
18. Februar 2025, 14:11 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Baldrian und Präparate aus dessen Wurzel kommen bei Menschen vor allem zum Einsatz, wenn es um Beruhigung und besseres Einschlafen geht. Die Wirkung von Baldrian auf Katzen allerdings könnte nicht gegenteiliger sein.
Auf einschlägigen Naturheilkundeportalen heißt es, Baldrian hätte auf Katzen eine ebenso beruhigende Wirkung wie auf uns Menschen. Das stimmt allerdings nicht, denn Baldrian ist für die Tiere alles andere als ein Beruhigungsmittel, vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Die Heilpflanze hat auf die Tiere eine ähnliche Wirkung wie Katzenminze und kann zu verschiedenen Zwecken eingesetzt werden.
Was ist Baldrian?
Baldrian ist eine 50 bis 150 Zentimeter hohe krautige Pflanze, die zu den Geißblattgewächsen gehört. Der medizinisch wertvolle Echte Baldrian ist leicht an seinen weißen oder rosa Blüten zu erkennen. Die Pflanze enthält verschiedene Alkaloide und ätherische Öle, für den Menschen ist sie aber nicht gerade wohlriechend. Die enthaltene Isovaleriansäure brachte ihr auch den Namen „Stinkwurzel“ ein. Früher wurde die Wurzel vermutlich verwendet, um böse Geister (oder unliebsame Gäste) aus dem Haus zu vertreiben. Manche sprechen davon, dass Baldrian für sie nach getragenen Socken oder stinkendem Käse riecht.
Aufbereitet werden unter anderem die Wurzeln, die getrocknet oder extrahiert werden. Es gibt aber auch Baldrianaufgüsse und Sprays aus der gesamten Pflanze sowie hoch konzentrierte Tinkturen oder angereichertes Öl.
Für Katzen geeignet sind vor allem Sprays, die im Tierfachhandel erhältlich sind sowie lose und getrocknete Baldrianwurzel. Ein Pulver aus den Wurzeln wird auch häufig Spielzeugen beigelegt, damit die Halter die Pflanze während der ersten paar Spieleinheiten verwenden, damit das Tier das neue Gadget gut annimmt.
Wie wirkt Baldrian auf Katzen?
Baldrian hat eine ähnlich berauschende Wirkung auf Katzen wie Katzenminze. Die Produkte aus Baldrian werden zudem damit ausgelobt, dass wenn die Katze nicht auf andere Pflanzen reagiert, sie definitiv Baldrian annehmen wird. Mehr dazu aber später.
Denn die Valeriansäure und die ätherischen Öle, die für die menschliche Nase eklig riechen, scheinen viele Katzen wie magisch anzuziehen. Eine Theorie besagt, dass diese Stoffe den Pheromonen der Katzen während der Paarungszeit ähneln und die enthaltenen Alkaloide, insbesondere Actinidin und Nepetalacton, wie Lockstoffe funktionieren.
Deswegen reagieren manche Katzen, speziell Kater, manchmal auch aggressiv auf den Geruch und greifen das Baldriankissen oder -spielzeug mit allen vier Pfoten an, treten und beißen darauf herum. Dies könnte ebenfalls durch die Ähnlichkeit zu kätzischen Pheromonen ausgelöst werden, das bei den Tieren eine Art Revierinstinkt triggert. 1

Remo und sein „Stinke-Einhorn“: eine Lovestory
„Mein Kater Remo hat ein Kuscheltier in Form eines Einhorns. Dieses kann man mit einem Mix aus Kräutern, inklusive Baldrian, füllen und dem Tier zum Spielen geben. Remo liebt dieses Kuscheltier, allerdings stinkt es auch zum Himmel.
Er nutzt es nicht nur zum Spielen, sondern reagiert manchmal ziemlich territorial auf das Einhorn. Wenn er es in den Pfoten hat, beleckt und bekaut, speichelt er stark und sobald sein Sabber auf die Baldrianwurzel kommt, verströmt sein „Stinke-Einhorn“ einen wirklich umwerfenden Geruch.
