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Caramel, Apricot, Lilac, …

Kennen Sie alle Fellfarben und -zeichnungen bei Katzen?

Eine rotweiße Siamkatze Freisteller
Die Zucht hat bei Katzen sehr vielfältiges Aussehen hervorgebracht. Hätten Sie zum Beispiel gewusst, dass die Fellfarbe und -zeichnung dieser Siamkatze Apricot Red Tabby Point heißt? Foto: picture alliance / Dorling Kindersley | Marc Henrie
Louisa Stoeffler
Redakteurin

10. Juli 2024, 17:37 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

In vielen Rassebeschreibungen für Katzen finden sich Angaben über Fellfarben wie Tawny, Apricot oder Caramel. Auch die Begriffe Tabby und Colourpoint fallen häufig. PETBOOK verrät, was hinter den verschiedenen Bezeichnungen steckt und wie sie zustande kommen.

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Neben Hunden sind Katzen die Tiere, die Menschen am häufigsten genetisch durch Zucht verändern. Dadurch entstehen auch immer exotischere Katzen mit den unterschiedlichsten Fellfarben und -zeichnungen. Je nachdem, bei welcher Organisation man schaut, gibt es mittlerweile 40 bis 98 anerkannte Katzenrassen. Doch dort finden sich auch viele Fachbegriffe und Beschreibungen des Fells, bei denen nur wahre Katzenprofis komplett durchblicken können. Bis jetzt, denn PETBOOK erklärt einmal näher, wie die verschiedenen Muster und Farben entstehen und wie sie aussehen.

Am Anfang war nur Rot und Schwarz

Wenn man sich bei Hauskatzen ohne Zucht umschaut, wird schnell klar, dass man dort wenige Fellfarben entdeckt. Denn eigentlich gibt es bei den Tieren nur Gene mit Pigmenten für zwei verschiedene Farben. Je nachdem, welche Informationen auf dem jeweiligen X-Chromosom liegen, werden sich also unterschiedliche Pigmente ausprägen. Dies ist entweder der Farbstoff Eumelanin, der schwarzes Fell erzeugt oder Phäomelanin, das für die Bildung von rotem Fell verantwortlich ist.

Verdünnungsgene schwächen Grundfarben ab

Diese Grundpigmente können jedoch durch verschiedene genetische Marker verändert werden. Zwei der wichtigsten für Zuchtkatzen nennen sich Verdünnungsgene, die Eumelanin oder Phäomelanin abschwächen und Abstufungen entstehen lassen. Hier unterscheidet man zwischen einem einfachen und modifizierten Gen, welches doppelt entfärbend wirkt. Diese Gene werden nach dem englischen Begriff auch Dilute genannt.

Verdünnt sich bei einer Katze also der Farbstoff Rot, kommt dabei mit dem einfachen Dilute-Gen die Farbe Creme heraus. Trägt das Tier noch das modifizierte Dilute-Gen, wird der Farbton nochmal etwas schwächer ausgeprägt und nennt sich dann in der Fellfarben-Sprache bei Katzen Apricot.

Junge Britisch Kurzhaar auf einem Sitzsack
Die Britisch Kurzhaar wirkt durch ihren runden Kopf und die großen Augen besonders niedlich. Auch ihr blaues Fell macht sie zum Hingucker. Foto: Getty Images

Schwarzes Pigment ist sehr wandelbar

Richtig interessant wird es jedoch, wenn man sich die möglichen Variationen des schwarzen Pigments Eumelanin anschaut. Dies nennt sich auch B für Black und wird eigentlich dominant vererbt. Allerdings ist es sehr wandelbar und hat mehrere Allele – also genetische Informationen, die nicht dominant vererbt werden. Diese können jedoch durch gezielte Zucht zum Vorschein gebracht werden. Hier zeigt sich dann das nicht dominante b-Allel, das schokoladenbraunes (Chocolate) bzw. kastanienbraunes (Chestnut) Fell hervorbringt. Ein drittes (bl-Allel) bringt schließlich die Farbe Zimt (Cinnamon) zum Vorschein.

