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Bindung und Gesundheit stärken

Wie Waldbaden mit Hund funktioniert und warum es sich lohnt 

Dem Waldbaden wird eine beruhigende und sogar heilende Wirkung nachgesagt – für Mensch und Tier.
Dem Waldbaden wird eine beruhigende und sogar heilende Wirkung nachgesagt – für Mensch und Tier. Foto: Getty Images

21. Juli 2023, 6:12 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Seit über 2500 Jahren wird das „Shinrin Yoku“, frei übersetzt, „Eintauchen in die Waldatmosphäre“ in Asien praktiziert. Hierbei geht es um ein bewusstes Verweilen und Erholen im Wald zur Gesunderhaltung von Körper und Geist. Man muss dazu kein spiritueller Mensch sein. Es genügt sich der Natur einfach mal bewusst und ohne jegliche Ablenkung zu widmen, sie achtsam mit allen Sinnen wahrzunehmen. Das tut nicht nur uns, sondern auch unserem Hund gut.

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Die gute Luft, das Rauschen der Blätter, das Zwitschern der Vögel, die vielen Farben und Bilder, die der Wald zu bieten hat, beeinflussen Mensch und Tier in unserem stressigen und schnelllebigen Alltag sehr positiv. Tatsächlich kann Waldbaden Stress reduzieren, den Blutdruck senken, das Herz-Kreislaufsystem fördern. Es wirkt sich positiv auf Energielevel, Konzentrationsfähigkeit, Schlafstörungen oder depressive Verstimmungen aus. Alle diese Defizite übertragen wir unbewusst auf unsere Hunde, die sie wahrnehmen und widerspiegeln.  

Auch interessant: Woran erkenne ich, dass mein Hund traurig ist? 

Was hat es mit Waldbaden auf sich?

Waldbaden ist grundsätzlich für jeden geeignet. Hunde können sich schneller auf die Umgebung im Wald einlassen als Menschen. Uns fällt das Abschalten oft schwerer und es dauert etwas länger, bis wir uns von allen Gedanken befreit auf dieses Abenteuer einlassen können. Hunde hingegen sind sofort im Entdeckungsmodus und voll auf diese Umgebung fokussiert. Japanische Forscher empfehlen nicht mehr als einen Kilometer in der Stunde zurückzulegen und immer wieder an verschiedenen Orten zu verweilen. Hunde machen das instinktiv oft von allein, um alles wahrnehmen zu können. 

In der Natur – und besonders im Wald – wird vielen Menschen oft erst bewusst, wie unterlegen wir unseren Hunden eigentlich sind. Was Hunde mit ihren ganzen Sinnen und Fähigkeiten wahrnehmen können, wird uns erst hier bewusst. In der Stadt oder auf den gewohnten Gassistrecken ist das Angebot an Gerüchen, Düften oder spannenden Entdeckungen oft rar und von Ablenkung, wie Lärm oder Hektik geprägt. Im Wald kann man sich vollends auf sich selbst konzentrieren, die wertvolle Zeit intensiv miteinander erleben, entschleunigen und genießen. Dabei wird zusätzlich die Mensch-Hunde-Bindung gestärkt. 

Sie können sich Waldbaden mit Hund als geführte Tour buchen, alleine oder im Rudel, das hängt von Ihrem Hund ab. Wenn er eher aufgeregt und unruhig in einer Gruppe mit anderen Hunden ist, sollten Sie lieber einen einzelnen Ausflug wählen. Oder sie testen und starten in das Abenteuer Waldbaden einfach auf eigene Faust. 

Was braucht man für das Waldbaden mit Hund? 

Packliste für den Hund: 

  • Brustgeschirr und Schleppleine (evtl. Handschuhe) 
  • Wasser
  • Leckerlis und Kaustange für Pausen 
  • Decke 
  • Zecken- und Insektenschutz 
  • Erste-Hilfe-Täschchen 
  • Kotbeutel 

Für den Menschen: 

  • Getränke und Brotzeit 
  • Telefon (nur für den Notfall … sonst bitte ausschalten!) 
  • gegebenenfalls Umgebungs- oder Landkarte 
  • Zecken- und Insektenschutz 
  • Erste-Hilfe-Täschchen 

Es sollte auf passende, wetterfeste Kleidung und Schuhe geachtet werden. Genauso wichtig ist es auch, auf die Wettervorhersage für den Tag im Wald zu achten. Gewitter, Sturm oder Orkan sind keine Option für den Aufenthalt im Wald. 

