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Gottheit und Opfergabe

So wurden Katzen im Alten Ägypten verehrt

Ein Sakrophrag aus Ägypten zeigt das Relief einer Katze
Tiermumifizierungen waren im Alten Ägypten gang und gäbe – auch die domestizierte Katze erhielt diese Behandlung, um ins Jenseits einziehen zu können Foto: Getty Images / iStockphoto
Louisa Stoeffler
Redakteurin

31. März 2023, 13:35 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Mäusesammler, Gottheit, Bote des Satans oder geliebtes Familienmitglied. Die Geschichte der Katze ist lang und von Höhen und Tiefen geprägt. Im Alten Ägypten polarisierte die Hauskatze besonders. Sie wurde als Gottheit bis zum Fanatismus verehrt, sodass sich manch andere Zivilisation später darüber lustig machte.

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Katzen und Menschen teilen sich eine lange, gemeinsame Geschichte voller Höhen und Tiefen. Aber wie kam die Katze zu uns und welche Beziehung hatten die antiken Völker zu einem der beliebtesten Haustiere? PETBOOK präsentiert die Geschichte der Katze im Alten Ägypten, als die Katze wie eine Göttin verehrt wurde und der Kult um die Tiere fanatische Ausmaße annahm.

Die Geschichte der Katzen im Alten Ägypten

Lange war man davon ausgegangen, dass die Katze als Haustier ihren Ursprung im Alten Ägypten nahm, doch die Domestizierung verlief anders, wie Sie im ersten Teil der PETBOOK-Reihe „Die Geschichte der Hauskatze“ lesen können: So wurden Katzen domestiziert.

Vor dem ersten Fund der Jungsteinzeit und insbesondere auf Zypern war man lange davon ausgegangen, dass die Geschichte der Hauskatze ihren Ursprung in der Antike nahm. Denn es ist wohl allgemein bekannt, dass Menschen im Alten Ägypten die Tiere verehrten und Gottheiten nach ihrem Abbild erschufen. Eine Katze zu töten oder zu verletzten, stand in der Spätzeit des Großreiches sogar unter Todesstrafe.1

Wahrscheinlich entstand der Kult um Katzen in Ägypten ebenfalls, weil sie Mäuse und andere Kleintiere, die sich von Korn ernähren, von den Vorräten fernhielten und sie dort fingen. In dem Land am Nil herrschte eine eiserne Vorratswirtschaft. Denn das geerntete Getreide musste ein ganzes Jahr bis zur nächsten Nilflut und Ernteperiode ausreichen. Dadurch, dass Katzen körnerfressende Tiere von den Speichern fernhielten, waren die Menschen im Alten Ägypten dankbar und sahen die Tiere als nützlich an.2

Katzen hatten im Alten Ägypten ihre eigene Göttin

Tatsächlich gibt es sogar eine ägyptische Katzengöttin, die eigene Tempel hatte und verehrt wurde. Die Göttin Bastet, die manchmal als Mensch mit Katzenkopf, manchmal ganz als Katze stilisiert wurde, stand für Liebe und Musik sowie Freiheit und Lebensfreude, aber auch die Mutterschaft. Die Alten Ägypter assoziierten diese Dinge mit Katzen, da sie ihre Jungen verteidigen, aber auch ihre Freiheit genießen und denen die Menschen ihre Liebe entgegenbrachten. Erste Belege über die Verehrung der Tiergöttin lassen sich bereits in der 2. Dynastie im Alten Reich nachweisen, also schon bevor die Pyramiden erbaut wurden.

Spätestens ab dem Ende des Alten Reiches und der 6. Dynastie gehörten Katzen zum Kult der Ägypter fest dazu. In der Begräbnisstätte in Sakkara, die seit der ersten Dynastie bis in die Zeit der Römer immer wieder von Königen und Pharaonen für Beisetzungen genutzt wurde, finden sich erste Belege für Katzen. Zahlreiche Tonscherben, in Leinen gewickelte Tiere und weitere Darstellungen belegen die Liebe zu dem Tier in der antiken Zivilisation.

