13. Oktober 2023, 10:37 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Hunde klicken mit bestimmten Menschen fast sofort, während sie sich bei anderen nicht aufgeschlossen zeigen. Woran das liegt und wie Hunde zeigen, ob oder dass sie jemanden mögen, erklärt eine Hundetrainerin.
Manchmal ist es einfach Liebe auf den ersten Blick: Ihr Hund sieht einen Menschen, er fängt begeistert an zu wedeln und lässt sich von dem wildfremden Mann gegenüber in der Bahn einfach streicheln, als wären die beiden seit Ewigkeiten schon beste Freund. Manchmal ist es allerdings auch genau das Gegenteil und Ihr Hund hört bei einem bestimmten Typ von Menschen nicht auf zu bellen oder zeigt sich gänzlich unbeeindruckt von jeglichen Bestechungs- und Streichelangeboten. Woran liegt es, wenn Hunde uns nicht leiden können und wie entscheiden sie, ob sie uns mögen? PETBOOK hat eine Hundetrainerin gefragt und verrät hier die Antwort.
Übersicht
- Warum mögen Hunde manche Menschen lieber als andere?
- Wie reagiere ich, wenn mein Hund anderen Menschen die kalte Schulter zeigt?
- Verhalten des Halters könnte beeinflussen, ob Hunde jemanden mögen
- Positive und schlechte Erfahrungen
- Es gibt eine positive Hunde-Ausstrahlung
- Muss ich der Lieblingsmensch meines Tieres sein?
- Fazit: Hunde haben einen ganz eigenen Geschmack
Warum mögen Hunde manche Menschen lieber als andere?
Es war Liebe auf den ersten Blick: Nein, ich meine nicht meinen Partner, auch nicht meinen Freund davor oder einen der weiteren Vorgänger. So etwas wie „Liebe auf den ersten Blick“ kenne ich tatsächlich nur von meinem Hund Rudi. Zwischen Rudi und mir war von Beginn an so eine Art Urvertrauen, Begeisterung und tiefe Zuneigung für den anderen. Eigentlich sollte er, ein kleiner ehemaliger Straßenhund aus dem Tierschutz, nur vorübergehend bei mir bleiben. Als er mir wedelnd an einer Autobahnraststätte überreicht wurde, im Auto selbstbewusst auf meinen Schoß kletterte und mir über meine Nervennahrung, einen Eisbecher aus dem Fast Food-Drive-Inn, leckte, war es um uns beide geschehen.
Rudi mochte mich, ich mochte ihn und ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass er es irgendwo anders besser haben könnte als bei mir. Möglich ist das, sagt Hundeexpertin Laura Garvs von der Online-Hundeschule wedog auf Anfrage von PETBOOK. Hunde, so die Expertin, seien sehr soziale Tiere sind und können deshalb besonders starke Bindungen zu Menschen aufbauen. Genauso könne es sein, dass sie mit manchen Menschen nicht richtig „warm werden“.
Wie reagiere ich, wenn mein Hund anderen Menschen die kalte Schulter zeigt?
Kollegen, die meinen Hund Rudi bald kennenlernen durften, mochte Rudi übrigens auch. So wie eigentlich fast alle Menschen – bis auf einige seltene Begegnungen, die es eigentlich nur gut meinten, von denen er sich aber desinteressiert abwendete. Manchmal scheint es so, als würde er sich selbst aussuchen wollen, wem er Aufmerksamkeit schenkt und wem nicht. Ich hatte schon mehrfach die Situation, dass Rudi hundebegeisterten Personen, die mit einem liebevoll geraunten „Na, wer bist du denn, du Süßer?“ die eiskalte Schulter zeigte. Mir tut das regelmäßig leid. Das sollte es aber nicht.
„Es ist ganz normal, dass ein Hund auch mal nicht gestreichelt werden möchte“, sagt Hundetrainerin Laura Garvs. „Ein Hund muss es nicht mögen, von verschiedenen, vielleicht sogar fremden, Menschen angefasst zu werden.“ Hundehalter haben hier die wichtige Aufgabe, die Gefühle und Bedürfnisse des Hundes zu sehen und für diese einzustehen. „Erst dann kann die andere Person das Verhalten des Hundes verstehen und beim nächsten Mal von selbst auf die Körpersprache des Vierbeiners achten“, so die Expertin.
Hunde entscheiden selbst, wen sie mögen oder nicht. Oft sind sie dabei aber nicht völlig unbeeinflusst. Als Besitzer geben wir möglicherweise unbewusst Entscheidungshilfe dabei, wie der Vierbeiner zu unserem Gegenüber steht.
