1. Februar 2024, 7:01 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Sie haben bereits einen Hund und träumen von einem Zweithund? Die Überlegung, sich einen weiteren Vierbeiner anzuschaffen, erfordert sorgfältige Abwägung und hängt von verschiedenen Faktoren ab. PETBOOK hat mit einem Hundetrainer darüber gesprochen, welche Gründe dafür und welche dagegen sprechen.
Mein Hund Rudi ist mittlerweile elf Jahre alt. Ich weiß, dass so ein Hundeleben endlich ist. Manchmal überlege ich deshalb, ob ich ihm (oder besser gesagt uns) nicht einen Gefährten holen sollte. Ein Hund, mit dem Rudi spielen kann, und der sich vielleicht auch ein wenig etwas von Rudis Verhalten abschauen kann. Aber auch von seinem Charme, seinem Humor und dem ganzen liebenswerten Charakter. So ein Rudel stelle ich mir schön vor. Vielleicht wäre das aber gar nicht in Rudis Sinne. Vielleicht ist er ja lieber Einzelhund, denn so bekommt er immerhin meine ganze ungeteilte Aufmerksamkeit und wird allein verwöhnt. Woher weiß man, ob ein Hund sich über einen Zweithund freut, oder nicht? Die Frage ist gar nicht so einfach zu beurteilen und hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Entscheidungshilfe Zweithund: Das sagt der Hundetrainer
„Für die Frage, ob man sich einen Zweithund zulegen soll, gibt es keine Regel“, sagt Hundetrainer Steve Kaye. Die erste Frage, die man sich stellen muss, sei, warum man überhaupt einen Zweithund will.
„Hat man da eine romantische Vorstellung, will man den Hund für sich, oder für den Ersthund?“ Diese Fragen sollte man sich erst einmal beantworten, bevor es konkret wird. Beachten Sie dabei auch den Charakter und das Sozialverhalten Ihres Ersthundes. Wie reagiert er auf andere Hunde? So können Sie herauszufinden, ob er einen Spielkameraden schätzen würde.
Wie ist der Ersthund?
Hat der Ersthund ein Trauma, ist er verspielt und ist er verträglich? Ist es ein Rüde, eine Hündin, ist er ein Senior, ist er noch jung? Will man einen Hund, der ganz ähnlich ist, oder eher anders? „Mit einem ähnlichen Hund baut man sich eventuell auch doppelte Themen auf“, sagt Steve Kaye.
Die Schattenseiten kennen
„Eine Mehrhundehaltung bedeutet auch mehr Arbeit, mehr Geld, mehr Zeit, mehr Tierarzt, mehr Versicherung“, gibt der Hundetrainer zu bedenken. Man dürfe auch gruppendynamische Effekte nicht unterschätzen: In der Gruppe verhalten sich Hunde gegebenenfalls ganz anders, als in der Einzelhandlung.
Ist genügend Zeit und Engagement für einen Zweithund?
Ein weiterer Hund bedeutet zusätzliche Zeit für Gassirunden, Training, Spiel und Aufmerksamkeit. Manches, wie zum Beispiel Spazieren, können Sie mit beiden Hunden gleichzeitig. Zu Beginn müssen Sie jedoch auch das Gehen an der Leine erst trainieren und auch später sollten Sie die Aufmerksamkeit und das Training, dass Ihre Hunde jeweils benötigen, nicht unterschätzen.
Kosten abschätzen
Die Kosten für einen Zweithund sind nicht zu unterschätzen. Tierarztkosten, Futter, Pflegeprodukte und eventuelle Notfälle können sich ganz schön summieren. Stellen Sie sicher, dass Ihr Budget die finanzielle Belastung eines zusätzlichen Familienmitglieds abdecken kann.
Rasse und Energielevel
Wie soll der Zweithund sein? Berücksichtigen Sie das Energielevel und die Aktivitätsbedürfnisse beider Hunde. Ein ruhigerer Hund könnte mit einem energiegeladenen Gefährten überfordert sein, während ein gut abgestimmtes Paar harmonischer zusammenlebt.
Zu junge Hunde können Senioren gegebenenfalls auf die Nerven gehen, andererseits können ältere Hunde mitunter auch aufblühen, wenn sie von einem jüngeren Hund animiert werden.
Platzverhältnisse
Überprüfen Sie Ihre Wohnsituation. Was sagt Ihr Vermieter zur Hundehaltung, was die Nachbarn? Ein geräumiger Garten oder nahegelegene Parks sind ideal für zwei Hunde. Enge Räume und fehlender Platz können hingegen zu Spannungen zwischen den Tieren führen.
Persönliche Lebensumstände
Wie sieht Ihr Alltag aus? Sind Ihre Hunde viel allein? Verreisen Sie gern und wenn ja, wo können die Hunde dann bleiben? Denken Sie an mögliche anstehende Veränderungen in Ihrem Leben, wie Arbeitszeiten oder Umzüge. Ein Zweithund kann diese Anpassungen beeinflussen. Die Unterbringung in einer Pension verdoppelt sich, während sich Hunde, wenn Sie aus dem Haus sind, möglicherweise zu zweit weniger einsam fühlen.
Irrglaube? Warum es bei Hunden keinen Welpenschutz gibt
Körpersprache lesen Wie Hunde uns zeigen, dass sie etwas nicht mögen
PETBOOK fragt nach Können Hunde eigentlich beleidigt sein?
Fazit:
Die Entscheidung für einen Zweithund sollte wohlüberlegt sein, denn sie kostet allerhand Zeit, Geduld und Geld. Auch wenn die Vorstellung von einem eigenen kleinen Rudel schön ist, hängt das Gelingen von der individuellen Situation, Ihrer Zeit und der Persönlichkeit Ihrer Ersthundes ab. Wenn alle Aspekte berücksichtigt sind und Sie sich der Verantwortung eines zweiten Hundes bewusst sind, kann die Entscheidung für einen Zweithund zu einer bereichernden Erfahrung für die ganze Familie werden.
Rudi und ich werden erst mal kein weiteres Rudelmitglied bei uns aufnehmen. Zum einen, weil mir die Zeit dafür fehlt, zum anderen, weil ich Rudi auf seine alten Jahre nicht so einen Stress aussetzen will. Mag sein, dass ein Zweithund eine tolle Zerstreuung für ihn wäre. Auch ohne Zweithund wirkt er jedoch sehr happy, sodass ich keinen Grund sehe, das aufs Spiel zu setzen.