Ablauf 

Zur eigenen Sicherheit und einem respektvollen Miteinander im Wald sollte ein Hund nie unangeleint im Wald laufen. Ausnahme sind gekennzeichnete Hundeauslaufgebiete. Auch wenn Sie ihren Hund verlässlich abrufen können oder er sonst ohne Leine unterwegs ist, kann man unvorhergesehene Ereignisse, wie andere Tiere, Gefahrenquellen oder den durchbrechenden Jagdinstinkt nicht einschätzen.

Es gibt Gebiete, in denen es grundsätzlich untersagt ist, Hunde ohne Leine laufen zu lassen, etwa in einigen Naturschutzgebieten. Auch zur Brut- und Setzzeit oder in Jagdgebieten ist die Leinenpflicht einzuhalten. Bleiben Sie zudem unbedingt auf den vorgegebenen Wegen. Man kann sich vorab bei der Gemeinde oder Stadt informieren, welche Vorschriften in dem Gebiet oder Wald gelten, in dem man unterwegs ist. Wir sind Gäste im Wald! Dass man keinen Hundekot oder sonstigen Müll dort liegen lässt, ist eine Selbstverständlichkeit. 

Die Strecke sollte im Vorfeld bekannt sein oder geplant werden. Wie lang man unterwegs ist, kommt darauf an, wie alt oder jung der Hund ist und ob er neugierig, unruhig oder aufgeregt bei den ersten Besuchen im Wald ist. Es empfiehlt sich, am Anfang eher kürzere Strecken ohne Zeitlimit zu wählen, damit sich alle an die neue Umgebung gewöhnen können. Die gleiche Strecke kann auch wiederholt und dann von Mal zu Mal langsam gesteigert werden.

„Dein Hund ist Dein Lehrmeister“ heißt es. Er wird intuitiv im Hier und Jetzt seine Entdeckungen mit uns teilen. Wie für uns Menschen unser Auge das wichtigste Sinnesorgan ist, ist es für den Hund seine Nase. Sie liefert Informationen, Weitblick oder warnt vor etwaigen Gefahren. Durch die Nase erleben, entdecken und entschlüsseln Hunde ihre Umwelt. Wenn er stehen bleibt, sollte man ihm deshalb genug Zeit geben, zu schauen, zu schnüffeln, zu wittern, zu beobachten und einfach seinem Instinkt nachzugeben. 

Nasenarbeit ist sehr anstrengend, deshalb ist Trinken enorm wichtig und Trinkpausen unverzichtbar. Bäche oder kleine Flüsse bieten Wasser und Abkühlung, ansonsten bietet man dem Hund immer wieder gezielt Wasser an. Für Pausen zum Ausruhen und Verweilen bieten sich Bänke, Baumstämme oder Lichtungen an. Dem Hund sollte bewusst die Gelegenheit zum Ausruhen, für eine kurze Auszeit vom Entdecken oder für eine Trink- und Leckerlipause gegeben werden. Je nach Art und Konstitution des Hundes merkt man, welche Art von Pause der Hund braucht. An heißen Tagen genießen Hunde auch gerne die schattige Kühle im Wald. 

Übungen beim Waldbaden

Ob der Mensch in der Umgebung des Waldes innehalten, meditieren oder einfach nur mal bewusst auf seine Atmung achten will und kann, ist von der jeweiligen Person abhängig. Es bietet sich an, dass der Hund währenddessen selbst zur Ruhe kommt. Mit Hunden, die in ungewohnter Umgebung nicht gut zur Ruhe kommen, kann man daraus auch einfach ein kleines Training machen. 