Die Herrscher Pepi I. und sein (wahrscheinlicher) Sohn Pepi II. errichteten in Sakkara ihre Pyramiden und waren laut archäologischen Funden auch sehr den Katzen zugetan. In der Nähe der Pyramide von Pepi II., der mit nur sechs Jahren den Thron bestieg und laut einigen Quellen über 90 Jahre herrschte, wurden 2018 über 100 in Leinen eingewickelte Tiere aus dem Alten Reich entdeckt. In der Spätzeit des Reiches wurden beide Herrscher selbst wie Götter verehrt. Mit ihrer Vergöttlichung erreichte auch die der Katzen ungeahnte Ausmaße.

Katzenverehrung und Kultismus

Es ist nachgewiesen, dass die Ägypter ihre Katzen später in ihrer Geschichte auch nach den Prinzipien des Todeskultes mumifizierten. Nach ihrem Glauben konnten sie so ihre Tiere nach dem Tod in die Duat, also der Unterwelt bzw. in das Jenseits, mitnehmen. Der jung verstorbene Kronprinz Thutmose wurde in der 18. Dynastie mit einem Katzensarkophag beerdigt, der seine geliebte Hauskatze enthielt. Diese kann heute im Museum in Kairo besichtigt werden.

Der Katzenkult der Ägypter fand in der 22. und 23. Dynastie (ca. 945 – 715 v.u.Z.) einen weiteren Höhepunkt. Aus dieser Zeit sind die ersten vollständigen Katzenmumien erhalten. Sie wurden mit ebenso großer Sorgfalt behandelt wie die der ägyptischen Pharaonen. Zu dieser Zeit entstand auch eine Pilgerstätte für Katzenliebhaber in der Stadt Per-Bastet („Das Haus der Bastet“), die von den Griechen später Bubastis genannt wurde. Dieser Kult diente der Verjüngung der Herrscher und wurde mit Mitteln der Priesterschaft sowie des Königshauses finanziert.3

Verschiedene Arten der Katzenmumien

Die berühmte Ägyptologin und Mumienexpertin Salima Ikram hat sich eingehend mit Tiermumien beschäftigt und unterteilt die Katzenmumien in verschiedene Kategorien. Darunter befinden sich Tiere, die mit ihren Besitzern beerdigt wurden. Aber auch geheiligte Tiere, die während ihres Lebens verehrt wurden, werden immer wieder gefunden. Zuletzt waren Katzenmumien aber auch Votivgaben, die die Götter darstellten und als Opfergaben in Tempeln aufgestellt wurden.4

Tatsächlich nahm die Katzenverehrung wenige Jahrhunderte später in der Spätphase des Altägypten Reiches an dieser Stelle Ausmaße an, welche fanatisch anmuten. Wissenschaftler und Archäologen wie Ikram gehen davon aus, dass Millionen der Tiere gezüchtet, in den Tempeln getötet und dann als Votivgaben von Priestern verkauft wurden. Eine ganze Industrie erblühte um die Opfergaben mit Katzenmumien. Der fanatische Kult dauerte noch bis ins 4. Jahrhundert unserer Zeitrechnung und über den Zerfall des altägyptischen Reiches an.4

Tatsächlich konnte man jedoch viele dieser Katzenmumien mit hochauflösenden Röntgengeräten durchleuchten und stellte fest, dass nicht jede als rituelles Objekt verkaufte Katzenmumie wirklich ein Tier enthielt. Häufig waren nur Teile oder gar keine kätzische Anatomie sichtbar, sondern sollten nur von außen dem „rituellen Objekt“ der Katze entsprechen. Trotzdem stellt der Kult um die Tiere besonders in der letzten Phase der ägyptischen Hochkultur ein eher dunkleres Kapitel der Geschichte der Katze dar.1,3

Quellen

  1. Jores, Nicola Lesley. Zur Kulturgeschichte der Hauskatze unter besonderer Berücksichtigung ihrer Erkrankungen. Diss. 2004.
  2. Geigl, E. M., & Grange, T. (2019). Of cats and men: ancient DNA reveals how the cat conquered the ancient world. Paleogenomics: genome-scale analysis of ancient DNA, 307-324.
  3. Johnston, R., Thomas, R., Jones, R. et al. Evidence of diet, deification, and death within ancient Egyptian mummified animals. Sci Rep 10, 14113 (2020). https://doi.org/10.1038/s41598-020-69726-0
  4. Ikram, S., & Dodson, A. (1998). The mummy in ancient Egypt. Equipping the Dead for Eternity, London, 210–215. Buch.
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Sonstige Quellen

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