17. Juli 2023, 14:14 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Die Vogelgrippe wütet in Europa so stark wie noch nie – und ein Ende ist nicht in Sicht. Neben Vögeln sind auch Haustiere betroffen, wie aktuelle Fälle aus Polen und Italien zeigen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit empfiehlt für Haustierhalter inzwischen Maßnahmen, um Hund und Katze zu schützen. Ein Experte gibt für PETBOOK Auskunft darüber, was Haustierhalter beachten sollten.
Ob Wildvögel, Nutzgeflügel oder Tiere in Zoos – das Virus macht keinen Unterschied. Die anhaltende Vogelgrippe-Welle sei die schwerste jemals erfasste derartige Epidemie in Europa, meldete die EU-Gesundheitsbehörde ECDC im Oktober 2022. Maßnahmen, wie das Keulen von 48 Millionen Nutzvögeln im Jahr 2022, konnten das Virus nicht eindämmen. Neben Nutztierhaltern ist aufgrund des Infektionsgeschehens auch für Haustierhalter Vorsicht geboten. Denn die Viren der Vogelgrippe können sich auch auf Hunde oder Katzen übertragen und für sie gefährlich werden. Das zeigen aktuelle Todesfälle von Katzen und Hunden, bei denen eine Infektion nachgewiesen wurde. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) veröffentlichte mit ihrem letzten Bericht zudem eine Handlungsempfehlung für Haustierhalter. PETBOOK erklärt, wie es zu einer Infektion Ihres Haustiers kommen kann, welche Symptome bei einer Infektion auftreten und wie Sie Ihr Tier schützen können.
Übersicht
- Vogelgrippe könnte zu „ganzjährigem Infektionsrisiko“ werden
- Geflügelwirtschaft möglicher Grund für starke Ausbreitung
- Wie sich Haustiere mit der Vogelgrippe infizieren können
- Symptome bei mit Vogelgrippe infizierten Hunden und Katzen
- Europäische Behörde empfiehlt Hunde- und Katzenhaltern Vorsichtsmaßnahmen
- Für diese Haustiere kann die Vogelgrippe gefährlich werden
- Wie Sie ihr Haustier vor der Vogelgrippe schützen können
Vogelgrippe könnte zu „ganzjährigem Infektionsrisiko“ werden
In Europa sind 37 Länder von Vogelgrippe-Ausbrüchen betroffen, so die „Tagesschau“. In den vergangenen Jahren trat das Vogelgrippe-Virus aufgrund der Saisonalität der Vogelzüge meist nur in den Wintermonaten auf. Nun bleiben die Infektionszahlen jedoch auch im Sommer hoch. Das „Friedrich-Loeffler-Institut“ prognostiziert, dass sich das fortwährende Auftreten der Vogelgrippe zu einem „ganzjährigen Infektionsrisiko für Wildvögel, Geflügel und Säugetiere“ entwickeln könnte.
Geflügelwirtschaft möglicher Grund für starke Ausbreitung
Als möglichen Grund, dass sich die Infektionskrankheit aktuell erneut stark ausbreitet, vermuten Experten des „Naturschutzbund Deutschland“, dass sich Wildvögel immer wieder bei Tieren aus der Geflügelwirtschaft infizieren. Auch kontaminierte Futtermittel und Abfälle der Nutztiere könnten ein Risiko darstellen, da die Erreger beim Kontakt schnell auf die Wildvögel übertragen werden. Das könnte ein Grund dafür sein, dass sich die Viren schnell ausbreiten.
Wie sich Haustiere mit der Vogelgrippe infizieren können
Sind Vögel frisch mit dem Virus infiziert, leben sie meist nur noch wenige Tage. In dieser Zeit scheiden sie mit ihrem Kot die Erreger der Vogelgrippe aus. Die Virusmenge im Kot ist jedoch eher gering und die Krankheitserreger sterben schnell ab, wie der „Naturschutzbund Deutschland“ erklärt. Nach 24 Stunden bei bedecktem Himmel sinkt die Virenmenge so stark ab, dass vom Kot kein Infektionsrisiko mehr ausgeht. Scheint die Sonne, geht es sogar noch schneller. Die Sonnenstrahlen sorgen dafür, dass der Kot infizierter Tiere schon nach wenigen Stunden nicht mehr ansteckend ist.
