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Auswahlkriterien

So finden Sie die passende Hundeschule

In der Hundeschule lernen sowohl Tier als auch Halter – die passende Schule zu finden, kann eine Herausforderung sein
In der Hundeschule lernen sowohl Tier als auch Halter – die passende Schule zu finden, kann eine Herausforderung sein Foto: Getty Images
Sonja Jordans

19. Juli 2023, 10:42 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

In der Hundeschule lernen Hund und Halter die Grundregel für das Zusammenleben und den Umgang mit anderen Hunden. Doch die Auswahl ist groß und bestimmte Auswahlkriterien sollten Halter beachten. Wir verraten, wie Sie die passende Hundeschule für sich und ihr Tier finden.

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Die Beziehung zwischen Hund und Mensch ist eine besondere und meist von tiefer Zuneigung geprägt. Doch so groß die Liebe auch sein mag, ohne Regeln funktioniert das Zusammenleben nicht. Denn außer dem Befolgen von Kommandos, wie „Sitz“ und „Bleib“, gehört noch etwas mehr zu einem gut erzogenen Hund. Ihm beizubringen, was er wissen sollte, ist Aufgabe seiner Halter – die jedoch scheitern mitunter schon an den Grundlagen. Um Missverständnisse und Erziehungsfehler zu vermeiden, ist der Besuch einer Hundeschule oft der beste Weg. Doch die Auswahl ist groß und die Lehrmethoden unterscheiden sich oft deutlich. Wie finden Halter und Hund eine geeignete Hundeschule, und was gibt es bei der Suche zu beachten? PETBOOK gibt Tipps. 

Warum in die Hundeschule? 

Um von Anfang an zu lernen, worauf es beim Umgang mit dem Hund ankommt und die Bindung zwischen Tier und Mensch zu festigen. Denn nicht nur der Hund soll verstehen, wie er sich an der Leine zu verhalten hat, was welche Kommandos bedeuten und warum nicht jeder Artgenosse angebellt werden darf, der in Sichtweite vorbeiläuft. Auch Halter müssen wissen, wie sie bei ihrem Tier erwünschtes Verhalten verstärken, worauf es bei der Erziehung ankommt und welche Fehler nicht gemacht werden sollten. So können Missverständnisse zwischen Hund und Mensch oft schon von Beginn an vermieden werden.

Spätestens, wenn das Tier Besuch anbellt, den Briefträger attackiert, andere Hunde zwickt, an der Leine zieht und pöbelt, die Wohnung verwüstet, wenn die Halter nicht da sind oder alles zerbeißt, was ihm vor die Zähne kommt, führt am Besuch einer Hundeschule kein Weg mehr vorbei. Denn woher das schlechte Verhalten kommt, wissen Halter meist ebenso wenig wie die richtigen Wege, um es wieder abzustellen.  

Wie findet man die passende Hundeschule? 

Wer sich im Internet auf die Suche macht, dürfte nach kürzester Zeit zahlreiche Treffer in der Umgebung angezeigt bekommen – an Hundeschulen herrscht kein Mangel. Meist haben sie fantasievolle Namen, werben mit erstklassigen Bewertungen und zeigen schöne Bilder von glücklichen Menschen und niedlichen Tieren. Allein darauf verlassen sollte man sich jedoch nicht. Auch das Nachfragen im Bekanntenkreis kann mitunter eher verwirren als weiterhelfen, denn meist rät jeder Halter zu einer anderen Hundeschule und hält nur die, die er oder sie selbst besucht hat, für die einzig Richtige.

Und: „Unter Hundeschulen herrscht ein starker Konkurrenzkampf“, sagt dazu ein Hundeschulen-Betreiber, der weder Name noch Wohnort veröffentlicht wissen will. „Viele gönnen den Mitbewerbern nichts, machen andere Hundeschulen und deren Methoden schlecht.“ Wer sich etwa in den Medien äußere, werde von der Konkurrenz gerne als „öffentlichkeitsgeil“ abgestempelt, die Trainingsmethode als veraltet oder nutzlos gebrandmarkt, ganz gleich, ob das stimme oder nicht. Eine zu Hund und Halter passende Schule sollte es jedoch sein, denn nicht nur Jana Hoger von der Tierschutzorganisation Peta betont: „Die Wahl der richtigen Hundeschule ist entscheidend für den Trainingserfolg.“  

Auch interessant: Woran erkennt man einen guten Hundetrainer?

