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Irrglaube?

Warum es bei Hunden keinen Welpenschutz gibt

Cocker Spaniel Welpe, der auf dem Rücken liegt
Viele glauben, dass Welpen einen besonderen Schutz genießen. Das ist jedoch ein Irrglaube. Foto: Getty Images

1. März 2024, 6:16 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Welpen kann man bedenkenlos ältere Hunde begrüßen und sie mit ihnen spielen lassen, weil sie Welpenschutz genießen? Falsch! Auch wenn sich die Legende vom Welpenschutz hartnäckig hält, eine besondere Toleranz gegenüber Welpen gibt es bei Hunden nicht. Was Hundehalter daher beachten sollten, erklärt PETBOOK.

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Trifft mein Hund Rudi auf einen Welpen, dreht er voll auf: springt und tollt selbst wie ein junger Hund umher. Dass das nicht selbstverständlich ist, war mir lange nicht bewusst. Eigentlich hatte ich eigentlich immer gedacht, dass ältere Hunde grundsätzlich nett und geduldig mit dem Nachwuchs sind. Zumindest hieß es das früher vor knapp 30 Jahren noch, als meine Familie unseren ersten Hund hatte. „Der hat noch Welpenschutz“, sagte man damals und ging davon aus, dass erwachsene Hunde dem Welpen schon nichts tun würden.

Tatsächlich aber existiert ein solcher natürlicher Schutz von jüngeren Hunden nicht – zumindest nicht pauschal. Was wirklich hinter dem Welpenschutz steckt und worauf Sie als Hundehalter beim Zusammentreffen mit Welpen achten sollten.

Was ist „Welpenschutz“?

„Im Grunde hat es ja jeder schon gehört: angeblich gibt es einen Welpenschutz – dem Welpen kann nichts passieren, weil erwachsene Hunde ja sowieso nichts tun“, sagt Hundetrainer Steve Kaye.

Welpenschutz beschreibt eine Art Sicherheitsschutz für junge Hunde und bedeutet, dass Welpen von älteren Hunden allgemein nicht angegriffen werden. Ganz getreu dem Motto: „Man tut jemandem, der schwächer ist, nichts an“, soll hier eine Toleranz im Tierreich walten, die so in der Realität allerdings nicht nachweisbar ist.

Die Idee des Welpenschutzes ist jedoch ein menschliches Konstrukt, das unserer eigenen Moralvorstellung entspringt. Während wir Menschen dazu neigen, Mitgefühl und Schutz für die Schwachen und Verletzlichen zu empfinden, ist die Natur oft weniger nachsichtig.

Welpenschutz gilt nur im eigenen Rudel

Im eigenen Rudel genießen Welpen und junge Hunde vermutlich tatsächlich eine gewisse Form des Welpenschutzes. Jedoch ist sie auch hier sehr begrenzt. Bei Wölfen als Verwandte der Hunde bezieht sich ein solcher Schutz ausschließlich auf das eigene Rudel und wird auch hier nur während der ersten acht Lebenswochen beobachtet.

Ein solcher begrenzter Welpenschutz im eigenen Rudel bedeutet zudem nicht, dass deshalb ganz generell ungestüme Welpen von älteren Hunden nicht auch zurechtgewiesen werden. Ganz im Gegenteil: Sind junge Hunde sehr stürmisch und aufdringlich, kann es durchaus vorkommen, dass ältere Artgenossen sie barsch zurechtweisen. Durch solche Korrekturen lernt der Welpen, sich sozial angemessen zu verhalten und seine Grenzen zu erkennen.

Geduld und Nachsehen sind kein Welpenschutz

„Alter macht weise“ – das gilt gewissermaßen auch bei Hunden. Je älter die Vierbeiner sind, desto nachsichtiger und unaufgeregter werden sie. Lebenserfahrung und Erziehung sorgen dafür, dass ältere Hunde meistens freundlich und gelassen sind.

Es kann allerdings auch passieren, dass ältere Hunde genervt auf stürmische junge Hunderegieren, da diese oft keine Distanz halten, sich unkoordiniert bewegen und unberechenbar sind.

