20. Juli 2023, 6:02 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Hunde an den Transport in einem Fahrradanhänger zu gewöhnen, will gut trainiert und sorgfältig vorbereitet sein. PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender erklärt am Beispiel ihres Welpen, wie man dabei vorgehen sollte.
„Seitdem wir den Welpen haben, stehen unsere E-Bikes nur noch im Schuppen“, sagte mein Lebensgefährte neulich frustriert. Mit einem Fahrradanhänger für Hunde lässt sich das Problem ganz einfach lösen, war meine Idee dazu. Auf die Aussage „ganz einfach“ hätte ich im Nachhinein mal lieber verzichtet.
Die unterschiedlichsten Gründe können dafürsprechen, mit dem eigenen Hund das Fahren im Fahrradanhänger starten zu wollen. Wie bei allen neuen Dingen, die ein Hund lernt, sollten Halter besonnen vorgehen und es gibt einiges zu beachten. PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender hat mit ihrem eigenen Hund geübt und eine Hundetrainerin befragt. Sie berichtet von ihrer Erfahrung und gibt wichtige Tipps.
Übersicht
Warum ein Fahrradanhänger für den Hund?
Es gibt viele gute Gründe, die für einen Fahrrad-Anhänger sprechen. In unserem Fall heißt der Grund Elvis und ist ein Australian-Shepherd-Welpe. Das Hundebaby ist grade in der Sozialisierungsphase und soll in dieser Zeit möglichst viel kennenlernen. Aber es gibt noch andere Gründe, die für einen Anhänger sprechen – zum Beispiel, wenn der Hund schon älter oder krank ist und nicht mehr so viel laufen kann. Hinzu kommt, Hunde am Fahrrad laufen zu lassen, mag vielleicht auf kurzen Strecken eine Option sein. Aber die Gefahr von gesundheitlichen Schäden durch zu hohe oder zu niedrige Temperaturen oder durch die Bewegung auf Asphalt, ist, aus meiner Sicht, zu groß.
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Welcher Fahrradanhänger ist für meinen Hund der richtige?
Wenn man sich im Internet anschaut, wie groß die Auswahl an Fahrradanhänger für Hunde ist, fällt die Entscheidung nicht leicht. Die Preise variieren stark. Es gibt Anhänger für 100 Euro, aber auch für deutlich über 1000 Euro. Ich habe mich für ein „Mittelklasse“-Modell entschieden (UVP 379 Euro).
Wichtig ist für mich, dass der Anhänger genug gefedert und gedämpft ist, damit die Fahrt für den Hund nicht unangenehm wird und er möglicherweise nicht mehr einsteigen möchte. Die Reifen meines Anhängers sind ziemlich groß und mit Luft gefüllt. Sie halten Stöße einigermaßen gut vom Hund ab. Trotzdem sollte man natürlich nicht mit dem Anhänger von einem hohen Bordstein herunter oder permanent über Stock und Stein fahren. Eine Tour auf einer geraden, asphaltierten Strecke ist optimal. Genauso wichtig wie das Fahrgefühl ist mir die Belüftung. Mein Anhänger hat sowohl oben als auch vorn eine große Netzfläche für eine gute Luftzirkulation. Gleichzeitig haben alle Seiten ein Regenverdeck, das optional geschlossen werden kann. Das ist ebenfalls praktisch. Für Trainingszwecke sinnvoll ist auf jeden Fall die Möglichkeit, von oben mit Leckerlis bestätigten zu können.
Der Fahrradanhänger ist innen mit einem leicht zu reinigenden Kissen ausgestattet – so hat es mein Hund bequemer. Außerdem ist ein Gurt vorhanden, um den Hund im Anhänger zu befestigen. Das sollte man im Übrigen auch auf jeden Fall tun! Da er mit einem Griff versehen ist, kann man den Anhänger schieben und somit als Buggy benutzen. Dafür ist ein „Jogger-Umbausatz“ separat erhältlich. Auf diese Weise können Hunde, die keine großen Spaziergänge schaffen, trotzdem mitgenommen werden. Der Einstieg in den Anhänger ist mit einer Rampe möglich, die hinten umgeklappt werden kann. Das ist praktisch und für jeden Hund – egal, ob groß oder klein – machbar.
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Anleitung: Wie gewöhne ich meinen Hund an den Fahrradanhänger?
In den meisten Fällen dauert es drei bis zehn Wochen, bis man mit seinem Hund im Fahrradanhänger eine Tour wagen kann. Genau kann man das nicht sagen, weil es typabhängig ist. Deshalb sind Geduld und der richtige Trainingsweg entscheidend.
