin Andrea Stelzig: „Ja, das würde ich schon unterschreiben, dass eine Hündin tendenziell leichtführiger ist als ein Rüde.“ Natürlich gebe es Ausnahmen, aber im Allgemeinen seien Hündinnen größtenteils unterwürfiger, emotionaler und hätten einen größeren Wunsch, ihren Besitzern zu gefallen. Während Rüden oft stärker und allgemein mehr kumpelhaft seien. Doch ist das wirklich so?

Klassische Rollenverteilung kann sich auf das Zusammenleben mit dem Menschen übertragen

Hundepsychologe Marc Ebersbach erklärt im PETBOOK-Interview, dass man das Ganze etwas differenzierter betrachten müsse. „Wir müssen natürlich auf das soziale Verständnis der Geschlechter zurückgreifen. Also die Hündin, die für die Welpenaufzucht zuständig ist und eine hohe soziale Komponente mitbringt. Und dann haben wir auf der anderen Seite den Rüden, der für den Schutz und die Revierverteidigung zuständig ist. Das heißt, hier haben wir erst mal eine Rollenverteilung, die sich dann natürlich auch auf das Zusammenleben mit dem Menschen übertragen kann.“

Daher könne man durchaus sagen, dass Hündinnen allgemein ein höheres Sozialverständnis mitbringen, während Rüden grundsätzlich selbstbewusster und oft auch „ein bisschen derber“ sein können, weiß der Experte. Allerdings müsse hier auch unterschieden werden, was hier Charakter des Hundes und was rassetypische Eigenschaften sind, betont Ebersbach.

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„Hündinnen der einen Rasse sind vielleicht sogar offensiver als die Rüden einer anderen Rasse“

„Da gibt es natürlich Unterschiede. Ich kenne Rüden, die sind total ‚Mimimi ….‘ und Hündinnen, die sind von der Persönlichkeit voll die mutigen Hündinnen. Da spielt dann plötzlich wieder die Persönlichkeit mit rein, unabhängig davon, welches Geschlecht sie haben.“ Dann gebe es natürlich noch besondere Rassemerkmale. „Da gibt es Hunde, die sind einfach eher offensiver oder defensiver. Das heißt, wir können jetzt sagen, okay, die Hündinnen der einen Rasse sind vielleicht sogar offensiver als die Rüden einer anderen Rasse.“

Das ist eine Beobachtung, die auch Hundetrainerin Andrea Stelzig teilt. „Es gibt zwei Rassen, bei denen meiner Erfahrung nach der Unterschied zwischen Rüde und Hündin sehr massiv ist. Bei keiner Rasse ist mir das so aufgefallen wie beim Magyar Vizsla und beim Weimaraner. Vor allem beim Vizsla ist der Unterschied zwischen Hündin und Rüde wirklich massiv.“ So seien Vizsla-Hündinnen oft sehr devot, sensibel, anhänglich und verfügten über einen großen Will-To-Please. Rüden hingegen seien dominant, stark und zeigten ein großes Durchsetzungsvermögen.

Die Sachen mit den Verhaltenstendenzen

Die Beobachtung mit dem Vizsla „hat ein bisschen was damit zu tun, dass Vizsla sowieso sehr sensible Hunde sind und man jetzt diese Sensibilität bei den Hündinnen noch ausgeprägter erleben kann“, sagt Marc Ebersbach. „Wenn man von einem stereotypischen Vizsla ausgeht, der ohnehin ein sehr sensibler Hund ist, dann können wir sagen, dass die Hündinnen tendenziell im Vergleich zu anderen Rassen noch sensibler agieren als vielleicht die Hündinnen von anderen Rassen.“

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Aber auch hier muss gesagt werden, dass es sich um Tendenzen handelt. Genauso wie die Tendenz, dass Rüden oft anhänglicher sind als Hündinnen. Außerdem können Rüden oft bis ins hohe Alter verspielt bleiben, was natürlich auch für manche Hündinnen gilt. Eine weitere Tendenz, die von Besitzern und Trainern oft beschrieben wird, ist, dass Hündinnen oft vorsichtiger mit Menschenkindern spielen als Rüden. Letztere werden oft eher als gute „Raufkumpane“ für den menschlichen Nachwuchs beschrieben.1 „Das sind Tendenzen und die Tendenzen kann man beobachten. Aber es sind nicht starre, festgelegte Normen“, erklärt Marc Ebersbach.

Psychische Gesundheit der Hunde spielt auch eine Rolle

Allerdings gebe es noch eine weitere Komponente, die bei der Frage, ob es denn wirklich charakterliche Unterschiede zwischen Hündinnen und Rüden gibt, nicht vernachlässigt werden darf. Und zwar die psychische Gesundheit der Tiere. „Alles, was ich bereits beschrieben habe, bezieht sich auf das normale Verhalten von Hunden. Das heißt, wenn Hunde grundsätzlich keine psychischen Belastungen haben und sie ihr ganz normales Verhalten zeigen können in einer ganz normalen Umgebung, im ganz normalen sozialen Miteinander“, erklärt Ebersbach.

Dem gegenüber stünden dann Hunde, die mit psychischen Themen zu tun haben. „Da kann es zum Beispiel sein, dass ein Rüde, der nicht psychisch belastet ist, viel gechillter ist, als eine Hündin, die psychisch belastet ist.“ Doch warum finden sich in Foren und Kommentarspalten dennoch so viele gegensätzliche Beobachtungen und Schilderungen von Hundehaltern? Das liegt wohl daran, dass das große Ganze nicht aus dem Auge lassen darf. So spielen in das Verhalten eines Hundes verschiedene Faktoren wie Erziehung, Sozialisation, Rasse und individuelle Persönlichkeit.

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Darum rät Hundeexpertin Anfängern eher zu Hündinnen

Während es also gewisse Tendenzen gibt, die Rüden und Hündinnen charakterlich unterscheiden, ist jeder Hund ein Individuum. Die persönlichen Erfahrungen und die Erziehung haben oft einen größeren Einfluss als das Geschlecht allein. Daher lässt sich bei vielen Hunden am Verhalten nicht klar erkennen, ob es sich um einen Rüden oder eine Hündin handelt.

Dennoch hat Hundetrainerin Andrea Stelzig für Anfänger einen Tipp parat, wie sie im PETBOOK-Interview verrät. „Hundeanfängern würde ich zunächst raten, sich für die richtige Rasse zu entscheiden und dann zu überlegen, ob es eine Hündin oder ein Rüde sein soll. Denn ein Pudelrüde ist zum Beispiel leichter zu erziehen als eine Schäferhündin. Tendenziell würde ich aber Hundeneulingen eher zu einer Hündin als zu einem Rüden raten.“

Themen #AmazonPets Hundeverhalten

Quellen

  1. zooplus.de, „Rüde oder Hündin adoptieren?“, (aufgerufen am 05.03.2025) ↩︎

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