Was für uns wirklich eklig riecht, animiert Remo jedoch, überschüssige Energie abzulassen und sich auszutoben. Deswegen habe ich, als er sein erstes Stinke-Einhorn am Bauch aufgerissen hatte, dieses zunächst zugenäht. Nach weiterer Bearbeitung, die das Spielzeug wirklich mülleimerreif machte, habe ich dann aber in ein Stinke-Einhorn 2.0 investiert.“
Dürfen Katzen Baldrian fressen?
Die enthaltenen ätherischen Öle mögen auf Katzen also animierend wirken, fressen sollten sie Baldrian allerdings nicht. Denn genau die Öle, die für den Effekt der Pflanze sorgen, können Katzen nicht gut verstoffwechseln. Sie können zu Reizungen der Speiseröhre und Magenschleimhaut führen, in schlimmen Fällen sogar zu Leberschäden. Denn das Organ der Tiere kann die ätherischen Verbindungen nicht auflösen, sondern wird im Gegenzug davon angegriffen.
Allerdings macht wie immer die Dosis das Gift. Ein Tropfen aufgelecktes Baldrianspray oder ein kleines Stück verschluckte Wurzel werden noch keine Symptome auslösen. Trotzdem sollte man als Halter alle Spielzeuge oder Katzenkissen, die den Wirkstoff enthalten, auf Schäden prüfen und gegebenenfalls nicht mehr verwenden und entsorgen.
Lethargische oder spielmuffelige Katze mit Baldrian animieren
Die primären Einsatzgebiete für Baldrian bei Katzen sind vor allem, wenn die Tiere relativ wenig Interesse an Spielzeug zeigen. Denn das natürliche Jagdverhalten von Katzen sollte mit regelmäßigen Spieleinheiten gefördert werden, besonders wenn die Tiere vor allem in Wohnungshaltung leben. Bestreut man ein neues Spielzeug oder eine Kratzpappe mit Baldrianwurzel, kann es zudem dazu führen, dass die Tiere es leichter annehmen.
Aber auch nach einer Erkrankung oder Operation kann Baldrian dazu führen, dass die Tiere weniger lethargisch sind. Allerdings sollten die anregenden Stoffe natürlich erst dann unterstützend angewendet werden, wenn sich das Tier nach einem Eingriff oder einer längeren Krankheit bereits wieder auf dem Weg der Besserung befindet.
Ist Baldrian schädlich oder macht er Katzen süchtig?
Aufgrund der berauschenden Wirkung fragen sich auch viele Katzenhalter, ob Baldrian ihre Tiere abhängig machen kann. Dies ist jedoch nicht der Fall. Denn man kann häufig beobachten, dass Katzen etwa zehn Minuten mit den Kissen schmusen, animiert durch die Gegend laufen oder springen und es dann keines Blickes mehr würdigen.
Die Wirkung von Baldrian kann sich also auch abnutzen. Am besten nimmt man das Spielzeug weg, sobald es uninteressant geworden ist und präsentiert es ein paar Tage später erneut. Dies weckt auch die Neugier der Tiere und sorgt dafür, dass sie das Baldrianerlebnis quasi unbegrenzt wiederholen können.

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Reagieren alle Katzen auf Baldrian?
Eine Studie hat im Jahr 2017 untersucht, ob Katzen besser auf Katzenminze, Tatarische Heckenkirsche, Silberwein (auch als Matatabi-Sticks verkauft) oder auf Baldrianwurzel reagieren. Dabei zeigte sich, dass die Reaktion vieler Katzen doch recht unterschiedlich war. Auf Katzenminze reagierten etwa zwei Drittel der Tiere, auf Silberwein etwa 75 Prozent.
Auf Baldrian und die ebenfalls den Geißblattgewächsen entstammende Tatarische Heckenkirsche tatsächlich nur die Hälfte der Tiere. Bei 50 Prozent der untersuchten 100 Tiere zeigte sich also gar keine Wirkung. 2
Lässt die Katze also zu Hause das Baldriankissen uninteressiert liegen, kann man denselben anregenden Effekt auch mit den etwas wirksameren Stoffen Katzenminze und Silberwein erreichen.