Die erste Kontaktaufnahme
Für die erste Kontaktaufnahme haben wir den Anhänger ohne Räder erst mal nur in die Wohnung gestellt. Elvis fand ihn auf Anhieb spannend und war schneller drin, als wir „Piep“ sagen konnten. Wenn er der Anhänger wieder verließ, haben wir zu Anfang immer wieder ein paar Leckerlis ins Innere geworfen.
Positive Verstärkung
Mehrmals die Woche haben wir unserem Hund Elvis den Fahrradanhänger „schön“ gefüttert, indem er sein Fressen oder mal einen Kauknochen darin bekam. In solchen Momenten war es möglich, den Reißverschluss des Netzes kurzzeitig zu schließen. Doch die Unruhe war schnell spürbar.
Markertraining
Das Anhängertraining wurde deutlich einfacher, als wir anfingen, mit einem Markersignal zu arbeiten. Das bestätigt auch Hundetrainerin Saskia Latta aus Warstein. Sie macht mit ihrer Labradorhündin Mika (7 Jahre alt) selbst gerade Anhängertraining. „Ich bin ein absoluter Freund von Marker- und Clicker-Training. Durch das ‚Free Shaping‘ sind die Hunde bemüht, sich immer wieder neue Aktionen einfallen zu lassen und dafür belohnt zu werden“, sagt sie im Gespräch. „Ich habe den Anhänger am Anfang nur in die Wohnung gestellt und geschaut, wie Mika reagiert. Jedes Mal, wenn sie Kontakt mit dem Hänger aufgenommen hat, habe ich geklickt und sie belohnt. Nach drei bis vier Wiederholungen ist sie im Hänger geblieben und ich habe die Übung beendet. Ungefähr dreimal pro Woche haben wir geübt und ich habe mit ihr schrittweise die Zeit, die sie im Hänger verbringt, erweitert.“
Ungemütliche Situationen im Fahrradanhänger üben
Während ich mit Elvis noch an dem Punkt bin, seine Verweildauer im Fahrradanhänger zu verlängern, ist Saskias Hündin bereit für den nächsten Schritt: „Als ich merkte, dass sie von sich aus länger im Hänger bleibt, habe ich mal ein wenig daran gewackelt. Erst als das kein Problem mehr war, habe ich geübt, den Reißverschluss zuzumachen und immer wieder zu öffnen. Dafür, dass sie das mitgemacht hat, habe ich Mika durch die Öffnung oben Leckerlis gegeben.“
Die Zeit, die der Hund im Fahrradanhänger verbringt, stetig verlängern
„Die Zeiten, in denen der Reißverschluss geschlossen war und sie nicht aus dem Anhänger konnte, habe ich in den darauffolgenden drei Wochen immer weiter verlängert“, erklärt Hundetrainerin Saskia Latta weiter. „Danach war es so weit: Ich konnte den Anhänger mit dem Hund darin schieben. Das habe ich gemarkert und meiner Hündin immer wieder ein Leckerli gegeben. Mir ist aber auch klar, dass das purer Luxus und eher die Ausnahme ist, dass es so schnell geht.“
Vor der ersten Fahrt erst einmal schieben
Weitere drei Wochen mit viel Training vergingen, bis Saskia mit dem Hund im Anhänger, der dann am Fahrrad befestigt war, einige Meter die Straße hoch und wieder zurückgegangen ist. Jetzt kann sie ihre erste kleine Fahrradtour starten.
Mit Elvis haben wir die gleichen Schritte durchlaufen. Dank des Markertrainings ist er jedes Mal hoch motiviert, alles richtigzumachen. Vor allem machte es ihm Spaß, im Anhänger durch den Garten gezogen zu werden. Selbst wenn man ihn auffordert, aus dem Anhänger zu steigen, möchte er am liebsten drinbleiben. Das hätte ich zu Anfang nicht erwartet, weil er sich unwohl fühlte, wenn ich den Reißverschluss vom Netz zugezogen habe.
Nach fünf Wochen konnten wir es wagen, eine kleine Runde zu Fuß, mit dem Fahrrad und dem Hund im Anhänger zu gehen. Jetzt sind wir bereit für die erste kleine Fahrradtour. Mein Lebensgefährte wird sich freuen: Endlich können wir wieder Radfahren.
Meine Meinung zum Fahrrad-Anhänger von Trixie
„Positiv an dem Trixie-Anhänger ist für mich, dass Elvis sich von Anfang an darin wohlgefühlt hat. Normalerweise fällt es ihm schwer, in einer Box oder einem Laufstall eingeengt zu sein. Aber in dem Anhänger durch die Landschaft gefahren zu werden, fand er gut. Das zeigt, dass der Anhänger bequem für Hunde ist. Das war mir am wichtigsten. Denn was nutzt es, wenn Straßenunebenheiten nicht ausgeglichen werden können und der Hund beim nächsten Mal nicht mehr mitfahren möchte? Also, Daumen hoch!“– Manuela Lieflaender