Worauf gilt es bei der Auswahl zu achten? 

Zunächst sollte das Ziel des Trainings feststehen. Hat sich der erwachsene Hund etwas angewöhnt, was er unterlassen soll, etwa zerren an der Leine oder das Anspringen von Besuch? Oder geht es darum, einem Welpen Grundlagen und Sozialverhalten beizubringen? Möchten Sie, dass Ihr Hund nicht jagt oder das Clickertraining erlernen? Manche Schulen sind spezialisiert auf Welpentrainings, andere kümmern sich eher um erwachsene Hunde oder bieten Sozialtrainings für alle Altersgruppen an. Berücksichtigen Sie etwaige Schwerpunkte der Hundeschulen bei Ihrer Auswahl. Und: Nicht nur das Training sollte auf den Hund zugeschnitten, auch die Trainer müssen entsprechend ausgebildet sein. Auch sollten sie sich regelmäßig fortbilden.

Zudem ist es seit 2014 Pflicht, dass Hundeschulen und Trainer eine Erlaubnis des Veterinäramts besitzen, um arbeiten zu dürfen. Um diese Erlaubnis zu erhalten, müssen sie unter anderem ihr polizeiliches Führungszeugnis und einen Sachkundenachweis vorlegen. Aber Achtung: „Die Mitgliedschaft in Berufsverbänden oder Vereinen ist nicht zwangsläufig eine Qualitätsgarantie“, betont die Tierschutzorganisation Peta auf ihrer Website.

Erst schauen, dann schnuppern 

Zunächst sollten sich interessierte Halter die Hundeschule im Internet ansehen. Wie präsentiert sie sich, bewirbt sie ihre Lernmethode als „die einzig richtige“? Dann können Sie die Schule getrost von Ihrer Liste streichen, schreibt etwa Ramona Houscht von der DOGS-Hundeschule Martin Rütter in Neunkirchen (Baden), denn: „Jeder Hund ist individuell! Wie soll es bei weit mehr als 400 Hunderassen die passende Ausbildungsmethode“ geben, die auf jeden Hund zurechtgeschnitten werden kann?“ Am besten sehen sich Hund und Halter vor der Anmeldung mehrere der infrage kommenden Hundeschulen an.

Seriöse Schulen bieten „Schnuppertage“ oder ein unverbindliches Kennenlernen an. Schauen Sie sich in Ruhe um. Wie arbeiten die Trainer, wie motivieren sie die Tiere? Anhand positiver Verstärkung, durch Leckerchen oder Lob und Streicheleinheiten? Berücksichtigen Sie dabei, worauf der jeweilige Hund individuell am besten anspricht? Bei dem einen Tier sind es Leckerchen, bei dem anderen ist es ein Spielzeug. Das sollte beachtet werden. Achten Sie auch auf die Gruppengrößen. Sind sehr viele Hunde, meist heißt es, mehr als sechs, in einer Gruppe, ist eine individuellere Betreuung schwer. Gerade zu Beginn des Trainings sollte es jedoch möglich sein, verstärkt auf Hund und Halter eingehen zu können. Ansonsten fragen Sie nach Einzelstunden, die zwar in der Regel teurer, aber je nach Problem und Lernziel effektiver sein können.  

Lob oder Maßregelung? 

Leider ist bis heute nicht nur positive Verstärkung bei manchen Hundeschulen das Mittel der Wahl, wenn es um Trainingsmethoden geht. Arbeitet die Hundeschule mit Maßregelungen oder gar körperlicher Bestrafungen, wenn der Hund nicht so reagiert, wie es von ihm erwartet wird? Wird das Tier geknufft, bekommt es einen Stoß mit dem Knie, wird es angebrüllt oder sogar zu Boden gebracht? Wenn ja, dann suchen Sie das Weite! Solche Methoden sind nicht nur längst überholt, sondern bringen in der Erziehung auch nichts oder sind im Zweifel sogar tierschutzwidrig.

