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Gelungene Vergesellschaftung

Zweithund anschaffen – das sollten Sie dabei beachten

Zwei Labradore liegen nebeneinander auf einer Wiese
Sind zwei besser als einer? Mehr Hunde bedeuten mehr Freude, aber auch mehr Aufwand. Bei der Entscheidung für einen Zweithund gibt es einiges zu beachten. Foto: Katja Sponholz/dpa-tmn
Dennis Agyemang
Redakteur

8. März 2025, 17:43 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Was ist besser als ein Hund? Zwei Hunde! Mehrhundehalter wissen das. Vorausgesetzt, sie haben Glück – oder einiges beachtet. Das fängt beim Ersthund an und reicht über die Auswahl bis zur Erziehung. Das gilt es, beim Anschaffen eines Zweithunds zu beachten.

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Die Vorstellung, zwei Hunde zu halten, klingt für viele Tierliebhaber verlockend: mehr Spielkameraden, weniger Langeweile und vielleicht sogar eine Erleichterung im Alltag. Doch bevor man sich für einen Zweithund entscheidet, gibt es vor dem Anschaffen wichtige Aspekte zu bedenken – insbesondere, wenn es um die Auswahl des passenden neuen Familienmitglieds geht.

Kein gleichaltriges Geschwisterpaar!

Auf den ersten Blick scheint ein zweiter Hund viele Vorteile zu bieten. Schließlich könnten die Tiere sich gegenseitig beschäftigen und sogar das Alleinsein erleichtern. Doch die Realität ist oft komplexer. Neben dem doppelten Zeitaufwand und höheren Kosten sollte vor allem die richtige Kombination der Hunde sorgfältig überlegt werden.

Einen entscheidenden Fehler sollte man unbedingt vermeiden: „Niemals zwei gleichaltrige Wurfgeschwister auf einmal nehmen“, warnt Verhaltensberater Rolf C. Franck. Der Experte, der gemeinsam mit seiner Frau Madeleine die Hundeschule Blauerhund bei Cuxhaven betreibt und das Buch „Darf’s einer mehr sein?“ geschrieben hat, betont, dass selbst erfahrene Hundekenner an dieser Konstellation scheitern können.

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Warum Geschwister schwierig sind

Zwei gleichaltrige Wurfgeschwister zusammen aufwachsen zu lassen, mag auf den ersten Blick praktisch erscheinen – schließlich sind sie bereits aneinander gewöhnt. Doch genau hier liegt das Problem: Die Bindung der Hunde untereinander kann so stark werden, dass der Mensch als Bezugsperson in den Hintergrund rückt. Dies kann zu Erziehungsproblemen, Eifersucht oder verstärktem Konkurrenzverhalten führen. Zudem ist das gemeinsame Training oft erschwert, da sich die Hunde gegenseitig stark ablenken.

Statt zwei Welpen auf einmal zu holen, empfehlen Experten, zunächst einen Hund großzuziehen und gut zu erziehen, bevor ein zweiter einzieht. Ein Altersunterschied von etwa zwei bis drei Jahren ist ideal, da der ältere Hund dem jüngeren Orientierung geben kann, ohne dass eine zu starke Abhängigkeit entsteht.

„Einem sehr alten Hund würde ich einen temperamentvollen Jungspund nicht mehr zumuten. Klar könnte er durchaus auch noch einmal ein bisschen gepusht werden, aber wenn es ihm schlecht geht oder er Schmerzen hat, wäre das nicht mehr fair.“

Doppelte Kosten – mehr Erziehungsaufwand

Ein entscheidender Punkt: Zwei Hunde bedeuten nicht nur doppelte Freude, sondern auch doppelte Kosten – etwa für Futter, Tierarzt, Steuern und Versicherungen. Zudem kommt es auf die richtige Umgebung an, damit man einen Zweithund anschaffen kann. „Man sollte natürlich auch ausreichend Räumlichkeiten und genug Möglichkeiten haben, sich mit den Tieren zu beschäftigen“, sagt Rolf Franck. Denn: „Je mehr Hunde man hat, umso besser muss man sie erziehen.“

Und da kommt der nächste Aspekt ins Spiel: Das Timing muss stimmen. Denn der erste Hund sollte auf jeden Fall schon „aus dem Gröbsten raus“ sein, wenn ein zweites Tier einzieht. So sollte man mit dem Ersthund etwa entspannt und ohne Probleme spazieren gehen können. „Sonst wird es mit dem Zweiten schwer“, sagt Rolf Franck.

Können sich Hunde gegenseitig erziehen?

Die Idee, dass zwei Hunde sich gegenseitig erziehen, kann nach hinten losgehen. „Das funktioniert auf gar keinen Fall“, warnt die Hundetrainerin Petra Führmann. Sie ist Betreiberin des Hundezentrums Aschaffenburg und Autorin („Zwei Hunde – doppelte Freude“).

„Aus Problemchen werden dann Probleme, die sich potenzieren.“ Ihr Rat: „Wenn es vorher schon Baustellen gab, sollte man die tunlichst vorher aufräumen – denn in der Regel wird es danach noch deutlich schlechter.“ Der Grund: „Zum einen sind zwei Hunde abgelenkter.“ Zum anderen hätten die Hundefreunde natürlich noch mehr Spaß beim Blödsinn machen, so die Hundetrainerin.