Fressen Katzen oder Hunde sehr frische, infizierte Ausscheidungen, ist die Übertragung der Viren wahrscheinlicher. Infizierter Kot ist jedoch nicht die einzige Gefahrenquelle. Wenn Haustiere erkrankte Vögel fressen, kann dies ebenfalls zu einer Ansteckung mit dem Vogelgrippe-Virus führen. Dazu kommt, dass Tiere, die infizierte Vögel mit sich herumtragen, die Viren so weiter verbreiten können, so der „Norddeutsche Rundfunk“ in einer Mitteilung.
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Symptome bei mit Vogelgrippe infizierten Hunden und Katzen
Wenn sich ein Hund oder eine Katze mit Vogelgrippe-Viren infiziert, treten nach kurzer Inkubationszeit erste Symptome auf: Appetitlosigkeit, Bindehautentzündung des Auges, Abgeschlagenheit oder Teilnahmslosigkeit. Es folgen typische Grippesymptome, wie Fieber, Gliederschmerzen oder Durchfall. Der Respirationstrakt infizierter Hunde und Katzen wird stark angegriffen, sodass es zu Atemproblemen und Atemnot kommen kann. Im schlimmsten Fall kann die Infektion mit irreversiblen Lungenschäden und dem Tod enden.
Eine Impfung von Haustieren ist bislang nicht vorgesehen. Impfstoff für Tiere sei zwar bereits vorhanden, daran werde jedoch noch gearbeitet, wie es offiziell von der „Bundesregierung“ heißt. Martin Rümmler vom „Naturschutzbund Deutschland“ sieht die Impfung von Haustieren aktuell als nicht notwendig an. „Unter den gegebenen Umständen, nämlich einem eher geringen Ansteckungsrisiko, kommt für Haustiere keine Impfung infrage.“
Europäische Behörde empfiehlt Hunde- und Katzenhaltern Vorsichtsmaßnahmen
Jetzt empfiehlt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicher (EFSA) in einer Mitteilung dennoch eine verstärkte Überwachung frei lebender, fleischfressender Haustiere. Katzen und Hunde, die in einem Risikogebiet leben, sollten nicht frei herumlaufen, um den Kontakt mit infizierten Vögeln oder Säugetieren zu verhindern. Die Begründung dafür sei, dass die meisten Vogelgrippe-Infektionen bei Tieren auftreten, die als Fleischfresser Wildvögel jagen und so mit dem Virus in Kontakt kommen können.
Auslöser für diese Empfehlung ist auch, dass das Virus in Europa bei Katzen und Hunden nachgewiesen wurde. In Polen infizierten sich 24 Hauskatzen und ein in Gefangenschaft lebender Wüstenluchs mit dem H5N1-Virus. Dabei kam es bei einigen Tieren zu schweren Symptomen der Erkrankung, infolgedessen diese verstarben. Der EFSA zufolge konnte eine Infektionsquelle bisher nicht eindeutig identifiziert werden. Das Tierärzteportal „Vetline“ berichtet diesbezüglich von einer genetischen Untersuchung, die eine singuläre Infektionsquelle vermuten lasse. Auch seien nicht alle erkrankten Katzen Freigänger gewesen und die Fälle gleichzeitig weit verteilt in verschiedenen polnischen Städten aufgetreten. Eine mögliche Übertragung über rohe Pute als Futter würde daher diskutiert.
Auch beruft sich die EFSA in ihrer Mitteilung auf die Infektion von fünf Hunden und einer Katze auf einem italienischen Geflügelbauernhof. Die Tiere wiesen keine Symptome auf, eine Blutuntersuchung bestätigte mittels vorhandener Antikörper die Erkrankung mit der Vogelgrippe.
Für diese Haustiere kann die Vogelgrippe gefährlich werden
Vogelgrippe bei Hunden
Bislang ist in Deutschland noch kein Fall bekannt, doch in Südkorea wurde bereits 2014 ein Hund positiv auf das Vogelgrippe-Virus getestet. Dazu äußerte sich ein Mitarbeiter des Ministeriums gegenüber der „Korea Times“. Infiziertes Fleisch sei an Hunde verfüttert worden und so war es zu der Ansteckung gekommen. In der kanadischen Stadt Oshawa, im südöstlichen Teil der Provinz Ontario, sei es in diesem Jahr zu einer Infektion bei einem Hund gekommen – dieser verstarb im Juli, berichtet die „Canadian Broadcasting Corporation“ in einer Mitteilung.
