14. März 2024, 6:56 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Alle Hunde, vom Dackel bis zur Dogge, stammen vom Wolf ab. Nicht nur optisch ist das mitunter schwer zu glauben: auch die Geräusche, mit denen die Tiere kommunizieren sind, recht unterschiedlich. Während wir mit Wölfen ein uriges Gejaule assoziieren, drücken Hunde Freude, Aufregung und weitere Gefühle häufig mit Bellen aus. Wieso bellen Hunde, Wölfe aber nicht? PETBOOK hat nachgefragt.
Warum bellen Hunde, Wölfe aber nicht? Die Frage kam neulich in der PETBOOK-Redaktion auf und, wie man das in Redaktionen so macht, sollte die Frage gleich via Google beantwortet werden. Statt einer Antwort fanden wir eine ganze Sammlung unterschiedlicher Theorien: „Wölfe bellen auch“, hieß es hier auf einer Seite, auf einer anderen heißt es, bellen würde von uns Menschen leichter verstanden, weshalb es die bevorzugte Sprache sei. Dann hieß es wieder, Bellen sei schlichtweg energetisch vorteilhafter. Ja, was denn nun?
Auch Wölfe bellen – aber nur selten
Eines vorab: auch Wölfe können bellen. Dies tun sie allerdings seltener als unsere vierbeinigen Haustiere und sie bellen dabei auch aus anderen Gründen. Das verrät uns Christina Steiner, Tierpflegerin und Präsidentin des Schweizer Wolf-Vereins Chwolf. Der Verein setzt sich für den Schutz des Wolfes ein und soll ein „konfliktarmes Zusammenleben von Menschen und Wolf“ ermöglichen.
„Wölfe bellen nur selten und auch nicht anhaltend wie Hunde“, sagt die Tierpflegerin, „und sie setzen diese Art von Kommunikation anders ein, als das Hunde machen.“ So bellen erwachsene Wölfe meist nur bei Gefahr und nutzen das Bellen als kurzen Warnruf. „Meistens ähnelt das Bellen eher einem kurzen Wuffen“, sagt Christina Steiner. Manchmal, so die Tierpflegerin, höre man das Bellen auch in Kombination mit Heulen. „Das nennt sich dann ‚bark howling‘.“
Von Mucken bis Jaulen – die Sprache der Wölfe ist vielfältig
Die akustische Sprache der Wölfe ist vielfältig und variiert je nach Situation und Körperhaltung. Beispielsweise kann ein Knurren sowohl eine Angriffs- als auch eine Abwehrdrohung signalisieren, abhängig von den Umständen.
Die verschiedenen Laute der Wölfe umfassen Mucken, Winseln, Wuffen, Knurren, Schreien, Jaulen und Heulen. Mucken sind kurze, tiefe Töne, die von Welpen bis zu einem bestimmten Alter geäußert werden. Winseln kann Unbehagen oder auch Erregung signalisieren. Wuffen ähnelt dem Bellen und dient als Warnsignal. Knurren ist ein Droh- und Warnlaut.
Schreien und Jaulen treten nur in extremen Situationen wie großer Angst oder starken Schmerzen auf. Heulen dient vor allem der Kommunikation auf weite Distanz, fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl im Rudel und wird auch zur Markierung des Reviers sowie zur Jagdvorbereitung eingesetzt.
Schluss mit dem Geheule – wieso Hunde kaum noch heulen
Das Jaulen oder Heulen, das als typisch für Wölfe gilt, ist auch bei einigen Hunden verbreitet. Besonders Huskys, Basenjis, Chow-Chows, Shar-Peis und Mamalamute heulen auch heute noch mehr, als dass sie anders Laute von sich geben. Diese Rassen sind genetisch eng mit dem Wolf verwandt und zeigen oft ein Antwortgeheul auf Wolfsgeheul. Je näher die genetische Verwandtschaft zum Wolf, desto ausgeprägter ist diese Reaktion. Bei moderneren Hunderassen ist hingegen das Bellen bevorzugt.
Hunde hört man grundsätzlich weniger heulen. Der Grund liegt (wortwörtlich) nahe: Weil das Heulen, einst zur Kommunikation über weite Entfernungen diente, hat es im Zuge der Domestizierung und den damit einhergehenden verringerten Abständen zu Artgenossen seine Bedeutung verloren.
Auch interessant: Welche Hunderassen das Heulen der Wölfe noch verstehen können
Bellen als Mittel der Kommunikation mit uns Menschen
Im Gegensatz zu den Wölfen bellen Hunde häufiger und andauernder. „Hier wird vermutet, dass sich das Bellen als eine evolutionäre Anpassung an uns Menschen verändert hat“, sagt Christina Steiner. „Man geht deshalb davon aus, dass Bellen bei der Zucht von Hunden vermutlich gefördert wurde. Bellen ist von Vorteil, um Hunde mit speziellen Aufgaben auszustatten, wie zum Beispiel als Wachhund oder auf der Jagd.“ Es gibt zudem Studien, die zeigen, dass Bellen dem Menschen Aufschluss darüber gibt, wie sich der Vierbeiner fühlt. Forscher gehen deshalb davon aus, dass das Bellen unserer Hunde die Kommunikation mit uns Menschen erleichtert.
Kommunikation findet nicht nur akustisch statt
Bei all den Unterschieden in der Kommunikation bleibt noch zu sagen, dass bei beiden Tierarten neben der Sprache durch Lautäußerungen auch die olfaktorische Kommunikation – die Kommunikation über den Geruchssinn – sowie Körpersprache eine wichtige Rolle spielen. Mit ihrem ausgeprägten Geruchssinn können die Tiere aus großer Entfernung wittern und Informationen übermitteln.
Fazit
Hunde bellen und Wölfe heulen – so pauschal kann man das nicht sagen, da auch Wölfe bellen und Hunde heulen können. Beide Tierarten nutzen die akustischen Signale jedoch unterschiedlich und tatsächlich bellen Wölfe nur in Ausnahmesituationen. Moderne Hunderassen bevorzugen das Bellen, was vermutlich eine Anpassung an die menschliche Umgebung ist.
Studie untersucht Kommunikation Welche Hunderassen das Heulen der Wölfe noch verstehen können
Expertin gibt Antwort Warum jaulen Hunde, wenn sie Kirchenglocken oder Sirenen hören?
Studie zeigt Hunde verstehen langsames Sprechen besser als schnelles
Quellen
- vetline.de, „Diese Hunde heulen mit den Wölfen“ (aufgerufen am 14.03.2024)