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Verhalten des Halters könnte beeinflussen, ob Hunde jemanden mögen
Hunde, die generell als sehr empathisch gelten, orientieren sich in Ihrem Verhalten gegenüber anderen Menschen vermutlich am Verhalten ihrer Besitzer. Das besagt eine Studie der Universität von Kyoto in Japan, laut der die Tiere, ähnlich wie kleine Kinder, die sozialen Interaktionen ihrer menschlichen Familienmitglieder beobachten und die Verhaltensweise nachahmen. Ist Ihr Hund einem Menschen gegenüber gleichgültig, könnte das also an Ihrer Haltung gegenüber der besagten Person liegen.
Positive und schlechte Erfahrungen
Nicht immer ist es Ihr Verhalten, das Ihren Hund beeinflusst. Auch Erfahrungen, die der Vierbeiner in der Vergangenheit gemacht hat – sowohl positive als auch negative – beeinflussen seine späteren Vorlieben und Abneigungen. Wenn Hunde auf einen bestimmten „Typ“ von Menschen negativ reagieren, haben sie oftmals negative Erfahrungen im Umgang mit diesem Typ Mensch gemacht. Das können sowohl blonde Frauen als auch große, dunkelhaarige Männer sein. Ist Ihr Vierbeiner zum Beispiel mit Frauen aufgewachsen, wird er sich auch später noch zu Frauen hingezogen fühlen. Wurde er hingegen von einem Kind geärgert, stehen die Chancen eher schlecht, dass Ihr Hund besonders kinderlieb wird.
Es gibt eine positive Hunde-Ausstrahlung
Vielleicht kennen auch Sie diese beneidenswerten Personen, die einfach immer Grund auf entspannt wirken. Oft sind es solche Menschen, die auf Hunde besonders anziehend wirken: je gleichgültiger eine Person ist, desto besser. Selbstbewusstsein wirkt attraktiv, denn auch Alphatiere im Rudel strahlen Souveränität aus. Es gibt auch Studien, die davon ausgehen, dass Hunde soziale Interaktionen in Gruppen beobachten und daraus Schlüsse ziehen. Das Urteil Ihres Hundes wäre dann davon abhängig, wie sich sein Gegenüber ganz grundsätzlich gegenüber anderen Lebewesen verhält; zeigt sich ein Mensch großzügig, wäre er dann vertrauenswürdiger für Ihren Hund, als jemand, der häufig in Konflikte gerät oder sich anderen Menschen gegenüber sehr kalt zeigt. Der momentane Stand der Forschung zweifelt diese Theorie jedoch an, so der Informationsdienst Wissenschaft.
Muss ich der Lieblingsmensch meines Tieres sein?
Hunde können mitunter echte Opportunisten sein. Nimmt Ihr Hund wieder mal wedelnd das Leckerli von der Tierärztin an oder begrüßt er den Schwager vor Freude winselnd an der Tür, fragen Sie sich vielleicht, ob Sie wirklich sein „Lieblingsmensch“ sind. Die vielleicht enttäuschende Antwort an dieser Stelle: nicht zwangsläufig. Auch wenn Sie die primäre Bezugsperson sind, heißt das nicht, dass Ihr Hund Sie gegenüber anderen Menschen bevorzugt. Denn das hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Die engste Bindung haben Hunde meist zu Personen, die sich während ihrer Sozialisierungszeit, ihrer Zeit als Welpe bis zum ca. sechsten Monat, um sie gekümmert haben. Diese Erfahrungen prägen junge Erfahrungen für ihr weiteres Leben, deshalb ist es wichtig, dass Sie Ihrem Vierbeiner in dieser Zeit Vertrauen geben und ihm Sicherheit vermitteln. Jede positive Begegnung macht aus Ihrem Welpen einen selbstbewussten, lebensfrohen Hund. Versuchen Sie, viele positive Interaktionen mit einer Vielzahl von Menschen, Orten und Dingen zu schaffen. Falls Sie Ihren Hund erst später zu sich aufgenommen haben, können Sie auch dann noch an einer tieferen Bindung arbeiten. Schenken Sie Ihrem Hund Aufmerksamkeit, unternehmen Sie häufig Neues mit ihm und arbeiten Sie mit positivem Feedback. Auch Körpernähe, Streicheln und Spielen, schaffen emotionale Nähe und Vertrauen. Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit dafür.
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Fazit: Hunde haben einen ganz eigenen Geschmack
Hunde haben einen eigenen Geschmack, wenn es darum geht, wen sie mögen oder nicht. Oftmals orientieren sich die Vierbeiner allerdings an ihren Haltern und entscheiden je nach Ihrem Verhältnis zu besagten Mitmenschen, ob sie jemanden mögen oder nicht. Mitunter spielen auch positive oder negative Erfahrungen mit auf das Verhalten Ihres Hundes ein. Sollte Ihr Hund Ihnen gegenüber anderen Personen bevorzugen, und Sie nicht zu seinen absoluten „Lieblingsmenschen“ zählen, nehmen Sie es nicht persönlich. Versuchen Sie lieber an, Ihrer Bindung zum Tier zu arbeiten, denn dafür ist es nie zu spät. Sie müssen ja nicht überall die Nummer eins sein.