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Studie hat es untersucht

Ist der Mensch dafür verantwortlich, dass viele Hunde braune Augen haben?

Corgi-Hund mit braunen Augen schaut in die Kamera
Der „Hundeblick“ vieler Tiere lässt Menschen häufig ganz warm ums Herz werden. Laut einer neuen Studie hat dies sogar Einfluss darauf, weshalb so viele Hunde heute braune Augen haben. Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

21. Dezember 2023, 16:51 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Viele Menschen können zu ihren Hunden nur schwer nein sagen, wenn sie mit ihren großen braunen Augen um Aufmerksamkeit und Leckerli betteln. Laut einer Studie könnte die Vorliebe für große „Knopfaugen“ sogar die Domestizierung und Entwicklung der Tiere maßgeblich beeinflusst haben.

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Warum haben eigentlich so viele Hunde dunkle, braune Augen? Von ihren Vorfahren, den Wölfen, kann die Augenfarbe nämlich nicht kommen, denn diese Tiere haben in der Regel gelbe oder gelb-goldene Augen. Eine Studie darüber, warum sich jedoch Braun als Augenfarbe so vieler Hunde durchsetzen konnte, hat nun eine mögliche Antwort auf diese Frage geliefert.

Darum entstanden viele Hunde mit braunen Augen

Egal, ob Corgi, Dackel oder Zwergspitz – viele beliebte Hunderassen haben eine dunkle Augenfarbe. Dadurch lässt sich die Pupille als solche kaum mehr erkennen und es entsteht der Eindruck großer, schwarzer Knopfaugen. Aber wie kam es zu der dunklen Augenfärbung?

Eine Gruppe japanischer Wissenschaftler um Akitsugu Konno von der Teikyo University of Science in Yamanashi hat sich einmal näher mit dieser Frage beschäftigt. Die Forscher stellten die Theorie auf, dass die Selektion von braunen Augen bereits früh während der Domestizierung der Tiere begann und mit der Vorliebe der Menschen im Zusammenhang steht.

Die sogenannte „emotionale Reaktionsthese“ besagt, dass vor allem solche Tiere für die Zucht ausgewählt wurden, die Freundlichkeit und Zahmheit ausstrahlten. Auch kindliche, ungefährliche Verhaltensweisen oder solche, die beim Menschen fürsorgliches Verhalten hervorrufen, spielten eine Rolle.

Braune Augen bei Hunden lösen bei Menschen Emotionen aus

Die Forscher davon aus, dass die dunklen Augen den Eindruck von Niedlichkeit und Ungefährlichkeit bei Menschen erwecken und ihr Verhalten beeinflussen. Um diese These zu testen, suchten sie sich Bilder von 33 Hunderassen mit braunen Augen heraus.

Diese wurden nachträglich bearbeitet, sodass ein zweites Bild entstand, auf dem derselbe Hund scheinbar die gelben Augen eines Wolfes hatte. Anschließend sollten die Probanden sich für eins der Bilder entscheiden und diese bewerten.

Anhand von einem Fragebogen sollten sie die Persönlichkeitsmerkmale der abgebildeten Tiere so genau wie möglich beschreiben. Sie sollten einschätzen, ob der Hund aggressiv oder freundlich sei, ob er gesellig oder unfreundlich wirkte. Außerdem sollten die Teilnehmer der Studie angeben, ob die abgebildeten Tiere vertrauenswürdig, unsicher, kindlich oder erwachsen auf sie wirkten.

Zuletzt sollten sie noch die Fragen beantworten, wie sehr sie mit dem Hund interagieren oder ob sie ihn behalten wollen würden. Insgesamt beantworteten 132 Teilnehmer in zwei verschiedenen Gruppen den Fragebogen.

Menschen überschätzen Persönlichkeit von dunkeläugigen Hunden

Die Auswertung der Daten brachte ein eindeutiges Ergebnis. Menschen nahmen Hunde mit dunklen Augen durchweg als freundlicher, unreifer und weniger gefährlich wahr, als die mit gelben Augen. Es zeigte sich auch, dass die Bereitschaft, mit freundlicher wirkenden Hunden zu interagieren, viel größer war. Diese Erkenntnisse ließen sich jeweils in den unterschiedlichen Testgruppen im gleichen Maße feststellen.

Hunde mit braunen Augen neben bearbeiteten Fotos mit gelben Augen
Die Bilder, mit denen die Wissenschaftler die Reaktionen getestet haben, zeigen einmal die echten Tiere und einmal im Nachhinein bearbeitete Augen Foto: Akitsugu Konno, Hitomi Aoki, Emiri Suzuki, Seiya Furuta, Sayoko Ueda

Dunkle Knopfaugen lassen Hunde kindlicher wirken

Die Wissenschaftler haben auch gleich eine Erklärung parat, warum Menschen dunkle Augen bei Hunden durchweg positiv assoziieren. Die dunkle Augenfarbe mache es schwerer, Veränderungen der Pupille zu erkennen. Denn eine verkleinerte Pupille wird von Menschen in der Regel als unfreundlich oder aggressiv wahrgenommen. Zudem verkleinert sich die Pupille von Menschen im Laufe ihres Lebens und ist am größten, wenn sie noch sehr jung sind.

Durch die dunkle Iris der Hunde verschwindet der Zusammenhang zwischen Pupille und Farbe und das menschliche Auge kann diese nicht mehr voneinander unterscheiden. Somit lösen die dunklen Knopfaugen von Hunden bei Menschen eine Überschätzung der Pupillengröße aus und wirken kindlich und schützenswert. Die Wahrnehmung der positiven Merkmale von dunkeläugigen Hunden ist beim Menschen also völlig übersteigert.

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Dunkle Augen animierten nicht zum Behalten

Eine besonders spannende Erkenntnis war jedoch, dass die Bereitschaft, den Hund zu behalten, nicht von der Augenfarbe abhing. So gaben viele Probanden bei dieser Frage keine unterschiedlichen Wertungen bei gelb- oder braunäugigen Hunden. Die Augenfarbe allein macht einen also nicht gleich zum Hundehalter.

„Unsere Studie zeigt insbesondere, dass eine dunklere Irisfarbe mit Unreife assoziiert wird, einschließlich der Attribute unzuverlässig, unsicher, abhängig, unintelligent und unreif,“ beschreiben Konno und Kollegen ihre Ergebnisse selbst. Dies deute darauf hin, dass Hunde mit dunklerer Irisfarbe eher als schwache und zu beschützende Wesen denn als kooperative Partner angesehen würden. Was beim Beobachter möglicherweise fürsorgliche Reaktionen hervorrufe.

Ist es Präferenz oder nur Gewohnheit?

Allerdings geben die Forscher zu bedenken, dass die entdeckte Präferenz für dunkle Augen bei Hunden auch daran liegen könnte, dass viele Menschen heute diese Farbe so gewohnt seien. Auch muss noch untersucht werden, wie eine kulturell diverse Gruppe auf die Bilder reagiert, oder ob nur ebenfalls dunkeläugige japanische Probanden diese klare Vorliebe zeigen.

Des Weiteren hat der Einfluss der bei Huskys und Australian Shepherds beliebten blauen Augen in dieser ersten Untersuchung noch keine Rolle gespielt und muss ebenfalls noch erforscht werden.

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Quelle

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