17. November 2024, 7:58 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Über Fellfarben bei Katzen gibt es diverse Aussagen und Mythen. So bringen insbesondere dreifarbige Katzen angeblich Glück. Doch woher kommt der Aberglaube? Und stimmt es eigentlich, dass dreifarbige Katzen immer weiblich sind?
„Schwarze Katzen bringen Unglück, dreifarbige Glück“ – ist ein alter Aberglaube, der sich aber hartnäckig hält. Auch heute bezeichnet man Katzen, die drei verschiedene Farben tragen gemeinhin noch als Glückskatzen. Doch was weiß man eigentlich sonst noch über die manchmal auch Calico, Tortie oder Schildpatt genannten Tiere? PETBOOK erklärt, was es mit Glückskatzen auf sich hat und ob sie wirklich immer weiblich sind.
Wie entstehen dreifarbige Katzen?
Grundsätzlich gibt es bei Katzen eigentlich nur zwei Grundtöne für das Fell, nämlich Rot und Schwarz – weißes Fell ist eigentlich keine eigenständig kodierte Fellfarbe, sondern das Fehlen einer solchen. Denn es gibt kein Pigment, das weiße Farbe produziert. Vielmehr wird dies durch genetische Marker hervorgerufen, die Rot und Schwarz überschreiben, sodass auch verschiedene andere Fellzeichnungen entstehen.
Darunter fallen unter anderem Scheckungen, zweifarbige Haare und getigerte oder gestreifte Muster im Fell. Durch diese zusätzlichen genetischen Informationen kann es auch zu weißem Fell und einem bunten Mix aus roten und schwarzen Abschnitten im Fell kommen. Mehr dazu erfahren Sie in diesem Artikel: Kennen Sie alle Fellfarben und -zeichnungen bei Katzen?
Damit eine dreifarbige Katze entsteht, braucht es also schon ein bisschen Glück. Denn sie muss das Gen für rotes und schwarzes Fell sowie das Scheckungsgen für weißes Fell haben. Viele Glückskatzen verfügen darüber hinaus noch über das Tabby-Gen für Wildtypus-Zeichnung, das für gestreiftes oder getupftes Fell sorgt. Somit haben sie mit ihrem wilden Mix an Informationen quasi den genetischen Sechser im Lotto gezogen.
Glückskatzen haben sehr bunte Würfe
Allerdings gilt dies tatsächlich nur für Kätzinnen. Diese dreifarbigen Tiere sind bereits besonders selten, für Kater ist es aber eigentlich unmöglich, dass sie drei Farben ausbilden. Grund dafür ist die Vererbung der Fellfarben-Informationen. Diese liegen auf dem X-Chromosom, von dem Kater nur eins besitzen. Das Y-Chromosom trägt keine genetischen Informationen zum Fell.
Das bedeutet auch, dass ein Kater die Informationen über das Fell immer von seinem Muttertier bekommt. Ein rot-weiß geborener Kater kann also eine rot-weiß gescheckte oder rot-schwarz-weiß gescheckte Mutterkatze haben. Da die Kätzin nur ein X-Chromosom auf die männliche Nachkommenschaft vererben kann, sind Würfe von dreifarbigen Katzen aus diesem Grund auch oft sehr bunt und sehen sich optisch nicht besonders ähnlich.
Klinefelter-Syndrom bei dreifarbigen Katern
Allerdings kann es trotz allem dazu kommen, dass Kater doch manchmal drei Fellfarben zeigen. Das liegt am sogenannten Klinefelter-Syndrom, einer genetischen Mutation, bei der ein Individuum zwei X-Chromosomen und ein Y-Chromosom vererbt bekommt. Sprich, sie tragen das genetische Muster XXY, anstatt XY, wie üblich bei einem männlichen Individuum. Dieses Syndrom gibt es auch bei Menschen und es führt meist zu geringem Wachstum und verkleinerten Geschlechtsorganen.
Das Klinefelter-Syndrom bei Katzen ist leider bisher nicht besonders gründlich erforscht. Allerdings weiß man, dass es entsteht, wenn sich bei der Zellteilung (Meiose) der Chromosomensatz des Spermiums oder der Eizelle nicht teilt. So enthält eine befruchtete Zelle bei der Fortpflanzung ein doppeltes Chromosomenpaar, anstatt eines einzelnen.
Passiert dies bei einem Kater, trägt er zwei X-Chromosomen und kann ebenfalls drei Farben ausbilden. „Glückskater“ sind jedoch sehr selten und werden dies wohl auch immer bleiben, denn in der Regel sind sie unfruchtbar, wie eine Studie aus dem Jahr 2014 anhand einer Untersuchung von Gewebe aus dem Hoden eines Glückskaters belegte.
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Warum gelten dreifarbige Katzen als Glücksbringer?
Da dreifarbige Kater so selten sind, ist es meist nicht möglich, dreifarbige Nachkommen zu züchten. Daher bleibt es tatsächlich stets ein Glücksfall, wenn die genetischen Informationen der Elterntiere so zusammenpassen, dass Rot, Schwarz, Scheckung und Tabby-Gen zusammentreffen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Glückskatze geboren wird, ist daher wirklich nicht besonders groß.
In vielen Kulturkreisen kursieren darum auch Geschichten über Glückskatzen. Unter anderem in Japan, mit der Legende der Maneki-neko, die von Seefahrern auf Schiffe mitgenommen wurde. Aber auch in Irland, wo die Folklore besagt, dass man den Schwanz einer Glückskatze über Warzen reiben soll. Im US-amerikanischen Bundesstaat Maryland, wurde die Calico indes zur designierten Katze und Symbol des Staates erklärt.
Auch in Deutschland gab es lange hartnäckige Mythen über die Glückskatze. So hieß es noch bis 1964 im zoologischen Nachschlagewerk „Brehms Tierleben“: „Eine dreifarbige Katze schützt das Haus vor Feuer und anderem Unglück, die Menschen vor dem Fieber, löscht auch das Feuer, wenn man sie in dasselbe wirft und heißt deshalb ‚Feuerkatze‘. Wer sie ertränkt, hat kein Glück mehr oder ist sieben Jahre lang unglücklich; wer sie totschlägt, hat fernerhin kein Glück; wer sie schlägt, muss es von hinten tun.“
Glücklicherweise gilt diese Ansicht jedoch mittlerweile als völlig überholt. Man ist sich heute hoffentlich überall darüber einig, dass man eine Glückskatze nicht zum Feuerlöschen verwendet, sondern sie als geliebtes Haustier mit ganz besonderem Fell versteht.