Diese drei Farbschläge können dann durch das Dilute- und modifizierte Dilute-Gen noch weiter verwässert werden. Verdünnt sich schwarzes Fell, entstehen daraus die Farbschläge Blue und Caramel. Hierbei muss man sich jedoch kein sattes Meeresblau oder Bonbonbraun vorstellen, sondern eher die Farben, die sich häufig bei Kartäuser Katzen oder Britisch Kurzhaar zeigen.

Entsprechend verdünnt sich schokoladenbraunes Fell dann zu den Farbschlägen Flieder/Lavendel (Lilac/Lavender) und Taupe. Zimtbraunes Fell dagegen wird durch Verdünnung zu Rehbraun (Fawn) und Beige. Manche Zuchtorganisationen sprechen jedoch auch einfach weiter von Karamelltönen, da Caramel, Fawn und Beige sich optisch bereits sehr ähneln.

Scheckungs-Gen lässt Weiß entstehen

„Doch Halt!“, werden sich nun viele denken. Denn was ist eigentlich mit weißem Fell? Dies tragen immerhin sehr viele Katzen, meist in Kombination mit Schwarz oder Rot. Per se handelt es sich jedoch bei diesem Weiß nicht um eine Farbe oder ein Pigment, sondern um das Fehlen davon. Alle weiteren Zeichnungen und Muster lassen sich darauf zurückführen, dass an einer Stelle der DNA durch das sogenannte Scheckungsgen zunächst pigmentloses Fell durchschlägt.

Sobald eine Katze einmal dies Gen vererbt bekommen hat, sind den Fellmustern nur noch wenige Grenzen gesetzt. Sie können weiße Pfoten entwickeln, zweifarbig bunt gescheckt sein, sowie ein Harlekin- oder Van-Muster ausbilden. In diesen beiden Fällen konzentriert sich die Farbe auf den Schwanz und die Ohren oder einige Punkte auf dem Rücken.

Bei Katzen, die ganz weiß sind, fehlen alle weiteren pigmentbildenden genetischen Informationen im Fell. Dies ist in den meisten Fällen eine Form von Leuzismus, die in der Regel keine Konsequenzen hat. Wahre Albinos sind bei Katzen dagegen sehr selten und zeigen sich vor allem an blauen Augen, die dann ebenfalls keine Farbpigmente mehr ausbilden.

Colourpoint oder Teilalbinismus

Bei blauen Augen werden nun vielen direkt Siam und andere asiatische Katzen einfallen. Bei diesen Tieren spricht man durch ihr Farbmuster auch davon, dass sie eine Form des Teilalbinismus tragen. Ihre Augen sind blau, jedoch zeigen sich vor allem im Gesicht, dem Schwanz und den Beinen andere Farben. Diese konzentrierte Fellfarbe bei Katzen nennt sich Colourpoint-Zeichnung.

Diese entsteht in der Regel wiederum durch eine Veränderung des schwarzen Pigments. Bei diesen Katzen gibt es jedoch eine einzigartige Besonderheit: Ihr Fell wird dunkler, wenn es kälter wird. Dies nennt sich auch Kälteschwärzbarkeit und zeigt sich daher bezeichnenderweise häufig an den Bereichen des Tiers, die weniger warm sind als andere. Manche Colourpoint-Katzen dunkeln jedoch auch im Laufe ihres Lebens nach, je nachdem welche Temperaturen sie kennengelernt haben.

Bei ihnen zeigen sich vor allem Abstufungen von Eumelanin, weshalb man bei Siam, Thai und Burma-Katze häufig Bezeichnungen wie Blue Point, Chocolate Point oder Lilac Point findet. Zusätzlich zeigt sich hier auch die Fellfarbe Seal Point, welches an das dunkle Braun einer Robbe erinnern soll und eine ganz leichte Verdünnung von Schwarz ist.1

Musterungen bei Katzen

Des Weiteren gibt es bei Katzen noch den sogenannten Wildtypus, auch als Tabby bekannt. Voraussetzung für die Ausbildung von Streifen, Flecken und Punkten ist jedoch wieder Vorhandensein von Weiß, in Kombination mit genetischen Veränderungen. Hier fehlen entweder Teile der DNA oder wurden neu kombiniert, sodass sich sogar zweifarbige Haare zeigen. Denn schaut man sich eine Tabby-Katze einmal genau an, gibt es immer Stellen, an denen sich farbloses Fell zeigt.

