30. Januar 2024, 13:40 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Plötzlich springt die Katze auf, rennt wild im Zimmer umher und jagt scheinbar etwas Unsichtbares. Die sogenannten „Zoomies“ irritieren Katzenbesitzer immer wieder. Handelt es sich dabei um ein Spiel oder leidet die Katze eventuell unter Stress oder Langeweile? PETBOOK verrät, was hinter dem Verhalten steckt.
Eben lag die Katze noch entspannt auf dem Sofa, plötzlich springt sie auf, rennt wild durch die Wohnung und den Kratzbaum hoch und runter. Dieses Verhalten von Katzen wird oft als „Zoomies“ bezeichnet. Der Begriff kommt aus dem englischen, wo „zoom“ auch „sausen“ oder „dahinbrausen“ heißt. Genauso plötzlich, wie sie angefangen hat, findet die Jagd wie durch Zauberei ein Ende. Die Katze legt sich entspannt aufs Sofa und putzt sich, als ob nie etwas gewesen wäre.
Viele Katzenhalter fragen sich dann, warum ihr tierischer Mitbewohner dieses merkwürdige Verhalten zum Teil sogar täglich zeigt. Wenn die Katze ohne Rücksicht auf Verluste die Wände hochgeht, kann das verschiedene Gründe haben. PETBOOK erklärt, was hinter den Zoomies bei Katzen steckt kann und wie man als Besitzer richtig reagiert.
Was sind Ursachen für die „Zoomies“ bei Katzen?
„Das kuriose Verhalten ist bei Katzen oft in den Morgenstunden oder in der Dämmerung zu beobachten“ weiß Annika Wechmann-Scherbe, die sich vor einigen Jahren als Katzenpsychologin selbstständig gemacht hat. „Katzen sind nachtaktive Jäger und laufen zu diesen Tageszeiten zur Hochform auf.“
Katze muss ihre Energie loswerden
Lebt die Katze ausschließlich in Innenräumen, und hat keinen Freigang und keine entsprechende körperliche Auslastung, werden buchstäblich überschüssige Energien in ihr frei. „Die wilde Jagd, bei der die Katze anscheinend einer imaginären Beute hinterherjagt, mit angelegten Ohren über die Couch zu fliegen scheint und ekstatisch maunzt“, sagt Annika Wechmann-Scherbe. Häufig beobachtet sie dieses Verhalten, wenn Klienten sie aufsuchen, die nach einer Erklärung dafür suchen, warum ihre Katze immer wieder wild durch die Wohnung läuft.
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Einer „Beute“ hinterherjagen
Auch in einem Mehrkatzenhaushalt kann es gelegentlich zu solchen Ausbrüchen kommen, sogar, wenn es sich dabei um Freigänger handelt. Dann geschieht dieses „Abgehen“ von null auf hundert allerdings nicht so häufig. „Man kann dieses Verhalten manchmal beobachten, wenn die Katze auf der Lauer liegt, um dann plötzlich zu explodieren, wenn sie zum Sprung ansetzt, um die anvisierte Beute zu ergreifen“, weiß die Katzenpsychologin.
Katzenhalter haben aber vielleicht auch schon beobachtet, wie die Katze nach ihrem Geschäft auf dem Katzenklo wie von der Tarantel gestochen hochspringt und durch die Wohnung rennt. Ob sie ihren eigenen Geruch nicht mag? „Auf den ersten Blick könnte man das als Katzenhalter tatsächlich so interpretieren. Eine Art der Erleichterung nach dem Toilettenbesuch würde ich aber eher vermuten“, so Wechmann-Scherbe.
Können auch Krankheiten hinter den „Zoomies“ bei Katzen stecken?
Man sollte die „Zoomies“ von Katzen aber nicht immer auf die leichte Schulter nehmen. Vielleicht leidet die Katze unter Juckreiz am Po, dann hat sie möglicherweise Würmer oder andere Parasiten. Vielleicht plagen sie stechende Schmerzen? Tritt die Raserei meist nach dem Klo-Gang auf, sollte man einen Tierarzt aufsuchen, um abzuklären, ob die Verhaltensauffälligkeit krankheitsbedingt ist.
Selten erkranken Katzen am Hyperästhesie-Syndrom, auch Rolling-Skin-Syndrom oder Running Fits genannt. Es handelt es sich hier um eine seltene neurologische Störung. Die Katze attackiert dabei vielleicht sogar ihren eigenen Schwanz, und hat dabei erweiterte Pupillen. Hyperästhesie bedeutet so viel wie Überempfindlichkeit und kann zu einer Sonderform der Epilepsie zählen. Ob die Katze davon betroffen ist, muss durch einen Tierarzt abgeklärt werden.
Lösung durch Beschäftigung
Hat man das Gefühl, die Katze ist nicht richtig ausgelastet und rennt täglich wie eine Wilde durch die Wohnung, kann man einiges tun, damit die „Zoomies“ weniger werden.
Futterspiele
Meist sorgt eine intensivere Beschäftigung mit der Katze für ein Abflauen der „wilden Minuten“. Wechmann-Scherbe hat ein ganzes Bündel von Methoden parat: „Die meisten Katzen leiden tatsächlich unter Langeweile. Wenn man nicht immer die Zeit aufbringen kann, um mit der Katze zu spielen, bietet es sich z. B. an, das Trockenfutter oder Leckerlis in Spielzeugen oder Fummelbrettern zu verstecken.“ Nun ist das Tier eine Weile mit Schnuppern, Fummeln und Fangen beschäftigt, und kann dabei seinen Jagdtrieb abbauen.
Bürsten, Massagen und Streicheln
Die meisten Katzen genießen es, ausgiebig gebürstet zu werden. Auch eine leichte Massage des Nackens und das liebevolle Streicheln des Köpfchens helfen, Stress abzubauen. Aber Vorsicht: Manche Katzen mögen es nicht, an Körperstellen wie den empfindlichen Pfoten oder dem Bauch berührt zu werden, und können darauf ziemlich ungemütlich reagieren.
Spiel, Spaß und Clickern
Angeln, Federn, Bällchen, all diese Spielzeuge sorgen für eine tolle Abwechslung für das aufgeweckte Tier. Und, von wegen, man könne Katzen keine Tricks wie den vermeintlich schlaueren Hunden beibringen: „Manche Katzen sind durchaus lernbegierig“, weiß die Katzenexpertin. „Clickertraining ist eine tolle Möglichkeit, bei Tier und Mensch für Erfolgserlebnisse zu sorgen – und dabei werden natürlich auch Glückshormone freigesetzt“. Wer sich intensiver mit dem Clickern beschäftigen möchte, findet dazu Anleitungen im Internet. Außerdem gibt es auch Fachliteratur zum Thema.
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Fazit
Ist ihre Katze wirklich ausgelastet? Kennen Sie die Bedürfnisse ihrer Katze, und gehen Sie auf ihre Anforderungen auch genügend ein? Wenn Sie diese künftig mehr berücksichtigen, könnte das dafür sorgen, dass Ihre Katze bald nicht mehr so häufig oder auch gar nicht mehr wild durch die Wohnung rennt.
Meine Erfahrungen
„Meine beiden Katzen, drei und neun Jahre alt, bekommen vor allem abends die ‚Zoomies‘. Meist führt das dazu, dass ein wildes Spiel zwischen den beiden entsteht. Rennt nur eine wild durchs Zimmer, nutze ich die Gelgenheit gerne, ein Spiel zu initiieren, denn meist spielen die Katzen dann besonders gerne mit. “– Saskia Schneider, leitende Redakteurin bei PETBOOK