Das Tier verliert das Vertrauen in seine Halter, reagiert schlimmstenfalls mit noch unerwünschterem Verhalten und wird zum Angstbeißer, betont Michael Busch von der Aachener Hundeschule „mitHund“. Das gilt auch, wenn Ihnen die Hundetrainer weismachen wollen, Ihr Tier sei „dominant“ und brauche deswegen eine besonders „starke Hand“. Dass ein „dominantes Tier“ auch eine „dominante Erziehung“ benötige, hält der Hundetrainer Busch für Quatsch. „Es gibt keine dominanten Hunde, nur schlecht erzogene“, betonte er bereits in einem früheren Gespräch mit PETBOOK. Sogenannte Hilfsmittel wie Zug- und Stachelhalsbänder haben in der Hundeerziehung ohnehin nichts zu suchen. Wird dieses Zubehör in einer Hundeschule eingesetzt, sind Sie und alle anderen Halter dort am falschen Ort! 

Der Ton macht die Musik 

Achten Sie ebenfalls darauf, wie die Trainer mit den Haltern kommunizieren. Freundlich und geduldig oder rau, laut und genervt? Werden Ihre Fragen beantwortet, wird auch Theorie gelehrt? Bekommen Sie etwas über das Wesen des Hundes beigebracht, seine Kommunikationsarten und gehen die Trainer auf die Bedürfnisse von Mensch und Tier ein? Dann sind Sie vermutlich in einer guten Schule gelandet.

Geht es dagegen in der Erziehung nur darum, dass der Hund „endlich gehorcht“, wird nichts erklärt und nicht individuell auf das Tier eingegangen, suchen Sie weiter – hier wird gedrillt, nicht trainiert. Achten Sie auch auf das Verhalten Ihres Hundes. Wenn er unsicher wirkt, die Rute einklemmt, zuckt, sobald sich die Trainer nähern, lernt er nicht mit Freude, sondern hat Angst. Das sollten Sie Ihrem Tier nicht zumuten. Achten Sie auch darauf, dass Ihnen die Hundetrainer zumindest sympathisch sind. Verspüren Sie Abneigung oder mögen Sie die Trainer nicht, spiegelt sich das in Ihrem Verhalten wider – und das bemerkt auch Ihr Hund. Das kann das Training beeinflussen und beim Tier zur Unsicherheit führen. 

Wie oft sollte man zur Hundeschule? 

Auch das kommt auf Halter, Hund, Lerngeschwindigkeit und Ziel an. Anfangs sollten Sie jedoch regelmäßig gehen, mindestens einmal pro Woche. Und: geübt wird nicht nur in der Schule! Wie wir Menschen auch, vergessen Hunde Gelerntes recht schnell, wenn es nicht regelmäßig trainiert und wiederholt wird. Das ist Aufgabe der Halter. Üben Sie also auch zwischen den Schulstunden, gerne mehrmals am Tag in kurzen Intervallen, die den Hund nicht überfordern.

Verzweifeln Sie nicht, wenn es mal nicht klappt – auch Sie haben nicht alles auf Anhieb beherrscht. Sie erinnern sich bestimmt an Ihre ersten Fahrstunden? Eine gute Hundeschule gibt Ihnen „Hausaufgaben“ mit und Tipps, wie Sie mit Ihrem Tier arbeiten können. Bei Problemen sollten Sie auch online oder telefonisch Kontakt mit Ihren Trainern aufnehmen können. Reine Online-Trainings jedoch sollten gerade zu Anfang eine Ausnahme sein, da Hundetrainer das Tier dann nicht individuell kennenlernen können.  

Fazit

Hinschauen und Ausprobieren sind die besten Möglichkeiten, um eine passende Hundeschule zu finden. Lassen Sie sich nicht drängen, sofort einen Vertrag oder eine Mitgliedschaft zu unterschreiben, das ist unseriös. Achten Sie auf Umgangston, Sympathie, Trainingsmethoden und Sauberkeit. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Wenn Sie sich nicht wohlfühlen, gehen Sie lieber woanders hin. Natürlich ist es angenehm, wenn die Hundeschule in der Nähe liegt, alleiniges Auswahlkriterium sollte das aber nicht sein. Auch auf den Preis kommt es nicht allein an. Die Kosten variieren ohnehin von Region zu Region, richten sich nach Aufwand, Trainingsziel, Gruppengröße, Fortbildungen der Coaches und vieles mehr. Schauen Sie, was Sie mit Ihrem Tier erreichen möchten und vergleichen Sie das Angebot mit anderen Schulen. Und zu guter Letzt: Machen Sie sich keine Sorgen. Lernen Sie mit Spaß und Freude, genießen Sie die intensive Zeit mit Ihrem Tier und die gemeinsamen Fortschritte. 

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Quellen

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