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Knochen und Leckerli

Warum Hunde ihr Futter verstecken

Labrador mit Knochen im Mund rennt im Garten frontal auf den Betrachter zu
Kaum hat der Hund einen Snack erhalten, rennt er mit ihm davon. Aber nicht etwa, um ihn zu essen, sondern, um ihn zu verstecken. Aber warum machen Hunde das? Foto: Getty Images

27. Juni 2023, 6:43 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Hunde fressen gerne schnell alles, was ihnen unter die Schnauze gerät. Manchmal scheinen sie aber auch etwas für schlechte Zeiten aufzuheben. So verstecken viele Vierbeiner gerne ihre Kauknochen unter Sofakissen oder vergraben ihre Leckerli im Garten. Aber was steckt hinter dem Verhalten? PETBOOK erklärt, warum dein Hund sein Futter versteckt.

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„Sharing is caring?“ – nix da! Wenn es um Futter geht, sind die wenigsten Hunde wirklich gute Freunde und teilen wenig bis gar nicht. Wir Menschen können nur verwirrt den Kopf schütteln, wenn unser Haustier das eben erbeutete Leckerli zum nächsten Fenster schleppt, um es dort hinter dem Vorhang zu verstecken oder aber seine „Beute“ für schlechte Zeiten verbuddelt. Bekommt der Hund etwa nicht genug zu fressen und bunkert für schlechte Zeiten, oder was steckt hinter diesem merkwürdigen Verhalten? PETBOOK hat mit einer Tierärztin gesprochen und verrät, wieso Ihr Hund Futter wie Knochen oder Leckerli versteckt.

Sind die Gene schuld, dass Hunde ihr Futter verstecken?

Nur essen, wenn man hungrig ist? Wir Menschen bedienen uns gern mal an der Snackbox im Büro bedienen oder greifen nach einem 3-Gänge-Menü noch zum Dessert. Auch Hunde fressen oft weiter, auch wenn sie eigentlich schon voll sind. So fallen die meisten Vierbeiner regelrecht über ihr Futter her und essen in einem Tempo, in dem man kaum zusehen kann. Dennoch haben Hunde, was ihr Essverhalten angeht, gar nicht so wenig Manieren, wie man denken könnte.

Hund und Wolf stammen von einem gemeinsamen Vorfahren ab. Dieser ernährte sich, wie Wölfe heute noch, von Beutetieren, die er erlegte – oder eben nicht. Da man also nie wissen konnte, wann man das nächste Mal Erfolg beim Jagen und somit Nahrung hat, rationierten die Vorfahren unserer Hunde ihr Essen. So vergruben sie nach einer besonders erfolgreichen Jagd Teile oder Reste ihrer Beute für später. Versteckt und vergraben ist das Essen sicher vor Konkurrenten und auch Sonneneinstrahlung. Bei Hunger kann die Beute dann ganz einfach wieder aus dem Versteck geholt werden.

Auch interessant: 6 Gründe, warum Hunde ihr Futter vergraben

Schutz vor Konkurrenz

Dieses Verhalten war für das Überleben so essenziell, dass es sich bis heute gehalten hat. „Wenn Futter, Leckerli, Kauknochen oder auch mal das Lieblingsspielzeug vergraben werden, kann das aus verschiedenen Motivationen passieren“, sagt Cheftierärztin Alice Holzapfel von der Tierarzt-Plattform „Dr. Sam“, einem Onlineportal für virtuelle Sprechstunden mit Tierärzten. Eine der verbreitetsten sei wohl, die Reste, die nicht mehr verzehrt werden konnten, vor der Konkurrenz zu schützen. So war stets eine Mahlzeit verfügbar, auch wenn die Jagd nicht von Erfolg gekrönt war. Das steckt vielen unserer Vierbeiner noch in den Genen.

Als Konkurrenz können beispielsweise schon andere Hunde oder Katzen im selben Haushalt gesehen werden. Genauso gut gibt es aber auch Rassen, die für ihr Leben gern alles verbuddeln, weil sie zum Jagen und Graben gezüchtet wurden, merkt Alice Holzapfel an. Und auch, wenn keine weiteren Hunde oder Haustiere im Haushalt leben. Streng genommen gelten auch Sie als Halter als Konkurrenz für Ihren Hund. Deshalb gehen Hunde auf Nummer Sicher, wenn sie ihr Schweineohr, Pansen und Knochen verstecken. Man weiß ja nie.

