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Unterschied zum Mensch

Farbenblind? So sehen Katzen die Welt

Katze schaut direkt in die Kamera
Lange Zeit wurde behauptet, Katzen können keine Farben sehen. Heute wissen wir: Katzen sehen die Welt farbig, aber doch ganz anders als wir Menschen Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

23. August 2023, 11:07 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Lange Zeit wurde behauptet, dass Katzen farbenblind seien. Doch in Wirklichkeit können Katzen sehr wohl Farben sehen, allerdings anders als wir Menschen. Welche Unterschiede es außerdem zwischen unserer optischen Wahrnehmung und der von Katzen gibt, erklärt PETBOOK-Autorin und Biologin Saskia Schneider.

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Wir Menschen sehen die Welt in Farbe. Genau genommen sind die sogenannten Zapfen in unserer Netzhaut in der Lage, auf die Farben Rot, Grün und Blau zu reagieren. Aber wie ist das bei unseren Katzen? Lange Zeit hieß es, Katzen könnten keine Farben sehen. Doch bereits Studien aus den 1970er-Jahren konnten beweisen, dass die Tiere mehr als einen Typ von Zapfen besitzen und somit mehr als eine Farbe sehen bzw. Farben voneinander unterscheiden können.

Heute wissen wir sehr viel mehr darüber, wie Katzen ihre Welt optisch wahrnehmen – und sogar Dinge sehen, die uns Menschen verborgen bleiben. PETBOOK hat spannende Fakten rund um das Sehvermögen von Katzen hier für Sie zusammengestellt.

Können Katzen Farben sehen?

Nimmt man es ganz genau, entstehen Farben erst in unserem Kopf. Dabei werden bestimmte Wellenlängen des Lichts von den Nervenzellen im Auge wahrgenommen. Von diesen Zellen gibt es zwei Typen: Stäbchen und Zapfen. Während die Stäbchen vor allem für die Wahrnehmung von Bewegung sowie Hell und Dunkel zuständig sind, kommt die Fähigkeit, Farben zu unterscheiden, von den Zapfen.

Sowohl Menschen als auch Katzen besitzen drei Arten von Zapfen in ihrer Netzhaut. Diese können Kombinationen aus Rot, Blau und Grün identifizieren. Theoretisch müssten Katzen also genauso viele Farben unterscheiden können wie wir. Dem ist tatsächlich aber nicht so.

Welche Farben können Katzen sehen?

Neurobiologen – das sind Wissenschaftler, die sich mit Nervenzellen beschäftigen, haben herausgefunden, dass das Farbensehen der Katzen vor allem auf zwei Zapfen basiert. Diese sind für die Wellenlängen 450 nm und 556 nm empfänglich. Das entspricht den Farben Blau und Gelb/Grün. Zwar existiert noch ein dritter Zapfentyp, dieser sei aber in seiner Fähigkeit, Farben wahrzunehmen, sehr eingeschränkt.

Farbpalette beim Sehen von Katze und Mensch im Vergleich
Während wir Menschen die drei Hauptfarben Rot, Grün und Blau sowie Mischfarben daraus wahrnehmen, sehen Katzen ihre Welt vor allem in Blau, Gelb und Grün. Foto: PETBOOK mit Canva erstelle

Auch andere wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Katzen nicht in der Lage sind, die ganze Farbpalette wahrzunehmen. Das betrifft wohl vor allem das Farbspektrum im Orange- und Rot-Bereich. Zudem besitzen wir Menschen zehnmal mehr Zapfen als Katzen und können allein deswegen mehr Farbvariationen wahrnehmen.

Für die Katzen ist es auch nicht so wichtig, in „voller Farbe“ zu sehen. Für sie sind andere Reize beim Jagen wie Geruch, Geräusche und auch die Wahrnehmung von Bewegungen relevant für den Jagderfolg. Zumal Beutetiere farblich meist gut an ihre Umgebung angepasst sind.

Katzen können UV-Licht sehen!

Katzen können zwar nicht so viele Farben wahrnehmen wie wir, dafür sehen sie einen Bereich des Lichtes, der uns verborgen bleibt: Ultraviolett. Das zeigte eine Studie von 2014, die in dem Wissenschaftsmagazin Proceedings of the Royal Society B veröffentlicht wurde.