Nicht orakeln – Rat holen

Wenn das passt, stellen sich für Halterinnen und Halter vorn Anschaffen vom Zweithund weitere Fragen: Soll es dieselbe Rasse noch mal sein oder vielleicht eine andere Gewichtsklasse? Wie alt soll der neue Mitbewohner sein? 

Rolf Franck rät zwar dazu, sich stark an den eigenen Wünschen zu orientieren. Dennoch gibt es auch hier Konstellationen, die Hunden und Haltern das Leben schwer machen können. Ein Beispiel: „Bei einer Deutschen Dogge und einem Chihuahua gibt es schon praktische Risiken.“ Das müsse aber nicht heißen, dass es nicht klappen kann. 

Petra Führmann hat selbst vier Hunde – darunter einen Altdeutschen Schäferhund und eben auch einen Chihuahua. Sie empfiehlt, vor dem Kauf eines zweiten Hundes den Rat eines Experten in Anspruch zu nehmen, der einen objektiven Blick auf den Althund wirft. 

Denn es sei durchaus möglich, dass ein Tier besser „Einzelprinz oder -Prinzessin“ bleibt. Sich dabei nur an Charakteristika einzelner Rassen zu orientieren, hält sie nicht für zielführend. Denn so wie bei Menschen gilt auch für Hunde: „Jeder Jeck ist anders!“ Das gilt im Zweifelsfall auch für den Zweithund.

Hunde nicht gleich behandeln und eingreifen

Wenn auch diese Hürde genommen ist und ein Zweithund zum Anschaffen gefunden wurde, mit dem sich der Erste gut versteht, kann dennoch etwas schiefgehen. „Der größte Fehler ist, sie gleich zu behandeln“, sagt Führmann. Denn die Tiere seien eben nicht gleich und hätten einen unterschiedlichen Status. 

Selbst bei unkomplizierten Hunden gibt es Punkte, an denen die Besitzer eingreifen sollten. Etwa, wenn der Welpe einen gutmütigen, älteren Hund permanent nerve. „Dann kann ich dem Neuen durchaus sagen: Du lässt ihn jetzt mal in Ruhe!“ 

Und bei Futter gilt: „Es ist wichtig, dass jeder sein eigenes bekommt. Bei mir gilt: Es wird nichts getauscht – auch kein Kauknochen. Das lasse ich nicht zu“, so Führmann.

Althund darf nicht zu kurz kommen

„Man muss sich darüber bewusst sein, dass jeder Hund bestimmte Bedürfnisse hat“, sagt Rolf Franck. Diese könnten sehr unterschiedlich sein, auch wenn die Tiere derselben Rasse angehören. 

Auch das Alter hat einen Einfluss darauf. Wer etwa einen Welpen als Zweithund anschafft, muss gerade im ersten Lebensjahr viel Einzelzeit in ihn investieren. Denn der Hund muss sich unabhängig vom großen Bruder oder der großen Schwester entwickeln, damit es nicht zu größeren Problemen kommt, wenn das Tier mal alleine ist. Man müsse darauf hinarbeiten, dass der Welpe eine enge Beziehung zum Menschen aufbaut und dieser zum liebsten Spielpartner wird. 

Und genau hier müssen Halterinnen und Halter einen Balanceakt hinlegen. Denn auch der alte Hund darf nicht zu kurz kommen. „Er muss noch zu seinem Recht kommen und auch seine Ruhe haben können“, sagt Franck. Wenn Tiere genervt sind oder sich bedrängt fühlen, zeigen sie das nicht immer durch Wehrhaftigkeit, sondern können durchaus auch depressiv reagieren, so der Hundeprofi. 

Achtung: Zwei Hunde sind schon ein Rudel

Aus eigener Erfahrung weiß er, dass Mehrhundehalter vor allem Probleme haben, weil sich bei zwei Hunden eine besondere Gruppendynamik entwickelt. 

Ein Beispiel: Einer von beiden sieht ein Reh flüchten und läuft hinterher. Bei diesem Hetzen und Jagen handelt es sich um selbst belohnendes Verhalten, bei dem Glückshormone ausgeschüttet werden. „Und es gibt dann nichts Schöneres, als das zu zweit zu machen“, sagt Franck. Oder das Gegenteil tritt ein: Zwei Hunde verstehen sich nicht gut miteinander. „In den meisten Fällen lässt sich das allerdings erstaunlich gut lösen“, beruhigt der Hundetrainer.

Hat man mehr als einen Hund, sei es wichtig, deeskalierend vorzugehen. Wenn man etwa mitbekommt, dass einer der beiden Hunde nur streng schaut und der Zweite sich direkt abwendet, sollte es dafür positives Feedback geben, so der Rat. „Friedliches Verhalten in der Hundegruppe sollte immer unterstützt werden“, so der Trainer.

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Geben Sie sich und den Tieren Zeit

Und dann braucht es vor allem Geduld. „Wenn man einen älteren Hund hat, kann es durchaus ein paar Wochen dauern, bis die beiden sich eingegroovt haben“, betont Führmann. Bei ihren Tieren habe es nach eigener Beobachtung etwa zehn Tage gedauert, bis die älteren das neue Mitglied zumindest akzeptiert hätten. 

Wenn sich Menschen und Tiere dann an die neue Konstellation gewöhnt haben und alles passt, können sie das neue Rudelleben genießen. „Ein Spaziergang wird so genussvoll, wenn man ihre Bewegungsfreude und ihre Lebendigkeit sieht. Daran kann ich mich selbst richtig ergötzen“, sagt Rolf Franck.

Mit Material der dpa

Themen Hundeverhalten

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