Versteckt Ihr Hund regelmäßig Knochen, Leckerlis und Co, anstatt glücklich darüber herzufallen, kann es auch sein, dass Sie Ihrem Hund zu viel Futter geben. Auch dann versteckt der Hund das Futter gern für später. Vor allem besonders Leckereien, an denen man länger kaut, wie Ochsenziemer oder Schweineohren, werden mit Vorliebe verbuddelt oder hinter dem Sofakissen gebunkert. Denn diese kann man nicht einfach schnell herunterschlingen, um sie vor Konkurrenten zu sichern.

Welche Rassen verstecken Ihr Futter?

Dass der Hund sein Futter versteckt, geschieht erst einmal völlig unabhängig von der Rasse. Es gibt jedoch einige Rassen, die besonders gut haushalten. So sind Terrier und Golden Retriever bekannt dafür, ihre Nahrung zu verbuddeln. Falls Sie also einen Terrier oder Golden Retriever haben, wundern Sie sich nicht, falls Sie bei Gartenarbeiten, im Haushalt unter den Gardinen oder in der Waschküche unter Wäschebergen auf die gebunkerten Knochen stoßen.

Mehr Aufmerksamkeit durch das Versteckspiel

Bei manchen Hunden steckt hinter dem Verstecken von Knochen oder Leckerli auch etwas Anderes: etwa der Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit. Sollte es Ihrem Hund vor allem darum gehen, dass Sie mehr Zeit mit ihm statt auf der Arbeit verbringen, versteckt er vermutlich nicht nur sein Essen, sondern auch Ihre Schuhe, Kleidung und Co. In dem Fall sollten Sie sich an einen Hundetrainer wenden und versuchen, auf die Bedürfnisse Ihres Hundes einzugehen, empfiehlt Alice Holzapfel.

Kann man dem Hund das Verstecken von Futter abgewöhnen?

Das Verstecken von Knochen und Leckerli liegt Ihrem Hund quasi in den Genen – insofern sollten Sie sich erst einmal keine Gedanken um das Verhalten machen. Sind Sie aber genervt davon, im Haushalt ständig auf Leckerlis und Knochen zu stoßen, können Sie das Verhalten unterbinden. Seien Sie sich aber bewusst, dass das Verstecken von Leckerli ein natürliches, instinktives Verhalten ist, und es für Ihren Hund grundsätzlich wichtig ist, seinen Instinkten nachzugehen.

Eine Möglichkeit zu verhindern, dass Ihr Hund Futter versteckt, ist, ihn aus der Hand zu füttern. Warten Sie dafür, bis Ihr Hund brav neben Ihnen Platz nimmt und warten Sie dann ab, bis er ganz ruhig ist. Erst, wenn Sie ein „Los“, „Okay“ oder ein ähnliches Kommando geben, darf Ihr Hund beginnen zu fressen.

Bemerken Sie, dass Ihr Hund aufhören will zu fressen, nehmen Sie das Futter umgehend und bestimmt weg. Gleiches gilt für Knochen oder Leckerli. So ist es Ihrem Hund gar nicht erst möglich, seine Beute wegzuschleppen, zu verstecken oder zu verscharren.

Wenn Sie nicht ganz so streng sein wollen, können Sie Ihrem Hund alternativ ein bestimmtes Versteck antrainieren. Schließlich möchte niemand gern im Wohnzimmer auf durchgekaute Knochen unter dem Teppich treten. Aber wie wäre es mit einem Ort im Garten, auf dem Balkon oder im Flur? Räumen Sie dafür sämtliche Knochen und Leckerlis aus den unerwünschten Verstecken, sodass Ihr Hund von selbst auf die Idee kommt, wo sein Essen am sichersten vor Ihnen ist.

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Fazit

Das Verstecken von Nahrung ist ein natürlicher Instinkt Ihres Hundes und insofern völlig unbedenklich. Hunde bleiben auch als Haustiere Jäger, die auf Beute angewiesen sind. Haben Sie keinen Hunger mehr oder genügend Nahrung, tun sie es ihren Vorfahren gleich und bunkern ihr Futter für „schlechte Zeiten“. Dass diese in Ihrem Haushalt mit Vollpension ausbleiben, kann Ihr Hund nicht ahnen. Nehmen Sie es ihm deshalb nicht übel, wenn Sie wieder mal auf einen durchgekauten Knochen oder ein Leckerli stoßen. Wenn Sie sich sehr an dem Verstecken stören, können Sie Ihrem Hund das Verhalten auch abtrainieren. Bedenken Sie aber, dass Ihr Hund ein Tier ist, das seinen natürlichen Instinkten nachgehen möchte.

Themen Hundeverhalten
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