Das in der Zucht auch Agouti genannte Merkmal kann entweder das oberste Achtel des Haares betreffen und wird dann Shell oder Chinchilla genannt. Auch die obere Hälfte des Haares kann dunkler sein, was sich Schattierung oder Shaded nennt. Ist nur das unterste Achtel des Haares nicht gefärbt, spricht man von Rauchfärbung oder Smoke.

Diese zweifarbigen Haare lassen dann die Musterungen des Tabbytypus bei Katzen, der sie an eine Wildkatze erinnert lässt, erscheinen. Bei manchen hat er die Farbausprägung Tawny, welche Phäomelanin und Eumelanin zu einem Mix vereint. Bei vielen Tieren zeigt sich die Tabby-Zeichnung aber auch in unverdünntem Rot oder Schwarz. Nicht immer ist diese Zeichnung voll ausgeprägt, lässt sich dann aber durch eine an den Buchstaben M erinnerndes Muster über der Nase oder durch Farbringe, die sich am Schwanz zeigen, erkennen. Allerdings gibt es auch vier volle Tabby-Variationen:

  1. Getigert/gestreift
  2. Getupft, mit kleinen Farbpunkten
  3. Gestromt, sehr breite Streifen
  4. Getickt, mit rosettenförmigen, großen Farbtupfen2
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Weitere seltene Fellfarben und -musterungen bei Katzen

Bei Katzen gibt es also die diversesten Fellfarben und -abstufungen davon. Zudem werden immer neue entdeckt, wie zuletzt die schwarz-weiß-graue Salmiak-Zeichnung bei Katzen aus Finnland (PETBOOK berichtete). Schaut man etwas weiter in das Nachbarland, findet sich dort bei der Norwegischen Waldkatze bereits eine weitere einzigartige Fellfarbe, die sich Amber nennt. Über die Fellfarbe weiß man bislang, dass sie zu Light Amber verwässert, sie zeigt sich aber auch in Kombination mit einem Tabby-Muster oder sogar in einer dreifarbigen Variante – denn auch diese ist bei Katzen möglich, aber sehr selten.

Dreifarbigkeit bei Katzen nennt sich auch Schildpatt oder Tortie. In der Regel tritt sie nur bei Kätzinnen mit Rot- und Schwarz-Pigmenten auf, die zusätzlich Scheckung und sogar Tabby-Zeichnung tragen. Mit ihrer Seltenheit sorgt diese Zeichnung dafür, dass diese Tiere den unwahrscheinlichsten genetischen „Sechser im Lotto“ gezogen haben und auch Glückskatzen genannt werden. Alles Weitere zu diesem Thema erfahren Sie in diesem Artikel: Sind dreifarbige Katzen immer weiblich?

Zu guter Letzt gibt es auch die besonderen Färbungen Silber und Gold. Diese sind noch sehr selten und werden entsprechend verstärkt gezüchtet und begehrt. Bei diesen Farbmusterungen zeigt sich ein einfarbiges Haarkleid mit leicht eingefärbten Spitzen. Die Chinchilla-Katze ist hier als ein Beispiel zu nennen. Diese gibt es in den Varianten Silver Shaded und Gold Shaded, was einem weißen bzw. beigen Grundton mit dunklen Haarspitzen entspricht.3

Quellen

  1. Labgenvet.ca, „Cat Genetics 2.0: Colours“ (aufgerufen am 10.7.2024) ↩︎
  2. Katzenwiewir.de, „Katzenfell“ (aufgerufen am 10.07.2024) ↩︎
  3. Christoph Riedel, „Genetik bei Katzen“ (PDF). ↩︎
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