Ultraviolettes Licht wird zum Beispiel von Blumen reflektiert. So befinden sich auf den Blüten meist Muster, die den Insekten den Weg zum Nektar weisen, die wir aber nicht wahrnehmen. Unsere Katze schon. Für sie sind die Markierungen auf den Blüten zwar irrelevant, aber UV-Licht wird auch von Substanzen wie Urin reflektiert, welcher für Katzen eine große Rolle in ihrer Kommunikation spielt. Auch Schnee reflektiert UV-Licht, weißes Fell allerdings nicht. Dies könnte für die Katze ein Jagdvorteil sein.

Zudem gelange durch die Fähigkeit, UV-Licht wahrzunehmen, mehr Licht in die Netzhaut, wie die Studienautoren Ronald Douglas und Glen Jeffery verraten. Für die dämmerungsaktiven Jäger ebenfalls von Vorteil. Zudem könnte es erklären, warum Katzen von ungewöhnlichen Gegenständen wie Papierblättern besessen scheinen. Diesen werden manchmal optische Aufheller zugesetzt, um sie heller erscheinen zu lassen. Daher absorbieren in der Regel auch Licht im UV-Bereich und könnten so für Katzen besonders interessant aussehen.

Weites Sichtfeld

Ein weiterer Unterschied, der die optische Wahrnehmung der Katzen von der unseren unterscheidet, ist das Sichtfeld. Während unsere Augen eher parallel auf einem ovalen (länglichen) Gesicht angeordnet sind, sitzen die Augen der Katze weiter seitlich an einem schmalen Kopf.

Dadurch haben die Tiere ein weiteres Sichtfeld von etwa 285 Grad, während unser Sichtfeld etwa 210 Grad beträgt. Das bedeutet, dass Katzen beim sogenannten peripheren Sehen besser abschneiden. Allerdings ist ihre Sehschärfe bzw. der Bereich, in dem Katzen scharf sehen, kleiner.

Katzen können Bewegungen besser wahrnehmen

Katzen haben elliptische Pupillen, die sich maximal erweitern, sodass sie viel Licht einfangen können. Sie haben zudem reflektierende Zellen unter der Netzhaut, das sogenannte Tapetum lucidum. Dies reflektiert Licht und ermöglicht es den Tieren, auch bei schwachem Licht zu sehen.

Dabei helfen den Katzen auch die Stäbchen in ihrer Netzhaut. Von ihnen besitzen Katzen mehr als wir Menschen. Die Stäbchen sind unter anderem für die Erkennung von Bewegungen zuständig. So können die Tiere auch kleine Bewegungen auf große Entfernungen wahrnehmen. Im Vergleich zu Menschen sehen Katzen also besser bei schwachem Licht (Dämmerung und Morgendämmerung) und erkennen Bewegungen genauer.

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Beispiele, wie Katzen die Welt sehen

Für uns Menschen ist es oft nur schwer vorstellbar, wie Katzen die Welt wahrnehmen. Um uns einen bildlichen Eindruck zu vermitteln, konsultierte der Künstler Nickolay Lammvor fast einem Jahrzehnt drei Experten für das Sehen von Tieren, um ihre Sicht auf die Welt visuell darzustellen, wie die US-amerikanische Nachrichtenseite „Business Insider“ berichtete – darunter auch Katzen. Lammvor erschuf mit den Informationen verschiedene Bilder, in denen er das visuelle Sichtfeld, die Nachtsicht, das Farbensehen und die Wahrnehmung der Distanz von Katzen darstellte.

Eine andere Möglichkeit, sich in die visuelle Welt der Katze zu versetzen, entwickelten Wissenschaftler im Jahr 2010 mit einer Game-Engine namens „Catalyst“. Sie soll Benutzern die Unterschiede zwischen dem menschlichen und dem kätzischen Sehen nah bringen. Dabei setzten die Forscher interaktiv das Sehen von Farben, das Sichtfeldes und die Tiefenwahrnehmung in einem Live-Video-Feed um. Der Spieler kann dabei zwischen den zwei visuellen Systemen wechseln. Ihre Ergebnisse publizierten sie in einem Tagungsband. Beispielbilder findet man hier.

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Quellen

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