Für alle anderen, die einfach eine Auszeit und die Ruhe genießen wollen, kann ein kurzes, bewusstes Innehalten und tiefes Durchatmen schon ganz viel bewirken. Versuchen Sie die Welt mal aus den Augen und der Perspektive des Hundes zu sehen. Gezielt auf Gerüche, Geräusche und Begebenheiten zu achten, sie wahrzunehmen und zu beobachten, das Gedankenkarussell stoppen. Es beruhigt ungemein und man wird Dinge entdecken, die einem sonst nie aufgefallen wären. 

Ruhige Übungen für den Hund

Auf einer Decke oder an einem ruhigen Platz kann man bewusst innehalten, verweilen und einfach die Aussicht genießen. Auch hier gibt es keine Vorgabe oder Zeitlimit. Genießen Sie einfach die Ruhepause, solange es sich für beide gut anfühlt. Atmen Sie beide ganz bewusst. Hier ist auch ganz viel Zeit für Nähe, Schmusen oder Kraulen. Vielleicht kommt der Hund so zur Ruhe, dass er sich sogar über eine entspannte Massage freut. 

Beobachten Sie Ihren Hund mal ganz bewusst. Es werden Ihnen Dinge oder Verhaltensweisen auffallen, die man sonst gar nicht wahrgenommen hätte. Achten Sie auf die Atmung und seine Bedürfnisse. Unterstützen Sie ihn, ob er gerade Energie herauslassen oder einfach nur einen kleinen Bereich erkunden will. Überlassen Sie ruhig einmal Ihrem Hund die Führung, folgen Sie ihm. Er wird erstaunliche Dinge entdecken und Wege gehen. 

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Aktive Übungen für den Hund

Das Laufen auf verschiedenen Untergründen, wie Moos, auf dem unebenem Waldboden, über Hürden, wie Wurzeln oder Baumstämme macht Spaß! Der Wald ist wie ein „Abenteuer-Spielplatz“. Balancieren auf herumliegenden Baumstämmen oder über Hindernisse springen ist – je nach Größe des Hundes – eine tolle Übung und Abwechslung. Gemeinsam kann man bei dieser sportlichen Herausforderung Körpergefühl und Motorik trainieren. Zwingen Sie ihren Hund aber nicht zu Dingen, die er sich nicht traut oder möchte. Vorsicht ist bei aufgestapelten Bäumen geboten, diese sind nicht ausreichend gesichert. Slalom zwischen den Bäumen zu laufen weckt die Neugier und ist eine spannende Teamübung. 

  • Zwischen Wurzeln, in Baumlöchern oder Laubhaufen kann man ein Suchspiel starten oder Spuren legen, um den Hund zu einem bestimmten Platz zu lotsen, wo er dann nach der erfolgreichen Suche seine Belohnung bekommt. 
  • Verstecken spielen macht im Wald besonders Spaß, denn den Radius bestimmen Sie selbst. Schon der nächste, große Baum kann eine perfekte Tarnung sein, wo Ihr Hund Sie voller Begeisterung aufspürt. Wie sucht er und wie findet er Sie? Folgt er Geräuschen, oder geht der Fährte nach? Welchen Weg wählt er? 
  • Gemeinsames Buddeln und Stöbern stärkt die Bindung. Ihr Interesse an dem, was Ihr Hund entdeckt oder gefunden hat, gleicht einem riesigen Erfolgserlebnis. Tiefe Buddellöcher sollten später aber wieder zugeschüttet werden, damit sie keine Gefahr für andere Lebewesen werden.
  • Plantschen in Bächen oder kleinen Seen ist gerade an heißen Tagen für Mensch und Tier eine willkommene Abwechslung. Auch hier gibt es so viel zu entdecken. Aus Steinen kann man etwas bauen, Treibgut erforschen oder es in den Weg einbauen. 
  • Sehen, hören, riechen, schmecken oder fühlen, es gibt im Wald so unglaublich viel zu entdecken. Genießen Sie beim Waldbaden die Entschleunigung, die Freude des Augenblicks, die Verbundenheit mit der Natur und die gemeinsame Zeit mit Ihrem Hund in unberührter Umgebung. 
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