Vogelgrippe bei Katzen
Fälle infizierter Hauskatzen aus Pocheon, in der Provinz Gyeonggi in Südkorea, wo mehrere Hauskatzen 2007 an dem Virus verstarben, bestätigen die Gefahr für Katzen. Die toten Katzen lagen nahe einer Geflügelfarm, in der es zuvor zu einem besonders schweren Ausbruch der Vogelgrippe gekommen war. Die Behörden vermuteten das Fressen infizierter Tiere oder Aas als Übertragungsweg und Todesursache der Katzen, so die „Korea Times“. In Deutschland wurde bislang lediglich ein Todesfall, bedingt durch die Vogelgrippe, bei einer Katze auf Rügen im Jahr 2006 dokumentiert, berichtete das Magazin „Stern“. Martin Rümmler, Referent für Vogelschutz beim Deutschen Naturschutzbund, erklärt auf Anfrage von PETBOOK, die Infektionswahrscheinlichkeit sei an der Küste prinzipiell höher als im Binnenland. „Infizierte Vögel werden eher am Strand aufgefunden, als an anderen Orten“, so der Experte. Denn Seevögel sind besonders stark vom Virus betroffen.
Vogelgrippe bei Hausvögeln
Die Übertragung der Vogelgrippe-Viren findet vor allem unter Vögeln statt. Neben Wildvögeln und Nutzgeflügel können auch Hausvögel betroffen sein. Um eine Übertragung des Virus zu verhindern, sollte man diese von Wildvögeln abschirmen. Vögel, die ausschließlich im Haus leben, haben daher kaum ein Risiko an Vogelgrippe zu erkranken.
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Wie Sie ihr Haustier vor der Vogelgrippe schützen können
Ein Haustier, das nur in der Wohnung gehalten wird, kann sich nicht mit der Vogelgrippe infizieren. Darauf verweist der „Naturschutzbund Deutschland“. Für Vogel- und viele Katzenhalter mag das eine gute Nachricht sein. Hundehalter kommen dagegen kommen um die täglichen Spaziergänge nicht herum, auch nicht zum Schutz vor dem Virus. Zudem sind Freigänger-Katzen gefährdet.
Sperrzonen meiden, Katzen nicht mehr aus dem Haus lassen
Um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, haben Städte in der Vergangenheit beim Fund infizierter Wildvögel Sperrzonen errichtet. Hundehalter sollten diese meiden und Katzenhalter ihre Tiere nicht mehr aus dem Haus lassen.
Im Garten nach toten oder kranken Vögeln Ausschau halten
Um Haustiere vor der Vogelgrippe zu schützen, sollten Halter ihren Garten besonders gut im Auge behalten. Bevor Halter Hund oder Katze nach draußen lassen, lohnt sich der Blick nach draußen. Wenn sich dort tote oder kranke Vögel befinden, sollten die Haustiere besser drin bleiben.
Hunde anleinen
Den Hund an der Leine zu führen dient seinem Schutz, da der Kontakt mit Vögeln so bestmöglich eingeschränkt werden kann. Hundehalter sollten darauf achten, was der Hund beschnüffelt, damit er keine toten Tiere fressen oder apportieren kann. Das Gleiche gilt für den Kot von Wildtieren. Um die Verbreitung des Vogelgrippe-Virus 2016 in Hamburg einzuschränken, verordneten die Behörden dort für 21 Tage eine Leinenpflicht, wie die Tageszeitung „WELT“ berichtete. Auch Martin Rümmler vom „Naturschutzbund Deutschland“ bestätigt, dass Hundehalter, die ihre Tiere beim Spaziergang im Blick haben, das Risiko für eine Ansteckung mit dem Virus stark senken können.
Geflügelfleisch und Eier nicht roh verfüttern
Das „Friedrich-Loeffler-Institut“ empfiehlt außerdem, Haustiere nicht mit rohem Geflügelfleisch oder Eiern zu füttern. Auch das Fleisch kann die Erreger übertragen. Bei Futter mit Geflügelanteil, welches Halter zu Hause zubereiten, sollte das Fleisch über 70 Grad Celsius erhitzt werden. Durch das Erhitzen werden die Viren abgetötet. In gekaufter Tiernahrung können keine Viren enthalten sein, das schließen die Herstellungsstandards der deutschen Futtermittelindustrie aus.