Mitunter nehmen junge Hunde auch die Warnsignale anderer Hunde nicht ernst, weshalb ältere Hunde sie lieber meiden. In solchen Situationen ist es nicht ungewöhnlich, dass der ältere Hund den jüngeren ausweicht oder bei Überschreitung seiner Grenzen heftig reagiert, möglicherweise sogar zubeißt. Daher ist es wichtig, die Interaktionen zwischen jungen und älteren Hunden aufmerksam zu beobachten und angemessen zu reagieren, um unerwünschte Konflikte zu vermeiden.

Wann Begegnungen mit Welpen zur Gefahr werden

„Welpen haben meistens nur ‚Glück‘ dadurch, dass sie anders riechen, sich anders bewegen, und deshalb überhaupt nicht als Konkurrenz wahrgenommen werden“, sagt Hundetrainer Steve Kaye. Viele erwachsene Hunde hätten deshalb gar kein Interesse an den Hundebabys. Welpen seien für viele Hunde ganz neutral.

Je nach Individualdistanz können sich andere Hunde auch genervt von Welpen fühlen. „Bei manchen Hunden fallen Welpen sogar möglicherweise ins Beuteschema. Dann kann es richtig gefährlich für den Welpen werden“, so der Hundetrainer.

So gelingt die Begegnung zwischen Welpe und adultem Hund

Bei der ersten Begegnung eines jungen Hundes mit einem fremden erwachsenen Hund oder einem Senior ist grundsätzlich ein gesundes Maß an Vorsicht geboten. Wenn Sie mit Ihrem Welpen spazieren gehen und einem Artgenossen begegnen, sollten Sie sich langsam annähern, besonders wenn der Welpe angeleint ist, um eine zu stürmische Begrüßung zu vermeiden. Sprechen Sie den Besitzer des anderen Hundes an und erkundigen Sie sich, wie sein Hund auf jüngere Artgenossen reagiert.

Achten Sie auch nach dem Ableinen genau auf das Verhalten der Hunde, um sicherzustellen, dass das Spiel nicht außer Kontrolle gerät. Dies ist besonders wichtig, wenn ein deutlicher Größenunterschied zwischen den Hunden besteht, da ein größerer Hund versehentlich einen kleinen Welpen verletzen könnte.

Greifen Sie nur ein, wenn Sie eine unmittelbare Gefahr für Ihren Welpen sehen, wie etwa bei einer Rangelei oder wenn der ältere Hund Ihren Welpen zu harsch zurechtweist. Durch solche Erfahrungen lernt Ihr Welpe, angemessen zu reagieren und wird beim nächsten Mal vorsichtiger sein.

Welpen- und Junghundegruppe machen Sinn

Das Erlernen des Sozialverhaltens durch Interaktion mit Artgenossen ist für Welpen und junge Hunde wichtig. Ihr Hundewelpe sollte regelmäßig die Gelegenheit haben, mit Artgenossen unterschiedlichen Alters und verschiedener Rassen in Kontakt zu treten. Diese Begegnungen ermöglichen es dem jungen Hund, Kommunikation mit anderen zu erlernen, Selbstvertrauen zu entwickeln und Freunde zu finden.

Eine Welpenschule bietet hierfür die ideale Umgebung. Hier kann der Welpe unter der Anleitung erfahrener Trainer spielen, soziale Fähigkeiten erlernen und Übungen absolvieren, und so auch die Bindung Ihnen festigen.

Neben dem Besuch einer Welpenschule ist es auch gut für Ihren Welpen, regelmäßig Zeit mit einem gut erzogenen erwachsenen Hund zu verbringen. Das kann der Hund eines Freundes sein, mit dem Sie gemeinsam spazieren gehen oder den Ihr Welpe regelmäßig besuchen kann. Solche Treffen helfen dem Welpen dabei, sein Sozialverhalten zu verbessern und angemessen auf andere Hunde zu reagieren.

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Fazit

Der Begriff „Welpenschutz“ wird oft verwendet, um die Idee zu vermitteln, dass junge Tiere von älteren Artgenossen und anderen Mitgliedern ihrer Umgebung respektiert und geschont werden. Doch in der Realität können auch Welpen in Konflikte mit anderen Hunden geraten. Um das Sozialverhalten Ihres Welpen zu fördern, ohne dabei böse Überraschungen zu erleben, sollten Sie deshalb eine Welpenschule oder eine Spielgruppe aufsuchen. Hier kommt Ihr Hund in Kontakt mit anderen jungen Hunden und erlernt so ein angemessenes Verhalten.

Themen Hundeverhalten
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